Der Artikel in der SZ geht eigentlich noch. Ja, er strotzt vor negativen Wertungen - aber er gibt sie nicht als Tatsachen aus. Damit kann ich leben.
Dem Spiegel habe ich allerdings folgendes mitgeteilt:
ZitatAlles anzeigenDer Verfasser der sogenannten "Satire" mit dem Titel Hurra! Der Despot weicht wird aufgefordert, vor dem Niederschreiben eines weiteren ähnlichen Ergusses Kurt Tucholskys Essay zum Thema "Was darf die Satire?" von 1919 nicht nur zu lesen, sondern auch zu verstehen.
Dort steht zwar zweifellos das Postulat, dass die Satire alles dürfe, aber vor allem steht dort auch ein für sie entscheidendes Charakteristikum: "Die Satire muss übertreiben [...] Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird [...]".
Dem Verfasser der Collins-"Satire" sei dies ins Stammbuch geschrieben: Satire vergrößert die WAHRHEIT.
Die durch nichts legitimierte Einreihung eines Musikers in die Schar politischer Despoten, die man mit Bombengewalt töten müsse, hat nichts mit der Wahrheit zu tun.
Die Einordnung von Collins' Musik als ein mögliches Mittel zur Folter in Guantanamo entspricht einer unverhohlen negativen Einstellung des Verfassers. Das ist völlig legitim und sei ihm keineswegs angekreidet, aber eine Meinung ist keine Wahrheit.
Das Mikrofon eines Sängers ist genauso sehr eine "Vernichtungswaffe" wie die Tastatur, die der Verfasser der Glosse für seine Bemerkungen einsetzt.
"Nirgends verrät sich der Charakterlose schneller als [bei der Satire]", befindet Tucholsky, "nirgends zeigt sich fixer, was ein gewissenloser Hanswurst ist [...]" Im vorliegenden Falle stimmt das nicht. Der Autor der Glosse hat nicht das Rückgrat besessen, diese Glosse mit seinem Namen zu zeichnen. Zum Ruhme gereicht sie ihm nicht - und auch nicht dem Spiegel, der seinen Namen durch die Veröffentlichung für so etwas hergegeben hat.