• Limited Edition of one, Eindruck nach ca. 140 Seiten:

    Grandioses Buch. In seiner nerdigen Fachkenntnis mit Blick auf unbekannte Alben/Künstler und seinem detaillierten und interessierten Blick auf handwerkliche Aspekte des Musikschaffens erinnert mich Wilson ein wenig an Quentin Tarantino. Zwei verschiedene kreative Genres, aber derselbe leidenschaftliche Zu- und Tiefgang, unabhängig von allgemeiner Popularität.


    Wilsons Lieblingsalbum werde ich hier nicht spoilern, kann es auch nur mit einem hohen Nostalgiefaktor erklären. Sagen wir mal so: In puncto Zugänglichkeit ist es das genaue Gegenteil des auch von ihm sehr geschätzten Karlheinz Stockhausen. Was er wiederum an dieser Art von experimentellem Bullshit (meine Wertung!) findet, verstehe ich nicht. Aber selbst wenn ich Wilson in einigen Punkten nicht folgen kann, finde ich gut, wie oft er klar Position bezieht.


    Seine Familiengeschichte hat mich berührt. Und was das Führen obskurer Listen angeht, habe ich anscheinend einen neuen Seelenverwandten...:)

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Wilson wurde oft bei "The Incident" wegen seiner Perfektion und mangelnden Spontanität kritisiert. Wie man es macht....
    TFB war sicher, auf seine Art, noch perfekter und ausgereifter. Leider hat es an Songideen und Kreativität gefehlt. Dann doch lieber den Wilson der Frühphase mit "unausgegorenem (aber guten!) Kram"
    Ich hoffe er hat den Schuß gehört und ist von dem Trip der nächsteTicToc-Star zu werden, geheilt! Bin gespannt!

  • Limited Edition of one, Eindruck nach 286 Seiten:

    Was für ein tolles Buch! Schon jetzt eines der besten Einblicke in ein Künstlerleben gebenden Bücher, das ich je gelesen habe.

    Keine strenge Musikerbiografie, die verschiedene Schaffensphasen chronologisch und komplett nachzeichnet, aber genau das wollte Wilson offenbar nicht. Aktuell wurde "der Rabe" beispielsweise noch gar nicht erwähnt.


    Dennoch erfährt man sehr viel über seine musikalische Philosophie, über bestimmte technische Aspekte des (elektronische ) Musikmachens, über einzelne Enttäuschungen nicht erfüllter Erwartungen, aber eben auch viel über den Menschen Steven Wilson, über z.B. Flugangst, Religion und Vegetarismus oder seine Meinung zu social media.


    Es gibt etliche Listen, die seinen Geschmack mit Blick auf Songs, Alben, Filme und Bücher abbilden. Alles sehr aufschlussreich! In seiner Liste der 100 Lieblingssongs (die er selbst als veränderliche Momentaufnahme ansieht) gibt es kein Stück von Genesis, aber zwei Songs von Mitgliedern der Band. Mehr möchte ich hier nicht spoilern.


    Interessant auch der Einblick in die Entstehungsweise des Buches. Den Kapiteltexten lagen wohl ursprünglich lange Gespräche/Interviews mit dem Musikjournalisten Mick Wall zugrunde, und in zwei Kapiteln darf der Leser diese Originalform lesend nachvollziehen. Durch diese unterschiedlichen Sprachstile bleibt das Lesen abwechslungsreich.


    Bleibt die Frage: Warum wird so ein tolles Buch nicht ins Deutsche übersetzt? Lohnt das wirtschaftlich nicht, oder hab ich's übersehen?

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Es gibt etliche Listen, die seinen Geschmack mit Blick auf Songs, Alben, Filme und Bücher abbilden. Alles sehr aufschlussreich! In seiner Liste der 100 Lieblingssongs (die er selbst als veränderliche Momentaufnahme ansieht)

    Auf welchem Platz ist Mr Blue Sky von ELO?

    “It doesn`t have to be like this. All we need to do is make sure we keep talking"

    Stephen Hawking

    (Zitat aus dem Song "Keep Talking" von Pink Floyd, mit Stephen Hawking`s Stimme)

  • Auf welchem Platz ist Mr Blue Sky von ELO?

    In seiner „100 Songs“-Liste findet sich von ELO nur ein Song, nämlich ONE SUMMER DREAM.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Bleibt die Frage: Warum wird so ein tolles Buch nicht ins Deutsche übersetzt? Lohnt das wirtschaftlich nicht, oder hab ich's übersehen?

    Naja, auch wenn er durchaus erfolgreich ist - er ist nunmal keiner der ganz großen Stars, keiner den man aus dem Radio kennt oder von dem die Leute generationenübergreifend ein paar Hits nennen könnten. Das ist einfach zu nischig, zu nerdig und kein Massenphänomen. Wenn man sich anschaut, welche Musikerbiographien so ins Deutsche übersetzt werden, dann sind es eben doch eher die ganz großen Stars. Für Wilson wird es sich nicht lohnen. Ich denke auch, dass seine Zielgruppe überwiegend ganz gut Englisch kann.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Naja, auch wenn er durchaus erfolgreich ist - er ist nunmal keiner der ganz großen Stars, keiner den man aus dem Radio kennt oder von dem die Leute generationenübergreifend ein paar Hits nennen könnten. Das ist einfach zu nischig, zu nerdig und kein Massenphänomen. Wenn man sich anschaut, welche Musikerbiographien so ins Deutsche übersetzt werden, dann sind es eben doch eher die ganz großen Stars. Für Wilson wird es sich nicht lohnen. Ich denke auch, dass seine Zielgruppe überwiegend ganz gut Englisch kann.

    Ich lese auch lieber auf Deutsch. Auch wenn manches kurios übersetzt wird und ich lesen kann, muss ich dennoch manches nachschlagen/googeln und ließt sich - für mich - eben nicht flüssig. Daher auch schade, dass es die Biografien von David Crosby, Mike Oldfield oder Greg Lake nicht ins Deutsche geschafft haben, die von Graham Nash aber schon (ist übrigens auch zu empfehlen!).

  • Ich hab Wilsons Buch jetzt durch. Kann es nur jedem Fan empfehlen. Viele interessante Einblicke. Und gut geschrieben.


    An einer Stelle wurde dann sogar Phil Collins lobend erwähnt. Sein Song IN THE AIR TONIGHT wurde als ein Beispiel für originelle Popmusik genannt, also Songs, die sehr erfolgreich waren, obwohl sie in der einen oder anderen Weise die traditionelle Popformel durchbrochen haben. Da kann man Wilson nur zustimmen.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"