GENESIS live im Bataclan 73 (restauriert 2021)

  • Aber ehrlicherweise kann ich mir das nicht anschauen. Anhören ist prima. Aber diese gruseligen Gestalten in den gruseligen 70er-Jahre-Frisuren und -Klamotten, besonders der lächerlich geschminkte und verkleidetet Gabriel, da bin ich froh zu spät geboren zu sein...

    Ach die Klamotten und Frisuren sind gar nicht so schlimm, da sieht man heute oft gruseligeres. Wer mal beim WGT war und den einen oder anderen aus einem Korsett quellenden Fleischrock gesehen hat, wird mir da sicher recht geben.


    Wirklich gruselig finde ich jedoch Peters Rumgehampel bei "The Knife". Das treibt mir dann wirklich die blanke Schamesröte ins Gesicht. Alles in allem ziehe ich da Shepperton doch vor.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Tom, wir schreiben aneinander vorbei. Du weißt da natürlich mehr Details, aber im Groben ist mir das schon bekannt. Und genau das meinte ich ja: Schade dass Genesis sich nicht um ihr eigenes Material kümmern. Auch wenn sie keine Rechte an diesen Fernsehmitschnitten haben, andere Bands machen das besser. Queen z. B. haben in den letzten 20 Jahren das eine oder andere für's TV aufgezeichnete Konzert restauriert und veröffentlicht. Andere geben ihr OK dazu dass die Rechteinhaber das tun (z. B. Rockpalast). Von Genesis kommt da eben nix, und das finde ich schade.

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  • Etwas merkwürdig finde ich jedenfalls, dass Phil in einer sehr kurzen Hose auf der Bühne saß.


    Ich hatte gedacht, dass man in England damals einen besseren Stil pflegte, gerade als Schüler einer besseren Privatschule.

    Ist das satirisch gemeint? Selbst wenn auch Phil Charterhouse-Schüler gewesen wäre: Bessere Privatschule = besserer Stil? Wohl nahezu jedes Mitglied einer (Prog-) Rockband hätte es in den frühen 70ern schwer gehabt, in der örtlichen Kirchengemeinde optisch in der Masse unterzutauchen. Unabhängig von seinem Bildungsgrad...


    tom: Vielen Dank für die interessanten Einblicke, das war mir so noch nicht bekannt. 👍

  • Ist das satirisch gemeint? Selbst wenn auch Phil Charterhouse-Schüler gewesen wäre: Bessere Privatschule = besserer Stil?

    Nein, das war nicht satirisch gemeint. Ich hatte tatsächlich die Vorstellung, dass (englische) Privatschüler jener Zeit bestrebt gewesen wären, sich optisch (positiv) von unteren Schichten abzuheben.


    Drei Tage, nachdem ein Video in verbesserter Qualität aufgetaucht ist, zu fragen, warum die Band das denn nicht veröffentlicht hat - wenn das nicht absurd ist, was dann? ;)


    Denn das würde ja voraussetzen, dass die Genesis-Verantwortlichen die Filmrollen im eigenen Archiv im jederzeitigen Zugriff stehen haben. Und die sie dann doch mal eben zum Restaurieren geben könnten, wenn sie nur wollten. Das ist eine höchst naive Vorstellung,

    Naiv würde ich die Vorstellung nicht nennen.

    Eigentlich ist es das Normalste der Welt, dass sich erfolgreiche Bands auch Aufnahmen der eigenen Konzerte in der bestmöglichen Qualität sichern oder zumindest die Rechte an diesen.

    Schade, dass man das bei Genesis versäumt hat.

  • Zitat

    Nein, das war nicht satirisch gemeint. Ich hatte tatsächlich die Vorstellung, dass (englische) Privatschüler jener Zeit bestrebt gewesen wären, sich optisch (positiv) von unteren Schichten abzuheben.

    Dann weißt Du aber nicht sehr viel über die Anfangsjahre? Gabriel, Banks, Rutherford und Phillips waren nicht stolz darauf, fanden es gruslig, wären lieber woanders gewesen, und gründeten die beiden Bands, aus denen sich Genesis rekrutierte, eher als Rebellion gegen ihre Schule. Collins und Hackett waren keine Absolventen von Eliteschulen. Optisch von unteren Schichten abheben - wie Broker, Banker, Staatsanwälte, Großindustrielle, Militärschulen-Absolventen?! Das Gegenteil war der Fall, man wollte einsickern in die unteren Schichten, aufzeigen, das Status Illusion ist, und nichts zwischen den Musikern und den Hörern steht. Denn so entsprach es dem Geist der Zeit. Die neuen Konservativen Jugendlichen kamen erst ab 1980 auf.


    Und ansonsten kann man nicht sagen, Genesis würden nun gar nichts tun und nichts aus den Archiven freigeben - da haben Archives, Jackson-Tape + Co. schon recht viel freigelegt. Aber jeder weiß doch, was da gemeint ist: Sie tun sich schwer, manche von ihnen interessiert es nicht (Tony + Peter), sie engagieren sich nicht, wollten sowieso nie Live-Aufnahmen herausgeben, nicht mal das, was offiziell erschienen ist (Tony), und und und. Sie knurren ein widerwillges "ja" (mein Eindruck), wenn die Frage auftaucht, manchmal auch ein "nein" (kann nichts freigeben, hinter dem ich nicht stehe (Tony).


    Vielleicht gibt es ja irgendwo noch die ungeschnittenen Filmrollen vom Batclan-Konzert, mit allen Stücken, vollständig? Hat sich überhaupt je einer von der Band darum gekümmert? Das ist doch der Hintergrund eines manchen Fan-Unmuts. Die Band ist desinteressiert. Auch das Roundhouse-Filmmaterial könnte man bezahlen. Und dann, so wird ja von den, wenn auch: Dubiosen, Besitzern der Filmrollen gesagt, wird auch das Audio wie durch ein Wunder auftauchen. Was immer es kostet, sie könnten es locker aufbringen. Aber sie tun es nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Naiv würde ich die Vorstellung nicht nennen.

    Eigentlich ist es das Normalste der Welt, dass sich erfolgreiche Bands auch Aufnahmen der eigenen Konzerte in der bestmöglichen Qualität sichern oder zumindest die Rechte an diesen.

    Schade, dass man das bei Genesis versäumt hat.

    Das meine ich mit naiver Vorstellung. Denn das klingt so, als sei es das nur eine Frage des guten Willens - dem ist aber nicht so. Da ich beruflich viel mit Rechtefragen für Konzerte zu tun habe, kann ich sagen, dass das alles viel komplizierter und vor allem undurchsichtiger ist, als der Normalbürger sich das vorstellt, und je älter das Material, desto schlimmer. Wenn man da nicht von Anfang an schon bei den Vertragsschließungen mit den Produzenten eine spätere Verwertung im Blick hatte, hat man im Nachhinein leider oft das Nachsehen. Ich würde mir bei 40-50 Jahre altem Filmmaterial jedenfalls keine Mühe geben, die Rechteinhaber ausfindig zu machen, denn das kann leicht eine Lebensaufgabe werden. Relativ einfach ist es noch bei großen Fernsehsendern. Sowohl die BBC als auch mein Arbeitgeber haben gut dokumentierte Archive, nicht nur für das Material selbst, sondern auch für die Verträge. Aber auch da muss man leider feststellen, dass die nachträgliche Digitalisierung bei älteren Archivalien in vielen Fällen keine saubere Migration hinbekommen hat. Und selbst wenn die Datenbank mal doch einen Namen ausgespuckt hat, heißt das ja noch nicht, dass man dazu auch Kontaktinformationen bekäme, mit denen man heute noch etwas anfangen könnte.


    Ja, es ist schade, dass die Genesis-Leute damals versäumt haben, sich Material und Rechte zu sichern, aber es ist heute nicht mehr zu ändern. Zu ihrer Ehrenrettung: in den 1970er Jahren gab es keinen Grund, jemals an so etwas futuristisches wie Videorecorder oder gar DVDs, geschweige denn Blu-rays zu denken! Erstere gab es zwar schon (VHS wurde 1977 eingeführt), aber noch lange keinen absehbaren Markt für bespielte Medien. Daher war die Erwartungshaltung, dass der Film bestenfalls ein paarmal im Fernsehen, oder wie im Falle von "In Concert" im Kino gezeigt wurde, schon das größte, das man sich vorstellen konnte.


    Für die drei besagten Boxen ist man 2007-08 übrigens einen recht mutigen Kurs gegangen, denn man hat die Rechte an den Videos in den meisten Fällen gar nicht eingeholt! Das ging, weil die mehr oder weniger unter "Bonustracks" liefen und auf den Covers auch nur im Kleingedruckten standen, also eher unter dem Radar flogen. Zum Beispiel das Lyceum-Video von 1980 (auf der "Duke"-DVD) ist eindeutig aus der BBC-Sendung "The Old Grey Whistle Test" - aber Vor- und Nachspann wurden abgeschnitten und alle BBC-Credits fehlen, weil man einfach darauf gehofft hat, dass das keiner merkt - dabei wäre es hier sogar relativ einfach gewesen (wenngleich auch teuer - ich kenne die Lizenz-Konditionen der BBC). Wahrscheinlich war es dann auch kein Zufall, sondern irreführende Absicht, dass im Booklet sogar ein falscher Credit (für Tony Maylam, Regisseur und Rechteinhaber des 1976er "In Concert"-Films) für das Lyceum-Video angegeben wurde.


    Queen z. B. haben in den letzten 20 Jahren das eine oder andere für's TV aufgezeichnete Konzert restauriert und veröffentlicht. Andere geben ihr OK dazu dass die Rechteinhaber das tun (z. B. Rockpalast).

    Das hatte ich vorhin überlesen - auch eine sicher landläufige Annahme, die jedoch so nicht stimmt. "Rockpalast" (bzw. der WDR) erwirbt nur die Aufzeichnungs- und Senderechte für seine Konzerte, oft nur für einen begrenzten Zeitraum mit einer dann festgelegten Anzahl von möglichen Wiederholungen, außerdem die Rechte für den Einsatz im Hörfunk und/oder die Rechte zur Weitergabe an andere ARD- und EBU-Sender. Weiterhin festgelegt werden die Online-Rechte, die einem ganz eigenen Regelwerk folgen (da gibt es bei Material von vor 1995 auch die größten Probleme, da diese Alt-Verträge natürlich dazu nichts beinhalten - ans Internet hatte damals ja noch niemand gedacht - recht ähnlich zur oben beschriebenen Problematik bei DVD- und Blu-ray-VÖs).
    Diese Verträge enthalten jedoch keine Verwertungsrechte!


    Das, was man im Handel an DVDs mit dem Rockpalast-Logo kaufen kann, sind nichts anderes als Lizenzpressungen von Privatunternehmen, die mit dem WDR in keiner Weise verbandelt sind. Diese Lizenzierungen werden auch nicht mit dem WDR, sondern mit den eigentlichen Rechteinhabern ausgehandelt (und der WDR verdient auch nichts daran). Heutzutage sind das in der Regel das Management der Band bzw. deren Plattenfirma.

  • Noch ein paar Eindrücke zum Video (kann mich nicht erinnern, dass mir bei der ursprünglichen Version in der Box so viel aufgefallen wäre):

    - leider ist Steve anfangs kaum zu sehen, aber am Ende steht er auf, hurra!

    - zu bemerken auch, dass Peters Bass-Drum kein Mikrophon hat

    - das Publikum wirkt teilweise, als wäre es eingeschlafen, dabei haben einige Sachen (Musical Box, Hogweed, The Knife) durchaus den Härtegrad der aktuellen Black Sabbath Scheibe "Vol. 4", man könnte also richtig losrocken (nebenbei macht Peter mit dem Mikro das Gewehr wie später Fish bei Forgotten Songs oder alternativ schmeißt es einfach auf den Boden)

    - fragt man sich beim Ansehen, wer von denen denn wohl mal ein Solokünstler werden könnte, so ist die Antwort ziemlich eindeutig in dieser Reihenfolge: Peter, Phil, eventuell Steve

    - gibt's da eigentlich einen nicht gezeigten Abschnitt mit UV-Lights? Peters Make-up wirkt so

    - am Ende beim Interview kann sich Steve ein Grinsen nicht verkneifen, als Peter sagt, er habe dauernd Alice Cooper imitiert; kann jemand das mal übersetzen, ich kann so schlecht Französisch

    - und wie jung sie alle aussehen mit der Kamera nah dran, und da haben sie schon solche Musik kreiert, es ist der Wahnsinn!

  • Peter nimmt den Interviewer hoch. Behauptet, er sei extra nach Amerika gefahren, um Alice Cooper zu studieren, und habe länger mit David Bowie zusammengelebt, um den besser kopieren zu können. Außerdem würde Tony demnächst zur Auflockerung der Show steppen und Steve eine Maurice-Chevalier-Nummer hinlegen.

  • Wahrscheinlich war es dann auch kein Zufall, sondern irreführende Absicht, dass im Booklet sogar ein falscher Credit (für Tony Maylam, Regisseur und Rechteinhaber des 1976er "In Concert"-Films) für das Lyceum-Video angegeben wurde.

    Zumindest hätte man damals auf die DVD einen restaurierten und kompletten Konzertfilm von 1976 ohne Einblendungen der Fremdszenen bringen können, das wäre wirklich eine Überraschung gewesen. Die Schnitte/Einblendungen waren in den 70ern vielleicht zeitgemäß, mich haben sie immer schon gestört, heutzutage wäre ein durchgefilmtes Konzert sicherlich reizvoller. Tony Maylam hat vor vielen Jahren in einem Interview bestätigt dass das gesamte Filmmaterial von damals noch existiert. Vielleicht wird das ja in Zukunft ein Projekt von den Leuten rund um das Genesismuseum, ich würde mich freuen. Die Filmrollen des Bataclan-Auftritts sind wohl erst vor kurzem wiedergefunden worden, fantastisch dass es dann Fans gibt die sich die Mühe machen und das Ergebnis mit allen anderen teilen !

  • Die Schnitte/Einblendungen waren in den 70ern vielleicht zeitgemäß, mich haben sie immer schon gestört, heutzutage wäre ein durchgefilmtes Konzert sicherlich reißvoller.

    Ich vermute mal, da gab es noch andere Gründe. Mindestens bei suppers ready und los endos war es wohl auch die Absicht, den Laser zu verstecken. Damals gab es ja noch keine Handyvideos und man wollte den realen Besuchern eines Genesis-Konzertes wohl noch eine echte Überraschung bieten. Die Frage ist auch, wie gut es mit der damaligen Filmtechnik überhaupt gelang, den Laser einzufangen. Spannend wäre eine restaurierte Fassung mit den fehlenden Live-Bildern allemal.

    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"