Scratch der Woche [30.04.2010]: PETER GABRIEL - Street Spirit (Fade Out)

  • Es gab allerdings ein paar Stimmen, die allen Ernstes darauf hinaus wollten, PG hier eine unprofessionelle Umsetzung des Songs zuzuschreiben. Und da sprechen unten genannte Gründe m.E. klar dagegen.



    Ich glaube nicht dass das irgendwer hier so gesagt, geschrieben, gemeint hat. Wir kennen doch die perfektionistische Arbeitsweise von Peter Gabriel. Es ist völlig klar dass das genaus so gewollt ist wie's gemacht ist. Einzig an PG's stimmlichen Fähigkeiten konnte vor den Konzerten Zweifel bestehen, seitdem sind diese aber auch ausgeräumt. PG wollte "Street Spirit (Fade Out)" genau so machen wie es jetzt auf der Platte zu hören ist.

    Und das ist eins der wenigen Male wo er m. E. völlig daneben lag. (Aber es ist auch sehr interessant zu sehen wie kontrovers diese Aufnahme ist. Bewertungen von 0 bis 15 Punkten sind drin, wobei die sehr schlechten Bewertungen in der Überzahl sind.)

  • Auffällig ist auch, wie wenig Leute sich hier festlegen. (Wollen einige wohl nicht dem guten PG ans Bein pinkeln.)

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Nobody sings Thom Yorke like Thom Yorke.
    Ein sehr schwer zugängliches Lied interpretiert von einem Exzentriker. Konnte das gutgehen? Nein!
    Ich überlege, wie es geworden wäre, nur Klavier zu nehmen und dann ein paar Dissonanzen gespielt á la Mike Garsons Klaviersolo auf Bowies Alladin Sane...
    PG verliert auch hier den Faden, das Original ist nicht mehr auffindbar. Manchmal ist das gut bei einer Coverversion, hier nicht!


    Eine Fünf bei einem so schwierigem Song zu geben, erscheint mir zu hart. "Er hat sich bemüht" hieß das früher immer so gruselig. Ich war zuerst verwundert, daß ich mit 4 Punkten eine der besseren Noten abegegeben habe, aber je mehr ich darüber nachdenke, dest mehr verstehe ich die anderen. Also


    4 Punkte

    We can help You

  • Hallo zusammen!
    Ich hatte anfangs auch ziemliche Probleme mit "Street Spirit"... aber ich muss sagen... mittlerweile ist er mein SMB-Favorit!!
    Dieses Lied zieht mich in eine komplett andere - düstere - Welt. Meine Gänsehaut zieht sich von Anfang bis Schluss durch... und dann kommt am Schluss plötzlich diese unerwartete optimistische Wendung, die mich trotz allem mit einer nachdenklichen, aber nicht depressiven Stimmung aus dem Album entlässt.

  • So, nun habe ich ein paar Wochen gewartet um die Sache noch mal anzugehen.
    Bin aber immer noch ratlos bei diesem Lied. Es zieht an und stößt ab.
    Es ist wie bei einem guten Horrorfilm, man möchte die Szenen sehen - aber auch nicht.
    Wer auf Schmerz steht, wird es besser ertragen.
    Ich fühle mich außerstande eine Wertung abzugeben. Dafür fehlt aber die Kategorie.

  • Moin aus dem Ruhrpott. Also ich find den Titel sehr klasse und intensiv, hab erst viel später das Original von Radiohead gehört und finde gerade das sehr langweilig und nervtödend emotionslos gesungen.
    Von mir gabs dafür ein "sehr gut" ;)

  • Was für ein faszinierender Song, der gleichermaßen riesige Wertschätzung und Berührtheit erzeugt als auch höchste Ablehnung.
    Besonders spannend finde ich, wenn von einer längeren Auseinandersetzung mit dem Song berichtet wird, wenn da eine durchaus anhaltende und intensivierte Auseinandersetzung mit dem Song stattfinden darf.
    Gerade die letzten drei Postings haben mir natürlich sehr gefallen.
    Übrigens gehe ich davon aus, dass man (wie in meinem Fall) kein Masochist sein muss, um den Song zu lieben... Es braucht lediglich u.a. Freude daran, dass Peter hier einen - wenn auch nicht ganz leichten - Song ausdrucksmäßig intensivst umsetzt.

  • Beim Wühlen im Netz stieß ich vor kurzem auf folgende Meldung, die zwar schon drei Jahre alt, aber vielleicht trotzdem dem ein oder anderen unbekannt ist:

    [FONT=&quot]Tonspion,15.02.2010 [/FONT]
    [FONT=&quot]
    Thom Yorke mag Peter Gabriel Cover nicht[/FONT]

    Keine Reaktion auf die Version des Altmeisters vom Radiohead-Frontmann

    Peter Gabriel hat ein Album mit Coverversionen seiner Lieblingsstücke eingespielt. Darunter "Street Spirit (Fade Out)", eines der schönsten Radiohead-Stücke vom Album "The Bends". Doch die Reaktion von Thom Yorke fiel eher verhalten aus.
    Er warte bis heute auf Antwort, gibt Peter Gabriel im NME unumwunden zu. Yorke wollte eigentlich seinerseits eine eigene Version des Gabriel-Songs "Wallflower" aufnehmen, habe sich aber nicht mehr gemeldet, seitdem er das Cover von "Street Spirit" erhalten habe.
    Er habe keine Ahnung, ob Yorke den Song möge oder hasse, so Gabriel, er habe allerdings einen kleinen Hinweis. "Wir haben den Künstlern Codes gegeben, wo man sehen kann, wie oft sie die Songs gehört haben. Ich glaube, er hat den Song nur einmal angehört und das ist wohl kein gutes Zeichen."
    Nun ist das Projekt offenbar gefährdet, denn eigentlich sollte jeder der Künstler, die Gabriel gecovert hat ihrerseits neue Versionen von Gabriel Songs einspielen.


    Ich persönlich konnte mit Gabriels Version auch nie viel anfangen, war dennoch überrascht über die, wie es so schön heißt, verhaltene Reaktion der Kollegen. Und fragte mich als nächstes, ob die Ablehnung tatsächlich so groß gewesen sein mag, daß man sich dann gleich dem ganzen Projekt verweigern mußte. Etwas schade, denn diese Re-Scratch-Scheibe hätte ich ganz gerne gehört. Könnte mir z.B. gut vorstellen, wie "Mother Of Violence" von Neil Young geklungen hätte, oder "I Don't Remember" von Bowie. Naja.

    Interessant, zu welch intensivem Ringen "Street Spirit" hier seinerzeit geführt hat. Spricht schon für das Stück.
    Ich bevorzuge das Original. Gabriels Interpretation finde ich durchaus gewagt, ertrage sie aber nur ungern. Allerdings entzieht sie sich auch den Kriterien meiner Bewertung. Ich komme (und will) da nicht hin.

  • Scratch My Back ist nun langsam auch schon ein paar Tage alt, da stellt sich heute das eine oder andere doch in etwas anderem Lich dar. Ich hab den Song anfangs gar nicht gemocht, damit war ich ja auch nicht alleine. Mittlerweile sind es gerade die "Außenseiter"-Nummern auf Scratch, die mich ganz besonders faszinieren. Und hier haben wir so eine. Es wäre vermutlich ein leichtes gewesen, dem Song ein dramatisches Arrangement zu verpassen mit düster bedrohlichen Streichergewitterwolken und einem schneidend-aggressiven Gabriel am Mic.


    Aber Gabriel wollte das Album lieber so enden lassen, wie er es begann: Mit einer Überraschung und einem brutalen Knierammen in den Schritt der Fanerwartungen. 'Heroes' und Street Spirit sind vermutlich die bekanntesten Songs auf dem Album und entsprechend neugierig waren die jeweiligen Anhänger von Bowie und Radiohead. Und genau bei diesen beiden Songs hat sich Gabriel den Vorstellungen der Fans, wie eine Coverversion mit Streichern wohl klningen müsse, schlicht verweigert.


    Was mich an Street Spirit schon immer begeistert hat, ist Gabriels Stimmumfang - in die Tiefe. Wann hat er je so gebrummt? Und darüber hinaus? Für mich verkörpert diese Coverversion genau das, was den Song ausmacht. So sehr ich das Original auch mag,mittlerweile empfinde ich Gabriels Version klar überlegen. Da spüre ich eine Lebendigkeit, eine Mehrdimensionalität, die dem Original fehlt. Klar, es ist eher ein tristes, ein schwaches, ja ein dahinsterbendes Leben. Dennoch ist es lebendig, atmet, wohingegen das Original im Vergleich eher steril wirkt. Radiohead singen einen Song über den Tod, Gabriel aber durchlebt ihn und taucht ein. Er zieht mich mit.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’