• Ich freue mich so unheimlich auf das Konzert in der Berliner Waldbühne. Da ist jeder Euro gut investiert, glaube ich. :)


    na, da hoffe ich mal, das der Sound besser ist als in Düsseldorf.
    Da muss er echt übel gewesen sein.
    Ich frag mich warum große Bands astronomische Preise ausrufen und dann nicht in der Lage sind für einen vernünftigen Sound zu sorgen

  • Donnerstag, 9. Juni 2016: Es regnet in fast ganz Deutschland.
    Samstag, 11. Juni 2016: Es regnet in fast ganz Deutschland.
    Freitag, 10. Juni 2016: "Endlich ist das Sommer da..." Paul McCartney holt die Sonne raus und rockt die alte Olympiaschüssel...


    Die an diesem Tag herrliche Sonne verschwindet langsam hinter der Haupttribüne des altehrwürdigen Olympiastadions, welches mittlerweile nur noch als Konzertarena genutzt wird. Um 19:59 Uhr betritt ein strahlender, bestens gelaunter Paul McCartney mit seiner Band die Bühne. Der legendäre Anfangsakkord von "A Hard Day's Night" eröffnet eine Nacht, die episch werden wird. Von hart keine Spur. Lässig wie ein Teenager bewegt sich "Macca" über die Bühne, grüßt nach fast jedem Song in die Menge und spricht fast durchweg Deutsch. Der Mann vermittelt eine Spielfreude, die sich andere unermüdlich tourende Altrocker zu Herzen nehmen sollten. Nichts aufgesetztes, nichts gespieltes. "Pure McCartney" sozusagen, in Anlehnung an seine am Freitag erschienene Best-Of-Compilation.
    Nach wenigen Minuten ist die Sonne weg und die Bühnenshow mit reichlich Videowänden und Lichtspielen kann zur Entfaltung kommen. Er gehört zu den Künstlern, die nicht mit einer guten Show von der mittelprächtigen Musik ablenken müssen. Insgesamt 2:35 Stunden vollgepackt mit Beatles, Wings und seinen Solo-Stücken. Mit "Save Us", "New", "Queeny Eye" und "FourFiveSeconds" einige Songs jüngeren Datums, die sich nahtlos ins Set einfügen und noch frischer klingen als auf den Platten.
    Höhepunkte sind das solo vorgetragene "Blackbird", viele sagen, sein bester Song. Kann sein. Auf jeden Fall geht die Gänsehaut nicht mehr weg. So ein Song ist wohl als "zeitlos" zu bezeichnen, wenn er sich nach fast 50 Jahren noch nicht abnutzt. "Benefit Of Mr. Kite" erklingt ebenso frisch, ohne den mythischen Srgt.-Pepper-Sound, sondern als moderne Zirkusnummer mit Augenzwinkern. Die unvermeidlichen, aber ebenfalls unkaputtbaren "Let It Be", "Live And Let Die" und "Hey Jude" beenden den fulminanten Hauptteil des Konzertes.
    Der meistgespielte Welthit "Yesterday" eröffnet den Encore-Block. Ich dachte immer, dieses Lied ist halt seine Pflichtaufgabe. Doch wieder macht sich die Gäsehaut breit. Seine altersmäßig etwas brüchig gewordene Stimme tut ihr Übriges dazu, dass man am liebsten vor Freude heulen möchte. "Hi, Hi, Hi" und "Birthday" lassen die Betonschüssel beben. Ja, Mr. McCartney ist nicht nur der bei vielen Halbwissenden verschriener Balladenonkel, sondern beherrscht durchaus die Grundgesetze des Rock'N'Roll. Das Abbey-Road-Medley beendet fulminant und erhaben einen der schönsten Konzertabende meines Lebens. Die Wirkung hält noch immer an. Ich möchte am liebsten die Zeit zurückdrehen in dieser Nacht. Nochmal 2:35 Stunden zurück und alles auf Anfang.
    Auf meinem Smartphone habe ich versucht, Momente festzuhalten, ohne die Magie des Konzertes zu verlieren. Habe ab und an das Handy neben mich gehalten, um die Live-Wirkung nicht zu übersteuern. Das ist zwar gelungen, dennoch ärgert es mich, dass Leute neben mir die ganze Zeit quatschen, das Konzert nur durch ihr Handy verfolgen und der Magie des Abends keinen Platz lassen. Sie kennen wahrscheinlich vier, fünf Beatles-Songs von den Urlaubsfahrten mit ihren Eltern und waren bestimmt auch beeindruckt von der Show, haben aber keine Ahnung, was Musik mit einem Menschen anstellen kann.
    Meine Gänsehaut hat sich bis heute gelegt, mein Grinsen allerdings nicht. Ich denke an den Unplugged-Teil mit "In Spite Of All The Danger", dem Quarrymen-Song, den die Ur-Beatles damals in irgendeinem Keller aufgenommen haben. Gefolgt von einer "how-to-write-a-song"-Lehrstunde am Beispiel von "You Won't See Me" und der ersten Single der Beatles, "Love Me Do". Die Band um die Gitarristen Rusty Anderson und Brian Ray, Keyboarder "Wix" Wickens und Drummer Abe Laboriel Jr. ist eine Augen- und Ohrenweide voller Spielfreude und höchstem Spielniveau. Man sieht ihnen in die Augen und fragt sich, was sie wohl denken mögen. "Fuck, ich spiele mich mit Paul McCartney durch die Popgeschichte. Zwick mich einer..."
    So würde ich es wohl tun. Vergessen zu erwähnen habe ich, dass die im Publikum anwesende Ehefrau McCartneys, Nancy Shevell, mit "My Valentine" eine Liebesbotschaft zugesandt bekam inklusive mit den Fingern geformten Herzchen. Süß. Auch seiner ersten Ehefrau Linda, die 1997 an Krebs gestorben war, widmet er den (aus meiner Sicht besten Song seiner Solo-Ära) "Maybe I'm Amazed". Und zum Glück fehlt eines meiner Lieblingsstücke "I've Got A Feeling" auch nicht.
    McCartney verabschiedet sich bayerisch. "Servus, München. Bis zum nächsten Mal." Ich will ihm so gerne glauben.


    Nachtrag: Der Sound war übrigens glockenklar und sehr ausgewogen. Vom ersten bis zum letzten Ton...

    :genesis:

    2 Mal editiert, zuletzt von tamatze ()

  • Donnerstag, 9. Juni 2016: Es regnet in fast ganz Deutschland.[...]


    Nachtrag: Der Sound war übrigens glockenklar und sehr ausgewogen. Vom ersten bis zum letzten Ton...


    Vielen Dank für diesen tollen Bericht! :topp:
    Es ist die perfekte Einstimmung auf das Konzert morgen in der Waldbühne!

    Einmal editiert, zuletzt von tom () aus folgendem Grund: Lange Beiträge komplett zitieren bläht den Faden unnötig auf

  • Vielen Dank für diesen tollen Bericht! :topp:
    Es ist die perfekte Einstimmung auf das Konzert morgen in der Waldbühne!


    Ja, freu dich auf ein geiles Konzert. Es ist nicht nur die Musik, es ist die ganze Aura des Sir Paul, die Auswahl der Songs und einfach der sichtbare Spaß an der Musik. Mag sein, dass ich noch zu überwältigt bin um einen klaren, objektiven Blick auf das Konzert zu werfen. Aber es passte einfach alles an dem Tag. Stressfreie Anfahrt, Wetter, Lokation, Konzert, stressfreie Heimfahrt Richtung Stuggi. Auf so ein Konzert gehen eben doch eher gesetztere Herrschaften, die kein Chaos aufkommen lassen :);)

  • Ich hab' sein Konzert auf dem Roskilde-Festival letzten Sommer in einer ähnlichen Erinnerung: Da hat auch einfach alles gepasst bei super Wetter mit unglaublich vielen völlig unterschiedlich alten, entspannten Menschen, 1A Sound, bunten Farben, toller Setlist, wunderbarer Stimmung... Sonst würde ich morgen nicht auch nochmal hingehen und am Bahnhof übernachten ;)
    Hoffe, das Wetter spielt mit. Mittags soll's wohl gewittern...

  • Dem letzten Bericht aus München kann ich im Prinzip nur vehement beipflichten. Ein magisches Konzert in Berlin für mich. Erschreckend wie textsicher ein paar 15(!)jährige Mädels bei fast allen Songs waren. :schock2: Da konnte ich nicht mithalten.


    Das Konzert war voller schöner Momente. Um nicht den Münchener Bericht zu wiederholen nur dies: Die Idee, bei "Hey Jude" auf der großen Bühnenleinwand die Reaktionen und das Mitgesinge der Zuschauer abzubilden, war schlicht grandios umgesetzt.


    Am Ende holte Paul noch zwei Japaner auf die Bühne (Vater und Sohn). Der Sohn hatte ein "Attest" dabei, dass er wegen Konzertstudien die Schule nicht besuchen konnte. Paul hat dann unterschrieben. Das war richtig goldig.


    Ich würde jederzeit wieder zu einem McCartney-Konzert gehen und meinetwegen auch den doppelten Preis zahlen. Sir Paul ist jeden Cent wert. Er hat den jugendlichen Schelm immer noch im Gesicht und im ganzen Auftreten. Geil! :cool::topp: