Der Fußballthread - Bundesliga, DFB-Pokal, Internationaler Fußball

    • Offizieller Beitrag

    Zum Beispiel, weil es ein relevantes Thema ist. Demnächst finden Olympische Spiele in einem Land statt, in dem Homosexuelle (den Berichterstattungen zufolge) Freiwild für alle Schläger ist und in dem für lange Zeit ins Gefängnis gesteckt werden kann, wer sich anders als negativ über Homosexualität äußert*. Da könnte ich dann kotzen.


    *) Offiziell "nur" "vor Heranwachsenden", damit Schwulenfeindlichkeit auch garantiert in den nächsten Generationen festzementiert wird. Heranwachsend sind im Zweifel alle, die später geboren sind als Stalin.

    • Offizieller Beitrag

    In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich?
    In allen Nachrichten ist Hitzelspergers Coming Out DAS Top-Thema...
    Die Medien schlachten diese Problematik ähnlich wie Schumi's Horror-Crash gnadenlos aus.
    Nun auf einmal wird über schwule Fußball-Clubs berichtet (RTL Nachtjournal), wofür sich gestern noch kein Schwein interessiert hat. Thomas Hitzelsperger in allen Ehren aber ich könnte kotzen.


    Nun, du hättest vielleicht ein wenig länger überlegen sollen, bevor du dieses "statement" geschrieben hast.


    Homophobie ist im Fußball sehr wohl ein Thema - vor allem auch deswegen, weil es bisher nie einen Fußballspieler gab, der sich als schwul geoutet hat. Dass dies überhaupt ein Thema ist, liegt ja genau daran. Wäre es im Fußball normal, kratzt es ja keinen (und wer redet denn noch groß über Westerwelle, Wowereit und co?)


    Außerdem hat Hitzlsperger - wie Martin gut beschrieben hat - einen guten Zeitpunkt gewählt, denn um uns herum ist lange nicht alles so tolerant, wie bei uns. Ich bin froh, dass ich in Deutschland lebe und nicht in Russland. Und es freut mich, dass Hitzlsperger mit seiner Aktion das Thema Fußball und Homosexualität wieder in den Blickpunkt gerückt hat.


    Wer dann natürlich das "RTL Nachtjournal" schaut. Tja, wie suchen uns eben die Nachrichtensendungen aus, die wir sehen wollen. Warum auch immer ...

  • Christian, darum geht es mir nicht... Es wird HEUTE hochgebauscht und MORGEN ist alles wieder vergessen. Und ganz ehrlich? Ich finde andere Nachrichten bedeutend wichtiger...
    Ich stehe voll und ganz hinter meinem Statement.

  • Christian, darum geht es mir nicht... Es wird HEUTE hochgebauscht und MORGEN ist alles wieder vergessen. Und ganz ehrlich? Ich finde andere Nachrichten bedeutend wichtiger...
    Ich stehe voll und ganz hinter meinem Statement.



    Dass dich gesellschaftliche Gerechtigkeit für Homosexuelle nicht sonderlich zu interessieren scheint, ist eine Sache.
    Die andere ist: Es geht genau darum, dass MORGEN eben NICHT alles wieder vergessen ist. Ich verstehe deine Argumentation nicht. Kritisierst du lediglich die Art der medialen Reaktion (die man sehr differenziert betrachten müsste) oder kritisierst du, dass Hitzlspergers Aussagen überhaupt eine breite Diskussion und öffentliche Wahrnehmung ausgelöst haben?

  • Es ging Hitzlsperger - wenn man mal die Aussagen komplett heranzieht - vor allem um den Umgang mit Homosexualität INNERHALB der Profis. Schwulenwitze, vor allem der Ausdruck "schwul" im Allgemeinen, sind im Fußball nach wie vor Synonyme für das Verballhornen von Schwäche. Es ist nicht entscheidend, welche sexuellen Neigungen jemand hat, dass er ein guter Fußballer, ein vorbildlicher Profi, ein guter Mensch sein kann.


    Hitz war zu VfB-Zeiten schon einer, der sich positiv von den anderen abgehoben hat. Er hat keine Protzkarre gefahren, sich als leidenschaftlichen Zeitungs- und Buchleser "geoutet" und war Führungsspieler, ohne den Stempel dafür benötigt zu haben. Ist das jetzt alles irrelevant, wenn ich weiß, dass er schwul ist? Oder sogar das Gegenteil? Nein. Es ist egal. Und das ist auch gut so.


  • Homophobie ist im Fußball sehr wohl ein Thema - vor allem auch deswegen, weil es bisher nie einen Fußballspieler gab, der sich als schwul geoutet hat.


    Einen gibt es: Robbie Rogers hatte sich 2013 geoutet, gleichzeitig seinen Rücktritt vom Profifußball verkündet - und dann kurze Zeit später sein Comeback gefeiert. Nun gut, in den USA hat Fußball ungefähr die Bedeutung wie hierzulande Football. Daher ist das Medieninteresse auch nicht ganz so groß, aber immerhin.


    Dass dies überhaupt ein Thema ist, liegt ja genau daran. Wäre es im Fußball normal, kratzt es ja keinen (und wer redet denn noch groß über Westerwelle, Wowereit und co?)


    Naja, das Thema mag in der Politik an Bedeutung verlieren, aus der Welt ist es noch lange nicht. Gerade für Westerwelle war es immer wieder Thema, wenn er als Außenminister gewisse Länder bereisen musste, wo man nicht so genau wusste, ob man ihn jetzt empfangen oder doch gleich einsperren sollte.


    Außerdem hat Hitzlsperger - wie Martin gut beschrieben hat - einen guten Zeitpunkt gewählt, denn um uns herum ist lange nicht alles so tolerant, wie bei uns. Ich bin froh, dass ich in Deutschland lebe und nicht in Russland. Und es freut mich, dass Hitzlsperger mit seiner Aktion das Thema Fußball und Homosexualität wieder in den Blickpunkt gerückt hat.


    Ich habe so meine Zweifel, dass der Zeitpunkt des Coming Outs jetzt tatsächlich soviel mit Sotschi (oder Indien oder Uganda oder ...) zu tun hat. Für wahrscheinlicher halte ich es doch, dass dieser sehr persönliche Schritt doch eher für ihn persönlich jetzt zum richtigen Zeitpunkt kam - unabhängig vom aktuellen Weltgeschehen. Aber das ist im Grunde egal und natürlich ist es umso besser, dass der Schritt jetzt kommt, bevor Schwulenklatschen in Sotschi olympisch wird und nicht erst nachdem die ersten Medaillen verliehen worden sind.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

    Einmal editiert, zuletzt von Eric ()

  • Dass dich gesellschaftliche Gerechtigkeit für Homosexuelle nicht sonderlich zu interessieren scheint, ist eine Sache.


    sachte, sachte. Helges Aussage war schon emotional, aber diesen Eindruck konnte man da nicht kriegen. Er kanns ja noch mal ruhig erklären, aber mit diesem Eröffnungssatz wird eine Antwort eher schwierig. Bleiben wir mal cool:cool:


    Persönlich find ich das Outing schon gut, das Ding ist nur, dass das Statement von einem Profi stammt, der bereits aus dem Profi-Fußball ausgestiegen ist. So gesehen, sicher ein guter Anfang, aber der Kern des Problems, das Outing WÄHREND der Karriere, bleibt wohl irgendwie ein ziemliches Tabu. Das bleibt so oder so ein spannendes Thema.

    • Offizieller Beitrag

    Christian, darum geht es mir nicht... Es wird HEUTE hochgebauscht und MORGEN ist alles wieder vergessen. Und ganz ehrlich? Ich finde andere Nachrichten bedeutend wichtiger...
    Ich stehe voll und ganz hinter meinem Statement.


    Ich stimme dir in einem Punkt hoch: Eigentlich sollte die Nachricht, dass Herr X lieber mit Männern schläft oder dass Frau Y lieber andere Frauen vernascht, genauso interessant sein wie die Nachricht, dass Herr Z auf Frauen und Frau Q auf Männer steht.
    Der Hitzlsberger wird künftig nicht mehr beschrieben werden als "der 37malige Nationalspieler" oder "der 14. der ewigen Torjägerliste", sondern immer wieder als "der 37malige Nationalspieler, der sich Anfang 2014 als homosexuell outete".


    Das Problem ist nicht, dass es aufgebauscht wird, sondern dass es aufgebauscht werden kann, dass es eine Schlagzeile wert ist.


    Aber was geht mich die sexuelle Orientierung eines anderen an? Es sei denn, ich selbst bin an dieser Person amourös interessiert - und selbst dann geht es mich jenseits von "sorry, ich steh nicht auf dich" (oder dem Gegenteil davon) auch nichts an.


    Mich hat mal jemand während meines Studiums wegen eines Jobs angerufen und eröffnete das Telefonat mit den Worten (ich paraphrasiere mal): "Servus, i bin da Huber Schorsch. I ruf an zwegns deinera Anfragn zwegns dem Aushilfsjob mit die Kataloge. Ah, und i bin schwual." Völlig irrelevante Information ... oder die schlechteste Anmache der Welt? Das darf sich jeder selbst überlegen.


    "XY ist homosexuell" gehört in dieselbe Liga wie "Sack Reis in China umgefallen".

  • Ich möchte Herrn Hitzelsperger (von dem ich gestern zum ersten mal hörte) zu seinem Schritt aus zwei Gründen gratulieren:


    Wir leben in Teilen Deutschlands, was unsere persönlichen Freiheiten angeht, auf einer Insel der Glückseeligen. Global/Lokal gibt es noch sehr viel aufzuholen. In Teilen der Welt wird ja allerhand angestrengt, um mittelalerliche Wertevorstellungen wieder zu etablieren. Leider braucht es noch Ikonen,wie H. ,um die ansich banale Selbstverständlichkeit, dass wir alle eine sexuelle Identität haben in den Focus der Aufmerksamkeit zu stellen.


    Der Zeitpunkt (ob intendiert oder nicht) vor sportlichen Weltfestspielen in der Monokratie Russland ist sehr gut gewählt.
    Ich wünsche mir vor,während und nach den Spielen Bekenntnisse und Demonstrationen zum Thema sexuelle Selbstbestimmung.
    Ich solidarisiere mich ausdrücklich mit allen mutigen, die sich engagieren,outen und zeigen, wie sie sein wollen.
    Danke,Herr H. !!!

    Hier steht nichts wichtiges! Trotzdem danke für's Lesen.

    2 Mal editiert, zuletzt von revelation ()