SdW [17.-23.08.09]: GENESIS - Firth Of Fifth

    • Offizieller Beitrag

    Sebastian, da gebe ich dir komplett Recht. Jeder kann, darf und SOLL sich zu einem Kunstwerk seine eigene Meinung bilden, seine eigene Interpretation dessen machen.
    Nur ich finde, wenn man dies macht, darf man diese Interpretation zwar anderen gegenüber äußern, man kann und soll sich austauschen, andere Interpretationen hören und darüber diskutieren. Aber man darf die eigene Interpretation niemals als DIE Interpretation, die allgemeingültige Deutung, hinstellen und andere Interpretationen nicht mit gleicher Berechtigung gelten lassen.
    Und wenn man die Meinung oder von mir aus Interpretation des Künstlers selbst (welche in meinen Augen noch dazu eben das deutlichste Gewicht vor allen anderen Meinungen hat) schlicht als "irrelevant" hinstellt, dann tut man genau das. Und dies ist ein Unding in meinen Augen.

  • Geht es bei dem Betrachten von Kunst nicht vielmehr darum, aus dem Kunstwerk seine eigene, persönliche und auf sich selbst bezogene Deutung herauszuziehen und nicht zu versuchen, die Intention des Künstlers zu erraten? Darüber hinaus sollte noch erwähnt werden, dass ein wahrer Künstler nicht über seine Kunst spricht, sondern seine Kunst sprechen lässt. Ich bin außerdem davon überzeugt, dass der Künstler in vielen Fällen gar keine bestimmte Deutung im Sinn hat, sondern die Kunst einfach fließen lässt, von der Muse gelenkt. Dem Kunstwerk anschließend Deutung in Sinn zu geben obliegt meiner Meinung nach dem Betrachter.



    Voll auf'n Punkt :topp:!
    Und das heißt ja nicht, dass man nun beliebig irgendwas Subjektives in alles hineinprojiziert.

    Prophet:
    Ich habe den Eindruck, du vergaloppierst dich ein wenig.
    So ist es z.B. nicht logisch, dass du mir zuschreibst, irgendwelche allgemeingültigen
    Interpretationen aufstellen wollen, nur weil ich auf das Urteil der Künstler selber (in der Tat) nicht viel gebe. Ich würde einfach nur sämtliche Urteile anderer wacher Hörer denjenigen der Künstler unbedingt vorziehen.
    Bei dem "Strich-auf-weißer-Leinwand"-Beispiel habe ich auch große Bedenken. Mit derartigem Minimalismus tue ich mich außerordentlich schwer.
    Ich stelle mir aber vor, wie das ist, wenn man dem Künstler eben dann ein "Interpretationsvorrecht" einräumt. Wenn der dir also erzählt: "Der Strich symbolisiert das Verhältnis von... Das bedeutet für die menschliche Existenz... So eröffnet also die weiße Fläche dem Betrachter die Unendlichkeit des...:blah:." Und du stehst daneben und sagst dann: "Na ja, also wenn Sie das so meinen, dann verstehe ich das jetzt endlich in seiner richtigen Bedeutung, vielen Dank!" Hurtz
    Zudem verwechselst du m.E. weiterhin die Intention des Künstlers mit dem Werk selber. Wenn mir Peter Gabriel bei unserem morgigen gemeinsamen Frühstück z.B. sagen würde: "Unter uns: TTLDOB ist eine einzige große Publikumsverarsche. Ich wollte einfach mal sehen, ob uns die Fans dieses abstruse Konzept abkaufen. Und übrigens: Als wir die Reihenfolge der Lieder festgelegt haben, waren wir totenstramm und haben gewürfelt." Dann ändert sich doch schlichtweg gar nichts am Werk selbst. Es bleibt das alte, von vielen geschätzte Lamm. Ich könnte ihm also freundlich die Vorzüge des Albums darstellen und mir denken: "Na Peterchen, da habt ihr ja Glück gehabt, dass da noch so was Gutes bei rausgekommen ist." Mich interessiert doch bei einem Text oder Lied nicht, ob es beim Scheißen in 5 Minuten konzipiert wurde oder ob der Künstler sich einfach wichtig machen wollte, sondern nur, ob das Ergebnis gut ist oder nicht. Und das entscheiden immer noch die Rezipienten.
    Back to topic: Daraus ergibt sich auch, dass es völlig nebensächlich ist, ob das enge Verhältnis von Musik und Text in FOF nun von Genesis reflektiert und intendiert ist. Es ist da, man kann es hören und beschreiben, das reicht. Der Song wird durch Banks' Einschränkung nicht plötzlich schlechter.

    • Offizieller Beitrag

    So ist es z.B. nicht logisch, dass du mir zuschreibst, irgendwelche allgemeingültigen Interpretationen aufstellen wollen, nur weil ich auf das Urteil der Künstler selber (in der Tat) nicht viel gebe. Ich würde einfach nur sämtliche Urteile anderer wacher Hörer denjenigen der Künstler unbedingt vorziehen.


    Oh um Gottes Willen nein. Ich hab niemals dir selbst unterstellt, dass du deine Interpretation als allgemeingültig hinstellen würdest. Falls das so rüberkam, tuts mir leid.
    Ich hab nur ein Problem damit, wenn irgendjemand (wie es z.B. Reich-Ranicki öfters mal gerne tut) dies tut und gleichzeitig dem Künstler selbst jede Ahnung über dessen Werk abspricht. Die Gründe hierfür habe ich ja bereits genannt.


    Und klar, wenn ein Künstler zu einem simplen Kunstwerk wie den "schwarzen Strich auf weißem Grund" eine abgehobene Interpretation selbst abgibt, dann akzeptiere ich die, werde aber sicherlich den Kopf schütteln und ihm nicht zustimmen - weils für mich eben nur ein Strich ist.
    Aber ich aktzeptiere die Aussage des Künstlers und stelle ihn nicht als quasi Idioten hin (was z.B. Reich-Ranicki de facto tut, wenn er sagt, der Autor hätte keine Ahnung von dessen eigenem Werk).
    townman, wohlgemerkt dies ist allgemeingesprochen, hat also nichts speziell mit dir zu tun.


    Allerdings bleibe ich dabei, dass ich deine Aussage "Wenn ich auf Urteile verzichten kann, dann auf diejenigen der Künstler selber. Die haben davon meistens schlichtweg keine Ahnung." für gewagt halte.
    Man muss die Urteile der Künstler selbst weder teilen noch aktzeptieren, aber man kann ihnen nicht unterstellen, dass sie in der Regel von ihrem eigenen Werk keine Ahnung hätten. Eben weil wenn jemand Ahnung von seinem Werk hat und weiß was er damit bezwecken wollte, dann sicherlich zu allererst der Künstler selbst.


    Ob man dann dessen Auffassung teilt oder eine ganz andere Auffassung dazu hat, ist jedem selbst (ebenfalls zu recht) überlassen und steht auf einem ganz anderen Papier.

  • 12 Punkte von mir - Ich finde, dass man daraus ein Instrumental hätte machen sollen.
    Mich stört der Gesang da immer...
    Die Version von 2007, aber mit Steve's Solo und vorher noch das Piano-Intro wie auf Selling England by the Pound.

  • :confused: uijuijuih ... wollte nun endlich auch meinen Senf zu FoF geben - und was lese ich da wieder für tiefgreifende Kommentare!??!!
    Worte wie Selbstgerechtigkeit und Selbstdarstellung einiger user sind HIER IN MEINEM THREAD NIE GEFALLEN!!!!:o
    So, zum Song:
    - grandioses Piano-Intro, fehlt leider auf SO (´77 in Köln spielte TONY es allerdings!)
    - herrliches HACKETT-Solo (Studio u. live), obgleich es mir auf den Liveaufnahmen des Songs immer etwas härter und für meinen Geschmack schöner ´rüberkam
    - PHILs drumming ist auf SEBTP sehr jazzig angesiedelt, während er auf der Bühne doch mehr den "Klopper" gibt (gut so!)
    Interessant ist auch, wie sehr er bei FoF im keyboard-tragenden Mittelteil über die Jahrzehnte seine Schlagzeugarbeit variierte, da schnalz´ich mit der Zunge8-)
    - die Gesangsinterpretationen waren auf den Liveversionen, die ich kenne, immer sehr gut


    Für mich ist FoF neben THE CINEMA SHOW und AFTER THE ORDEAL der schönste Song auf SEBTP ... aber was rede ich, GENESIS-Musik ist eben schön:):):):)
    14 Augen!!!

  • 13 Punkte.
    Leider habe ich mein ehemaligen Lieblingsstück totgenudelt, so dass ich es kaum noch hören mag.


    Tja, so geht's mir mit den Teppichkrabblern.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Dies ist einer meiner Lieblingssongs, daher 14 Punkte :topp: und seit dem ich Firth of Fifth auch noch in 5.1 hören darf, ist es um so schöner :)

    Gruß
    Manfred

    "Die Musik spricht für sich allein. Vorausgesetzt, wir geben ihr eine Chance."
    (Yehudi Menuhin)

  • Hach, zwei Seelen wohnen in meiner breiten Brust, wenn es um FoF geht. Einerseits ist das Solo natürlich klasse, die Atmossphäre grandios und so weiter und so fort, andererseits ist der Text... äh... der Text ist... äh... ja, genau... mit "Äh" ist schon alles zum Text gesagt. Außerdem wurde das von Genesis und Hackett schon dermaßen ausgedudelt, dass ich es nicht mehr unbedingt hören mag. Da liegt auch der Unterschied zu Stagnation, welches ja annerkanntermaßen als das Überstück von Genesis gilt. Von FoF hat man halt irgendwann genug.


    Hab dem Stück daher 12 Punkte gegeben

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.