Wise after The Event

  • Verzweiflung würde ich nicht sagen, Max;


    Stimmt, pure Verzweiflung ist das nicht, aber zu einem gewissen Grade merkt man schon so etwas, finde ich ("I make everything and it all dies in the end.") Da höre ich ein klein wenig Resignation raus.
    Auf jeden Fall ist das Thema sehr bedrückend.


    Zitat


    Wir machen es uns sehr bequem, denn wir würden unsanft
    erwachen, würden wir uns endlich eingestehen, dass Tiere
    vor allem auch Schmerz und Trauer verspüren.

    Ich selber empfinde das auch, und vielleicht ist das Lied daher so belastend, da man sich - wie Gott in dem Lied - eingestehen muss, dass beliebige Tierquälerei ein nahezu unlösbares Problem auf dieser Welt ist.
    "Beliebige Tierquälerei", weil das Essen von Lebewesen jeglicher Art wiederum zum Überleben unerlässlich ist... aber das ist ein anderes Thema. ;)


    Zitat


    Die Beatles waren m.A. teilweise sehr barock, denk`mal an "Piggies"
    und "She`s Leaving Home"; den öfteren Einsatz eines Cembalos;
    auch "The Fool On The Hill" kommt dem etwas nah ...

    Natürlich: der "Baroque Pop"; das stimmt, die Beatles klangen oftmals sehr barock, mit Hörnern, Streichern etc.
    Aber so richtig barock mutet das mir persönlich nicht so an; ich tendiere eher dazu, dass die Beatles damit ein neues Genre geschaffen haben.


    Außer dem unglaublich ausgefuchsten "She's Leaving Home" (und "For No One") fühle ich mich bei den Beatles kompositorisch näher an Chansons, Blues oder eher sogar an der Romantik als Anthony Phillips, der sich in seiner Jugend wohl von Bach ernährt haben muss. :D


    Achja:


    was mir noch bei "Greenhouse" aufgefallen ist :p:

    "Sitting in a greenhouse painted green,
    None to be picked and none to be seen;"


    vs.

    "Sitting in an English garden,
    waiting for the sun"

    ("I Am The Walrus" von den Beatles)


    ...bei Ant ist das zwar sehr verändert, aber auch melodisch könnte man hier "I Am The Walrus" als Einfluss andeuten.


    Und noch bei "Um & Aargh" (jaja, Off Topic, ich weiß :D)

    "You had some fun, you took a ride, you tried to fit into the pack"


    "I was alone, I took a ride, I didn't know what I would find there"
    ("Got to get you into my life" von den Beatles)


    ...erstaunlich ähnlich in der Rhythmik der Worte, musikalisch jedoch eher "Savoy Truffle" nachempfunden.
    Sogar (bis auf das "there" bei den Beatles) die selbe Silbenzahl und auch - wenn ich mich nicht irre - mit dem selben Versmaß.



    LG,
    Max

    So, let's drink some wine
    And have a good time.
    But if you really want to come through
    Let the good time, good time have you.
    It's what you've got to do.

    Einmal editiert, zuletzt von Max ()



  • Sitting in a green house ... and I want to paint it black ...


    Interessante Parallelen, indeed.:huhu:

    • Offizieller Beitrag

    Ihr geht ja sehr in die Tiefe hier. Habe erst vor ein paar Tagen mal länger in die zweite CD reingehört und finde die Instrumentalversionen tatsächlich besser als das Originalalbum, das bei mir damals, als es erschien, eigentlich nur eine einzige Enttäuschung war (vom genialen Artwork abgesehen). Ich fand und finde es insgesamt nicht anhörbar - es ist zu lang, zu abwechslungsarm und Ants Stimme nervt fast immer. Mich hat es immer etwas gequält und ich hätte es so gern gut gefunden. Leider kein Vergleich zu Geese & Ghost. Auch Sides finde ich nur marginal besser.

  • Das ist ja witzig - habe heute gerade Wise gehört (allerdings eine Überspielung meiner Vinyl-LP) und in einer Nachricht auf TM darauf angesprochen - und schon taucht dieser Thread aus der Vergangenheit auf ;) Ich muss allerdings ebenfalls sagen, dass ich Wise nicht so berauschend finde - Sides finde ich schon um einiges besser, was allein schon an den etwas abwechslungsreicheren Songs liegt, und dass Ant nicht alles singt (seine Stimme ist nunmal nicht so richtig toll, oder sagen wir eher: er trifft die Töne nicht so toll - er schleift alles rein - und hier liegt sie auch noch genau auf einer Ebene, wo sie halb untergeht und man sich noch mehr darauf konzentrieren muss). Aber insgesamt bin ich eher Fan seiner Instrumentalmusik - The Geese and the Ghost ist definitiv mein Lieblingsalbum von ihm, und auch sonst finde ich viele Private Parts-Teile und v.a. auch Slow Dance um Längen besser als die beiden Pop/Rock-Alben (Invisible Man kenne ich nicht). Auf 1984 würde ich mich nicht freuen - hab sie als LP und kaum geschafft, sie auch nur ein einziges Mal zu hören. Ist in etwa so, als freute man sich auf den Nachfolger zu Trick of the Tail und es wär DJ Bobo... ;)

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com

  • Nun ja; gemessen an "Geese & Ghost" ist wohl alles Spätere
    von Anthony enttäuschend; so ein Wurf gelang ihm nicht noch einmal;
    was ja auch daran liegen mag, dass er vor allem nicht wieder in dieser
    Form mit Mike Rutherford arbeiten konnte; und er Phil für G & G verpflichtet
    hatte, was sich auch nicht wiederholen lies. (Sehr gelungen hingegen
    finde ich Anthony's Synthi-Parts auf Mike Rutherfords erster LP
    "Smallcreeps Day", die ich nicht oft genug loben kann.)
    Selbst Steve Hackett hat die Geese-and-Ghost-Sessions wohlwollend besucht.
    Rosanna Arquette - Peter Gabriels spätere Muse - war geradezu
    süchtig nach "G & G ...

    Einmal editiert, zuletzt von Der Teemeister ()

  • "G & G" am ähnlichsten, denke ich, ist noch die "Gypsy Suite",
    an der er - ungefähr zeitgleich- mit Harry Williamson arbeitete;
    (Williamson war so um 1970 bei Genesis als Tony-Banks-Ersatz
    im Gespräch, falls jener an der Sussex-University bleiben sollte).
    Später taucht er ja dann auf TARKA, der Zusammenarbeit mit
    Anthony, wieder auf.


    Ant und Harry spielen an den 12-saitigen Gitarren ungefähr so gut
    zusammen wie vormals Ant und Mike; die Musik ist sehr gut; teils etwas
    an den Zusammenklang der 12-saitigen bei "Supper's Ready erinnernd",
    und als Bonus gibt es auf der CD noch die (nach meiner Ansicht
    sogar besseren) Versionen von Movement 1-2 von "TARKA", denn
    sie sind noch ohne Orchesterbegleitung, - also filigraner und weniger
    pompös -und man hört die von Ant
    und Harry gespielten Instrumente (außer den Gitarren noch: Orgel, Autoharp,
    Percussion und Piano) sehr deutlich heraus.


    Gemessen an Anthony's späteren Werken sind "Wise", und vor allem
    "Sides", für mich schon fantastische Alben. "Regrets", "Birdsong", "We're
    All As We Lie", "Now What" - und vor allem "Wise After The Event"
    selbst sind schon großartige Stücke. "Sides" lebt spürbar auf vom
    Gesang von Dale Newman und Dan Owen; besonders zu nennen natürlich
    "Bleak House" und "Magdalen". Was für ein Meisterwerk, dieses "Magdalen".
    Gut auch, dass die CD-Ausgabe eine Instrumental-Version dieses Titels enthält.
    "Um & Aargh" - recht Oldfield-nah, auch großartig (Nebenbei: Peter
    Gabriel wird oft, vor allem von Phil, als großer Um-and-Aargher" bezeichnet;
    also als "Hhhmmm, hüstel, Ähem,-Typ ... ). "Lucy Will", "Souvenir" und
    "I Want Your Love" gefallen mir ebenfalls ausgezeichnet. Von 1980 bis etwa
    1984 kannte ich von all diesen Platten nur die Namen der Titel, und malte mir
    in meiner Fantasie aus, wie die Musik wohl sein würde ...


    Das Mittelalter-Feeling von "Geese & Ghost" findet man ebenfalls, in
    Ansätzen, wieder bei einigen Stücken auf P.P. a.P. III - Antiques", der
    Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Enrique Berro Garcia; einer meiner
    Lieblingsplatten von Anthony. Wer "Bay Of Kings" und "Momentum"
    von Steve mag, sollte diese Platte ebenfalls unbedingt kennen.


    Ich mag Anthonys Arbeit noch bis Ende der 80er Jahre, insbesondere
    "Back To The Pavillon", "Antiques", "Ivory Moon", "A Catch At The Tables",
    "Twelve", "New England" und "Tarka". Die poppige Platte "Invisible Men"
    war aber schon ein Schock; ebenso das weichgespülte "Slow Dance".


    Auf "Back To The Pavillon" begeistert mich vor allem die 5-sätzige
    "Scottish Suite"; danach flacht das Album leider etwas ab, bis es,
    kurz vor Schluss, durch die Gesangs-Stücke "I Saw You Today"
    und vor allem durch das zauberhafte "Lucy - An Illusion" wieder
    auflebt.


    Eine ähnlich fantastische Qualität haben die Gesangs-Nummern auf
    "Private Parts and Pieces Vol. 1": "Silver Song", "Seven Long Years",
    und "Stranger" (das ja schon Genesis 1970 Live gespielt haben sollen;
    jedoch sind sie sich uneinig darüber, ob es nicht nur auf dem Setlist
    stand, ohne aufgeführt zu werden). Das Album wird gekrönt durch
    die wunderbaren Gitarren-Kompositionen "Reaper", "Fields Of Eternity"
    (mit einem Zitat aus "Pacidy", und vor allem "Tregenna Afternoons".



    Von den jüngeren Sachen möchte ich noch "Pathways & Promenades"
    als auch das fantastische Doppelalbum "Field Day" (Stücke für 12- u 6-saitige
    akustische Gitarren) hervorhebend erwähnen; nebst den beiden Doppel-
    CD's "Archive Collection Vol. 1 und 2". Darauf enthalten auch eine von
    Ant selbstgesungene Version von "Which Way The Wind Blows" (leider
    wird sie Zirka in der Mitte ausgeblendet). Auf Vol. 1 enthalten sind 2
    recht gute Gesangs-Stücke, "Queen Bettine" und "Beside The Water's Edge"
    Auf "Missing Links Vol. 1" findet man noch eine recht interessante Gesangsnummer
    aus frühen Tagen, eingespielt 1972: "The Beggar And The King"

  • Wise After The Event war mein erstes Album von Ant und hat daher einen besonderen Stellenwert. Das Cover von Pete Cross allein ist die beste Werbung für große LP-Hüllen.


    Seine Songs waren mir insgesamt ein bisschen zu weich gespült und als es bei Pulling Faces nach dem heftigeren Anfang ("jetzt gehts loooos!") wieder weiter plätscherte, war ich etwas enttäuscht. Seine Stimme fand ich gar nicht so schlimm, wie es einige hier finden, eher etwas limitiert.


    Die Highlights waren für mich "Regrets" und "Now What", weil sie schöne Melodien haben. Auf der CD hätte ich mir gerne "Regrets" instrumental mit Orchester gewünscht, quasi als Karaoke-Versin, um es mal einzusingen. Nur mit Klavier könnte man aber meine Stimme zu gut raus hören. Also lasse ich es ;o).

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!

  • @ der teemeister:

    Rosanna Arquette habe ich am 23.05.1993 in Begleitung von Fritz Rau backstage beim PG Concert in Dortmund gesehen. Das Interesse an Genesis & Co hat wohl sehr lange angehalten.

    • Offizieller Beitrag

    ... bei den Diskussionen hier kommt mir ein Gedanke: Es ist für uns sehr schwierig, Rezensenten für Ant Phillips Alben zu finden. Andreas Lauer hat das lange gemacht, hat dafür aber auch nicht mehr die Zeit wie früher.


    Ergo: Wer sich beteiligen möchte, kann sich gern an mich wenden. besonders die aktuelleren Alben wären interessant - Pathways & promenades" sowie "Ahead Of The Field"

  • @ColonySlipperman:

    PHP
    Rosanna Arquette habe ich am 23.05.1993 in 
    Begleitung von Fritz Rau  backstage  beim PG Concert in Dortmund gesehen. 
    Das Interesse an Genesis  & Co hat wohl sehr lange angehalten.


    Besonders an Peter; mit dem war sie doch einige Zeit fest liiert ...