The Phil Collins Big Band

    • Offizieller Beitrag

    Christoph, Collins hat enorm viel investiert in dieses Big Band Projekt. Abgesehen davon, dass er eine zeitlang das Projekt aus eigener Tasche finanzieren wollte (keiner rechnete damit, dass die Tour erfolg haben würde), hat er dies auch an derer Stelle immer wieder erklärt. Auch Quincy Jones hatte das bestätigt, dass dies für Collins nicht einfach mal eben ein kleines Projekt war, sondern eine musikalische Großinvestition.


    und pfeif dir endlich mal die Montreux Aufnahme rein. Pori ist ja wirklich nicht das gelbe vom Ei.

  • Mir war so, als habe Collins sich doch mit dieser Bigband-Sache so eine Art lang gehegten Wunschtraum erfüllt - ähnlich wie bei der Motown-Mucke. Und da hätte ich mir einfach gewünscht, dass er nochmal ordentlich reinbuttert, als die Gelegenheit da war, sich den Traum zu erfüllen.
    Aber er befindet sich da auch in (leider schlechter) Tradition des Genesis-Universums. In diesem scheint die alte Musikerregel gegolten zu haben: "Wer übt, fällt seinen Kollegen in den Rücken!"

    Aber da muss ich dann doch noch mal offtopic-mäßig Steve Hackett loben: Wie der sich auch im fortgeschritteneren Alter auf der Gitarre entwickelt, ist aller Ehren wert. Der hat nie besser gespielt als im neuen Jahrtausend.
    Ach, und Peter Gabriel! Der hat seinen Gesang ja auch noch eklatant verbessert! Bravissimo!


    Danke townman, ich stimme voll mit deiner Meinung über Peter und Steve überein. Laut Christian war Phil der beste Musiker. Möglich. Ich tendiere eher zu Tony. Ohne ihn hätte es Genesis so wie wir sie kennen nie gegeben, weder im Peter noch im Phil-Zeitalter.

    Einmal editiert, zuletzt von charles bukowski ()

    • Offizieller Beitrag

    Phil hat die Band zusammengehalten. Er war das logische Bindeglied, der gesamte musikalische Rückhalt.


    Schlagzeuger haben es allgemein im Alter auch etwas schwerer als Gitarristen. Das darf man auch nicht vergessen. Wenn einer wie Bill Bruford aufhört, weil er sich zu alt fühlt, kann man das ein wenig nachvollziehen.

  • Christoph, Collins hat enorm viel investiert in dieses Big Band Projekt. Abgesehen davon, dass er eine zeitlang das Projekt aus eigener Tasche finanzieren wollte (keiner rechnete damit, dass die Tour erfolg haben würde), hat er dies auch an derer Stelle immer wieder erklärt. Auch Quincy Jones hatte das bestätigt, dass dies für Collins nicht einfach mal eben ein kleines Projekt war, sondern eine musikalische Großinvestition.


    und pfeif dir endlich mal die Montreux Aufnahme rein. Pori ist ja wirklich nicht das gelbe vom Ei.


    Aye aye, Käpt'n, wird zum nächstmöglichen Zeitpunkt erledigt! Ich hatte da ja auch den Eindruck, als hätte die Geschichte in Montreux womöglich mehr Dampf. Und alles, was er da also investiert hat, soll auf jeden Fall voll gewürdigt werden! Er ist ja beileibe kein Schlechter.


    Danke townman, ich stimme voll mit deiner Meinung über Peter und Steve überein. Laut Christian war Phil der beste Musiker. Möglich. Ich tendiere eher zu Tony. Ohne ihn hätte es Genesis so wie wir sie kennen nie gegeben, weder im Peter noch im Phil-Zeitalter.


    Phil hat die Band zusammengehalten. Er war das logische Bindeglied, der gesamte musikalische Rückhalt.


    Schlagzeuger haben es allgemein im Alter auch etwas schwerer als Gitarristen. Das darf man auch nicht vergessen. Wenn einer wie Bill Bruford aufhört, weil er sich zu alt fühlt, kann man das ein wenig nachvollziehen.


    Auch d'accord in Bezug auf das Drummerdasein. Vor allem, wenn dann eben auch Gebrechen dazukommen. Das Drumming lebt eben auch sehr von diesem physischen Aspekt, während es wohl im Verhältnis noch mehr Pianisten gibt, die auch im Alter noch absolute Großtaten vollbringen.


    Genesis ohne Collins? Eine grauenvolle Vorstellung!
    Ohne Banks? Nicht denkbar. Aber ehrlich gesagt ist diese Vorstellung im Sinne eines gedanklichen "Was wäre, wenn..." noch etwas reizvoller.
    Aber praktisch macht es für mich keinen Sinn, da den Unverzichtbarsten herauszustellen.

  • Wie gut dass ich Pori nicht kenne!! :rolleyes:
    Aaaach, traurig ist das mit Phil. Letztens habe ich Pete York gesehen. Formidabel was der Rentner noch auf die Kette bringt. Es geht auch gar nicht so sehr um Geschwindigkeit oder ähnliche Skills. Es geht darum sein Gefühl ausdrücken zu können. Und da scheint es so zu sein, dass Phil einfach nicht mehr umsetzen konnte was er im Kopf hatte. Man hört, wie gesagt, wie er an seiner Leistungsgrenze spielt.
    Für mich gab es keinen Drummer der so ein geiles Gespür für Grooves hatte wie Phil. Cobham oder Weckl zB waren technisch gesehen immer eine, wenn nicht zwei Klassen besser als Phil. Trotzdem haben sie mich nicht so sehr angemacht wie Phil. So ist das halt mit der Mucke. Irgendwie Mathematik, irgendwie aber auch das Gegenteil....:p

  • Phil hat die Band zusammengehalten. Er war das logische Bindeglied, der gesamte musikalische Rückhalt.


    Man mag sich garnicht vorstellen,wie ein Genesisalbum ohne Phil wohl geklungen hätte,furchtbar!:)

    Hier steht nichts wichtiges! Trotzdem danke für's Lesen.

  • ABgesehen davon find ich es schade, dass bei anderen Genesis-Veteranen scheinbar vieles zwanghaft gut gefunden wird, bei Phil aber der Negativ-Affekt immer wieder zuschlägt.


    :topp:
    meine Rede...

    Ohne Phil wären Genesis nie Genesis gewesen oder geworden.

    Ich war 1998 in Berlin bei der Big Band Sause und klar waren die Leute sauer und enttäuscht, aber ich fand es grandios. Big Band war zwar nicht 100% meines, aber das halt mich schon fasziniert und die Montreux ist noch immer der am besten klingende Bootleg den ich habe.

    Ich finde auch, dass man ihm die Anstrengung 2007 mehr als ansieht und ich denke es liegt zu grossen Teilen daran dass er das mit der Hand seit 94 hatte, nicht jünger wird und sein anderes Problem noch dazu kam. Sein Frust kann ich verstehen und ich denke dass er sich ziemlich quälen musste für Going Back es ihm aber wichtig war.

    Nicht vergessen kann ich sein Kabel1 Interview, das fand ich erschreckend.


    ME

  • Vielleicht muss man bei Collins einfach andere Maßstäbe anlegen. Letztlich wurde seine Spielpraxis seit Mitte der 70er immer weniger, zumindest live. Klar, er quetschte immer nochmal eine kleine Tour oder einzelne AUftritte als Sideman (Martyn, Plant, Clapton, Gabriel, Brand X) zwischen die monumentalen Solo- und Genesistourneen, dass Ganze war aber letztlich überschaubar.
    Ab den 90ern verlagerte sich seine Sessionarbeit mehr und mehr auf Gastauftritte als Sänger. Da kann ein Big Band Projekt auch für einen (ehemaligen) Spitzentrommler einen Kraftakt bedeuten. Der von Brecher angesprochene Pete York war zeit seines Lebens Drummer, und nur das.


  • Schlagzeuger haben es allgemein im Alter auch etwas schwerer als Gitarristen. Das darf man auch nicht vergessen. Wenn einer wie Bill Bruford aufhört, weil er sich zu alt fühlt, kann man das ein wenig nachvollziehen.


    Bill Bruford hat nicht aufgehört, weil er sich zu alt fühlt. Er merkte nur, dass er aufgrund seiner vielen Aktivitäten einfach nicht mehr genug Zeit zum Üben hatte, um den spielerischen Anspruch, den er an sich selbst stellte, aufrecht zu erhalten. Das Alter mag da mit reingespielt haben, war aber sicherlich nicht der Hauptgrund, gerade da Bills Drumming nicht so sehr davon lebte, dass er mit großer Geschwindigkeit und Kraft spielte.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Ein paar Montreux-Sachen habe ich nun gefunden und gehört.


    Und um mal wieder diesem nervigen Nebenschauplatz („Immer kriegt aus Prinzip nur der arme Phil einen drauf und nie die anderen!“) etwas entgegenzusetzen, vergleiche ich diese Bigband-Geschichte durchaus mit Gabriels „New blood“-Projekt und Hacketts Klassik-Versuchen: Es ist halt was für Fans, die Gefallen daran finden, ihren Rock- oder Popstar mal als Grenzgänger im anderen Gewand zu erleben. Glänzen tun alle drei aber nicht darin. Dafür bleiben die Möglichkeiten zu beschränkt und die Ausführung sowie Auswahl jeweils zu brav.


    Heißt für mich: Es war mehr oder weniger interessant, Collins‘ Projekt mal etwas ausführlicher kennen zu lernen. Wenn ich in Zukunft aber Lust auf Bigband habe, schmeiße ich ganz klar eher Sarah Vaughan, Duke Ellington oder auch Brian Setzer rein – geht einfach deutlich mehr ab.


    Hier noch ein paar Eindrücke zu einzelnen Titeln:


    Sussudio: guter Groove; das rhythmisch auffällige Bläser-Riff ist natürlich wie gemacht für die Bigband; guter Soloteil; Einschränkung: Auch hier sind die Gesangslinien, wie nicht anders zu erwarten, ungeeignet für den Jazz. Sie wirken langatmig, ohne Drive, haben melodisch keine bis nur geringe jazzige Qualität und Beschaffenheit. Die Adaption solcher Linien wirkt dann sehr schnell wie eine Samstagabendfernsehschowbigband aus den 70er-80ern, zu der dann das Fernsehballett ran durfte.


    In the air tonight: Auch hier wirkt die Adaption der Gesangsmelodie ein bisschen affig. Ansonsten solides Arrangement.


    The way you look tonight: traditionelle Swing-Ballade, die auch durchschnittlich geschmackvoll nach herkömmlicher Hausmacher-Art gespielt wird. Nichts Besonderes so weit – bis auf den Gesang. Phil kann keinen Jazz singen, ohne ihn trivial werden zu lassen. Das ist flach und mau. Oleta Adams würde hier was ganz anderes aufs Tablett bringen. Oder gerne auch Diana Krall.


    Chips and salsa: entspanntes Teil – und trotzdem ist da auch ein wenig mehr Zug nach vorn zu spüren. Gefällt mir.


    The west side: Klasse, dass dem Sax da immer noch ein paar Fills der anderen Register entgegengesetzt werden – das macht das Ganze schön dicht. Auch das flotte Tempo kommt dem Song zugute. Phil groovt – man merkt, wie ihm das Teil stilistisch mehr entgegen kommt. Hier kann er auch diese emotionale Intensität transportieren, von der brecher sprach.


    Pick up the pieces: kraftvoller Groove – und Christian: Hier ist doch die Funkkeule! Geil! Von daher ist dein Montreux-Tipp sicherlich auch für mich lohnenswert gewesen. Das und „Los endos“ gab’s eben in Pori nicht – die besten Sachen halt. Wobei: Irgendwie mixt sich ja auf YT Montreux von 1998 mit dem 1996er-Gig…? Wenn ich’s richtig verstehe…?


    That’s all: Bis auf das alberne Bass-Solo, welches den Zwischenteil des Songs aufnimmt, akzeptabel. Nett, das mal als Swing-Nummer zu hören.


    After you’ve gone: Schwungvolles Arrangement! Yeah! Und mal ein klasse Gitarrensolo (dass Daryl Stuermer es nicht spielt, ist wohl ein kausaler Zusammenhang). Schwachpunkt: Phils Gesang.