der Kino-Thread

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    Irgendwie sind mir diese neumodischen "Adventure"-Spiele, in denen es primär "nur" darum geht, an den richtigen Stellen die vermeintlich richtigen Entscheidungen zu treffen und dann zu schauen wie es die Story weiterbringt, zu anspruchslos. Wie bereits geschrieben sind das mehr interaktive Filmchen. Ich komme ja noch aus der klassischen "Point'n'Click" Zeit (Monkey Island, Day of the Tentacle usw.), da fühle ich mich bei sowas wie Life is Strange völlig unterfordert.


    Die Rätsel sind sicherlich nicht die kniffligsten, aber darum geht es bei diesem Spiel auch nicht. Wer das sucht, ist sicher mit Spielen wie der Myst-Serie o.ä. besser bedient, und hätte vielleicht die Beschreibung des Spiels aufmerksamer lesen sollen. Was mich besonders gepackt hat: Ich treffe für die Protagonistin die Entscheidungen, und dadurch bin ich moralisch sehr involviert (ich denke da an die Entscheidung, ob ich einen gewissen Schlüssel verschwinden lasse oder nicht - schraxx die finde ich fast noch härter als die letzte, die inhaltlich irgendwie immer im Raum steht). Und ich kann mich unmittelbar nach der Entscheidung, nachdem ich ihre ersten Konsequenzen sehe, anders entscheiden, vielleicht: besser entscheiden. Und sehe erst ein ganzes Stück später das größere Bild.


    Klar, muss man mögen. Bzw. muss man auch nicht mögen. Dann spielt man halt was anderes.

    • Offizieller Beitrag

    Klar, muss man mögen. Bzw. muss man auch nicht mögen. Dann spielt man halt was anderes.


    Schade daran ist ja, dass es seit ca. den Millenium-Jahren keine (guten) klassischen Adventure-Spiele mehr gibt (mit einigen leuchturmartigen Ausnahmen wie z.B. der Deponia-Reihe oder aktuell Thimbleweed Park), da diese in Zeiten der anspruchslosen "Let's Play"-Generation der breiten Masse zu fordernd sind und daher nicht in den nötigen Stückzahlen mehr abgesetzt werden. Das klassisch-gute Point'n'Click ist seit längerem (leider) quasi tot. An seiner Stelle ist das im vergleich anspruchslose "Entscheidungs-Berieselungs"-Adventure getreten.

  • Zitat

    Was mich besonders gepackt hat: Ich treffe für die Protagonistin die Entscheidungen, und dadurch bin ich moralisch sehr involviert


    Worin? In den Fort- bzw. Ausgang einer virtuellen Geschichte die keinen Einfluss auf nichts hat? Falls ja, sollte ich mich fragen, wie es um meine Moral steht, bei dem was ich virtuell schon gemordet, geplündert, gebrandschatzt und überfallen habe.


    Prophet: Das ist wohl richtig, das klassische Adventure mit all seinem Knobelspaß ist ziemlich tot. Leider sind die paar Vertreter (von den von Dir genannten Ausnahmen einmal abgesehen) auch nicht gerade dazu angetan, das zu ändern. Ich umgehe das inzwischen dadurch, dass ich alte Adventure, welche ich früher nicht mal eines Blickes gewürdigt hätte, spiele, wenn mir nach einem Adventure ist. Und das sind wirklich alte Schinken wie Space Quest IV, Future Wars oder Operation Stealth. Letztens auch mal wieder Flies - Attack on Earth. Keine Spiele die unbedingt begeistern, welche aber auch zeigen, wie armselig es um Adventure bestellt ist, wenn man auf solch alte Kamellen zurückgreifen muss. Lucas Arts geht da bei mir leider gar nicht mehr, denn die kann ich alle auswendig durchspielen.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    • Offizieller Beitrag

    Worin? In den Fort- bzw. Ausgang einer virtuellen Geschichte die keinen Einfluss auf nichts hat?


    Ach, es wäre müßig, dir das erklären zu wollen, der du das Spiel nicht zu mögen erklärt hast. Zumal wir ja schon bei der Musik, die wir beide mögen, völlig unterschiedliche Blickwinkel einnehmen.


    Zitat

    Prophet: Das ist wohl richtig, das klassische Adventure mit all seinem Knobelspaß ist ziemlich tot. ... Keine Spiele die unbedingt begeistern, welche aber auch zeigen, wie armselig es um Adventure bestellt ist, wenn man auf solch alte Kamellen zurückgreifen muss. Lucas Arts geht da bei mir leider gar nicht mehr, denn die kann ich alle auswendig durchspielen.


    Ohja, früher war eben alles noch besser!


    Zitat von prophet

    Schade daran ist ja, dass es seit ca. den Millenium-Jahren keine (guten) klassischen Adventure-Spiele mehr gibt (mit einigen leuchturmartigen Ausnahmen wie z.B. der Deponia-Reihe oder aktuell Thimbleweed Park), da diese in Zeiten der anspruchslosen "Let's Play"-Generation der breiten Masse zu fordernd sind und daher nicht in den nötigen Stückzahlen mehr abgesetzt werden. Das klassisch-gute Point'n'Click ist seit längerem (leider) quasi tot. An seiner Stelle ist das im vergleich anspruchslose "Entscheidungs-Berieselungs"-Adventure getreten.


    Gut, dass wir einen Aufklärer für wahre Qualität unter uns haben. Soll doch jeder spielen, was er/sie mag, ohne meine Lieblingsspiele über deine Lieblingsspiele stellen zu wollen. Ich schaff das, du auch?

  • Zitat

    Ohja, früher war eben alles noch besser!


    Ich senke mein Haupt vor Deiner Weisheit.


    Zitat

    Gut, dass wir einen Aufklärer für wahre Qualität unter uns haben


    Der Job ist hart, aber einer muss ihn ja machen.


    Und nun wird es Zeit für einen Film. Hmm ... hier steht noch Solaris aus den 70ern ...

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    • Offizieller Beitrag

    Gut, dass wir einen Aufklärer für wahre Qualität unter uns haben. Soll doch jeder spielen, was er/sie mag, ohne meine Lieblingsspiele über deine Lieblingsspiele stellen zu wollen. Ich schaff das, du auch?


    Das hat mit Qualität nichts zu tun. Der simple Fakt und Kern der Sache ist vielmehr der: die Anzahl der Spieler, welche zu den Hochzeiten der Point'n'Klick-Adventures diese Spiele gespielt haben, ist über die Jahrzehnte recht gleich geblieben. Gleichzeitig ist der Gesamtspielemarkt aber im Verhältnis explodiert, heutzutage haben Menschen einen PC / Mac / Smartphone und spielen damit, welche damals keinen Computer hatten bzw. damit nichts am Hut hatten. Zudem sind die Entwicklungskosten für Spiele generell stark angestiegen.


    Summa sumarum bedeutet dass, dass sich Point'n'Click Adventures zum einen finanziell nicht mehr lohnen (sofern man sie mit einem der übrigen Spiele vergleichbaren Aufwand produziert) und zum anderen die neu dazu gekommenen Spieler mit diesem Genre in breiter Masse nichts anfangen können (somit kommen nicht genug zahlende Käufer hinzu, damit es sich wieder rentiert).
    Die breite Masse geht auf leicht konsumierbares, d.h. Actionspiele, Casual-Games oder eben die leicht konsumierbaren/spielbaren Adventure-Spiele a la TellTaleGames oder eben z.B. "Life is strange".


    Das hat nichts damit zu tun, dass diese Spiele schlechter oder von niederer Qualität sind, sie sind eben zum einen ein anderes Genre und anspruchsloser oder nennen wir es "leichter zugänglich".
    Wenn man ein Adventurespiel neben der Story aber eben auch wegen der Rätsel spielen will (eben worum es bei Point'n'Click auch immer gegangen ist), der ist bei diesen neuen Adventures eben unterfordert. Das ist wie BigMac Essen obwohl man eigentlich Hunger auf gehobene Küche hat.

    • Offizieller Beitrag

    Vielleicht war das Konzept der Point'n'Click Adventures auch einfach ausgereizt. Irgendwann ist halt alles mal gemacht. Und dann geht die Entwicklung zu anderen Schwerpunkten hin. Auf bessere Grafik, auf einen anderen Plot, auf eine andere Art von Geschichte ... wer das Alte geliebt hat, fremdelt vielleicht mit dem Neuen und befindet, es sei lange nicht so gut wie das Alte. Hat alles seine Berechtigung, jeder hat das Recht auf sein Empfinden.
    Aber es ist nicht "wie Bigmac-Essen, obwohl man eigentlich Hunger auf gehobene Küche hat". Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es ist wie, sagen wir, "ein Fischgericht, wenn man eigentlich Appetit auf ein kräftiges Steak hat"?

  • Da wir gerade bei 'Storytelling' sind. Gerade wenn man sich die erste Staffel von Star Trek Discovery angeschaut hat und danach dann 'versucht' ST ENT oder Voyager anzutun, merkt man wie krass sich das Rad der Zeit weitergedreht hat. Es gibt in den genannten ST Serien kaum Überraschungen, Plottwist und auch kaum ausgearbeitete Charaktere mit Tiefe. Problem ist auch, das ich beide Serien beim Erscheinen derselben, schon nicht ausgiebig gemocht und geschaut habe. Das war bei DS9 oder TNG ganz anders, auch wenn gerade TNG jetzt im Nachgang sehr altbacken rüberkommt. Aber da muss man auch bedenken das es eine Serie der 80er Jahre ist. Aber ist wie immer auch alles Geschmackssache.


    Um mal zum Thema zurückzukommen. Habe mir gerade Ready Player One angeschaut und kann die Begeisterung diverser Youtube Kanäle nicht nachvollziehen. Der Film hat keine Tiefe und auch keine wirklichen Charaktere die mich irgendwie gefesselt haben. Das so ein Film von Spielberg kommt hätte ich nicht gedacht ...

    The ice-cold Knife has come to decorate the dead ... somehow

  • Am letzten Freitag ist Milos Forman, der Regisseur von „Hair“ und „Amadeus“ gestorben. Sein bekanntester Film ist jedoch wohl „Einer flog übers Kuckucksnest“.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Am letzten Freitag ist Milos Forman, der Regisseur von „Hair“ und „Amadeus“ gestorben. Sein bekanntester Film ist jedoch wohl „Einer flog übers Kuckucksnest“.


    Etwas verspätet ...


    "Einer flog über das Kuckucksnest" wird man wohl nie wieder vergessen. Selten wurden in einem Film so viele glaubwürdige, einzigartige und liebenswürdige Charaktere geschaffen. McMurphy, Mr. Harding, Cheswick, Martini, Billy aber auch die unsägliche Miss Ratched, wie hat man diese Frau gehasst !!! Von ihr hat später selbst Hannibal Lecter noch etwas lernen können, zumindest den eiskalten Blick. Was für eine Befreiung, als McMurphy endlich auf die Ratched losgeht. Das dann folgende dramatische Ende lässt einen allerdings zutiefst betroffen zurück. Ein hochpolitischer Film mit Blick auf die Ungerechtigkeiten dieser Welt.


    Ebenso gelungen natürlich "Amadeus". Auch hier geht es ja unter anderem wieder um den Kampf gegen die Obrigkeit, was sicherlich sehr stark mit der tschechischen Herkunft von Forman zu tun hat. Deswegen gibt es in seinen Filmen wohl auch nicht immer ein klassisches Happy End. Wie bei großen Dramen üblich, handelt er nach dem Motto "je lustiger der Anfang desto größer die Fallhöhe am Ende". Und diese Fallhöhe war bei "Kuckucksnest" tatsächlich enorm. Zu Beginn des Films ist ja auch der Pop-Star Mozart - mit seiner ganzen Genialität und Lebensfreude - von niemandem aufzuhalten, was natürlich Konkurrenten und Feinde herausfordert. Wie in "Kuckucksnest" wendet sich das Blatt dann zwangsläufig immer mehr und die anfängliche Leichtigkeit der Inszenierung weicht den Realitäten des Lebens. Aber natürlich bleibt "Amadeus" mir in Erinnerung wegen seines unglaublich komischen Battles mit dem bereits etablierten Salieri. Wobei, ein "Kampf" war es eigentlich nur für Salieri, Mozart hat nur etwas Fingerübungen am Klavier gemacht. :baeh:


    Vielleicht hat der Eine oder die Andere ja ähnliche Erinnerungen an diese herausragenden Filme. Ich glaube jedenfalls das ist es, was ich an Filmen so liebe: eine glaubwürdige Geschichte mit zutiefst menschlichen Charakteren. Auch wenn Forman danach wohl nicht mehr ganz an diesen großen Erfolg anknüpfen konnte, beweisen alleine diese beiden Filme was für ein großartiger Regisseur er war. Natürlich gehört dazu immer auch ein intelligentes Drehbuch und hervorragende Schauspieler. Aber niemand hätte daraus wahrscheinlich einen großartigeren Film machen können als Forman. Obwohl, was Kubrick wohl aus dem Stoff gemacht hätte ? Jedenfalls sollten sich mehr junge Filmstudenten an solchen Vorbildern orientieren, dann gibt es auch bald wieder bessere Filme im Kino. :rolleyes: Hoffentlich.


    Mozart vs. Salieri:
    https://www.youtube.com/watch?v=-ciFTP_KRy4 (Short Version)
    https://www.youtube.com/watch?v=mEQABpXH5gc (Long Version)


    EDIT: Natürlich hat Forman nach "Amadeus" mit "Valmont", "Larry Flint" und "Der Mondmann" noch weitere hervorragende Filme gemacht, die auch seine unverkennbare Handschrift trugen. Sie wurden nur nicht mit dem Oscar belohnt.

    "Before Elvis, there were nothing ..."

    - John Lennon

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