Die Politik ist tot, es lebe die Politik! - kleiner politischer Frühschoppen, Live-Ticker, Austicker und was man sonst noch so zur Meinungsbildung braucht - oder auch nicht...

  • Ich finde die gerade ablaufende Diskussion recht interessant, bin mir aber nicht ganz sicher, ob schlechte bzw. schlicht nicht erfolgte Integration nun unbedingt Merkmale von muslimischen Migranten sind oder ob das ein generelles, religionsunabhängiges Phänomen bei einer Vielzahl von Einwanderern ist. Falls letzteres zutrifft (und ich gehe eigentlich davon aus, da es z.B. auch aus dem osteuropäischen Raum viele schlecht integrierte Einwanderer mit schlechten Sprachkenntnissen gibt) wäre es interessant zu ergründen, was genau dann die Ursachen dafür sind — wenn es eben nicht die Religion (allein) ist?


    Bildung ist sicherlich ein ganz großer Faktor. Neben dem reinen Wissen in verschiedenen Fachrichtungen meine ich vor allem auch die Fähigkeit, selbstständig neues zu lernen. Wer diese Fertigkeit mitbringt, hat es definitiv leichter, sich in einer fremden Kultur zurechtzufinden und anzupassen. Wer Lernen aber grundsätzlich als mühsam und frustrierend empfindet, wird es gerade bei der Integration besonders schwer haben.


    Noch entscheidender ist womöglich das soziale Umfeld. Neu in einem fremden Land ist sicherlich die Versuchung groß, sich Kontakte vornehmlich aus dem eigenen Kulturkreis zu suchen. Wäre ich in einem fremden Land, dessen Landessprache ich allenfalls sehr schlecht spreche und dessen Kultur ich nicht verstehe, wäre ich vermutlich auch froh über andere Deutsche in der Nachbarschaft, deutsche Läden mit deutschen Produkten und deutschen Gaststätten, wo man sich trifft. Ein sehr naheliegender Verhalten. Nur je engmaschiger ein solches Netz aus Sozialkontakten zu eigenen Landsleuten im fremden Land ist, desto geringer sind auch Druck und unmittelbare Notwendigkeit, mich in die einheimische Kultur zu integrieren. Letztlich ist genau das der Mechanismus, der zu Parallelgesellschaften führt. Verschärft wird das, wenn sich die Parallelgesellschaft bis auf den Arbeitsplatz erstreckt. Und hier schließt sich der Kreus zum Faktor Bildung. Je höher mein Bildungsgrad, desto leichter fällt es mir, auch in fremden Landen zu guten, höherqualifizierten Jobs zu kommen, wo ich dann tagtäglich dazu gezwungen bin, mit den Einheimischen zusammenzuarbeiten, zu kommunizieren und zu interagieren. Mit schlechtem oder gar keinem Schulabschluss arbeitet z.B. ein türkischstämmiger Mitbprger in Deutschland wahrscheinlich eher prekär in niedrigqualifizierter Tätigkeit zu Mindestlohn. Und die Kollegen heißen wahrscheinlich eher Mustafa und Ali als Burkhard und Alexander.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

    • Offizieller Beitrag

    Eric spricht da sicher entscheidende Punkte an. Vorweg: das Themenfeld "mangelnde Integration" ist mit Sicherheit kein besonderes Merkmal von Migranten (in diesen Begriff schließe ich sowohl Flüchtlinge als auch Einwanderer seit jeher ein) aus islamisch-geprägten Kulturkreisen. Dieses Problem lässt sich durch die Bank finden.


    Und sicher dürfte da auch der von Eric angesprochene Punkt ein gewichtiger Faktor sein, dass der Mensch sich in einem ihm neuen ungewohnten Umfeld zuerst einmal nach seinesgleichen umschaut und deren Nähe sucht. Unabhängig von der Bildung scheint es mir daher auch eine mögliche Lösung für die Verbesserung der Integration zu sein, dafür zu sorgen, dass neue Migranten eben nicht in Wohngebiete gesetzt werden, wo bereits viele der "ihren" sind um so eben diesen menschlichen Mechanismen "ich bin unter meinesgleichen, dann muss ich mich ja gar nicht zwingend anpassen und u.a. die örtliche Sprache lernen" zu durchbrechen.


    Dass das in der Praxis allerdings nicht funktioniert / funktionieren kann, immerhin haben wir ja das freie Recht sich niederzulassen wo man möchte, dessen bin ich mir bewusst.


    Man sieht: die Probleme zu erkennen ist einfach. Theoretische Lösungen dafür zu entwickeln auch. In der Praxis diese umzusetzen ist aber schwierig bis unmöglich, will man nicht die Freiheit des Einzelnen auf teils nicht zu tolerierende Weise einschränken.

  • Ich beobachte mit einigem Interesse die Berichterstattung rund um die Verleihung dieser Echo-Preise. Auch das Schweigen, das in diesem Faden diesbezüglich herrscht. Da klappt doch hinsichtlich der beiden Hauptprotagonisten die Integration vorbildlich. Oder?


    Wer da jetzt wie erfolgreich integriert wurde oder werden musste, weiß ich nicht. Aber das mit der künstlerischen Freiheit haben jedenfalls beide super verstanden.

    • Offizieller Beitrag

    Man muss / kann ja auch nicht alles kommentieren, was einem täglich zum "facepalmen" bringt. Nur soviel: Man hätte den beiden nie eine Bühne geben dürfen (und ob das nun Biodeutsche, Migranten, Moslems oder Christen sind ist dabei völlig egal).


    Aber wirklich bedenklich finde ich, was auch dieser Kommentar hier als so ziemlich einziger heraushebt:
    Echo 2018: Die Aufrechten sind zu wenige und zu alt - Kommentar - SPIEGEL ONLINE


    Nämlich, dass der Protest gegen die Auszeichnungen dieser beiden Rap-Trottel nahezu ausschließlich von der älteren Generation kommt. Von der jungen Generation, also auch den jungen Popstars, ist absolut nichts in dieser Richtung zu hören außer Wegducken und Desinteresse.

  • Der Echo ist kein Preis des guten Geschmacks, sondern eine Auszeichnung für die Musik, die sich am meisten verkauft. Damit ist dieser Preis bei aller jetzt geäußerten Kritik eine ziemlich demokratische und ehrliche Angelegenheit. Anstatt jetzt eine bestimmte Musik oder diese Veranstaltung an den Pranger zu stellen, sollte man sich lieber fragen, warum Rap mit derart geschmacklosen und grenzwertigen Texten so beliebt ist.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    • Offizieller Beitrag

    Anstatt jetzt eine bestimmte Musik oder diese Veranstaltung an den Pranger zu stellen, sollte man sich lieber fragen, warum Rap mit derart geschmacklosen und grenzwertigen Texten so beliebt ist.


    Nunja, schau dir die Konsumenten dieser Musikrichtung an, dann beantwortet sich deine Frage.