Sting solo


  • Für "kurz mal reinhören" eine ziemlich ausführliche Rezension. Da möchte ich den Gegenpart liefern: Hab es mehrmals durch und es gefällt mir immer besser. Warum? Weil die von dir angesprochene "Stumpfheit" aus meiner Sicht eher mit "Lockerheit" zu beschreiben ist. Ganz so speziell wie auf den von dir genannten Stücken und Alben ist es sicher nicht, aber da haben wir eines der großen Probleme bei solchen etablierten Künstlern: Sie werden immer mit sich selbst verglichen. Man kann den 1993-Ten-Summoner's-Tales-Sting jedoch nicht mit dem 2016er-65-Jahre-Sting vergleichen.
    Für sich gesprochen eine Platte, die Spaß macht und zugegebenermaßen auch Lust, sich den "alten Sting" wieder anzuhören. Aber "stumpf" und "Altherrenmusik" keinesfalls. Zumal er für seine 65 noch ziemlich frisch wirkt.

    • Offizieller Beitrag

    Für sich gesprochen eine Platte, die Spaß macht und zugegebenermaßen auch Lust, sich den "alten Sting" wieder anzuhören. Aber "stumpf" und "Altherrenmusik" keinesfalls. Zumal er für seine 65 noch ziemlich frisch wirkt.

    Hm, ich weiß nicht... - hab das Album jetzt zum zweiten Mal durch und es könnte sein, dass es schon das letzte Mal war. Ich sollte vielleicht vorausschicken, dass ich kein Sting-Fan bin, aber auf fast jedem seiner Soloalben den ein- oder anderen Song mag, viele aber auch gar nicht.


    Die ersten vier Stücke sind noch ganz passabel - bei I can't stop thinking about you hatte ich schon von Anfang an den Eindruck, dass es, etwas schneller gespielt, durchaus an alte Police-Sachen hätte heranreichen können. So erscheint es tatsächlich etwas müde. 50.000 ist eine Art konventioneller Hardrock mit entsprechend fetten Gitarren, den man so von ihm wohl noch nicht gehört hat. Trotz des musikalischen Klischees ist das durchaus anhörbar. Down Down Down scheint da zunächst weiterzumachen, doch eine ziemlich Summers-mäßige Gitarre weckt weitere Police-Assoziationen - ein interessantes Stück, aber auch das könnte man sich schneller gespielt vorstellen. One Fine Day ist ein simpler Popsong mit einer hübschen Melodie, die leider teilweise von den Corrs geklaut ist (Breathless).


    Ab Track fünf (Pretty Young Soldier) kommt dann wieder der Sting der letzten Jahre zum Vorschein - viel Text, der metrisch nicht immer gut zum unterliegenden Dreivierteltakt zu passen scheint. Die Gitarre reißt es noch etwas raus. Petrol Head ist wiederum eine ziemlich erdenschwere, blueslastige Nummer, mit lärmenden und quietschenden Gitarren, bei der auch das schnellere Tempo nicht zieht - in der Tat ist hier der Halfbeat-Mittelteil noch das Beste daran. Danach zerfasert das Album komplett, wird zunehmend langsamer und -weiliger und damit auch uninteressanter. Negativer Höhepunkt ist Inshalla, das ihm selbst wohl so gut gefällt, dass es gleich zweimal drauf ist, aber die "Berlin Sessions Version" ist nicht besser.


    Der beste Beleg für die "Altersmüdigkeit"-These ist jedoch der Live-Bonustrack Next to you, der hier wirklich in der Rentner-Version gespielt wird. Vordergündig bekommt es durch die tiefe Gesangsstimme zudem noch eine springsteenartige Bräsigkeit, die der jugendlichen Frische des Originals vom Police-Debut "Outlandos d'amour" diametral entgegengesetzt ist (wobei Sting bei den Aufnahmen damals auch schon 26 Jahre alt war). Can't stop thinking that this is really scheußlich...

  • Knapp anderthalb Stunden, inklusive Zugaben. Da darf er dann wiederum gern bei Ray schauen wie es auch geht.


    Dass Rays Konzerte deutlich länger dauern, und er es dann trotzdem nicht schafft, mehr neues eigenes Material zu spielen, macht es um Grunde noch schlimmer...

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Bei dem Video scheint mir ein Sprung in der Platte zu sein - ähnlich wie bei deinem unermüdlichen Versuch, mich ständig persönlich anzugreifen.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Bei dem Video scheint mir ein Sprung in der Platte zu sein - ähnlich wie bei deinem unermüdlichen Versuch, mich ständig persönlich anzugreifen.


    Mach dir nichts draus, das kenne ich auch. Sobald man etwas kritisches über Ray sagt, schlägt unbarmherzig der Beissreflex von E.M. zu......:rolleyes::huhu:

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Heute hat ja der Vorverkauf für die Konzerte begonnen. Wer hin will sollte sich beeilen!


    In Hamburg und Düsseldorf gibt es nur noch Stehplatzkarten, Stuttgart nur noch wenige Sitzplätze. Rockhal in Luxembourg ist seit soeben offiziell ausverkauft.


    Einen solchen Run auf die Tickets hätte ich nicht erwartet.

  • Für "kurz mal reinhören" eine ziemlich ausführliche Rezension. Da möchte ich den Gegenpart liefern: Hab es mehrmals durch und es gefällt mir immer besser. Warum? Weil die von dir angesprochene "Stumpfheit" aus meiner Sicht eher mit "Lockerheit" zu beschreiben ist. Ganz so speziell wie auf den von dir genannten Stücken und Alben ist es sicher nicht, aber da haben wir eines der großen Probleme bei solchen etablierten Künstlern: Sie werden immer mit sich selbst verglichen. Man kann den 1993-Ten-Summoner's-Tales-Sting jedoch nicht mit dem 2016er-65-Jahre-Sting vergleichen.
    Für sich gesprochen eine Platte, die Spaß macht und zugegebenermaßen auch Lust, sich den "alten Sting" wieder anzuhören. Aber "stumpf" und "Altherrenmusik" keinesfalls. Zumal er für seine 65 noch ziemlich frisch wirkt.


    Naja, ich habe ja geschrieben, dass das eben der erste Eindruck war. Die Altherrenmusik habe ich erwähnt, weil in einem der vorherigen Beiträge die Rede davon war, wie frisch das Album klingt, und dass andere ältere Musiker sich daran ein Beispiel nehmen sollten. Ich habe diese Aussage kritisch gesehen und deshalb reagiert.


    Habe das Album jetzt komplett durchgehört und muss sagen, dass ich es leider weder sonderlich originell noch wirklich rockig finde. Melodisch, harmonisch und rhythmisch meiner Meinung nach nicht überzeugend. Ich habe beim Hören das Gefühl, fast alles schon mehrfach irgendwo anders schon mal sehr ähnlich gehört zu haben. Und Rockmusik ist für mich auch etwas anderes. Es ist zwar nicht so, dass ich von Sting unbedingt wirklich Rock-Songs erwarte. Aber wenn schon überall geschrieben wird, dass alles ordentlich rockig ist und richtig losgeht habe ich natürlich auch eine Erwartungshaltung. Auf diesem Album ist es bestenfalls Softrock zum Mitsingen, der die Hausfrau nicht beim Bügeln stört. Sehr glatt und angepasst. Das kann im Radio irgendwo zwischen Adel Tawil, Ronan Keating, Mark Forster und Sam Smith problemlos laufen, ohne dass irgendwen kratzen würde.


    Man muss natürlich nicht alles an der Vergangenheit eines Künstlers messen. Aber ich glaube, dass man automatisch bestimmte Vergleiche zieht. Und für mich sieht es einfach so aus: In keinem Song so ein geniales Gitarrenriff wie in "Shape Of My Heart", in keinem Song so interessante Harmonien wie in "It's Probably Me" oder "The Hounds Of Winter" und in keinem Song so eine Atmosphäre wie in "Inside" oder "A Thousand Years". Meiner Meinung hat sich Stings Musik vor allem durch eine besondere Raffinesse von vielem anderen abgehoben. Das kann ich auf dem neuen Album leider nicht entdecken und mir fehlt das. Für Bryan Adams wäre so eine Scheibe in Ordnung, aber bei Sting hatte ich ausgefallenere und interessantere Musik gehofft. Letztendlich ist es wohl einfach Geschmacksache, aber für mich würde keiner der Songs in einer Sting-Best Of-Zusammenstellung landen.


    Es gibt schon auch Songs und Elemente, die mir gefallen. Nach dem ersten richtigen Durchhören ist "Inshallah" mein Favorit. Aber so richtig vom Hocker reißt mich auch das nicht.


    Zum Thema Albumlänge: Ich finde auch, dass es kein Vorteil ist, wenn Alben kurz gehalten sind. Es gibt bestimmt Alben mit Längen, die man hätte kürzen können. Es gibt aber auch Alben, bei denen man sich ein paar Songs mehr wünschen würde. Ich finde Peter Gabriels "Us" ziemlich perfekt in dieser Hinsicht. Da passt irgendwie alles zusammen. Bei "Ten Summoner's Tales" von Sting ist es ähnlich. Keine Längen und auch nicht das Gefühl, doch eher eine EP zu hören.

    3 Mal editiert, zuletzt von Doctone ()

  • Ich fand Sacred Love, Mercury Falling auch ausgefallener, eigener. Aber auch auf dem neuen Album merkt man, dass Sting einfach ein Händchen für gute Melodien hat, finde ich. Down Down Down und One Fine Day haben einfach tolle Hooklines und sind äußerst gut gespielt. Ich finde das Album nicht überragend oder grandios, mag es aber sehr. Allerdings fand ich The Last Ship großartig (ja wirklich), also hört einfach nicht auf mich ;)

    me desperté en un mundo con dos tipos de gente: la mas y la menos extrema