PETER GABRIEL: New Blood Live - 09.05.2012 BERLIN

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    Hab da grade was gefunden: Youtube


    Ich fand ja auch, dass That'll do eigentlich ganz gut in den Orchesterkanon passt - aber wenn ich es mir so anhöre, finde ich, dass es doch ein recht harmloses Liedchen ist und nicht wirklich in diesen Konzertreigen gehört.

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    vehementer Einspruch: Das passte wunderbar und kam sehr gut rüber! That'll Do war immer schon einer meiner Geheimtips von Peter (obwohl es ja von randy ist) und ich war geradezu verzückt, dass er das gespielt hat. Es war eine schöne Blaupause, die sehr gut in den Set passte und eine angenehme Überraschung!


    (Hier könnte man auch wieder das youtube vs Realität Thema aufgreifen)

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    In der Studioversion gebe ich dir mit dem Geheimtip absolut recht.
    Und das mit dem Video vs. Bühnengeschehen kenne ich als alter Theaterhase auch.


    Naja, wer weiß, wie es im Zusammenhang war. Zumindest hat er tatsächlich für dieses Minileg der Tour noch was neues einstudiert. Entsprechende Wunschthreads waren also nicht ganz umsonst.


    Ob er es noch ein zweites Mal spielt?

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  • So, jetzt nochmal mit etwas Abstand zum Geschehen...ich habe mich erst am Tag selbst zum Konzertbesuch entschlossen, habe spontan bei eBay eine Karte in der ersten Reihe erwischt und war gespannt. Ich muss sagen, ich bin kein großer Freund der Scratch/New Blood-Geschichte. Scratch habe ich 2x gehört, New Blood ist die erste Gabriel-CD, die ich mir nicht zugelegt habe (bin seit So-Zeiten Gabriel-Hörer, das fing parallel mit meiner Genesis-Begeisterung an). Ich dachte mir aber, dass ein Konzert dann doch eine gute Gelegenheit ist, mir ein Bild zu machen davon bzw. ein Ohr davon. Und solche spontanen Entscheidungen sind ja eine gute Sache, man baut nicht schon Wochen vorher Erwartungen auf.


    Ich bin unter dem Strich gesehen enttäuscht. Ich wollte mich auf die Sache einlassen, war bereit, auf Gewohntes zu verzichten und die Andersartigkeit anzunehmen, es als mehr als nur ein Experiment zu sehen und mich der sicherlich von einem Rockkonzert abweichenden Atmosphäre hinzugeben. Es gab tolle Momente, das muss ich sagen, aber wenn, dann lösten diese Gabriels Stimme und seine Performance aus. Das Orchester spielt sehr engagiert, das ist schon bewundernswert, aber bei mir stellte sich ab ca. der Hälfte des Abends so langsam gepflegte Langeweile ein. Warum? Weil die Stücke durch die zu 75 bis 80 % sehr ähnliche Orchestrierung einander sehr ähneln. Die Streicher dominieren in einem Maße, dass es mir den Spaß dann irgendwann wirklich verdorben hat. Der Arrangeur macht das handwerklich gut, aber er versteht es nicht, was für einen gelungeneren Spannungsbogen eines solchen Konzertes entscheidend wäre, die Klangfarben, die ein solches Orchester mit seinen verschiedenen Instrumentengruppen bietet, variationsreicher und inspirierender einzusetzen. Das klangliche Potenzial des Klangkörpers wird eigentlich kaum ausgereizt. Immer wieder die Streicher.


    Es war für mich an einigen Punkten dann doch sehr elektrisierend. Gänsehaut gab es hie und da. Wallflower und San Jacinto gehören dazu, Red Rain funktionierte ganz gut - wobei das Orchester aber doch recht nah am Original-Arrangement entlang spielt. Setlistmäßig hätte man sich noch mehr vorstellen können, ich habe mir mal Humdrum vorgestellt, das wäre doch was gewesen. Oder The Family and the Fishing Net, so ein vertracktes Stück hätte ich mal gerne mit leicht atonalem Orchester gehört...weitere Irritationen: Das wunderschöne Downside Up... wird einfach in der Mitte beendet - schade. In Your Eyes kann ich langsam nicht mehr hören, egal in welchem Arrangement, obwohl ich das Stück seit jeher geliebt habe - Überreizung! Stücke wie That'll Do finde ich überflüssig, es hat mir auch nichts gegeben. Daneben, fast schon peinlich fand ich den Ausschnitt aus der Ode an die Freude in Solsbury Hill. Mit dem Mitklatschen dazu wähnte ich mich fast schon im Musikantenstadl.


    Die Stimmung war an dem Punkt schon sehr ausgelassen. Mich hat sie leider nicht gepackt, was ich selber recht schade fand. Ein schöner Abschluss war dann The Nest That Sailed The Sky. Gabriel meinte da, mit dem Stück wolle man alle nach Hause und ins Bett verabschieden. Ich war an dem Punkt ohnehin schon fast eingeschlafen...


    Fazit: Mich haben diese Versionen oder auch die Lieder, die sonst dazukamen, über weite Strecken nicht berührt. Ich rechne Gabriel hoch an, dass er etwas musikalisch Neues wagt, würde aber sagen, die Sterne hingen vielleicht doch etwas hoch in diesem Fall. Andere sehen das anders, wie ich weiß, und wenn ich streckenweise etwas harsch und polemisch bin, seht es mir nach. Mich hat es umso mehr betrübt, als dass ich einem meiner großen musikalischen Helden nicht so recht folgen konnte.

    "Whenever sort of Spinal Tap is on or something, and you see these moments, you think, 'I've been in a band like that'...that's Genesis!'"
    Phil Collins in "Sum Of The Parts", 2014

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    Die Streicher dominieren in einem Maße, dass es mir den Spaß dann irgendwann wirklich verdorben hat. Der Arrangeur macht das handwerklich gut, aber er versteht es nicht, was für einen gelungeneren Spannungsbogen eines solchen Konzertes entscheidend wäre, die Klangfarben, die ein solches Orchester mit seinen verschiedenen Instrumentengruppen bietet, variationsreicher und inspirierender einzusetzen. Das klangliche Potenzial des Klangkörpers wird eigentlich kaum ausgereizt. Immer wieder die Streicher.


    Bei der New Blood geb ich dir da absolut recht. Sowohl was die Instrumentierung als auch was den Mut bei den Arrangements betrifft. Einzig Digging war etwas engagierter in beidem, und wird vermutlich genau deshalb von vielen so zerrissen (wie weiland das ganze SMB Album). In Sachen Arrangements und Instrumentierung war Scratch nämlich im ganzen viel innovativer. Bei seinen eigenen Songs hat ihn dann aber wohl etwas der Mut verlassen oder die Eitelkeit im Griff gehabt.


    Schade, dass er aus Scratch so verhältnismäßig wenig spielt. Das Album solltest du dir auf jeden Fall noch ein drittes mal anhören. Zur Inspiration hilft vielleicht mein Geschreibsel, dass du über meinen Signaturlink findest...

  • Schöne Postings von Earl und THOM.


    @ Earl: Ich selber war nun nicht beim Konzert, aber ich finde die von dir geschilderten Eindrücke sehr nachvollziehbar (und überhaupt nicht polemisch - ist nur halt kein "Trallala, alles ist toll!"-Posting, was ich ausdrücklich schätze). Das mit den Streichern ist eine große Versuchung für die Arrangeure und zugleich eine große Falle (auch bei den ganz großen Komponisten: Hört euch mal ein Chopin-Klavierkonzert an - die schönen Themen / Melodien und überragenden Klavierstellen sind die eine Sache, aber die Streicher sind da auch gnadenlos überrepräsentiert und es wird zu einheitlich-soßig und in diesem Zuge auch zu ermüdend). Und dabei hat ein Orchesterarrangeur nun echt die ganze Farbpalette zur freien Verfügung...


    Mir ist es 2010 in HH auch so gegangen, dass mir die "Sctrach my back"-Arrangements mehr gegeben haben. Ich fand sie farbiger, tiefgehender und lebendiger.
    Ja, und in der zweiten Konzerthälfte mit den Gabriel-Kompositionen wurde es "ausgelassener" (Earl). Das kann man jetzt so oder so finden. Es überschritt meine Geschmacksgrenzen zwar nicht (auch ich habe den "Musikantenstadl"-Teil meiner Persönlichkeit bei "Solsbury Hill / Ode an die Freude" rausgelassen) und ich war auch nicht gelangweilt, aber die künstlerische Intensität des ersten Teils hat's nicht mehr erreicht.


    Insofern habe ich mir bislang weder eine "New blood"-Veröffentlichung zugelegt, noch war ich in Versuchung geraten, mir eine Konzertkarte zu kaufen. Freue mich aber für alle, denen es gefallen hat.

  • Schade, dass er aus Scratch so verhältnismäßig wenig spielt. Das Album solltest du dir auf jeden Fall noch ein drittes mal anhören. Zur Inspiration hilft vielleicht mein Geschreibsel, dass du über meinen Signaturlink findest...


    Das nehme ich mal als Anregung auf und werde das in der nächsten Zeit tun.


    @ townman Der Arrangeur (Name gerade entfallen) hat ja wohl mit Michael Nyman zusammengearbeitet - ich fand, es erinnerte sehr oft an Filmmusik, was ja nicht schlecht ist, aber dann auch etwas mit dem Hang zum Klischee (Stichwort Streichereinsatz nochmal)

    "Whenever sort of Spinal Tap is on or something, and you see these moments, you think, 'I've been in a band like that'...that's Genesis!'"
    Phil Collins in "Sum Of The Parts", 2014