TMB: 03.11.07 - BRÜSSEL | Cirque Royal (Berichte)

  • Also, da offenbar ausser doctordiper und mir niemand aus dem it-Forum in Brüssel dabei war, möchte ich hier einige Bemerkungen zu der Show machen:


    zunächst ein grosses Lob und Dankeschön an Win (und Francis von spirit of 66), der bei jeder TMB-Tour in den letzten Jahren auch an Brüssel gedacht hat - das erspart mir und anderen lange Anfahrten nach Deutschland oder die Niederlande:topp:


    Auch dieses Mal hat sich das Zuhören gelohnt, wobei eine Portion Wehmut jedes Stück begleitete, war es doch vermutlich die letzte Gelegenheit, TMB in dieser Zusammensetzung und mit diesem Programm zu hören. Ich hatte deswegen auch meine Frau und meine beiden Kinder dabei, auf dass sie später den Enkeln was vorschwärmen können. Insgesamt waren wohl an die 1000 Leute da, kaum weniger als schon im Februar zur "white" selling, meist aus Belgien, aber auch den Niederlanden und Frankreich, und das trotz Schulferien in Belgien. In der letzten Woche waren die Konzertankündigungen praktisch alle halbe Stunde auf classic21 nicht mehr zu überhören, und einige Plakate hatte auch ich noch an strategischen Stellen plazieren können.


    Die Stimmung im Cirque Royal war wie immer ausgelassen. Einlass ab 19h30, Show sollte um 20h30 beginnen. Vorher erhielt ich aber noch den "Notruf" eines deutschen Fans (der offenbar von Win meine Nummer hatte), der sich hoffnungslos in Brüssel verfranst hatte und dabei war, sich immer weiter vom Ort des Geschehens zu entfernen. Ich hoffe, er hat sein Ziel dank (oder trotz?) meiner Wegbeschreibung noch rechtzeitig gefunden.


    Allerdings kaum für die Vorgruppe. Viele Zuhörer waren noch beim Bierholen oder -abladen, als plötzlich gegen 20h das Licht ausging und "The Watch" angekündigt wurden. Ich vermute, zur grossen Überraschung vonm allen im Saal und im Foyer, ausser wiederum Paul und mir. Die waren nämlich nirgends, weder auf Plakaten noch im Radio oder den Internetnetseiten des Cirque Royal, angekündigt worden. Die Jungs schafften es, mit ihrem teilweise sehr genesisverdächtigen Sound (oder waren es doch bislang verschollene Stücke aus der ersten Genesis-Ära?) viele im Foyer und Saal noch herumirrende Ticketbesitzer in Panik zu versetzen und sie zu ihren Plätzen zu drängen - im nahezu stockdunklen Saal. Möchte nicht wissen, wieviel Bier und Cola dabei in den Sitzreihen verschüttet wurde. Von unserer etwas zurückgezogenen erhöhten Sitzposition aus konnte man nur erahnen, was da im Parkett vor sich ging. Spätestens beim zweiten Stück von The Watch sassen dann die meisten und hörten auch andächtig zu. Sie kamen mit ihren vier Stücken auch erstaunlich gut an, es gab viel Beifall, obwohl sie zum allerersten Mal in Brüssel waren (vor einem Jahr schon mal in Verviers). Ich hatte glücklicherweise Gelegenheit, mich nach der Show bis in die späte Nacht ausführlich mit den Bandmitgliedern und doctordiper zu unterhalten, beim Abfeiern bei mir zu Hause und beim ausgedehnten Frühstück am nächsten Morgen. Insbesondere Fabio (Keyboard), ausgebildeter Konzertpianist und -organist, zeigte am nächsten Tag, was in unserem mehr als 100 Jahre alten Flügel steckt - Lamb lies down, Firth of fifth, sensationell auch seine ELP Stücke (spielt auch in einer italienischen ELP Coverband) und viele Eigenkompositionen von seiner letzten CD: was soll ich sagen, wir hatten ein unvergessliches Privatkonzert:). Er spielte sich damit schon für den Haupt-Gig von The Watch am Abend in Verviers ein. Leider konnte ich abends nicht dabei sein, Entfernung und Familie eben.


    Zurück zu TMB. Die kamen dann so gegen 20h45 auf die Bühne mit ihrer Black Show. Tolle Atmosphäre, von Anfang bis Ende, ein begeistertes Publikum, einmal sogar (ich glaube nach The Musical Box) sogar standing ovations. Nun ja, der Sound. Immer wieder ein Thema. Anders als im Februar (damals 4 reihe Mitte vor der Bühne) sass ich diesmal weiter hinten links in den ansteigenden Rängen. Superblick (keine 1,90m Kleiderschränke vor unserer Nase wie im Februar), nur eben auch exakt auf Peillinie der linken Lautsprecherboxen. Ob das der Grund war, dass mir bei manchen Stücken der Lautstärkepegel (insbes keyboard u gitarre), ein wenig zu übersteuert erschien, oder war der Typ am Mischpult zu ehrgeizig mit Blick auf einen möglichst dichten sound, oder sind das einsetzende Alterserscheinungen, wenn das Trommelfell zu klirren beginnt, oder weil meine Frau meinte, es sei zu laut :ratlos:


    Vermutlich hatte ich auch noch den Supersound von Nursery Crime in Duisburg im Ohr, der kaum zu toppen sein dürfte. Egal, hat der Sache ingesamt kaum Abbruch getan, die Basspedale waren super ausgesteuert, und ausserdem wurde es im Laufe des Abends besser. Hin und wieder hatte ich den Eindruck, dass es kleinere technische Probleme gab (zB bei Sebastien), Francois hatte einmal auf der Akustik einen Fehlgriff, aber das ist eben live und keine Konserve. Der neue Schlagzeuger kam sehr gut an, auch wenn er stimmlich und optisch nicht mit seinem Vorgänger zu vergleichen ist. Denis machte alle Ansagen auf französisch (mein Sitznachbar meinte, als Kanadier hätte er sich ja ein wenig mehr anstrengen können, so wäre das mehr ein Radebrechen :o ), und bei supper's ready war es nicht "a flower" sondern "une fleure" - zur Freude des Publikums. Ausserdem knallte es (für mich bei einem Brüsseler Konzert von TMB zum ersten Mal) kurz und heftig, endlich mal Pyro hier. Ein Stück nach dem anderen verursachte abwechselnd Gänsehaut und Hitzewallungen.


    Die lautstarken und vielstimmigen Forderungen nach The Knife als Zugabe wurden erwartungsgemäss erfüllt - auch wenn es einen gab, der sich vor unseren Augen genau dieses Stück zum Bierholen und anschliessendem Zurückbalancieren ausgesucht hatte. Am Ende verschwand die Gruppe im Dunkeln, keine gemeinsame Verabschiedung vom Publikum (ich vermute, das geschah seinerzeit bei Genesis auch schon mal).


    Nach der Show kamen Francois, Gregg (drums) und David noch für ca 30 Minuten an den Bühnenrand bzw in den Zuschauerraum, unterhielten sich ausführlich (in französisch) mit ihren Fans und verteilten Autogramme. Gregg bestätigte, dass er auch bei TOTT dabei sein würde, David zufolge aber sicher nicht als Sänger. Francois, dem ich einen Zeitungsausschnitt von Genesis TOTT auf der Loreley 1976 zeigte, mit Grossaufnahme von Mike, war sichtlich erstaunt und höchst interessiert an der "seltsamen Gitarre" die Mike damals spielte - ich konnte ihm seine Frage nach dem Typ oder Marke (Fender?) allerdings auch nicht beantworten, da ich mich besser mit Violinen und Pianos auskenne. Offenbar hat aber TMB noch nicht alle Geheimnisse von früheren Genesis-Konzerten gelöst, sie beginnen ja auch erst in einiger Zeit mit der Vorbereitung ihrer TOTT-Tournee.


    Meine deutschen Bekannten, die ich in die Show gelotst hatte, und die TMB erstmals hörten, waren hin und weg, und drauf und dran nach Mailand hinterherzufahren, so sehr waren sie fasziniert.


    Und mein belgischer Bekannter, mit dem ich zusammen im grössten belgischen Amateurchor singe (nächstes Konzert: 1.12., Händel's Messias im Palais des Beaux-Arts, Brüssel), schrieb mir anschliessend folgendes: Thank you again for the good seat at the Cirque Royal, I had an excellent view on the group. I hope I didn’t disturb your wife too much because I tried to sing from time to time…The supporting band was very good, too but incredibly influenced by the first Genesis (Tresspass, Nursery Crime, etc.) I would like to tell you I’ve been a bit disappointed by the show, in my memory, the “white” show was better, with a better slide show and flame effect in “Supper’s ready”; Gagné sang better the second time I saw him at the Ancienne Belgique but his stories in French sounded terrific – and their new drummer is very good too. I’m impatient to see “A Trick of the Tail” tour; you may already book a seat for me in the same category….


    Auf TOTT nächstes Jahr freue ich mich schon sehr, war doch das Loreley-Konzert 1976 im Rahmen der TOTT Tour mein erstes und unvergessenes Genesis-Konzert.