TotW: [13.-19.01.14]: GENESIS - The Grand Parade Of Lifeless Packaging

  • Ahh, endlich mal wieder ein Track von einem meiner Lieblingsalben - The Lamb! The Grande Parade of Lifeless Packaging habe ich vermehrt gehört, nachdem mir mit Fly on a Windshield der erste Einstieg gelungen war und damals begeistert im Mai 2006 dabei war, das Album zu entdecken. Schräger, leiser Einstieg und dann die tolle Steigerung: "Everyone shows Sales Representatives, every slogan in their shrine,...brother John is No.9...", und dann der Refrain in voller Blüte, schräg, unheimlich, einfach anders. Kein eigentlicher Song, richtig, mehr ein Moment des Albums, aber einer der vielen Momente die ich einfach so liebe an dem Album. Und ja, richtig, für solche Sachen braucht es ein Konzeptalbum, um solche schrägen Spielereien unterzubringen, genau dafür wurden sie gemacht. 12 Punkte für dieses irre Ding, und weiter geht die Reise, zurück in NYC...

  • Wie immer sind die Jungs am überraschendsten, wenn sie gut drauf sind. TGPOLP ist ein gutes Beispiel.
    Balladenhafter Anfang, doch der Quietscheentchensound deutet auf Schlimmes für konventionelle Hörgewohnheiten. Der Gabriels Lead Vocal umwabernde Grusel-Doo-Wop-Gesang verstärkt die Stimmung noch mehr, er wirkt verstörend-schön. Ebenso wie das Fehlen des Halls auf den Drums. Heinz Rudolf Kunze hatte einst „Back In N.Y.C. „als Punk um die Ecke“ bezeichnet, hier scheinen Peter und die Band ähnliche musikalische Strömungen aufgesaugt zu haben. Außerdem spielt die Story in New York. Zappaeske Zwischentöne wie die Eisenbahnpfeife am Anfang, der Marschrhythmus und dann dieser irre Mellotron-Chor und das "Eimernde" Schlagzeug am Ende runden dieses Hörerlebnis ab!Wow!:topp:


    Thom Yorke sagte über „Happiness Is A Warm Gun“, diese dreieinhalb Minuten seien so abwechslungsreich, es komme einem so vor wie 10 Minuten Länge. Ähnlich geht es mir bei „Grand Parade“. Ich hätte es mir bei späteren Touren als Live-Version gewünscht, damit die Leute auch mal hören, wo der Hammer hängt!


    Alleine das Thema ist schon einige Kränze wert und meine Biographie, die zwischen Sekundarstufe II bis zu den ersten Uni-Semestern stark von der Arbeit bei einem Paketdienst gezeichnet wurde, konnte durch diesen Song einen weiteren Soundtrack des Lebens erhalten.


    Und wieder Bowie: In einem Radio-Essay schrieb Heinz Rudolf Kunze, „Ein Reigen valiumstrotzender Hausfrauen torkelt Polonaise durch den Supermarkt. Das könnte als Assoziation auch hier zutreffen. Kunze berief sich allerdings auf Bowies „Speed Of Life“, dem grandiosen Opener seines bahnbrechenden Albums „Low“. David Bowie Speed of Life - YouTube Es klingt mir wie eine leicht verdaulichere Ausgabe von "Grand Parade", obwohl Bowie das nie zugeben würde. Aber auch der hat „Metropolis“ gesehen. Peter vielleicht auch.;)


    Was war das noch für ein Quietscheentchensound am Anfang? Ist das die sagenumwobenen „Enossifizierung“?:teufelgrins:


    „The Grand Parade“: Eine Kakophonie und – ein kleines Meisterwerk.


    15 Punkte

    We can help You

  • Ach Mann, was soll man nach Erics Ausführungen noch hinzufügen ... ?


    Ich sehe es auch eher in der Nähe bei Harold The Barrell, Willow Farm oder auch Pigeons oder That's All. Zudem vermute ich, dass dieser Song in einer Rohfassung bereits existierte und für The Lamb umgemodelt wurde. Das Album hätte durchaus ein paar mehr von diesen Skurrilitäten gebrauchen können, um die schwere Geschichte aufzulockern.


    Allein in der Bewertung weiche ich von Eric ab, denn ich sehe alle "Tracks of the Weeks" nicht im Umfeld unscheinbarer Kleinode (kleinÖdern?), sondern im Vergleich mit meinem allumfassenden Musikgeschmack.


    Und um meine Wertung jetzt endlich mal zu entpacken: 11 Punkte.

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!

    Einmal editiert, zuletzt von pealmu ()

  • Allein in der Bewertung weiche ich von Eric ab, denn ich sehe alle "Tracks of the Weeks" nicht im Umfeld unscheinbarer Kleinode (kleinÖdern?), sondern im Vergleich mit meinem allumfassenden Musikgeschmack.


    Und um meine Wertung jetzt endlich mal zu entpacken: 11 Punkte.


    Die abweichende Bewertung sei dir (ausnahmsweise :D) zugestanden. Nur fühle ich mich hier etwas missverstanden. Denn "unscheinbar" ist der Song keineswegs, eher im Gegenteil! Mir geht es eher darum, dass man hier ansonsten Stücke miteinander vergleicht, die völlig unabhängig vom Musikstil - sein es nun Prog, Pop oder Jazz - gänzlich andere Funktionen ausüben.


    So gibt es bei Genesis eine ganze Reihe von Alben, die (fast) ausschließlich aus starken Einzelstücken bestehen. A Trick Of The Tail ist so eins. Zwar wirken hier die Songs mehr oder weniger wie aus einem Guss, sie funktionieren aber auch alle isoliert voneinander, benötigen nicht den Zusammenhang des Albums. Und dann gibt es Alben wie das Lamm, auf dem die einzelnen Stücke allesamt irgendwie miteinander verwoben sind, einander teilweise zitieren und erst zusammen einen größeren Kontext formen. Auch hier gibt es - besonders auf der ersten Hälfte - herausragende Nummern, die für sich alleine stehend gut funktionen. Dann aber gibt es andere, die dem Album erst seine Magie als Gesamtwerk verleihen, Brücken zwischen den einzlnen musikalischen wie auch inhaltlichen Themen bauen und damit auch anderen musikalischen Gesetzmäßigkeiten unterliegen: Ein für sich stehender Einzelsong hat - ganz egal, wie konventionell oder unkonventionell die Songstrukturen sonst auch sein mögen (gerade im Prog) sowas wie Anfang, Hauptteil und Ende. Ein "Brückensong" (in Ermangelung eines besseren Begriffs) kommt im Zweifel mit weniger aus. Dass am Ende doch etwas rundes, ganzes entsteht und nicht nur ein Fetzen innerhalb eines zusammengestückelten Flickenteppichs, liegt dann nicht nur an dem einzelnen Segment, sondern eben auch an den anderen.


    Im Grunde ist es daher eigentlich unsinnig, einen Song wie The Grand Parade... mit z.B. Supper's Ready vergleichen zu wollen. Denn fairerweise wäre hier die Gegenüberstellung mit einem der sieben Songteile, z.B. How Dare I So Beautiful? angemessener (oder man vergleicht eben SR gleich mit dem Lamm-Album). Denn genauso wie Supper's Ready in seiner Gesamtheit mehr ist als nur die Summe seiner Einzelteile, gilt das auch für The Lamb. Höhepunkt von Supper's Ready ist für die meisten vermutliche die Apocalypse in 9/8. Für sich allein stehend würde dieser Part vermutlich aber weniger Punkte erhalten als Supper's Ready in seiner Gesamtheit. Wenn man also schon Songs wie The Grand Parade einzeln bewerten will, dann sollte man auch andere Bewertungskriterien zu Grunde legen. Für mich zählt dann besonders dazu, wie der Song im Gesamtzusammenhang des Albums wirkt, ob und wie er das Album bereichert und zu dessen "Magie" beiträgt.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Eric, weisst Du warum Du mir sehr unsympathisch bist?
    Weil Du so verdammt gute Texte und Liedinterpretationen schreiben kannst und ich IMMER verdammt neidisch werde :mad::mad:


    Interessante Sicht die Du da hast.
    Wobei ich sagen muss, dass das Lied für mich auch ohne Album funktioniert. Hat mir schon immer gefallen. Und wie kann man es wagen diesen Song auf eine Stufe mit dem fürchterlichen Who Dunnit zu setzen???!

    It requires that you leave behind everything of human ways, human behaviour, human ignorance, human disinformation.


    Last Chance to evacuate Planet Earth before it is recycled


  • Monti, du bist der erste, der von mir ein "like" bekommt, weil er mich unsympathisch findet :p.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Monti, du bist der erste, der von mir ein "like" bekommt, weil er mich unsympathisch findet :p.


    Aber auch nur weil Du was besser kannst als ich. Und da ich ziemlich arrogant bin was sowas angeht müssen wir ab heute befeindet sein. Kloppen wir uns in Welkers?

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    Last Chance to evacuate Planet Earth before it is recycled


  • Kloppen wir uns in Welkers?


    Doch, bitte;), aber mit Live-Schaltung nach Rio. Dann kann ich schön entspannt ein paar Biere zischen während ich zusehe, wie ihr euch vermöbelt....:teufelgrins:

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Betrifft #15 bis #18: Worum geht es in diesem Thread noch mal? :gruebel:


    Genau: 15 Punkte für die Genialität dieses Songs. Sicher gibt es bessere Stücke. Aber nicht so! :topp:

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Wie gut, daß ich ohne diese teuflische Skip-Taste aufgewachsen bin. (Nein, liebe Kinder, bei Onkel littlewood's Gerät war die nicht kaputt, sondern diese alten Grammophone, die wir früher benutzt haben, kannten sowas nicht). Sonst wäre man hier vielleicht manchmal in Versuchung gekommen, schon damit man etwas schneller bei "Back In N.Y.C." ist. Aber so arbeitete man sich geduldig immer wieder durch das etwas sperrige, aber würdige Ende von Seite A und schloß auch diesen kleinen wüsten Unhold - wie letztlich alles auf der Platte - irgendwann in's Herz. Man mußte es nur oft genug hören um zu kapieren, daß gute Musik nicht zwangsläufig den Ohren schmeicheln muß. Und daß diese stark Musical-verdächtige rasante Nummer wie jeder Song auf dem Album exakt seinen zwingenden Platz hat. Dafür aber auch außerhalb der Geschichte - Ihr habt es erwähnt - tatsächlich nur bedingt funktioniert.
    Daher 10+1 Kontext-Punkt.


    Eric und Plod, auch wenn Ihr mir mit Eurer Euphorie enteilt, sind das ganz herrliche kleine Abhandlungen, für die ich diese Rubrik ja sehr schätzen gelernt habe.