Mikes instrumentale Fähigkeiten

  • Anm. von Tom:


    Im Mike & The Mechanics- Live in Duisburg-Thread
    http://www.genesis-fanclub.de/…-01-06-2011-duisburg.html
    hatte eine interessante Neben-Diskussion begonnen, die dort allerdings Off-Topic war. Deshalb habe ich die betreffenden Postings in diesen neuen Thread verschoben.


    HINWEIS: Dass Sebastians Posting hier an oberster Stelle steht, liegt daran, dass er der erste war, der sich auf Doctones Posting bezogen hat. Er hat diesen Thread nicht eröffnet, dies wurde durch meine Moderationsaktivität bewirkt.

    Auslöser war folgendes Posting von Doctone:


    ...Wo ich gerade beim Thema Instrumentalisten bin: Ich hatte vor ein paar Tagen irgendwo hier gelesen, dass Mike ja kein guter Sologitarrist ist, eher ein durchschnittlicher Rhythmusgitarrist und dafür aber ein ganz toller Bassist. Naja, ich spiele selbst Gitarre, Bass und Chapman Stick und mir ist beim Konzert gestern mal wieder aufgefallen, dass es an den Rhythmusgitarren- und Sologitarrenparts von Mike nicht wirklich etwas auszusetzen gibt. Er ist bestimmt kein Virtuose wie Joe Satriani und auch bei weitem nicht so gut wie David Gilmour und Co. Aber was er spielt, ist schon völlig in Ordnung. Nicht besonders schwer und für jeden Gitarristen mit ein bisschen Talent nachspielbar, aber das heißt ja nicht, dass es schlecht ist. Auch bei Genesis gibt es meiner Meinung nach an seiner Gitarrenarbeit nichts auszusetzen. Ein guter Gitarrist zu sein bedeutet ja nicht, dass alles virtuos, schnell und schwierig sein muss. Es kommt ja auch darauf an, wie präzise und musikalisch man einfache Dinge so spielt und welche Ideen man so hat. Mir persönlich haben die Gitarrenparts in "Home By The Sea", "Mama", "Calling All Stations", "Driving The Last Spike" usw. eigentlich immer gut gefallen. So klingt halt eine solide gespielte Pop-Gitarre. Warum nicht? Das passt schon!


    Ach ja, seine Bassparts sind übrigens genauso unspektakulär. Es kann wirklich keine Rede davon sein, dass er als Bassist sehr viel besser ist, als an der Gitarre. Er spielt einfache Bassläufe und häufig auch nur Grundtöne. Ich schätze ihn insgesamt als Musiker mit guten Ideen und einem Händchen dafür, diese Ideen auch geschmackvoll und mit guten Sounds umzusetzen. Da muss man sich über technische Fähigkeiten keine Gedanken machen, wenn der Rest stimmt. Und das Konzert gestern hat bewiesen, dass er seinen Job in dieser Hinsicht schon gut macht!


    Mikes beste Zeiten am Bass sind natürlich schon ein paar Järchen her. Aber früher in der "guten alten Zeit" war er schon ein guter!

    1. Vorsitzender des Deutschen Mike Rutherford Fanclubs

    Pure Vernunft darf niemals siegen!

    2 Mal editiert, zuletzt von tom ()

  • Mikes beste Zeiten am Bass sind natürlich schon ein paar Järchen her. Aber früher in der "guten alten Zeit" war er schon ein guter!


    Die Sachen waren mit ihren schrägen Takten und komplexen Strukturen natürlich bestimmt nicht einfach zu spielen. Aber technisch gesehen sind die Bassläufe absolut nichts Besonderes. Jeder Bassist kann das locker nachspielen und im Vergleich sind Leute wie John Entwistle und Co sehr viel besser und rein auf die Bassläufe bezogen auch sehr viel interessanter gewesen. Oft sind es bei Mike Rutherford nicht mal wirkliche Bassläufe mit einer klaren Linie, sondern nur einzelne Töne. Er spielt häufig nur Grundtöne zu den Akkorden. Bei "The Musical Box" auch mal Oktaven und bei einigen anderen Stücken auch mal Quinten. Leider wirklich nichts, was irgendwie in irgendeiner Weise spektakulär oder erwähnenswert wäre. Wenn man die Bassnoten zu den Songs sieht, ist es schon fast enttäuschend. Sogar die Bassläufe von Paul McCartney sind für den Bassunterricht wesentlich interessanter als die von Genesis. In vielen Rockbands ist der Bass leider ein absolutes Hintergrundinstrument. Auch bei Deep Purple und Co ist es schade, wie wenig Raum der Bass in den meisten Stücken einnimmt. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber Mike Rutherford ist als Bassist kein bisschen besser als an der Gitarre. Ich glaube sogar eher, dass er einer der Bassisten ist, die ursprünglich Gitarre gelernt haben und dann halt irgendwie als Bassist in einer Band gelandet sind, weil es zu viele Gitarristen und zu wenig Bassisten gab.


    Naja, aber wie gesagt: Ist ja eigentlich ziemlich egal! Es geht ja um die Musik als Ganzes mit allen Ideen, Sounds und Kleinigkeiten. Mike Rutherford ist schon ein guter Musiker, der Ideen hat und sehr musikalisch denkt. Deshalb spielt es für mich absolut keine Rolle, wie es mit seinen technischen Fähigkeiten aussieht. Bei Bob Dylan interessiert sich ja auch niemand dafür, wie er Gitarre spielt oder wie gut er als Sänger ist. Trotzdem ist er eine Legende und hat unglaublich viele gute Songs geschrieben. Das soll ihm mal irgendein Gitarrenvirtuose nachmachen!

  • I

    Zitat

    ich glaube sogar eher, dass er einer der Bassisten ist, die ursprünglich Gitarre gelernt haben und dann halt irgendwie als Bassist in einer Band gelandet sind, weil es zu viele Gitarristen und zu wenig Bassisten gab.

    Ja, so war es. Mike war ursprünglich Gitarrist bei "The Anon" im Charterhouse.
    Erst, als der eigentlcihe Bassist vom Chartehous ab ging (ich weiß nicht mehr:
    Riverz Job? Richard MacPhail?), übernahm Mike den Bass, vielleicht erst bei der
    Zusammenlegung von "The Anon" und "The Garden Wall" - zu, äh, wie hießen die
    doch gleich? - ah, Genesis ...
    - muß mal wieder den Armando Gallo lesen, da steht's genau ...


    Ich finde, bei "The Fountain Of Salmacis" spielt er sensationell gut.
    Gibt es überhaupt einen Bassisten, der nicht mit Gitarre angefangen hat?
    Entweder Du übernimmst den Bass, oder Du bist draussen. Kennt man doch.
    (Ich ging).

    5 Mal editiert, zuletzt von Der Teemeister ()

  • [....] Aber was er spielt, ist schon völlig in Ordnung. Nicht besonders schwer und für jeden Gitarristen mit ein bisschen Talent nachspielbar [....]


    Eigentlich gehört diese Diskussion nicht in diesen Thread. Dennoch möchte ich hier kurz mein Schlüsselerlebnis zu dem Thema Rutherford's Gitarrenlicks loswerden:
    Ich war letztes Jahr auf dem Paul Carrack Konzert im Rex in Lorsch (super Location, unbedingt mal hingehen!). Carrack spiele mit seiner Band überwiegend seine Solo-Songs. Die Musiker sind solide und spielen die Soul- und Bluesartigen Songs auf hohem Niveau. Sicherlich würden viele Musiker Carracks Gitarristen als deutlich überlegen im Vergleich zu Rutherford bezeichnen. Wie gesagt: Er hat den 1.Teil der Show souverän gespielt mit durchaus ansprechenden Soli. Bis es dann zum Mechaniker Set kam. Es war überraschend zu sehen, wie schwer er sich mit dem Riff von "Living Years" getan hat! Die Lockerheit war plötzlich aus seinen Augen und Fingern und er wirkte wirklich verkrampft und konzentriert bis zum Ende des Songs. (Seit dem höre ich das Stück mit anderen Ohren. )
    Meine Erachtens neigen viele dazu, die Riffs von Rutherford zu unterschätzen. Legt mal einem "guten" Gitarristen I can't dance, Follow you follow me, Throwing it all away oder eben Living years vor. Die meisten werden sich schwerer tun als erwartet.....

  • Meine Erachtens neigen viele dazu, die Riffs von Rutherford zu unterschätzen. Legt mal einem "guten" Gitarristen I can't dance, Follow you follow me, Throwing it all away oder eben Living years vor. Die meisten werden sich schwerer tun als erwartet.....


    Auf jeden Fall hat er gute Ideen, die hervorragend zu den Songs passen. Ich würde fast sagen, dass es halt Pop-Gitarren-Begleitung ist, wie sie sein MUSS und wie man sie sich auch vorstellt. Beim Konzert gestern in Duisburg hat mir auch gefallen, wie er die Sachen so gespielt hat und welche Sounds er dafür verwendet hat. Alles eben wirklich sehr locker und geschmackvoll. Anthony Drennan hat natürlich die deutlich schwierigeren und ausgefeilteren Parts gehabt. Das hat man auch im Vergleich gemerkt, wenn beide Gitarristen in einem Song ihren Solo-Part hatten. Aber auch wenn es im Vergleich nicht besonders schwierig ist, hatten die Ideen Hand und Fuß und es gab nichts zu meckern.


    Eine gut gespielte Rhythmusgitarre mit den passenden Sounds, Akkord-Voicings und Single-Note-Licks ist für die Songs eine absolut wichtige Grundlage. Was wäre "Follow You Follow Me" ohne das Intro mit Mikes Gitarrenpart? Auch bei "Mama" mag ich die Stelle nach dem dreckigen Lachen von Phil wirklich sehr gerne so wie sie gespielt ist. Das passt echt super zum Song und es hat die richtige Atmosphäre!


    Mike macht seinen Job gestern schon wirklich gut gemacht! Ein tolles Konzert mit einer wirklich gut besetzten Band! Auch für Nicht-Mechanics-Fans sehr empfehlenswert! Hätte nicht gedacht, dass es mir so gut gefallen würde und ich habe heute tatsächlich den ganzen Tag Mechanics-CDs gehört!

    Einmal editiert, zuletzt von Doctone ()

  • Die Sachen waren mit ihren schrägen Takten und komplexen Strukturen natürlich bestimmt nicht einfach zu spielen. Aber technisch gesehen sind die Bassläufe absolut nichts Besonderes. Jeder Bassist kann das locker nachspielen und im Vergleich sind Leute wie John Entwistle und Co sehr viel besser und rein auf die Bassläufe bezogen auch sehr viel interessanter gewesen. Oft sind es bei Mike Rutherford nicht mal wirkliche Bassläufe mit einer klaren Linie, sondern nur einzelne Töne. Er spielt häufig nur Grundtöne zu den Akkorden. Bei "The Musical Box" auch mal Oktaven und bei einigen anderen Stücken auch mal Quinten. Leider wirklich nichts, was irgendwie in irgendeiner Weise spektakulär oder erwähnenswert wäre. Wenn man die Bassnoten zu den Songs sieht, ist es schon fast enttäuschend. Sogar die Bassläufe von Paul McCartney sind für den Bassunterricht wesentlich interessanter als die von Genesis. In vielen Rockbands ist der Bass leider ein absolutes Hintergrundinstrument. Auch bei Deep Purple und Co ist es schade, wie wenig Raum der Bass in den meisten Stücken einnimmt. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber Mike Rutherford ist als Bassist kein bisschen besser als an der Gitarre. Ich glaube sogar eher, dass er einer der Bassisten ist, die ursprünglich Gitarre gelernt haben und dann halt irgendwie als Bassist in einer Band gelandet sind, weil es zu viele Gitarristen und zu wenig Bassisten gab.


    Das möchte ich so nicht stehen lassen. Und ich möchte auch nicht auf diesem komischen Technikaspekt rumreiten, da sind wir einer Meinung. Mike hätte keine Chance, da irgendwie als etwas Beosnderes zu gelten.
    Dass jeder Bassist seine Läufe nachspielen könne - na ja, wer ist jeder? Ich würde behaupten, dass das nicht jeder kann, sondern nur Bassisten im Fortgeschrittenen-Stadium.
    Mit der obigen Einschätzung stimme ich aus musikalischen Gründen nicht überein:
    Mike war z.B. in den frühen 70ern beileibe kein "Grundton-Bassist". Dafür gibt es Beispiele zuhauf. Im Gegenteil: Oftmals hat er so selbstständige Basslinien entwickelt, dass man fast den Eindruck hat, ihn interessierten die Grundtöne nicht so wirklich. Und diese Linien hatten musikalisch z.T. so viel Eigenwert, dass es fast schon eigene Melodien waren, zumindest aber Begleitstimmen mit einem erkennbaren motivischen Gehalt.
    Die genannten Vergleiche - McCartney oder Entwistle - kann ich so schnell jetzt nicht beurteilen, aber ich bezweifle deine Aussagen dazu mal so einfach ungeprüft.
    Der Bass war bei Stücken wie "Return of the giant...", "Seven stones", "Harold ...", "Time table", "Get 'em out...", "The fountain of..." oder auch "The battle of Epping..." keinesfalls ein absolutes Hintergrundinstrument. Diese Einschätzung halte ich für musikalisch nicht sinnvoll - es sei denn, dass alles, was nicht Hauptmelodie ist, als Hintergrund wahrgenommen wird. Aber auch das hielte ich nicht für sinnvoll.
    Und: Spielt Mike bei "The musical box" überhaupt Bass???

  • Kann man sich im Einzelfall bestimmt drüber streiten und es mag auch Ausnahmen mit Songs geben, in denen er wirklich gute Einfälle hatte. Ich halte ihn ja auch allgemein für einen soliden und guten Musiker, auch wenn er kein Virtuose ist. Aber hier geistert oft die Einschätzung herum, dass er ein unglaublicher und überdimensional guter Bassist ist. Das ist einfach definitiv nicht so! Es ist nicht besser oder schlechter als die Bassisten in vielen anderen Rockbands auch. Etwas Besonderes sind seine Bassläufe meistens nicht. Ich habe schon für mehrere Genesis-Songs aus verschiedenen Phasen der Band Noten gesehen und die Bassläufe waren in aller Regel nichts, was man einem Bass-Schüler großartig erklären müsste. Zu Leuten wie Paul McCartney oder John Entwistle findet man im Gegensatz dazu häufig auch Notenmaterial in Bass-Lernbüchern, weil sie mit ihrer Spielweise Geschichte geschrieben und die Rockmusik basstechnisch voran gebracht haben. Entwistle ist da natürlich noch eine ganze Ecke komplexer als McCartney. Ich habe allerdings noch nie einen Bassisten getroffen, der Mike Rutherford als großes Vorbild sehen würde. Jeder Bassist könnte mit Sicherheit 100 oder mehr Bassisten aufzählen, die interessanter und besser sind. Aber wie gesagt: Es gibt sicherlich Ausnahmen und Genesis- und Mechanics-Songs mit guten Bassläufen. Gute Musik muss nicht schwer zu spielen sein!

  • Aber hier geistert oft die Einschätzung herum, dass er ein unglaublicher und überdimensional guter Bassist ist. Das ist einfach definitiv nicht so!


    Das kommt drauf an, was du für Kriterien anlegst. Ich sage: Er ist definitiv ein ganz hervorragender Bassist. Er gehört zu den seltenen Exemplaren, deren Spiel sich sehr phantasie- und geschmackvoll, ganz lebendig und inspiriert, dabei eigenständig und originell in die dazu passende Musik einfügt.
    Ich weiß ja nicht, was du einem Bass-Schüler alles so erklären willst, aber wenn man anfangen würde, Mikes Linien im KONTEXT (!) der Gesamtkomposition zu verstehen, dann würde einem Schüler wohl auffallen müssen, dass man es hier mit Sicherheit mit keinem "normalen" Nullachtfuffzehn-Bassisten zu tun hat.
    Nee, nee, solange ich von dir nicht anhand irgendwelcher tollen Beispiele von den hohen Künsten Entwistles oder McCartneys überzeugt werden kann, bleibe ich dabei, dass Mike im Rockbereich keine Vergleiche scheuen muss.
    Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, ob du da mit deinen Bass-Lernbüchern wirklich so wesentliche Vergleichsaspekte aufgetan hast. Mir scheint, dass du die Bass-Stimmen aus dem gesamtmusikalischen Zusammenhang isoliert hast, was ich für eine angemessene Würdigung Mikes nicht sinnvoll fände.

  • Ja, passt schon. (Hättest mir aber trotzdem mal die Highlights McCartneys und Entwistles nennen können...interessiert mich schon...könnte ja vielleicht mein Nicht-Verhältnis zu den Beatles und dem kaum noch vorhandenen zu den WER? mal etwas aufpäppeln...)