Eigentlich wollte ich heute etwas völlig anderes vorstellen, aber als der erste Sonntag im November sich heute im strahlendsten Sonnenschein von seiner besten Seite zeigte, war mir dann doch auch musikalisch nach etwas Sunshine Feelin' zumute - und bin dann auch gleich auf die passende Scheibe gestoßen:
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Falls ihr das Album noch nicht kennt, keine Sorge, ich höre es heute ebenfalls zum allerersten Mal. Das ist für mich jetzt also genauso spannend und aufregend wie für euch :D.
Bei Santana geht bei mir sowieso immer die Sonne auf, wenn ich was von der Band auflege. Meistens sind es aber die bekannten "Latin-Rock"-Scheiben wie z.B. Abraxas, die dann laufen. Kennt praktisch jeder, bedarf keiner weiteren Vorstellung. Nicht ganz so bekannt ist allerdings, dass der Woodstock Veteran in den 70ern auch eine ziemlich jazzige Phase hatte, in der er abseits von großen Hits (und sehr zum Widerwillen seiner eingefleischten Fans) völlig andere, experimentellere musikalische Pfade einschlug. Bereits das Vorgängeralbum Caravanserai fiel durch deutlich jazzigere Töne auf. Mit Welcome war Santana endgültig im Fusion Jazz angelangt.
Dies spiegelte sich auch in der Bandbesetzung wider, besonders mit dem Keyboarder Tom Coster (der schon auf Caravanserai mitwirkte) und John "Mahavishnu" McLaughlin (mit dem Carlos Santana zuvor schon abseits der Band Santana das Album Love, Devotion, Surrender einspielte, das ebenfalls eher dem Jazzrock zuzuordnen ist) sowie den Jazzsängern Leon Thomas und Flora Purim, die Stil und Sound des Albums entscheidend mitprägten.
Wie schon Love Devotion Surrender ist auch Welcome eine Hommage an John Coltrane; der Titeltrack ist eine Komposition von ihm. Sogar Coltranes Witwe Alice ist auf Going Home am Piano vertreten.
Auch wenn das Album sich recht deutlich von den bekannteren Santana-Klassikern unterscheidet, ist es dennoch ein unverkennbares Santana-Album geworden mit dem markant-schrillen Gitarrensound (allerdings doch hier zurückgenommen, so dass den Keyboards mehr Raum und Geltung verschafft wird) und temporeichen lateinamerikanischen Rhythmen. Auffällig ist der häufige Einsatz von Flöten. Was "fehlt", sind die großen Rockhymnen, die exzessiven Gitarrensoli, ohne die sonst bei Santana kein Song funktionierte. Hier werden meist ruhigere, verhaltenere Töne angeschlagen. Wer eingängige Popsongs sucht, wird immerhin bei Love, Devotion & Surrender fündig, heute noch ein Klassiker und in den meisten Best-Of-Compilations vertreten. Darüber hinaus wird es aber eher "speziell". Dabei hat das Album sogar mehr Gesangsanteile als Caravanserai, radiotaugliches Material ist aber nicht wirklich dabei.
Herzstück des Albums ist sicherlich das elfeinhalbminütige Flame - Sky, bei dem sich McLaughlin, Santana und Coster (dieser Orgelsound!!!!) die Seele aus dem Leib spielen. Da geht mir das Herz auf, für solche Jazzperlen brenne ich mit Begeisterung!
Hier eine Liveversion von 1973
John McLaughlin & Carlos Santana - Flame-Sky (Edit) 9-1-73 - YouTube
und noch ein grooviges When I Look Into Your Eyes
Santana "When I Look Into Your Eyes" - YouTube
Samba de Sausalito!
Santana in Japan 1973 "Samba de Sausalito" - YouTube