King Crimson

  • Schade, das würde ich schon sehr gerne hören. Ich war aber eh überrascht, dass sie es letztes Jahr so oft gespielt haben und dann enttäuscht, als es in den ersten Setlists diesen Jahres nicht mehr auftauchte. Wäre sehr schade, wenn es jetzt wieder rausfliegt...


    Sorry, mit alle meinte ich die Band. Wahrscheinlich nicht vertrackt genug für die versammelten Virtuosen.
    Ich hatte jedenfalls das Gefühl, dass die anderen Stücke mit mehr Hingabe gespielt wurden.


    Dem Publikum hat the Court of ... natürlich gefallen. :huhu:

  • Da ich weiß, dass die meisten Songs der 80er/90er morgen/heute live nicht gespielt werden, habe ich mir das Japan-Konzert aus der Thrak-Box auf Blu-ray heute reingezogen.


    Und wow, was für ein Erlebnis! :schock2: Bis auf ein paar Aufnahmen habe ich ja bisher noch gar keinen Konzertmitschnitt von KC gesehen. Das sollte als Lehrfilm für alle Rockmusiker herhalten. Wahnsinn, was die Herren da abliefern. Ich wusste gar nicht, was man den einzelnen Instrumenten alles für Töne entlocken kann. Komme mir vor, als hätte ich total hinter dem Mond gelebt. Und der Sound ist der Hammer. Referenzverdächtig. Dinosaur ist hier einfach ein verdammtes Brett. Aber auch die 80er Songs haben ein fettes Update bekommen. Dazu fasziniert Adrian Belew mit perfektem Gesang und viel guter Laune.


    Es ist auch immer wieder faszinierend, wie sich (scheinbar) chaotische Passagen/Stücke mit Songs von simpler Schönheit die Klinke in die Hand geben (One Time, Walking On Air). Meisterlich.


    Ich bin sooo gespannt auf das Berliner Konzert. Nur noch ein paar Stunden. :)


    Der Merch-Stand könnte seeeehr interessant werden. :D

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  • Hier die Setlist:


    First Set
    Hell Hounds of Krim
    Larks' Tongues in Aspic, Part One
    Pictures of a City
    Cirkus
    Fracture
    The Letters
    Radical Action (To Unseat the Hold of Monkey Mind)
    Meltdown
    Easy Money
    Epitaph
    Red


    Second set
    Devil Dogs of Tessellation Row
    Lizard ('The Battle of Glass Tears -… more )
    Radical Action II
    Level Five
    The Court of the Crimson King
    The ConstruKction of Light
    Suitable Grounds for the Blues
    The Talking Drum
    Larks' Tongues in Aspic, Part Two
    Starless


    Encore:
    Banshee Legs Bell Hassle
    "Heroes" (David Bowie cover)
    21st Century Schizoid Man



    Hightlights zu benennen fällt schwer, dafür muss ich dieses großartige Konzert erst einmal verarbeiten und sacken lassen. Die Hymnen aus der Frühphase kamen beim Publikum zumindest am besten an, die neuen Stücke und die kleinen Abstecher in die Double Duo Periode waren da schwerer verdaulich, wobei ich persönlich ConstruKCtion of Light grandios fand.


    Der Admiralspalast war auch eine mehr als würdige Location. Der Sound war klar und krachend, wie es sein muss, jedes Instrument gut im Mix herauszuhören. Die neuen Instrumentierungen mit den drei Drumsetzt und Saxophon funktionieren immer besser. Zum (ausgezeichneten) Live in Toronto Album gab es sehr spürbare Weiterentwicklungen der Songs. Ob man die 3 Drummer wirklich braucht, ist wohl ein bisschen Glaubensfrage. Zu einem Großteil der Show ist Jeremy Stacey an den Keyboards beschäftigt, so dass "nur" Pat und Gavin die Stöcke schwingen. Und zu einem Teil sind die 3 Drummer eben auch einfach nur Show, es macht großen Spaß, den dreien zuzusehen, wie sie einander ergänzen, Drumbeats teilweise bewusst aufteilen, mal synchron, mal bewusst gegeneinader spielen. Die meiste Zeit über ist das dann eher was fürs Auge als fürs Ohr.


    Wegen Jakko hatte ich so meine Bedenken, ob er wirklich eine gute Wahl als Sänger war. Seine Gesangsleistungen bei Scarcity of Miracles oder zuletzt bei Hackett empfand ich zwar als solide, aber nie als mitreißend. Gestern konnte der Mann mich aber wirklich überzeugen. Die Greg Lake Nummern passen etwas besser zu ihm als die John Wetten Songs, aber er hat alles wirklich gut und kraftvoll hinbekommen. Epitaph war schlichtweg eine Sensation. An der Gitarre ist er zwar kein Adrian Belew (dessen Spiel die Arrangements dann wohl auch überfrachtet hätte), aber immerhin ein wirklich ausgezeichneter Gitarrist.


    Die anderen Bandmitglieder sind ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Mel Collins hat sein Saxophonspiel sehr passend in die Arrangements integrieren können, Levin am Bass eine Bank wie eh und je (nur das Ende von Starless will mir in seiner Version einfach nicht so recht gefallen, da kommt er gegen Wettons Duftmarke nicht an). Fripp voller Spielfreude und Präzision auch bei den frickeligsten Läufen. Natürlich ohne das Publikum mit einer Ansage oder einem Blick zu würdigen.


    Ich freu mich schon seeeehr auf Hamburg! :cool:

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Ein herrlicher Hoch-Sommertag Mitte September in Berlin, ein tolles Theater, 7 fabelhafte Musiker in einer für meine musikalische Prägung absolut wegweisenden Bands. Yippee! "Let´s have a party!" (Zitat Fripp)


    Letztes Jahr hatte ich mir den Orpheum Mitschnitt, dies Jahr den aus Toronto zugelegt. Der Funke sprang bei keinem der beiden über, diverse Glanzpunkte natürlich ausgenommen. Radical Action wartet noch auf die Zustellung.


    Nun also die (wilden?) Sieben im Admiralspalast live und wahrhaftig. Um es kurz zu machen: Auch live sprang in der Reihe 16 des Parketts der Funke (leider) für mich nicht über.
    Stellten sich zwar beim Anfang (nach dem für mein Dafürhalten ziemlich gestelzten "Tuning up" a la Orchester) LTA I noch die Härchen auf, so wich meine anfängliche Begeisterung zunehmend der Feststellung, daß hier mindestens ein wenn nicht zwei Schlagzeuger zu viel am Werkeln sind. Jede nicht ausgefüllte Stelle wird noch schnell mit ein paar Drumlicks, 32steln auf der Hihat oder anderem Geplinge gefüllt. Hey, jeder weiß, daß Ihr 3 tolle Trommler seid, aber hört doch mal zur Abwechslung das berühmte "Trio" der Starless an Bible Black LP! Bruford hält sich einfach raus, "hält einfach mal die Klappe". Weniger ist mehr. Bruford wird gerade fürs Ruhigsein in den Credits für diese Improv genannt.


    Die Gesamtperformance lässt (fast?) keinen Freiraum für Improvs oder Abweichungen. Gerade das war doch die Stärke von KC von 69 bis weit in die 80er Besetzung. Jetzt wirkt alles einstudiert und selbst das "Chaos" bei The Letters wirkt auf mich nur künstlich und routiniert.
    Hinzu kommt, daß ein KC-Konzert eine eher sterile Veranstaltung ist und Publikumsinteraktion sich auf ein freundliches Nicken von Mel Collins nach dem ItCotCK-Solo und den Abschlußapplaus beschränkt.


    Kommen wir zum Positiven: Der Sound war klanglich und lautstärketechnisch 1A. Die drei Trommler sind excellent abgestimmt. Die reinen Trommelstücke sind live ein Erlebnis. Da freue ich mich auf die volle Radical Action Packung.
    Aufgrund der 70er Setlist gab es viel Mellotron zu hören, das sowohl die Herren Stacey als auch Fripp zu bedienen schienen.
    Mir gefällt das Foto- und Smartphone Verbot sehr gut. Erinnert mich an "die alten Zeiten" als Konzertbesucher nicht zwanghaft alles mitschneiden und live twittern mussten sondern hier und jetzt das Konzert mit allen Sinnen erlebten.


    Nun, alles in allem leider nicht das erhoffte Konzert, aber vielleicht bin ich auch noch nicht reif für 3 Trommler.

    Einmal editiert, zuletzt von coldfire ()

  • Nun, alles in allem leider nicht das erhoffte Konzert, aber vielleicht bin ich auch noch nicht reif für 3 Trommler.


    Puh, ich hätte mich fast nicht getraut, sowas zu schreiben. Aber deine Eindrücke decken sich fast komplett mit meinen.


    Ein wenig bin ich über mich selbst erschrocken. :schock2: Denn eigentlich war das auf der Bühne Gebotene der pure Wahnsinn. Glasklarer Sound, ein Ensemble in exzellenter Spiellaune, sehr angenehme Atmosphäre im Admiralspalast und teils brillant gespielte Drumpassagen.


    Aber scheinbar konnte mein Hirn das alles nicht verarbeiten. Zu sehr versuchte ich das Gesehene und Gehörte zu erfassen. Zu konzentriert achtete ich vielleicht darauf, ja nichts zu verpassen, wenn mein Blick zwischen den drei Drummern hin und her huschte - von den anderen Musikern ganz zu schweigen. Unter den ganzen Eindrücken ist es der Musik leider nicht gelungen, mich EMOTIONAL zu erreichen.


    Irgendwie distanziert fühlte ich mich mehr als Beobachter, denn Teilnehmer an einem Rockkonzert. Selbst das von mir geliebte "Starless" lies mich auf eine seltsame Art und Weise kalt. Alles brillant gespielt, aber es kam nicht an.


    Erst bei "21st Century Shizoid Man" fühlte ich tatsächliche Begeisterung aufkommen, was auch an Gavins sensationellem Drumsolo lag, welches mich komplett flashte. Selten sowas geiles gesehen und gehört. Aber da war es schon zu spät, denn der Abend endete mit eben diesem Stück.


    Ein weiterer Grund für den gefühlt ernüchternden Abend ist vielleicht, dass ich zur Zeit sehr auf die Phasen mit Adrian Belew abfahre und die Thrak-Box rauf- und runter höre. Der 80er und 90er Output spricht mich zur Zeit mehr an. Auch ist mir ein Großteil der 70er Sachen noch nicht wirklich in Fleisch und Blut übergegangen, wie ich bei zahlreichen Stücken feststellen musste. Bin ja erst seit wenigen Jahren Crimson-Hörer.


    Natürlich bin ich trotzdem froh, dabei gewesen zu sein. So eine Chance kommt vielleicht nie wieder und wie geschrieben war es ein akustischer Genuss sowie natürlich faszinierend, diesen Ausnahmekönnern zuzuschauen.


    Ich hoffe, dass sich evtl. doch nochmal die Chance auf ein KC-Konzert mit dann breiter gefächerterer Setlist ergibt.


    Bis dahin gibts allerdings noch genug anderen Kram zu entdecken. Und jetzt wo ich gerade "Discipline" höre, freue ich mich nochmal ein Stück mehr auf die kommende 80s-Box.


    Die 2016er Tour-Edition von King Crimson Elements hat gestern übrigens auch noch den Weg in meine Sammlung gefunden. :)

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  • Damit ein 7-Mann-Ensemble solche Musik spielen kann, bedarf es ziemlicher Discipline äh... Disziplin. Und darin liegt glaube ich der Grund, dass wir emotional nicht erreicht wurden. Es ist alle zu glatt und perfekt. Hinzu kommt, dass diese Band nur wenig eigenes Material hat und die alten Sachen werden - wenn auch eigenständig - nachgespielt. Alles in allem eine BestOf-Show der besonderen Liga natürlich.
    Die 80er Crimsons haben bis auf Red und LTIA II nur eigenes Zeug gespielt und an dem live herumexperimentiert (auch die Besetzung 73, 74). In dem kompakten Quartett klasse, da dies m.E. viel leichter zu handeln ist und flexibler auf Experimente und Improvs eingehen kann. Hör Dir die Great Deceiver Box an oder die Konzerte 81, 82 und Du weißt was ich meine.
    Immerhin habe ich KC nun schon viermal in drei verschiedenen Besetzungen gesehen. Das hätte ich mir bis 1994 nicht träumen lassen. ;)

  • Hör Dir die Great Deceiver Box an oder die Konzerte 81, 82 und Du weißt was ich meine.


    Darum freue ich mich ja auf die 80s-Box. Schon die Thrak-Box bietet so viel Material, an dem ich mich zur Zeit gar nicht satthören kann. Immer wieder andere Zusammenstellungen und damit komplett andere "Flows" innerhalb der einzelnen Konzerte.


    Dazu kommt, dass Belew ein hervorragender Frontmann ist, der Pepp in die Bude bringt. Und ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich letzte Woche zum ersten Mal sah, wie er seiner Gitarre Mellotron-/Tastentöne entlockte. Sowas hatte ich bisher noch nicht gesehen/gehört und wusste auch gar nicht, dass sowas geht. Komme mir vor wie der totale Hinterwäldler. :D

  • Darum freue ich mich ja auf die 80s-Box. Schon die Thrak-Box bietet so viel Material, an dem ich mich zur Zeit gar nicht satthören kann. Immer wieder andere Zusammenstellungen und damit komplett andere "Flows" innerhalb der einzelnen Konzerte.


    Dazu kommt, dass Belew ein hervorragender Frontmann ist, der Pepp in die Bude bringt. Und ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich letzte Woche zum ersten Mal sah, wie er seiner Gitarre Mellotron-/Tastentöne entlockte. Sowas hatte ich bisher noch nicht gesehen/gehört und wusste auch gar nicht, dass sowas geht. Komme mir vor wie der totale Hinterwäldler. :D


    Schau Dir mal ein Live Video von ....Kitchen Floor Waxmuseum an. Fripps bestes Pianosolo.

    you're the ones we've been waiting for...
    Genesis - 98 München - 07 Linz, Düsseldorf x 2, Berlin, München - 22 Berlin x 2, London x 2

  • Darum freue ich mich ja auf die 80s-Box. Schon die Thrak-Box bietet so viel Material, an dem ich mich zur Zeit gar nicht satthören kann. Immer wieder andere Zusammenstellungen und damit komplett andere "Flows" innerhalb der einzelnen Konzerte.


    Dazu kommt, dass Belew ein hervorragender Frontmann ist, der Pepp in die Bude bringt. Und ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich letzte Woche zum ersten Mal sah, wie er seiner Gitarre Mellotron-/Tastentöne entlockte. Sowas hatte ich bisher noch nicht gesehen/gehört und wusste auch gar nicht, dass sowas geht. Komme mir vor wie der totale Hinterwäldler. :D


    Belew ist ein unvergleichlicher Frontmann und Gitarrist extraordinaire. Wer spielt schon jeden Abend 2 Stunden mit Dauerlausbubengrinsen in Perfektion?