Strictly Inc live in der BBC

  • Damals wie heute bin ich mir sicher, dass das Material eine hervorragende Grundlage für ein würdiges Genesis-Album gewesen wäre. „Island“ ist ein Banks-Masterpice und die Gesangspassagen schreien in meinen Ohren förmlich nach Phil Collins‘ Stimme - und das gilt auch für andere Songs.

    Absolut! Mit Phil als Mit - Arrangeur, Mit - Produzent und Sänger hätte da so einiges von nach Genesis geklungen. Ich "höre" ihn vor allem immer bei Islands und "a piece of you" singen. Aber Jack Hues macht auf jeden Fall auch einen hervorragenden Job. Auch wenn WCD objektiv gesehen sicher das bessere Album ist, höre ich Strictly seit dem Erscheinen wesentlich öfter, vor paar Tagen auch wieder. Es berührt mich mehr, holt mich mehr ab, nimmt mich mehr mit usw.

    We can't dance klingt mir zu Collins - lastig und überproduziert, ohne Ecken und Kanten. Strictly hat eine spezielle Eigenwilligkeit und besondere Atmosphäre.

    From the pain comes the dream. From the dream comes the vision. From the vision come the people. From the people comes the power. From this power come the change.”

    Peter Gabriel

  • Strictly Inc ist das einzige Banks-Album, das ich ab und zu ganz gern mal anmache. Soundmäßig geht es schon sehr in die WCD-Ecke, obwohl WCD mit wenigen Ausnahmen die besseren Songs hat, das finde ich angenehmer als diesen schlimmen 80er Sound, den Banks oft hatte (Still ist da noch ganz OK) -- manchmal hat man fast das Gefühl, es wäre schon Satire. Dazu finde ich Jack Hues tatsächlich den angenehmsten Sänger, mit dem er gearbeitet hat -- mit Kershaw und solchen Stimmen kann man mich jagen, und Fish klingt auf Still auch eher daneben.

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com

  • We can't dance klingt mir zu Collins - lastig und überproduziert, ohne Ecken und Kanten. Strictly hat eine spezielle Eigenwilligkeit und besondere Atmosphäre.

    Interessante These, haben die Beteiligten ja oft berichtet, dass Collins Kompositionsanteil auf dem Album so groß nicht war - bei den Texten war er auf diesem Album aber sehr dominant.

    Überproduziert? Da würd ich gern mal ein Beispiel hören bzw was du damit meinst. Ich mag den Sound des Albums sehr. Die Drums sind druckvoll, das Counterspiel zwischen Gitarre und Keyboard überwiegend sehr gut in Szene gesetzt. Es klingt immer noch frisch und ist deutlich besser gealtert als zB das Mama Album.

    Ich habe mir heute nach wirklich sehr langer Zeit mal wieder das vollständige Album angehört. Nicht, dass ich es völlig vergessen hätte, aber es war mir kaum noch präsent. Beim „re-listening“ habe ich mich schnell wieder an meinen seinerzeitigen ersten Höreindruck erinnert. Damals wie heute bin ich mir sicher, dass das Material eine hervorragende Grundlage für ein würdiges Genesis-Album gewesen wäre. „Island“ ist ein Banks-Masterpiece und die Gesangspassagen schreien in meinen Ohren förmlich nach Phil Collins‘ Stimme - und das gilt auch für andere Songs. Natürlich hätte es noch etwas (oder auch mehr) gemeinschaftliche Arbeit an den Arrangements bedurft. Das Artwork ist geht ja schon in die Richtung von WCD …

    Ich weiß nicht - das klingt für mich eher nach Wunsch. Tony hat es versäumt (anders als Mike) eine echte Solotrademark zu erschaffen. Strictly Inc hatte das Potenzial, auch weil er mit Jack Hues einen tollen Sänger dafür hatte. Auf dem Album wirkt ja interessanterweise auch Nathan East mit. Mein "Problem" mit Strictly Inc ist eher der Sound, als das Fehlen von Phil. Es hätte mehr Kanten vertragen können, einen "dreckigeren" Sound. Only 17 klingt ja wie der Versuch, die 80er Jahre zu retten.

  • Interessante These, haben die Beteiligten ja oft berichtet, dass Collins Kompositionsanteil auf dem Album so groß nicht war - bei den Texten war er auf diesem Album aber sehr dominant.

    Überproduziert? Da würd ich gern mal ein Beispiel hören bzw was du damit meinst. Ich mag den Sound des Albums sehr. Die Drums sind druckvoll, das Counterspiel zwischen Gitarre und Keyboard überwiegend sehr gut in Szene gesetzt. Es klingt immer noch frisch und ist deutlich besser gealtert als zB das Mama Album.

    Für mich klingt WCD zwar nicht so überproduziert wie Invisible Touch, aber mehr als das Mama-Album. Vielleicht meine ich auch nicht "überproduziert", sondern dass der Sound, mit Klangbild, Effekten, verwendeten Stilmitteln, Klangfarben, Arrangements ... insgesamt für meinen Geschmack zu aalglatt ist, er erscheint mir "hochpoliert", so im direkten Vergleich zu bspw. CAS oder eben Strictly. Weil Banks bei Strictly einen schon zum Zeitpunkt des Erscheinens nicht so zeitgemäßen Sound verfolgt, und weil es auch vom Sound abgesehen, in der Kompositions- und Arrangement-Arbeit nicht nach Zensur (wie bei einem "Korrekturlesen" und Abändern / Verschlimmbessern durch bspw. Collins) klingt, empfinde ich es als relativ mutig und eigenwillig. Kommt noch dazu, dass die Kompositionen in meinen Ohren interessanter sind als jene auf WCD. Ich muss dazu sagen, dass ich vielmehr Banks- als Collins-Fan bin, was die Kompositionen betrifft. Objektiv gesehen ist das Album WCD natürlich viel "besser" produziert als Strictly, also wenn man die üblichen objektiven Kriterien für Produktion, Soundbild usw. nimmt.

    Ok, dann ein Beispiel: Hold on my heart hat ja eigentlich einen relevanten Kompositionsanteil von Tony, klingt in meinen Ohren dann stilistisch aber viel mehr nach Collins, ich schätze weil er das Klangbild entsprechend geprägt hat, so wie seine großen Smooth-Hits klingen. Wie aus der Retorte.

    Ja schon, das Klangbild ist deutlich wärmer als jenes von Invisible Touch, aber ich finde es zu flach. Ich halte es für möglich, dass Collins von den Dreien das beste Gespür für "Gefälligkeit" (im populären Sinne) besitzt, danach käme Rutherford, zuletzt Tony. Ist natürlich alles Geschmackssache.

    From the pain comes the dream. From the dream comes the vision. From the vision come the people. From the people comes the power. From this power come the change.”

    Peter Gabriel

  • Mein "Problem" mit Strictly Inc ist eher der Sound, als das Fehlen von Phil. Es hätte mehr Kanten vertragen können, einen "dreckigeren" Sound. Only 17 klingt ja wie der Versuch, die 80er Jahre zu retten.

    Da bin ich bei Dir. Meine Perspektive auf das Album ist ja, dass es fast nach Genesis klingt, aber zu einem Genesis-Album noch etwas fehlt. Phils Stimme wäre da sicherlich nur der – aufs erst Hinhören – deutlichste Aspekt. Hinzu müssten noch weitere Komponenten kommen, die diesen den 80er „Plastik“-Sound zurückdrängen … Tony Banks bleibt Solo insgesamt zu sehr in seinem System, das eben eng mit Genesis verbunden ist; deswegen erwarte ich da auch gar keine „eigene Marke“, sondern vermisse den Rest der „three of us“ ….

    Einmal editiert, zuletzt von harlekin ()

  • Da bin ich bei Dir. Meine Perspektive auf das Album ist ja, dass es fast nach Genesis klingt, aber zu einem Genesis-Album noch etwas fehlt. Phils Stimme wäre da sicherlich nur der – aufs erst Hinhören – deutlichste Aspekt. Hinzu müssten noch weitere Komponenten kommen, die diesen den 80er „Plastik“-Sound zurückdrängen … Tony Banks bleibt Solo insgesamt zu sehr in seinem System, das eben eng mit Genesis verbunden ist; deswegen erwarte ich da auch gar keine „eigene Marke“, sondern vermisse den Rest der „three of us“ ….

    Wenn man das so sieht, dass das Album "fast nah Genesis klingt, aber zu einem Genesis-Album noch etwas fehlt", klingt das wirklich so, als wäre es einfach nur ein schwächeres, halbgares Genesis-Album, ohne Banks "eigene Marke". Wie man da Banks "eigene Marke" nicht hören kann, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft. Diese Beurteilung wird m.E. diesem Album von Banks, wie auch seinen anderen, nicht gerecht. Ich zum Beispiel stehe mehr auf Kompositionen von Banks, als auf jene von Collins und Rutherford. Dass auf diesem Album natürlich Rutherford und Collins nicht vertreten sind, ist ja Fakt. Aber es ist in meinen Ohren eben nicht ein halb gares, oder richtigerweise Drittel-gares Genesis-Album. Es will doch überhaupt kein Genesis-Album sein! Nein, es ist ein vollwertiges Banks-Album, und für einen Banks-Fan wie mich hat es eben auch so einiges, das WCD z.B. nicht (bzw. nach meinem Geschmack viel zu wenig hat), wovon "An Island in the darkness" der Prototyp ist. Aber das kann nur jemand so empfinden, der wie ich auf das eigentümliche Harmonie-Verständnis von Tony steht ;)

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    Peter Gabriel

  • Wie man da Banks "eigene Marke" nicht hören kann, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft. Diese Beurteilung wird m.E. diesem Album von Banks, wie auch seinen anderen, nicht gerecht.

    Um das zu präzisieren: „Eigene Mark“ bedeutet für mich, dass sich Collins' Solo-Sound von Genesis durchaus abhebt. Das ist auch bei den Mechanics der Fall (bei Smallcreep's Day würde ich das so noch nicht behaupten, zu AVS möchte ich mich nicht äußern …). Tony Banks solo klingt für mich hingegen immer etwas „alleingelassen“: Da höre ich immer (zu viel) Genesis mit, was aber nur unterstreicht, welche Bedeutung Banks für den Sound der Band hatte, den ich ja sehr schätze. Gleichzeitig möchte ich betonen: Strictly Inc. halte ich unter all seinen Alben durchaus für das Beste.


    Vergleiche sind immer etwas schwierig, können aber auch den Blick weiten: Wenn ich mir zum Beispiel die Solowerke von Rick Wright anhöre, denke ich nicht daran, dass es Pink Floyd wäre, wenn auf einmal die Gitarre von David Gilmour einsetzen würde … Und bei den Mechanics würde es für mich auch nicht gleich nach Genesis klingen, wenn Collins oder – noch schwerer vorstellbar – gar Gabriel der Sänger wäre …

  • Da höre ich immer (zu viel) Genesis mit, was aber nur unterstreicht, welche Bedeutung Banks für den Sound der Band hatte

    Genau, das ist der Punkt.

    Tony Banks solo klingt für mich hingegen immer etwas „alleingelassen"

    Das ist dann wohl eher Geschmackssache. Für meinen Geschmack fehlt Collins auf keinem einzigen Album von Banks, und Rutherford erst recht nicht, weder als Gitarrist noch als Composer. Und bei Collins- Alben vermisse ich Banks auch nicht, weil ganz andere Stilrichtung.

    Bei "Is this the world..." von Waters fehlte mir Gilmour, bei den Solo-Alben von Gilmour fehlte mir aber nicht Waters. Ein Waters-Fan würde es wohl umgekehrt sehen. Aber bei den Pink-Floyd-Alben bis The Wall waren beide wichtig und unverzichtbar (Final Cut ist ja eigentlich ein Solo-Album von Roger).


    Generell muss man natürlich unterscheiden, ob einem der nicht mitwirkender Musiker der Stammband als Musiker (Sänger oder Instrumentalist), als Mit-Arrangeur oder als Mit-Komponist fehlt. Wenn ich Banks` Musik hören will, dann will ich Banks-Musik hören, und da muss von mir aus auch in keiner Weise Phil mitwirken, weder als Sänger, Schlagzeuger, noch als Arrangeur. Ich bin eigentlich sehr froh, dass hier Phil nicht singt, sonder Jack Hues.

    From the pain comes the dream. From the dream comes the vision. From the vision come the people. From the people comes the power. From this power come the change.”

    Peter Gabriel

    3 Mal editiert, zuletzt von Seller of England ()

  • Komisch, grade Strictly Inc. erinnert mich total an Mike and the Mechanics und überhaupt nicht an Genesis, grade die ruhigeren Sachen. Das liegt wohl am Sänger, der sehr ähnlich klingt.