Heinz Rudolf Kunze

Zitat von Nostalgiker

...HRK klang für mich immer sehr hart,knödelig ist vielleicht die falsche Bezeichnung,aber es ist halt keine schöne Stimme,finde ich aber übrigens bei keinem deutschsprachigen Sänger.

Sehe ich ähnlich. Heinz Rudolf Kunze und Wolf Maahn sind für mich die deutschen Rockmusiker mit der schönsten Stimme ("schön" im Sinne von klar verständlich).

Im Prinzip gilt das auch für Peter Maffay. Jedoch tue ich mich bei dem immer schwer, ihn unter "Rockmusiker" zu rubrizieren. Die Ärzte verstehe ich auch immer gut. Aber bei denen gefallen mir die Videos weitaus besser als die Songs.

Stimme gefällt oder nicht. Da kann man nicht gegenargumentieren. Aber HRKs Gesangsstil hat sich im Gegensatz zu den meissten anderen deutschen Sängern nicht negativ verändert. Wolf Maahn, Herbert Grönemeyer, Peter Maffay und Udo Lindenberg haben sich hingegen mit den Jahren alle einen Slang zugelegt. Besonders traurig dabei Maahn und Lindenberg. Lindenberg konnte zum Anfang seiner Karriere noch richtig singen. Heute ist es für mich nur schwer anhörbar. Eine Karrikatur seiner selbst.

Leipzig, 14. Mai 2014:

ich fuhr nach Leipzig, um Yes mit einem fantastischen Programm im Haus Auensee zu sehen. Dazu quartierte ich mich mit einigen Freunden aus dem Yes-Forum in einem Hotel ein.

Bereits nach "Close to the Edge" und "Würm" wurde das Konzert abgebrochen, da der Sänger Jon Davison erhebliche Probleme mit der Stimme hatte. Wir fuhren zurück ins Hotel, in dem auch Heinz Rudolf Kunze wohnte, der übrigens auch auf dem verhinderten Konzert gewesen ist. Wir konnten uns in einen gesonderten Raum zurückziehen, und HRK gesellte sich zu uns. Über eine Stunde lang (können auch zwei gewesen sein) unterhielten wir uns v. a. über progressive Musik, als deren Fan sich der Musiker outete. Es hat wirklich Spaß gemacht mit ihm.

Erstmals sah ich HRK 1985, als er "Dein ist mein ganzes Herz" promotete. Einige Jahre später sah ich ihn noch einmal. Beides waren Konzerte, die ich in guter Erinnerung behalten habe. Neben seinen Liedern machte er launige Ansagen und hielt auch nicht mit seiner Meinung zur damaligen politischen Lage zurück. In vielen seiner Texte bezieht er Position (z.B. "Keine Angst", "Vertriebener"), und ist trotzdem kein Protestsänger und schon gar nicht bierernst (z. B: "Finden Sie Mable", "Lola"). Und im Gegensatz zu manch anderen deutschsprachigen Musikern kann er richtig gut texten,

Einige Scheiben habe ich auch von ihm.

Teilweise hat das mit der Unverständlichkeit selbst deutscher Texte auch produktionstechnische Gründe. Dann wurde die Musik vom Studio-Produzenten zu weit nach nach vorn gemischt. Und auch bei Live-Konzerten hängt vieles vom Mann am Mischpult ab.

Pitscher

Bei Lindenberg (Jahrgang 1946) spielt inzwischen sicherlich auch das Alter eine zunehmende Rolle (die Stimme lässt einfach nach, selbst bei ehemaligen Top-Sängern wie Chris Thompson). Gesanglich liegt das bei ihm für meine Begriffe aber noch im Bereich des einigermaßen Erträglichen (jedenfalls dann, wenn seine Stimme zum Text passt). Was man von Lindenberg-Interviews leider nicht sagen kann, denn da klingt er mittlerweile schon nahezu debil.

Bei Wolf Maahn kann ich dahingehend noch keine besonders auffälligen Verfallserscheinungen ausmachen, auch bei seinen Konzerten nicht. Maahn sehe ich übrigens nächsten Monat live in Bochum (Zeche). Und drei Tage vorher am selben Ort Extrabreit. Habe ich als Jugendlicher oft gehört (manchmal ist es einfach auch Nostalgie, die einen in die Konzerte treibt). Die waren in den 80ern recht bekannt, falls sich noch wer erinnert:

Zitat von Christian

Grönemeyers Stimme hat sich m.E. sehr zum positiven entwickelt. Oder vielleicht eher sein Gesangsstil. Man kann ihn seit etwa Schiffsverkehr auf seinen Alben plötzlich gut verstehen.

Ich konnte Grönemeyer immer schon verstehen. Zumindest auf Studioalbum. Live geht er bei mir gar nicht. Schiffsverkehr verstehe ich nur akustisch.

@ BigJim

Maahn`s Gesangstil hat für mich was Ätzendes bzw. Quäkendes bekommen. Ich rede nicht von der Stimmfarbe. Stimmlich hat er sich gut gehalten. Es sind seine Phrasierung. Die haben was von Bob Dylan.

Hat ja auch nicht direkt was mit HRK zu tun. Ich finde nur, dass er stimmlich sehr variabel ist. Ich verehre den Mann. Der hat so viele Perlen geschaffen. Unglaublich. So Nummern wie "Sex mit Hitler" oder "Männergebet" sind einfach einmalig. Die musikalische Vielfalt die er auf einem Album unterbringt gehen oft zu Lasten der Homogenität, aber das ist bei ihm verzeihlich. Freue mich über jedes neue Album von ihm.

Zitat von Pitscher

Maahn`s Gesangstil hat für mich was Ätzendes bzw. Quäkendes bekommen. Ich rede nicht von der Stimmfarbe. Stimmlich hat er sich gut gehalten. Es sind seine Phrasierung. Die haben was von Bob Dylan.

Das mag sein. Maahn hat Bob Dylan ja mal zu den Musikern gezählt, die er am meisten bewundert. Vielleicht versucht er, seinem einstigen Jugend-Idol zu ähneln.

Zitat von Pitscher

Ich verehre den Mann. Der hat so viele Perlen geschaffen. Unglaublich. So Nummern wie "Sex mit Hitler" oder "Männergebet" sind einfach einmalig.

Was sind das denn für Titel? Klingt ja schon fast nach Rammstein.

Kunze ist möglicherweise der deutschsprachige Sänger mit der größten Differenz zwischen Qualität und Erfolg. Ich fand ihn immer super. Texte wie "Fühl' mich manchmal wie von innen unrasiert" sind einfach genial.

Summa Summarum: Ich bin ein Kunze-Fan und hätte ihm größere volle Hallen gewünscht!

Wir haben denselben Geburtsort, bin also voreingenommen. Aber auch ohne diesen Zufall bin ich schwer begeistert von seinem virtuosen Umgang mit der deutschen Sprache. Musikalisch gefällt mir nicht alles, aber z.B. die ersten fünf Tacks von “Draufgänger“ laufen bei mir sehr sehr oft und machen musikalisch UND textlich riesig Spaß. Hätte mal wieder Lust auf ein Konzert, danke für die Anregung!