Roger Waters über Phil Collins

  • Dem Waters sollte zum einen eigentlich klar sein, dass Songwriter in der populären Musik nicht unbedingt eindeutig politisch schreiben und auch nicht immer nur ihre tiefsten Gefühle, die erwähnten "Feelings", ausdrücken müssen. Auch der klassische Popsong ist gesellschaftlich relevant, in dem er beispielsweise dem Hörer ein Gemeinschaftserlebnis verschafft, ihm sagt - anderen ergeht es auch wie Dir. Darum etwa haben die Beatles nicht nur bei Revolution eine Botschaft, sondern auch bei I Wanna Hold Your Hand.


    Zum anderen ist Roger Waters offensichtlich entgangen, dass Phil Collins durchaus psychologisch tiefgehende Texte wie Through These Walls über Einsamkeit und Depression und auch politisch und soziologisch wichtige Lyrik wie Another Way To Paradies über Obdachlosigkeit geschrieben hat. Vermutlich bewirkt so ein Song nicht weniger als immer nur das große Fass aufzumachen wie Waters (und in seinen späteren Jahren bei weitem auch nicht mehr so zwingend wie zu Floyd-Zeiten). Egomanie, wie die von Waters zuweilen, kann blind und taub machen.

  • Auch der klassische Popsong ist gesellschaftlich relevant, in dem er beispielsweise dem Hörer ein Gemeinschaftserlebnis verschafft, ihm sagt - anderen ergeht es auch wie Dir. Darum etwa haben die Beatles nicht nur bei Revolution eine Botschaft, sondern auch bei I Wanna Hold Your Hand.

    Es ist natürlich Bullshit, was der Waters da (mal wieder) verzapft hat. Aber dem genannten Beatles-Song eine gesellschaftliche Relevanz zuzusprechen, finde ich doch weit übers Ziel hinaus geschossen. Wo gibt es dann noch eine Grenze zwischen seicht und nachdenklich (zum Nachdenken anregend)?

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Es ist natürlich Bullshit, was der Waters da (mal wieder) verzapft hat. Aber dem genannten Beatles-Song eine gesellschaftliche Relevanz zuzusprechen, finde ich doch weit übers Ziel hinaus geschossen. Wo gibt es dann noch eine Grenze zwischen seicht und nachdenklich (zum Nachdenken anregend)?

    Es muss nicht jeder gute Text zum Nachdenken anregen, vieles hat auch intuitiv seine Bedeutung, auch über gemeinsame Erfahrungen. Ich glaube, ein Teil auch wichtiger Popmusik funktioniert so. But The Little Girls Understand ;) Then He Kissed Me, Be My Baby...


    Natürlich will ich nicht alles relativieren und jedem Text eine gleichgroße Qualität zuschreiben. Die hier genannten Beispiele und auch I Wanna Hold Your Hand stehen aber für eher schlichte Texte, die dennoch von zeitloser Bedeutung sind, sei es auch nur fürs Erwachsenwerden oder als Klassiker für romantische Momente. Dass es auch reichlich wirklich dämliche Sachen gibt, das fand ich unnötig zu erwähnen. Aber wie Roger Waters, den ich als Lyriker schätze (und den von ihm erwähnten Dylan noch mehr), hier Ex-Cathedra erklärt, welche Lyrik ihre Berechtigung hat und was auf der anderen Seite nur Schund ist, halte ich für falsch.

  • Waters tritt mit seiner üblichen Arroganz nicht nur Phil in den Hintern, sondern auch Millionen Menschen, denen Phil‘ s Musik Freude macht. Musik muss nicht immer bedeutungsschwer sein. Waters kritisiert die Musikindustrie, ist aber Teil davon. Ja, ja…

  • Also ich bin froh, dass er nicht so ein grantiger Typ war/ist wie Waters. Der versteht/verstand auch die Selbstironie nicht.

    Ein Element sowohl in der Musik wie auch in der Selbstdarstellung (in Interviews, Dokus etc.) und nach dem zu schließen, was man so an "Backstage"-Gehabe mitbekommen konnte, war und ist für mich der Humor und die Selbstironie eines der Merkmale, das Genesis für mich so sympathisch macht. Songs wie "Harold The Barrel", "Get 'Em Out By Friday", "Willow Farm", "Counting Out Time", "Robbery, Assault & Battery", "Scenes From A Night's Dream", "Whodunnit?", "Jesus He Knows Me" und natürlich auch "I Can't Dance" (nicht mein Lieblingssong, aber ein geniales Video) konnten nur mit einer gehörigen Portion Humor entstehen. Die Beteiligten sagen ja auch z.B. über die 2007er Tour, dass sie bei den Vorbereitungen in einem fort gelacht hätten. Oder man denke jüngst nur an die einleitenden sehr selbstironischen Worte von Peter Gabriel bei der i/o-Tour über sein Altern.


    Ich ziehe meinen Hut vor der musikalischen Leistung von Roger Waters, aber er ist, so, wie er sich in der Öffentlichkeit gibt, offensichtlich jemand, der nicht in der Lage ist, mal einen Schritt neben sich selbst zu gehen, und – was mir Menschen prinzipiell sympathisch macht – über sich selbst zu lachen. Und wer es nötig hat, über Kollegen so herzuziehen, verfügt offensichtlich über ein sehr schwaches Selbstbewusstsein. So ein bisschen wie Bullies oder fiese Lehrer in der Schule (huch, hat Waters nicht kritische Songtexte über die geschrieben...?!).

    "Whenever sort of Spinal Tap is on or something, and you see these moments, you think, 'I've been in a band like that'...that's Genesis!'"
    Phil Collins in "Sum Of The Parts", 2014

  • Ein Element sowohl in der Musik wie auch in der Selbstdarstellung (in Interviews, Dokus etc.) und nach dem zu schließen, was man so an "Backstage"-Gehabe mitbekommen konnte, war und ist für mich der Humor und die Selbstironie eines der Merkmale, das Genesis für mich so sympathisch macht....


    Ich ziehe meinen Hut vor der musikalischen Leistung von Roger Waters, aber er ist, so, wie er sich in der Öffentlichkeit gibt, offensichtlich jemand, der nicht in der Lage ist, mal einen Schritt neben sich selbst zu gehen, und – was mir Menschen prinzipiell sympathisch macht – über sich selbst zu lachen. Und wer es nötig hat, über Kollegen so herzuziehen, verfügt offensichtlich über ein sehr schwaches Selbstbewusstsein. So ein bisschen wie Bullies oder fiese Lehrer in der Schule (huch, hat Waters nicht kritische Songtexte über die geschrieben...?!).

    Wobei Waters einst zumindest als Lyriker bei Dark Side Of The Moon und mit einem Stück wie Have A Cigar schon auch Humor bewiesen hat. The Pros And Cons Of Hitchhiking ist eine lustige Idee, die Musik ist nur so mittel. Der ist ihm allerdings dann komplett abhanden gekommen in der Zwischenzeit, auch als Künstler. Als Mensch war er wohl immer schon problematisch.

    Einmal editiert, zuletzt von SquireFish ()

  • Dieser Artikel ist aber auch Müll.


    "Collins also spoke about his changed feeling toward Emerson, Lake & Palmer. He told Ken CK when Genesis was in Cleveland, Ohio in 1953 that he was once a fan of the ELP."

    So, so, 1953?

    Ja, gebe zu, wenn man was verlinkt, sollte man es ganz durchlesen.

    Hatte im Hinterkopf, dass sich Phil mal negativ über PF geäußert hatte und habe dann diesen Artikel etwas vorschnell gepostet.

    "Mal abgesehen von sanitären Einrichtungen, der Medizin, dem Schulwesen, Wein, der öffentlichen Ordnung, der Bewässerung, Straßen, der Wasseraufbereitung und der allgemeinen Krankenkassen, was, frage ich euch, haben die Römer je für uns getan?"