PETER GABRIEL: i/o - die Kunst / das Artwork
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Danke für die Recherche-Arbeit!
Ungeachtet dessen gefällt mir auch das neue Kunstwerk nicht.
Ich finde insgesamt die bisherigen Kunstbeiträge arg verkopft und schwer zugänglich.
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Na, im Vergleich zum Kunstprojekt von US ist wohl einiges nicht so erdig im Stil. Und wirkt dadurch vielleicht nicht so sinnlich.
Zudem glaube ich sofort, dass die Bedeutungsebenen nicht immer leicht ersichtlich sind. Mir war (ist bis heute) aber auch bei der US Kunst nicht alles klar.
Wir bekommen diesmal eine ganze Menge zusätzlichen Input geliefert. Das hatten wir früher nicht. Mir hilft das sehr. Und ich find's spannend.
Bei den Up Fotografien ist mir gleich fast alles rätselhaft geblieben...
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Immerhin ist Gabriels Musik um ein Vielfaches sinnlicher als die Begleitkunst.
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Danke für die Recherche-Arbeit!
Ungeachtet dessen gefällt mir auch das neue Kunstwerk nicht.
Ich finde insgesamt die bisherigen Kunstbeiträge arg verkopft und schwer zugänglich.
Geht mir anders.
Inzwischen verbinde ich mit jedem der Songs die visuelle Verknüpfung durch die jeweiligen Kunstobjekte.
Am Stärksten bei The Court.
Das korreliert nicht mit der - subjektiv empfundenen - Songqualität und/oder dem Artwork.
Meine subjektive (!) Bewertung sieht so aus:
----------------------------------------Song-------- Artwork
The Court------------------------ 8/10 --------- 9/10
Playing The Time ----------- 4/10 --------- 7/10
i/o ---------------------------------- 6/10 --------- 9/10
Four Kinds of Hourses---- 5/10---------- 5/10
Panopticum-------------------- 7/10---------- 6/10
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Ach, interessant. Du findest das Bild zu i/o mit am besten. Geht es dir bei deiner Bewertung immer nur um die Optik oder auch um den Hintergrund/die Entstehungsweise des Bildes?
Sollte ich eine Rangfolge erstellen, käme folgendes dabei raus (ich beziehe die Hintergründe ein, wobei die nicht immer ausschlaggebend sind):
1 Panopticom
2 Playing for Time
3 Four Kinds Of Horses
4 i/o
5 The Court
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Das zu So Much ausgewählte Kunstwerk tröstet mich (im Moment noch) stärker als der Song. Hinter dem Horizont geht's weiter, ein neuer Tag. Motto meiner Seefahren-Ahnen: >Reines Herz und Klarer Horizont<.
Ein Horizont gibt Hoffnung, bietet Orientierung (da geht's lang!). Nicht nur, weil ich mit Horizonten aufgewachsen bin - Bilder von Horizonten in jeder Wohnung bei allen, jeder Spaziergang wurde von Horizonten gerahmt, jeder Motivkalender voller Horizonte.
Ein gerader Horizont ist das Gegenteil von rund, verlässt also das bisherige verbindende Element der i/o-Kunstwerke (auch the Court war - von oben betrachtet - rund, als der Schamane einen Kreis um das brennende Stück Feld tanzt).
(Das geliebte Mercia hätte ich nun lustigerweise überhaupt nicht mit geraden, glatten Horizonten in blau in Verbindung gebracht. Diese liebliche Ecke Englands ist leicht wellig und sehr grün, ein Vorbild für das Auenland.) Wir sehen hier wieder das tolle Lapislazuli-Blau, das uns schon im Farbkreis prominent begegnet war. Henry Hudson bietet in seiner Serie das Motiv auch in anderen Farben an, z.B. in Grün, das zum Titel "über Mercia" viel besser gepasst hätte.
Welch wichtige Rolle der Horizont für unseren inneren Kompass einnimmt merkt man erst, wenn Nebel am Strand die Grenzen zwischen Himmel und Erde auslöscht. Und ja, danke Peter für die Erinnerung: Es kommt auf die Perspektive an. -
Zitat
(…)
Welch wichtige Rolle der Horizont für unseren inneren Kompass einnimmt merkt man erst, wenn Nebel am Strand die Grenzen zwischen Himmel und Erde auslöscht. Und ja, danke Peter für die Erinnerung: Es kommt auf die Perspektive an.
(…)
Das ist die Verbindung zu So Much.
Danke auch für deine Ausführung Gitgo! -
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Hab jetzt gerade erst entdeckt: Indigo nennt der Maler die Farbe der von Peter verwendeten Bild-Variante "-...over Mercia". Das ergibt natürlich einen viel engeren Bezug zu Peters Werk als die ähnliche Farbe "Lapislazuli".
Indigo-Farbe stammt aus Pflanzen, nicht aus Steinen und hat andere historische Hintergründe und Erzählungen.
https://www.mare.de/wie-das-in…h-europa-kam-content-2893
Wie das Indigo nach Europa kam
Vasco da Gama half den Malern
Von Walter SallerNicht nur exotisches Gewürz und tropisches Holz ließ Vasco da Gama in Indien laden, nachdem er als erster europäischer Kommandant den Seeweg dorthin befahren hatte. Auch Indigo stand auf der Frachtliste, ein pflanzlicher Farbstoff, der in Europa zuvor mit Gold aufgewogen worden war. Das Blau kam über das Meer nach Europa.
Bis ins 16. Jahrhundert hinein glaubte man, dass sich das Meer am Horizont mit dem Blau des Himmels verschmelze. Jenseits dieser blauen Linie lockte das Grenzenlose, Geheimnisvolle. Jede Fahrt ins Blaue war somit auch ein magisches Unternehmen. Blau, die Farbe der Verbindung von Himmel, Luft und Meer, wurde zum Sinnbild der Ferne, der Sehnsucht nach dem Unergründlichen.
Unter allen Tönungen, schrieb Goethe in seiner Farbenlehre, übe Blau mit seiner „sonderbaren, fast unaussprechlichen Wirkung“ den stärksten geistigen Reiz aus. So wie in der „blauen Stunde“, wenn die Sonne hinter den Horizont rutscht, die Dinge im rauchblauen Zwielicht ihren Schatten verlieren und alles unwirklich zu werden beginnt.
Blau besetzt in der Grammatik der Farben den Platz des Transzendenten. Und in der christlichen Kunst symbolisiert es die göttliche Wahrheit. Bischöfe und Kardinäle beringten ihre Hände mit blauen Edelsteinen: Kaschmirsaphiren, Aquamarinen und Turmalinen – Funken mystischen Lichts, schillernd wie die bestäubten Flügel tropischer Nachtschmetterlinge. Und die Maler des Mittelalters hüllten ihre Madonnen, Heiligen und Engel in Tücher, deren überirdisches Blau anzeigte, dass diese Wesen schon der Sphäre des Himmels angehörten. Aber wo ließen sich solche Blautöne finden, die wie aus einer anderen Welt zu kommen schienen? Den Malern des Abendlandes jedenfalls standen sie nicht oder nur in Spurenelementen zur Verfügung.
Für profane Tafelbilder, Wandgemälde und Skulpturen wurde seit dem Altertum Azurit – „Armenischblau“ – verwendet. Die Pigmente des Minerals ergaben ein leuchtendes Blau, kühl und mit einem Stich ins Violette. Aber im Alter erwärmte es sich und nahm einen grünlichen Ton an. Auch Ägyptischblau – gebrannt aus Kalk, Sand und Kupfer – und die Blauschattierungen der Färberpflanze Waid waren weit verbreitet. Doch wegen des starken Tiefenlichts schimmerte das ägyptische Blau beinahe schwarz, und die Waidnuancen wirkten zaghaft und blass.
Die mittelalterlichen Maler jedoch, in denen das Feuer der Mystik brannte, sehnten sich nach eindringlicheren Farben. Sie träumten von Indigo, dem tiefen Blau Indiens. Und von Lapislazuli, dem ultimativen Blau aus dem Hindukusch. Über Tausende von Kilometern wurden Indigostaub und Lapisbröckchen ans Mittelmeer transportiert und nach Italien verschifft.
Die europäischen Künstler geizten mit den exotischen Raritäten. Und mit dem funkensprühenden Blau des Lapislazuli kolorierten sie einzig den Mantel der Madonna.
„Ultramarinum“ nannten sie die Farbe, weil sie von „ultra mare“ kam, von jenseits des Meeres. Vor allem der Maler Cennini widmet sich in seinem „Trattato della pittura“ von 1398 dem „oltramarino“, dem nach Gold wertvollsten Material der Zeit. Ein Blick durchs Mikroskop enthüllt das Geheimnis der Lapisfarbe: Ultramarin leuchtet und flimmert, als sei es mit Sternsplittern gemalt.
Erst nachdem Vasco da Gama 1497 Afrika umsegelt hatte, mit den Monsunwinden an der indischen Westküste gelandet war und so den Seeweg nach „Hindustan“ entdeckt hatte, gelangten größere Mengen an Lapislazuli und Indigo nach Europa. Da Gama sprengte das Gewürzmonopol der Araber, stieß das Tor weit auf für den Asienhandel. Bereits 1503 verschiffte der „Faktor“ Mateo di Begnino elf Zentner Indigo von der Goaküste nach Italien.
Bald bedrohte das indische Blau die europäischen Waidkulturen. 1577 erließen die Frankfurter Stadtväter ein Indigoverbot. England schloss sich dem Bann an, und wer ihn missachtete, riskierte den Einzug seines Vermögens. Rigoros ging die Stadt Nürnberg vor: Auf den Handel mit dem „Heidenblau“ stand der Tod.
Die Verbote bewirkten wenig. Schon 1629 war die Zahl der Waidbauerndörfer in Europa von 320 auf 30 geschrumpft. Und die Umsätze mit indischen Farben erreichten astronomische Höhen. 1631 löschte eine einzige holländische Kauffahrerflotte in Amsterdam eineinhalb Zentner afghanischen Lapislazuli und 333›545 Pfund Indigo aus Batavia. Aber erst 1737 wurden die Indigoverbote aufgehoben.
Das 19. Jahrhundert brachte den Niedergang der indischen Farben. Die Indigosynthese wurde entdeckt, und 1897 begann die industrielle Produktion der Pigmente. Wenig später verdrängte das künstliche Ultramarin auch den Lapisstein. Die Epoche des geheimnisvollen, fernen Blaus, das von „ultra mare“ kam, war vorbei.
Witzig finde ich in Peters Erklärbar-Video sein Erstaunen über den Zwang zu exakten Arbeitsweise. Tatsächlich ist hochkonzentrierte Präzision nicht für jede Malweise nötig, oft können Maler technisch tricksen, entstandende Fehler übermalen oder korrigieren. Hier in dieser Werk-Serien Himmel über ... wird durch das Übereinanderlagern von Knetmasse-Schichten, die diese schöne Wellenstruktur ergeben, eine Korrektur eingeschränkt. Das Aufbringen und Modulieren dauert Tage, Wochen vielleicht. Der Künstler verwendet teilweise Instumente aus dem Töpferhandwerk. Auch Bildhauer die mit Lehm / Ton arbeiten verwenden diese Spatel und Schneidheber. Wenn Henry Hudson seinen Horizont "aushebt", um die Schichten gelb und rot frei zu legen, muss er zügig und hochkonzentriert mit einem Holzbrett arbeiten. Es entsteht ein erst in der Serie von 5 oder mehr Bildern beeindruckender Effekt bei gleich bleibendem "Horizontschnittmuster". Wenn hier etwas verrutscht der verwackelt, ist dieser Effekt zerstört und kann nicht mehr repariert werden.
Peter zeigt sich von dieser Präzision beeindruckt. Sehr sympathisch. Unser Perfektionister ...