Das 2er-Gabriel-Jubiläumsjahr 2022 - Teil Vier: 1982 - peter gabriel ( IV / "Security")

Einige wirkliche starke Stücke - Wallflower/San Jacinto/The Rhythm of The Heat - neben Durchschnittlichem. Zum allseits gelobten *Shock The Monkey* finde ich keinen Zugang, das hätte genauso wie *I Have The Touch* auch gut von klassischen Rockband stammen können (U2 könnte man sich hier vorstellen). Die Liveumsetzungen auf *Plays Live* und *Live in Athens* gefallen mir da deutlich besser. Und das Cover? Ich kann bis heute nicht erkennen, was es darstellen soll... Es soll ja das einzige sein, auf welchem Gabriel nicht abgebildet ist. Da sind dann aber die Soundtracks, OVO, New Blood und die Liveaufnahmen ausgenommen.

Zitat von Tipundtap

Und das Cover? Ich kann bis heute nicht erkennen, was es darstellen soll... Es soll ja das einzige sein, auf welchem Gabriel nicht abgebildet ist.

Irrtum! Ich zitiere Real World:

“The artwork on album 4 was something that I’d been working on with a sculptor called Malcolm Poynter, who’s work I thought was really strong. There was a book I’d seen on distortions, a little like fairground mirrors, and we started using Flexi Mirrors”. Peter Gabriel

The final sleeve art is from an experimental video directed by Malcolm Poynter, with professional help from his editor friend David Gardner. The cover features the distorted image of Peter.

“My memory of this project, which was crucially pre Photoshop, was us dragging around Flexi Mirrors and Fresnel Lenses, and some sculptures, and then having a very creative (if chaotic) time. It was good!” Malcolm Poynter.

https://realworldgalleries.com/security/

Oh ja, ich habe sehnsüchtig auf das Album gewartet. Mit einem fast diabolischen Grinsen überreichte mir mein Plattendealer mit den Worten, „Laut spielen!“, die Scheibe. Das tat ich, nachdem ich über das surreale Cover sinniert hatte. Wie weit lässt sich denn Peter noch verzerren schrumpfen, entstellen? Ist er denn überhaupt dieser Gnom?
Verhalten beginnt The Rythm of the Heat, um mit einem ohrenbetäubenden Schlagzeug und Percussiongedröhn meine Lautsprecher aus den Angeln zu heben. Das afrikanische Gewitter leitet in die indigenen Landschaft von San Jacinto über. Geht es noch besser, noch wunderbarer, archaischer? Diese beiden Opener sind unglaubliche Musik. Ja, doch es kommt noch schräger, expressionistischer nach dem verzweifelten, fast tanzbaren I Have The Touch, in dem Peter aus der Isolation ausbrechen möchte. The Family And the Fishing Net will nicht gemocht werden, zerstört alle bekannten Songstrukturen und ich liebte es sofort. Vielleicht wegen meinem damaligen Faible für komplizierte (Frauen-)Geschichten. Atemlos, verwirrt, mit zittrigen Händen drehte ich die Platte um. Was sollte nun noch kommen? Peter hatte doch schon alles herausgehauen. Shock the Monkeys. Ja, da ist die wavige Tanznummer, äh…Darüber nachdenkend, stürzte mich Lay Your Hands on Me in einen Tunnel voll Trauer, Melacholie, Angst und Großstadtneurose. So sehr, dass meine Augen feucht wurden. Ein Lied für die Ewigkeit, ein wunderschöner Albtraum, der von dem zerbrechlichen Wallflower abgelöst wird und meine Verzweiflung über unsere Geschichte und die aktuelle Politik aufnahm. Kiss of Live kam und kommt mir immer wie der hoffnungsgebende, naive Kinderreim vor, den das Album ob seiner Düsternis zum Abschluss braucht.

Puuh, warum schreibe ich das? Vielleicht, weil der Eindruck des damaligen ersten Hörens so intensiv war, dass ich mich noch immer, 40 Jahre danach, so daran erinnere? Vielleicht, weil es noch immer kribbelt, wenn ich das Album auflege? Oder, weil Peter ein mutiges Werk geschaffen hat, das genial den Prog der Siebziger mit dem New Wave und Elektro-Pop der Achtziger verbindet und mit Weltmusikklängen verwebt. Für mich ist es nicht nur Peters Meisterwerk, nein auch eines der gesamten populären Musik.

Zitat von Aprilfrost

The final sleeve art is from an experimental video directed by Malcolm Poynter, with professional help from his editor friend David Gardner. The cover features the distorted image of Peter.

O.k. - ich kann es trotzdem nicht erkennen. Selbst meine sonst ausgeprägte Phantasie hat mir bisher nicht weiter geholfen ...

Vermutlich ist genau das der Sinn dahinter. Schöner wird es dadurch auch nicht, muss aber halt akzeptiert werden.

Zumindest besser, als wie bei den neueren Rush- und Oldfield-Remaster das verschlimmbessert wurde.

Coverkunst ist ein Abbild seiner Zeit, ob es gefällt oder nicht. Daher finde ich auch das neue Pink-Floyd-Animals-Remix-Cover suboptimal. Das alte Bild war einfach ein Klassiker und echtes Kunstwerk!

Zitat von THOM

Das Cover selbst aber sieht mir so fremdartig aus, dass ich hier wirklich gar nicht das Gesicht eines lebenden Menschen erkenne, sondern mehr der Aussage bezüglich einer Skulptur Glauben schenken möchte.

Ich kann mir beides vorstellen.

Hatte mir eine Deluxe Edition der Security zum Jubiläum gewünscht...und eine Live-Umsetzung des kompletten Albums...ist einfach DAS Gabriel Album für mich .....