Susann Pasztor - GENESIS oder: Warum das Lamm am Broadway liegen blieb (Buch)

  • Das lyrische Ich kann doch aber trotzdem eine fiktive Kunstfigur sein, in die autobiografische Bezüge eingeflechtet werden...

    Hey, dichterische Freiheit ;)!

    Kann man sicher so machen.

    Irritiert mich aber, denn ich habe Frank Goosens Band über die Beatles aus derselben Reihe, und das ist eine ziemlich durchgängig autobiografische Erzählung des Fans Frank Goosen über seine Entdeckung und Begleitung der Musik der Fab Four. Das ist vom ersten bis zum letzten Satz authentisch und deshalb mitreißend.


    Ich wollte gerade im Buchladen mal bei Pasztor reinschauen, aber den Band gab es nicht. Charly Hübners Band über Motörhead stand da rum. Auch der scheint aus Hübners Sicht und damit autobiografisch angelegt zu sein.


    Wenn Frau Pasztor nun in ihrem Band über Genesis mit diesem Ansatz bricht, so macht das m.E. im Kontext der Reihe keinen Sinn. Es machte nur dann Sinn, wenn sie selbst alles/vieles/einiges von dem von ihr Erzählten gar nicht selbst erlebt hat. Dann stellt sich sofort die Frage: Was davon ist denn nun selbst erlebt und was hinzugedichtet? Und wohlmöglich schließt sich die Frage an: Ist sie (im Falle von zu vielen fiktiven Ausschmückungen) die geeignete Autorin für einen Band über Genesis?


    Ein 13-jähriges Mädchen besucht 1974 ein Konzert von Genesis und fährt total auf diese Art von Musik ab? Mein erster Gedanke war: Was für ein Schmarrn! Unglaubwürdig!

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Und wohlmöglich schließt sich die Frage an: Ist sie (im Falle von zu vielen fiktiven Ausschmückungen) die geeignete Autorin für einen Band über Genesis?

    Der Verlag hätte wirklich zuerst Dir ein Exposè zur Genehmigung vorlegen sollen. ;)

    you're the ones we've been waiting for...
    Genesis - 98 München - 07 Linz, Düsseldorf x 2, Berlin, München - 22 Berlin x 2, London x 2

  • Der Verlag hätte wirklich zuerst Dir ein Exposè zur Genehmigung vorlegen sollen.

    Was soll die unnötige Polemik?

    Ich habe dargelegt, warum ich den Ansatz dieses Buches problematisch finde. Vielleicht magst du dich dazu äußern...

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    • Offizieller Beitrag

    Was soll die unnötige Polemik?

    Ich habe dargelegt, warum ich den Ansatz dieses Buches problematisch finde. Vielleicht magst du dich dazu äußern...

    Wir werden dazu in Kürze erste-Hand-Infos der Autorin bekommen, sie hat mich kontaktiert. Ich habe chandelier gebeten, dies zu übernehmen, da er ohnehin die Rezi geschrieben hatte.

  • Wir werden dazu in Kürze erste-Hand-Infos der Autorin bekommen, sie hat mich kontaktiert. Ich habe chandelier gebeten, dies zu übernehmen, da er ohnehin die Rezi geschrieben hatte.

    Sehr schön!

    Dann klärt sich vielleicht einiges.

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  • Kleines Offtopic:

    Habe gerade „Die Kinder hören Pink Floyd“ von Alexander Gorkow gelesen. Das gleiche Thema, 70er Jahre, Jugendlicher in der Provinz, große Schwester schleppt die PF Platten an, Stress mit den Eltern usw. Sehr schön zu lesen, macht Spaß und man erinnert sich an eigene Erlebnisse …

    Gorkow ist sonst Redakteur bei der SZ.

    Zum Thema: das Lamm-Buch interessiert mich auch, werde ich mir zulegen. 🙂

    I know a farmer who looks after the farm.
    With water clear, he cares for all his harvest.
    I know a fireman who looks after the fire.

  • Was soll die unnötige Polemik?

    Ich habe dargelegt, warum ich den Ansatz dieses Buches problematisch finde. Vielleicht magst du dich dazu äußern...

    Ja sorry, ich finde es albern bei einer losen Buchreihe von unterschiedlichen Autor_innen einzufordern, dass alle exakt autobiografisch oder wie auch immer zu erzählen haben. Der Verlag wird da sicher kein Regelkorsett aufstellen, abgesehen von der Zeichenanzahl ....

    Frau Pasztor hat es eben anders verpackt, eventuell aus dramaturgischen Gründen, weil ein Erweckungserlebnis für heutige Lesys (hallo townman) bei einer 13jährigen besser passt als bei einer schon 16jährigen, und womöglich ist auch der alleinerziehende Vater interessanter als eine alleinerziehende Mutter .... Oder Genesis half nicht über eine Trennung hinweg, sondern über das tote Meerschweinchen, das wäre ja fad. Schrecklicher Verdacht: womöglich ist sie ja auch nicht Mimi, sondern der große Bruder. Vielleicht will sie damit auch mit Klischees brechen (nachdem Dus sofort als Schmarrn abtust, dass eine 13jährige G mögen könnte, träfe sie damit ja offenbar ins schwarze).


    Letztlich sind die Details des Handlungsrahmens/Settings irrelevant für die Erzählung von der Begegnung mit der Musik und das scheint sie ja glaubhaft und unterhaltend rübergebracht zu haben, wie ich der Rezi entnehme.

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  • Ja sorry, ich finde es albern bei einer losen Buchreihe von unterschiedlichen Autor_innen einzufordern, dass alle exakt autobiografisch oder wie auch immer zu erzählen haben. Der Verlag wird da sicher kein Regelkorsett aufstellen, abgesehen von der Zeichenanzahl ....

    Wenn Susann Pasztor gar kein Genesis-Konzert im Alter von 13 (oder von mir aus auch 16) Jahren besucht hat, wenn sie gar kein Batwing-Kostüm auf einem Klo gefunden oder einen Genesis-Fanclub gegründet hat, dann wäre das schon ein deutlicher Unterschied zu den anderen Bänden der Reihe.


    Es wäre dann eben nicht ihr eigenes und echtes Erleben der Band und ihrer Musik in einem biografischen Kontext, sondern ein fiktiver Roman über Genesis. Das kann selbstverständlich immer noch unterhaltsam sein, entspricht aber m.E. nicht ganz dem, was die Buchreihe will. Es heißt hier für die Kiwi Musikbibliothek u.a.:


    "Autorinnen und Autoren schreiben über ihre Lieblingsband und erzählen dabei, was ihnen genau diese Musik, diese eine Band, diese Sängerin bedeutet."


    https://www.kiwi-verlag.de/musikbibliothek


    Dies würde für mich bedeuten, dass uns Frau Pasztor erzählt, was SIE SELBST in bezug auf Genesis erlebt hat bzw. welche Rolle die Band in ihrem echten Leben spielte.

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  • Was ist daran so unglaubwürdig, dass ein 13jähriges Mädchen auf das Lamm abfährt? Ungewöhnlich sicherlich, aber wir hatten hier im Forum schon 13jährige, auf die das ebenfalls zutrifft. Wenn ich da an Max denke, der hatte damals mit seinen 13 Lenzen mehr Ahnung von Prog als die meisten hier.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • "Autorinnen und Autoren schreiben über ihre Lieblingsband und erzählen dabei, was ihnen genau diese Musik, diese eine Band, diese Sängerin bedeutet."

    Für mich schließt das eine fiktionale Handlung überhaupt nicht aus. Dass bekanntere Schauspieler wie Hübner in der Reihe eher nah am autobiografischen Schreiben als (doch eher) nicht prominente Autor_innen liegt für mich irgendwo in der Natur der Sache.

    Aber wir erfahren ja eventuell bald etwas über die biografischen Anteile der Erzählung, interessant ist das allemal.

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