50 Jahre Nursery Cryme - Gedanken, Erinnerungen und deine 3 Favoriten

  • Hier gibts für mich viel Interessantes zu lesen. Vorallem dann wenn ich eigene gefühlte Tendenzen in den Gedanken von Mutzel und Slubberdegullion wiederfinde und mir so bspw. erst richtig bewusst wird: ja genau. die Produktion, darum gefällt mir Trespass und vorallem Foxtrott besser.


    Diese unglaubliche Stimmung von Trespass… erst über die Jahre mit dem Aufarbeiten des ganzen Genesis Universums mit allen Trabanten und Seitengestirnen bis in andere Sonnensysteme hinein wurde mir die effektive Tragweite von Ants Austieg bewusst: er war einer der hauptsächlichen Autoren, oder eher noch die Seele diese neuen „Stils“. Diese Lücke konnten Genesis erst nach und nach wieder füllen.

    So sehr mir Hacketts Spielweise auf allen späteren Alben gefällt, habe ich genau damit und ausgerechnet bei Musical box meine Probleme. Zuviel undifferenziertes Schrummschrumm, und Gedudel und Motorsägenübergang. Auch das Schlagzeug hat für meine Ohren noch nicht die späteren Collinsqualitäten sich der Melodie/dem Song anzupassen. Das Gabrielgeschrei am Schluss ist zu wenig gesungen. Oftmals scheinen Songteile aneinandergefügt…


    So, das war meine Dekonstruktion des Genesisklassikers den ich offenbar grad noch nicht verstanden habe.


    Trotzdem natürlich ein gutes Album mit ganz eigener Stimmung und eigenem Stellenwert in der Genesisgeschichte.


    So sind dann meine Favoriten Seven Stones, For absent Friends oder Harlequin, Harold habe ich über eine Coverband sehr schätzen gelernt… Fountain hat für mich über die Jahre etwas verloren, vorallem die Live-version auf Four Sides live finde ich misslungen…

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  • Ich fasse zu diesem essentiellen Album nochmal alles aus meinen TotW Bewertungen zusammen:


    The Musical Box war das allererste Stück, das ich anno 1975 von Genesis (Live LP) zu Ohren bekam, damals fast ein Schock, doch irgendwie 10 1/2 Minuten in eine neue Dimension.

    Einer der großen Klassiker von Genesis und zeigt sofort, dass sich einiges bei Genesis verändert hat.
    Der Beginn nur mit Gitarre, Flute & Gesang erinnert noch an Trespass und Collins ziseliert zunächst nur die Becken, aber dann gibt es endlich richtiges Drumming!
    Wenn Steve nach 3:40 erstmals seine Gitarre krachen läßt, wie es Anth niemals getan hätte, bricht eine Achterbahnfahrt der Gefühle los bis zum ekstatischen Finale.


    Der Bruch hätte kaum größer sein können.
    Ein kurzes kleines Intermezzo von 1:48, rein akustische Gitarre und mehrstimmiger Gesang, das Stück hätte auch auf Trespass gepasst.
    Phil's erster Gesangspart ist sehr gelungen.
    Es erinnert mich (wohl vom Text) immer an Eleanore Rigby von den Beatles.
    Irgendwie nett, ein bißchen britisch skurril, aber auch nicht der Rede wert.
    Wirkt wie ein kleiner Seufzer zwischen 2 Schwergewichten!


    Irgendwie klingt Hogweed (Gitarre & Gesang) dreckig, passend zur Story!
    Mir klappert und holpert das ganze Stück zu sehr, am besten finde ich den Mitteltteil ab 4:50 mit Piano, Steve's singender Gitarre und wie Collins nur mit Bassdrum, Snare & 2 Toms ein voluminöses Schlagzeug vortäuscht.
    Das Ende heavy und rau - live immer gern genommen.


    Seven Stones - Mein kleiner Liebling und leider oft unterschätzer Song!
    Schräger Gesang und seltsame Klangwendungen müssen sich erst einmal ihren Weg durch die Gehörwindungen bahnen, bis ab 4:00 nochmal ein Klangteppich ausgerollt wird.
    Dann geht mir das Stück immer etwas zu schnell dem Ende entgegen.
    Ein Kleinod auf dem Album..


    Knappe 3 Minuten im Erzählmodus mit feinem britischem Humor.
    Musikalisch wie ein schnelles Puzzles, Collins darf sich an den Drums etwas austoben.
    Nett, aber es funktioniert für mich nur im Zusammenspiel auf dem ganzen Album.


    Mit Harlequin bin ich nie ganz warm geworden, obwohl der Song Wärme ausstrahlt,
    aber sowas konnten CSN&Y besser, Peter's Stimme klingt sehr fragil.
    Ähnlich wie For absent Friends eher ein Ruhepol zwischen 2 "fordernden" Songs.


    Das Intro fand ich "damals" herausragend, dieses langsame Anschwellen bis zum Burst Out!
    Gesanglich ist der Song dann etwas schwieriger (vor allem live), aber etliche Instrumentalteile insbesondere der Schluß reißen es dann wieder heraus.
    Ein passendes gutes Stück für das 1. Album in neuer Besetzung

    Tippspiel Statistiker :thumbup: - Abbuzze !

  • 50 Jahre...schon? Für mich sind es 43 Jahre her als ich es zum ersten Mal hörte. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Ich hielt ein Klappcover in der Hand, das voller skurriler Figuren steckte, sich wie ein Märchenbuch aus viktorianischer Zeit anschauen ließ. ich erwartete Folkrock, akustische Gitarren, Piano-Tupfer, zarten Gesang, pastorale Harmonien und dann...The Musical Box, leise spielt ihre Melodie und dann kracht und sägt es. Diese Gitarre, dieses Finale. was für ein Stück Musik! Bis heute eines meiner liebsten Genesis-Songs - zeitlos! Dann säuselt es doch folkig, der Sänger, huch, der Phil, den ich vorher beim aktuellen ATTWT gehört habe, säuselt folkig daher und trifft meine o.g. Erwartungen. Das folgende Lied über diese Distel ist voll Merkwürdigkeiten und schrägem Humor. Spätestens bei diesem Stück hat mich Steves Gitarrenspiel gepackt. Ist das heavy, jazzy, proggy, oder alles zusammen. Einfach nur fantastisch. Seven Stones , oh, Peter´s flehender Gesang, die Keyboards. Eine Ballade, naja, vielleicht eine viktorianische Ballade mit Auf und Abs wie das Meer, der heimliche Favorit. Ich liebe es! Der komische Harold, der mystische Harlequin und die Liebesstory um die altgriechischen Hermaphroditen beenden ein typisches Album mit Genesis Musik der Gabriel-Zeit. Musik, die einmalig ist und noch keine Patina angelegt hat. Und wenn, dann staubt es eben wie ein alter Foliant mit Karten von Seeungeheuern, Riesen, Zwergen, Barden usw. in einem geheimnisvollen Archiv. Es wird sich immer ein Mensch finden, der magisch angezogen von dem Schriftzug GENESIS diesen Folienaten öffnen wird und wie ich hypnotisiert in diese Märchenwelt versinkt. 50 Lenzen, na und!

    P.S.: Hey Admins! Darf ich alle Stücke anklicken?

  • Meine Top 3: Alle Songs die mit "The ..." beginnen.


    1. The Musical Box

    2. The Fountain Of Salmacis

    3. The Return Of The Giant Hogweed


    Auch die kurzen Stücke haben ihren Charme.

    Genesis, 20.06.1987, Maimarktgelände, Mannheim

    Phil Collins, 11.05.1990, Festhalle, Frankfurt

    Genesis, 04.07.1992, Hockenheimring

    The Musical Box, 05.11.2003, Jahrhunderthalle, Frankfurt

    Seconds Out, 25.12.2005, 25.12.2006, Colos-Saal, Aschaffenburg

    Genesis, 13.03.2022, Lanxess Arena, Köln

  • Fountain

    Box

    Hogweed


    Nursery Cryme kam bei meiner Genesis-Entdeckung 1991-94 in jener Phase dran, in der ich die kleinen Vinyl-Läden in der Salzburger Altstadt durchkämmte. Das "Bootleg" in der Herrengasse, ein Schallplattenladen in der Judengasse, an den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern (aber dass sie eine "save the vinyl"-Unterschriftenliste aufliegen hatten weiß ich noch), der "Soundgarden" in Lehen und auch der "Musikladen", den es als einzigen (an anderem Standort) tatsächlich auch heute noch gibt. Wo ich NC aufgetan hab, weiß ich nicht mehr, ich glaube in der Judengasse, dort hab ich jedenfalls auch Selling... gekauft, über einen Zeitraum von etwa 2 oder 3 Jahren hab ich damals mein Taschengeld in Genesis-Platten investiert und, hey, Vinyl war billiger als die CDs, auch als Neuware.

    Einige Songs der NC kannte ich schon, ich hatte zumindest Live (auf CD) bereits, daher kam es wohl eher am Ende der Entdeckungsreise an die Reihe, da Musical Box und Hogweed schon "abgedeckt" waren. Und.... nunja, an die druckvollen Liveversionen kommt die Studioplatte leider wirklich nicht ran.

    Fountain of Salmacis war daher der letzte große Song des Albums, den ich zuvor nicht gehört hatte. Dieses wunderbare Intro, der Basslauf.... es ist ein zauberhafter Titel, er in andere Sphären hebt, noch immer. Als ich ein paar Jahre später bei einem Clubbing erstmals Pete Lazonbys Sacred Cycles, in dem Fountain gesampled wird, gehört habe, war das ein wunderbarer Flash-Back.

    you're the ones we've been waiting for...
    Genesis - 98 München - 07 Linz, Düsseldorf x 2, Berlin, München - 22 Berlin x 2, London x 2

  • Bevor ich NC in den Haenden hatte kannte ich nur Genesis Tracks mit Phil Collins als Saenger.


    Das Album hatte ich Anfang der 80er als LP auf dem jaehrlichen Markt im Ort fuer 110 Ostmark gekauft, was fuer einen ca. 13-14-jaehrigen Schueler eine unerhoerte Summe war.

    Beim erstem Hoeren war ich irgendwie geschockt: Das klang ja voellig anders, als das, was ich bislang kannte. Nur Musical Box (von Seconds Out) war mir bekannt. Insofern dachte ich fuer den Bruchteil einer halben Sekunde, ob ich die Ausgabe bereuen sollte. Nein! Never! Das Album zog mich in seinen Bann. Es klang fuer mich alles sehr alt und antiquiert. - nicht durch den Gesang - sondern durch die Musik. Das Cover tat sein Uebriges dazu.

    Die Platte hatte lange ein Alleinstellungsmerkmal bevor ich sie einordnen konnte: Erst Mitte 80er kamen TLLDOB und spaeter dann Live und Selling dazu. Der Kontrast zum 83er Genesis oder ABACAB war schon krass.

    Haette ich die Platte meiner damaligen "Freundin" vorgespielt...:ka:


    Und nuh? :gruebel:

    Also das Album schaetze ich sehr. Der Sprung vom Vorgaenger ist schon deutlich zu hoeren. Eine Einzelbewertung unterlasse ich mal. Aber allein Musical Box bekommt von mir schon 15 Punkte.

    Typos, Grammatik- und Rechtschreibfehler gehoeren dazu...

  • Nursery Cyme hat bei mir einen besonderen Platz. Damals (das muss so die Both-Sides-Zeit gewesen sein), hatte ich als Pre-Teenager nicht viel zu tun und war deshalb fast jeden Tag in der Stadtbibliothek. Genesis und Phil Collins war für mich damals, nach dem was ich bis dahin kannte, mehr oder weniger eins. Dann habe ich in der Bibliothek die Nursery Cryme stehen sehen. Der Bandname auf dem Cover stimmte, aber der Look wollte partout nicht zu dem passen, was ich bisher aus der Ecke kannte. Aber aha, dieser Peter Gabriel war also auch mal dabei, interessant.


    Und so nahm es einen Lauf. Die Scheibe war so völlig anders, die Atmosphäre außerdem so passend auch zu all den Büchern, die ich damals gelesen habe (Klassiker, Verne, Doyle, ...). Musical Box, Fragmente wiedererkennen aus dem Old Medley. Und dann wird da richtig reingebraten, wie die Sinfonie mit dem Paukenschlag. Wow.


    Nursery Cryme ist letztendlich auch das Album, dem ich immer treu geblieben bin, obwohl ich der Band einige Jahre abtrünnig war, wegen vermeintlicher Uncoolness und ähnlichem Humbug. Wenn mich heute jemand fragt, was allgemein mein Allzeit-Lieblingssong ist, sage ich "The Musical Box" (solche Fragen sind natürlich eigentlich auch Humbug, aber mit der Antwort kann ich am besten leben). Desweiteren hab ich hier Seven Stones gewählt, weil es so wundervoll zirkuliert und völlig zu Unrecht im Schatten der Box, Salami und des Bärenklaus steht. Nr. 3 meines hiesigen Votings ist For Absent Friends, das ich tatsächlich erst durch die Erläuterungen als Track of the Week wirklich zu schätzen gelernt hab.

  • Nachklapp: da mich die Admins nicht erhört haben, musste ich mich schweren Herzens für drei Stücke entscheiden, die für mich die Vielfältigkeit der Musik des Albums widerspiegeln:

    The Musical Box

    The Return of the Giant Hoogweed

    Harlequin


    ...und trete, wie ich gerade sehe, in die Fußstapfen von Herma (nicht Fountain of Salmacis gewählt?)

  • Fountain ist prätentiöses Oberstufengedudel. Mein natürliches Schamempfinden verbietet das Hören dieses Unfugs.


    Deine Wahl nötigt mir indes Anerkennung ab. Das ist wahrer Musikgeschmack. Chapeau!

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Fountain ist prätentiöses Oberstufengedudel. Mein natürliches Schamempfinden verbietet das Hören dieses Unfugs.

    Manchmal schreibst Du wirklich putzige Dinge. ☺️

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")