Neues it-Interview mit Steve Hackett online (im Mai 2021 geführt)

  • Wenn ich das so lese wird es höchste Zeit für ein neues Hackett-Event mit der Möglichkeit eines Austauschs Auge-in-Auge. Mal sehen, wer dann den Arsch in der Hose hat, bestimmte Thesen offen zu äußern...

    Ich hätte überhaupt kein Problem, ihn danach zu fragen, auf welche neueren Progbands er seine Kritik bezieht.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Wenn ich das so lese wird es höchste Zeit für ein neues Hackett-Event mit der Möglichkeit eines Austauschs Auge-in-Auge. Mal sehen, wer dann den Arsch in der Hose hat, bestimmte Thesen offen zu äußern...

    Und dann hat wer was davon? Hackett wird meine Meinung über seinen teilweise doch sehr kitschigen Schwulst in den letzten Jahren links und rechts die Beine runterlaufen. So wie es auch mich äußerst peripher interessiert, was er von meiner Ansicht hält, sollte sie ihm zu Gehör gebracht werden. Alles andere anzunehmen wäre (in beiden Richtungen) auch Kindergarten.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    Einmal editiert, zuletzt von Herma ()

  • Ich fand es auf der einen Seite mal wohltuend zu lesen, dass da noch einer beim Retro-Prog vermisst, was mir vor allem fehlt, eben Swing, Vibes... It ain't what you do, it's the way that you do it. Wenn ich mir zwei der bekanntesten - oder drei sogar - Namen anhöre, die Flower Kings, Neal Morse und Transatlantic, dann habe ich das Gefühl, dass denen vor lauter Yes/Genesis/Gentle Giant- sein-wollen die Lockerheit, die Souverinät ihrer Vorbilder fehlt, die einfach losgelegt haben und sie selbst waren. Mir gefallen da die jüngeren Marillion mit dem Hogarth, aber auch nur in dieser Variante, am besten. Die musizieren meines Erachtens am halbwegs eigenständigsten.


    Der Hackett selbst hat sich allerdings auch festgefahren, das stimmt, und sollte sich vor allem mal von Roger King trennen und einen neuen musikalischen Direktor suchen. Ich hab tatsächlich auf seine Texturen schon seit Out Of The Tunnels Mouth keine Lust mehr, generisch komponiert und im Sound zu oft ein aufgeblasener, kitschig-halliger Bollywood-Prog.


    Schade, dass er nie mehr so etwas gemacht hat wie Please Don't Touch, für mich ist das sein Meisterwerk, eines der besten Alben im Genesis-Kanon, ein ewig frischer Mix aus Prog, Art-Pop, Jazz und Chanson/Kunstlied. So farbig-schillernd und warm möcht ich ihn mal wieder hören.

  • Ja!

    Nur weil er die - sagen wir mal - atmosphärischen und emotionalen Höhepunkte bei einigem aktuellem RetroProg vermisst, heißt das ja noch nicht, dass er es besser macht.

    Meiner Meinung nach ist eben ganz oft die Summe mehr als ihre Teile. Genesis waren mehr als die einzelnen Mitglieder, Yes ebenso und viele andere auch - Ausnahmen bestätigen die Regel.

    Dann ist es zwar noch immer möglich, dass die Einzelnen gute Soloalben rausbringen (von denen Steve eine ordentliche Anzahl zu bieten hat), aber kommt es an dieses phänomenale Bandergebnis heran? Nein, in den allermeisten Fällen doch eher nicht.

    Oder es ist ein anderes Genre und nicht direkt vergleichbar.

  • Warum sollte Steve nicht (ohne explizit bestimmte Bands zu nennen) andere Prog-Bands kritisieren dürfen? Seit wann muss man es besser machen können, um zu kritisieren? Außerdem gibt es tatsächlich Bands, denen es eher um das Wie als das Was geht. Vermutlich weil sie viel bessere Interpreten als Komponisten sind. Nebenbei ist Steve wohl der einzige, der mit dem Genre Prog noch etwas anfangen kann, und tritt auch regelmäßig und gerne als Gastmusiker bei ganz kleinen Prog-Bands in Erscheinung. Das wäre wohl kaum der Fall, wenn er mit der ganzen Szene nichts anfangen könnte.


    Bei der ganzen Mopperei über Steves Gesamtwerk muss man auch berücksichtigen, wie viel er schon an Output hatte. Irgendwann lässt die Kreativität einfach nach bzw. man hat sein Pulver einfach verschossen. Das merkt man bei Tony ganz besonders, der quasi fast alles, was der drauf hatte, bei Genesis unterbrachte. PG hat das vermutlich gemerkt und benötigt eine Unmenge an Songs und Zeit, um schließlich für ein Album genug Material zusammenzuhaben, das seinen Ansprüchen als Perfektionist genügt. Da muss man dann halt auch mal Jahre oder Jahrzehnte warten.


    Steve hingegen hat seine Nische gefunden, bringt regelmäßig Alben heraus, die, wie er sagt, von erfreulich hinreichend vielen Genesis/SH-Fans gekauft werden. Die Konzerte sind top besucht, das war am Anfang der 2000er, wenn ich mich an manche Gigs zurückerinnere, noch anders. Warum sollte er also irgendwas daran ändern? Wem's nicht gefällt, geht zu anderen Konzerten und hört sich aus den Myriaden von Songs da draußen einfach was anderes an.


    Ich bin für meinen Teil froh, dass überhaupt von etwas veröffentlicht wird, und auf jeder Platte gibt es paar schöne Sachen. Man muss sich ja nicht zwanghaft das ganze Album mitsamt dem immer vorhandenen Ausschuss am Stück antun, da gibt es ohnehin nur ganz ganz wenige Platten, bei denen ich noch Lust und Zeit dazu habe. Das gilt nicht nur für Steve sondern auch alle anderen MR, TB, AP, RW. PG lasse ich hier mal weg, weil der einfach in den letzten 20 Jahren zu wenig veröffentlich hat.

    Genesis

    03.07.1992 Gelsenkirchen | 27.07.1992 Köln | 10.02.1998 Dortmund

    23.06.2007 Hannover | 26.06.2007 Düsseldorf | 05.07.2007 Frankfurt am Main

    13.03.2022 Köln | 14.03.2022 Köln

    Mike + the Mechanics 7x 1989–2023

    Peter Gabriel 6x 1993–2023

    Phil Collins 3x 1994– 2019

    Steve Hackett 24x 1994–2023

    Ray Wilson 20x 2002–2023, Cut_ 1x 1999






    • Offizieller Beitrag

    Ich hätte überhaupt kein Problem, ihn danach zu fragen, auf welche neueren Progbands er seine Kritik bezieht.

    Tja, das glaube ich.


    Zum Glück hat Steve den Takt und die Vernunft, das Phänomen als solches zu kritisieren und nicht Vorwürfe gegen eine oder mehrer Bands zu erheben.


    Er spricht über die Sache, nicht über Leute. Auch weil er weiß: Wenn er einen Namen nennt, wird daraus sofort ein "Steve Hackett findet (Musterband) scheiße", und alle Musterband-Fans erheben sich und erklären lang und breit, dass Musterband aber die tollste Band überhaupt ist und "Hackett - was erlauben?" und niemand mehr über das Phänomen spricht, das er eigentlich kritisiert, und alle darüber, dass er Musterband kritisiert.

  • Zum Glück hat Steve den Takt und die Vernunft, das Phänomen als solches zu kritisieren und nicht Vorwürfe gegen eine oder mehrer Bands zu erheben.


    Er spricht über die Sache, nicht über Leute. Auch weil er weiß: Wenn er einen Namen nennt, wird daraus sofort ein "Steve Hackett findet (Musterband) scheiße", und alle Musterband-Fans erheben sich und erklären lang und breit, dass Musterband aber die tollste Band überhaupt ist und "Hackett - was erlauben?" und niemand mehr über das Phänomen spricht, das er eigentlich kritisiert, und alle darüber, dass er Musterband kritisiert.

    Takt und Vernunft - so kann man das natürlich sehen.

    Man könnte aber auch sagen, dass sich Hackett um eine Konkretisierung herum drückt, weil er keine Lust auf Widerspruch hat.

    Oder weil dann deutlich würde, dass sein Vorwurf vielleicht doch nicht genug Substanz hat.


    "Viele moderne Progbands machen es falsch - ... "


    Dieser Halbsatz, auch von euch im Interview noch einmal exponiert zwischen den Antworten platziert, wirkt wie eine altkluge Belehrung des Altmeisters. Und im Kontext anderer Aussagen, wie z.B. den tollen Verkäufen seiner letzten Alben, den tollen Verkäufen seines Buches, den ausverkauften Touren kommt da eine gewisse Arroganz zum Vorschein, die Hackett nicht gut steht, und die er sicher auch nicht beabsichtigt.


    Ich kann nur für mich sprechen. Ich fand die Musik vieler moderner Progbands in den letzten Jahren deutlich spannender als das, was Hackett veröffentlicht hat.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    • Offizieller Beitrag

    Deine Aussagen stehen auch unter dem Eindruck der Tatsache, dass du ohnehin überhaupt nichts mehr gut findest, was Steve so macht.
    und anders als du stimme ich Steve in diesem Punkt zu 100% zu - die letzten Jahre habe ich genau das beim Night Of The Prog erlebt. Belangloses gefrickel, Hauptsache ganz kompliziert, Musik aber geht gegen null. Der Prog vergisst mehr und mehr die Leichtigkeit, das Statement.

    • Offizieller Beitrag

    Lass es mich so formulieren: Es ist auffällig, wieviel vehementer du hier Namen forderst als dich mit der Interviewaussage zu beschäftigen.


    Du brauchst Namen, um das zu können? Aber du äußerst dich hier so sehr als Kenner der aktuellen Progszene, dass dir die Erscheinung auch ohne Namen geläufig sein sollte.


    Wenn ein Hobbymusiker einem "Altmeister" "altkluge Belehrungen" vorwirft, sehe ich darin gröbere Selbstüberschätzung als in dem, was Steve sagt.




    Am Rande bemerkt können Steves Worte nicht "altklug" sein. Definition laut Duden: "(von einem Kind) in seinen Äußerungen nicht kindgemäß, nicht seinem Alter, sondern eher Erwachsenen entsprechend".