Da man momentan (fast) keine Konzerte erleben kann, muss man sich an sie erinnern.
Vielleicht habt Ihr Lust, hier ebenfalls Euer letztes gutes Liverlebnis zu beschreiben.
Nachdem ich Mitte Februar Alcest live gesehen und total abgefeiert hatte, war mein bisher letzte Konzert dann tatsächlich schwülstiger NeoProg:
Pendragon, am 9.3. in Bremen, Meisenfrei
Ich kenne Pendragon seit 1991, hatte sie allerdings noch nie live gesehen. Die neue Scheibe "Love over fear" hatte ich bereits gehört und fand sie gut. Der Konzertort hatte den Vorteil, dass ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinkommen konnte. Das Meisenfrei ist eigentlich eine größere Kneipe mit Bühne. Jedenfalls standen überall Tische herum und man musste sich durchdrängeln. Aber gemütlich!
"Vorband" war Davey Dodds, der mir nichts sagte, der aber früher mal bei Red Jasper war, einer Neoprogband, die zeitgleich mit Pendragon ihre ersten Schritte tat. Dodds spielte alleine und bot dabei sowas wie Folkprog an, komplexere, akustische Songs mit Wurzeln im Folk. Nett.
Pendragon spielten anschließend erstmal das neue Album komplett. Das hatte ich nicht erwartet und mir war es etwas zu viel an neuem Material. Langeweile kam trotzdem nicht auf.
Nick Barrett war gut aufgelegt und scherzte mit Clive Nolan. Jan-Vincent Velazco an den Drums entpuppte sich als ziemliches Tier! Urbassist Pete Gee fällt bei den Studioaufnahmen meistens nicht so auf, doch hier war sein Instrument klar im Sound platziert und er durfte ein ums andere Mal wilde Tonfolgen cool herunterspielen. Und die Gitarre von Barrett klang ebenfalls sehr gut, ohne wäre Pendragon auch nicht Pendragon. Ich freute mich also über einen sehr guten Sound im Meisenfrei! Ach ja, es gab auch noch zwei Backgroundsängerinnen, deren Sinn und Zweck vermutlich in der Unterhaltung älterer Männer bestand. Sie waren nämlich angezogen wie ich mir die Damen auf St. Pauli vorstelle und vom Gesang hörte man kaum etwas.
Der zweite Teil des Konzertes entsprach mir von der Songauswahl mehr, denn Klassiker wie "Walls of Babylon", "Indigo", "Paintbox" und "Breaking the spell" wurden dargeboten. Ich war happy! Zudem klappte auch der Biernachschub gut...
Im Nachhinein bemängele ich jedoch, dass keine Songs vor "The window of life" gespielt wurden, was vermutlich dem vollständig gespielten aktuellen Album geschuldet war. Die Konzertdauer war nämlich ca. 2 Stunden.
An den folgenden Tagen spielten Pendragon noch zwei weitere Gigs und brachen dann ihre Tour ab. Am 16.3. gab es Besuchsverbote, Schulen wurden geschlossen und am 17. auch Geschäfte. Da hätte ich eine Woche vorher nicht mit gerechnet und auch nicht damit, dass dieses sehr erfreuliche Konzert auf unabsehbare Zeit das letzte bleiben würde.
Immerhin kam ich trotz Gedränge und schlechter Luft im Club gesund wieder zuhause an!