TotW: [19.03.-25.03.2018]: GENESIS - Snowbound

  • :huhu: timonraphael! Natürlich und danke! Für mich spielen Texte sehr wohl eine Rolle. Ohne die wären manche Musikstücke, mhm, eher langweilig. Wie ich ein Lied /eine Platte in Fremdsprache (Englisch) höre? Anfangs (kann ca. dreimal sein) lasse ich die Musik auf mich wirken. Dann nehme ich mir den Text zu Hand. Texte müssen als Booklet / auf dem Cover vorhanden sein. Das Wörterbuch nutze ich selten. Ich versuche den Text in seiner Gesamtheit zu erfassen. Naja, so wie mein Englisch dafür ausreicht. Aber, man neigt leider zur Bequemlichkeit. So geschehen mit Snowbound. Kennt man ja, hört man zur Erinnerung nochmal durch, berührt einem nicht (mehr) so, kann man schnell abtun und bewerten. Ist ein Fehler! Denn gerade hier habe ich gelernt, wie sehr ein Text doch ein Lied(chen) aufwerten kann. Snowbound mag von der Struktur her einfach gestrickt sein, fordert aber dennoch eine intensive(re) Auseinandersetzung. Da ist es für mich klassische Genesis - Musik. Ich wiederhole mich, ich mag die Stimmung, die Atmosphäre des Albums, des Stückes, obwohl es im Gesamtschaffen der Band m. E. abfällt. Haben sie so nur noch z. T. auf Duke hinbekommen.
    Zum Vergleich mit Inside And Out...mhm...da fehlen mir Hacketts Gitarrensounds, so dass Pigeons und Match Of The Day von der gleichen EP eher in Richtung ATTWT zeigen.

  • Jetzt kommt aber das große Aaaaber:
    Ich höre Musik generell immer aufgrund eben der Musik. Der Text ist für mich stets nur schmückendes Beiwerk. Bedeutet überspitzt: Worüber gesungen wird, ist mir am Ende bei der Bewertung, ob ich einen Song mag oder nicht, im Grunde recht egal.


    Bei mir kommt auch zuerst die Musik - und dann der Text.
    Aaaaber: ich stamme noch aus der Zeit, als Musikalben 30 Zentimeter Durchmesser hatten und in einer manchmal anspruchsvollen, aber meinsten ansprechenden flachen Verpackung ins Haus kamen. Ich kann meinen damaligen Ärger noch heute nachvollziehen, wenn keine Texte mitgeliefert wurden. (Googeln konnte man damals auch nicht.) Musik hören war damals was anderes als heute (nein, ich will damit nicht sagen, dass damals sogar das Musik hören toller war). Dennoch, der Moment, wenn sich die Scheibe zum ersten Mal auf dem Plattenspieler drehte und ich mit meinem Schulenglisch den Text mitlesen und mithilfe eines Dictionarys sogar verstehen konnte. Ich glaube, z. B. Lamb lies down wäre ohne Text für mich nicht mal halb so spannend gewesen. Manchmal bilden Musik und Text eine Einheit.
    Jedoch ist die Musik für mich ausschlaggebend. Kein noch so genialer Text von Yeats, Keats, Beaudelaire oder Kaleko würde mich berühren, wenn die Musik dazu für meine Ohren untauglich wäre.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Mich packt das Stück mit ziemlicher Wucht. Ich mag es. Warum? Weil es dieses typisch Märchenhafte und Geheimnisvolle der früheren Genesis in sich trägt. Weil ich das Schneegestöber höre, am meisten wohl durch das Keyboard. Und vor allem mag ich das Stück darum: Weil es Phil Collins für meinen Geschmack wunderbar singt. In den Strophen so zart. Und im Refrain so unglaublich eindringlich, mit Schmerz und Wehmut und Schönheit gleichzeitig - diese unnachamliche Mischung, diese Gabe, eindringlich zu singen, ohne dabei dick aufzutragen und ohne dabei zu schreien, es trotzdem eindringlich und intensiv zu machen, das schafft Phil Collins einfach wunderbar. Und wenn er SO singt, dann packt er mich.

  • Witzig, wie jeder etwas anderes hört oder hinein interpretiert!
    Ich höre bei Snowbound ganz eindeutig Anleihen zu RIPPLES heraus.
    Collins' Art zu singen & auch das Schema Strophe/Refrain ist ähnlich angelegt.
    Nur das Break mit dem Intrumentalteil fehlt - leider.
    Ripples ist natürlich insgesamt das ausgereiftere Stück, aber Snowbound ist immer noch ganz ok und das sind bei mir 8 Punkte.

    in diesem Sinne...

    a horse not made of sand

  • Es schwirren unzählige Versionen von Snowbound im Netz herum, hier zwei, um zu zeigen, welch eine schöne Meldodie der Song aufweist und wie sehr Tony´s Keyboard - Bombast das Original zukleistert:
    https://www.youtube.com/watch?v=5K_9ubpddzo
    https://www.youtube.com/watch?v=PbR_H2D3AM4
    Fühle ich mich etwa an Ant´s akustisches Solo - Werk erinnert? Christians Vergleich mit Inside And Out ist mir jetzt auch nicht mehr so fern.;-) Verliebe ich mich jetzt noch in dieses Lied(chen)?:gruebel: Jedenfalls habe ich seit Tagen einen Ohrwurm...:undweg:

  • Es schwirren unzählige Versionen von Snowbound im Netz herum, hier zwei, um zu zeigen, welch eine schöne Meldodie der Song aufweist und wie sehr Tony´s Keyboard - Bombast das Original zukleistert:
    https://www.youtube.com/watch?v=5K_9ubpddzo
    https://www.youtube.com/watch?v=PbR_H2D3AM4
    Fühle ich mich etwa an Ant´s akustisches Solo - Werk erinnert? Christians Vergleich mit Inside And Out ist mir jetzt auch nicht mehr so fern.;-) Verliebe ich mich jetzt noch in dieses Lied(chen)?:gruebel: Jedenfalls habe ich seit Tagen einen Ohrwurm...:undweg:


    Danke, chandelier!
    Besonders den zweiten Link, die reine Klavierversion, finde ich wirklich ganz toll! Wunderbar! Neeee, das ist kein Liedchen ...! ;) Und, chandelier, lass Dir gesagt sein: Du BIST schon längst verliebt. ;)

  • Tja, bekanntermaßen habe ich mit ATTWT nie so richtig was anfangen können.
    Und SNOWBOUND ist einer der Beispiele warum das so ist.
    Fangen wir vorne an, Phil winselt zu einer Melodie die überhaupt nicht zum Gesang passt (oder andersrum). Ich behaupte ohne Gesang würde man vermutlich überhaupt nicht erkennen um welchen Song es sich handelt - Einheitsbrei. Irgendwann schleppt sich das Lied zum Refrain. Gut, den habe ich im Gedächtnis behalten und ist so schlecht nicht. Jedoch, warum Phil diese SNOWMAN Passage gefühlt hundertfach wiederholen muss, erschließt sich mir nicht. Phil mit sehr hohen Passagen, das klingt zwar gut, aber verliert sich einfach in der Wiederholungen in Kitsch. Was mir (im Nachhinein) positiv beim Refrain auffällt ist auch dieses donnernde Schlagzeuge. Das wumst ordentlich. Ziemlich markant, denn das Lied selbst ist eher als Ballade angedacht..
    Aber es geht weiter mit Strophe mit o.g. Schwächen und zieht sich bis zum Schluss, wobei GENESIS hier besonders kreativ waren und sich ein besonders beschissenes Fade out haben einfallen lassen.
    Bei SNOWBOUND passt nicht vieles zusammen. Ich könnte damit leben wenn SNOWBOUND der Hänger des Albums wäre, aber da sind noch weitere Lieder die zum verwechseln ähnlich klingen. Dadurch wird natürlich auch SNOWBOUND ein stückweit belanglos... Fazit, stimmlich ist Phil wohl am Höhepunkt seiner Karriere, schade nur dass SNOWBOUND nur Stückwerk bietet, unausgorene Melodien vs. tolle stimmliche Singhöhe. Ich sag mal 6 Punkte - bitte achtet mal auf das Schlagzeugspiel. Hammer....

  • @Helge:
    "Tja, bekanntermaßen habe ich mit ATTWT nie so richtig was anfangen können."


    Nee, wusste ich nicht.


    "Ich behaupte ohne Gesang würde man vermutlich überhaupt nicht erkennen um welchen Song es sich handelt - Einheitsbrei."


    Mach mal das Experiment und hör Dir chandeliers zweiten Link an. Da wird das Stück ganz allein auf Klavier wiedergegeben - und man hört: Snowbound. Und: Genesis! Einheitsbrei? Ist dieser typische Genesisklang etwas, das Du als "Einheitsbrei" bezeichnest, weil "typisch irgendwie Genesis"???


    "Jedoch, warum Phil diese SNOWMAN Passage gefühlt hundertfach wiederholen muss, erschließt sich mir nicht."


    Er wiederholt es, weil es beklagenswert ist, wenn jemand im Schnee erfriert. Damit wird man ja nicht so schnell fertig. Es sei denn, man ist Tatort-Kommissar: "Jo, Schneeleiche. Is erfohren. Muss um 2:00 nachts gewesen sein."


    "Was mir (im Nachhinein) positiv beim Refrain auffällt ist auch dieses donnernde Schlagzeuge. Das wumst ordentlich. Ziemlich markant, denn das Lied selbst ist eher als Ballade angedacht."


    Zum Tod würde das Markante ja gut passen. Es ist so knallig-schockierend, was passiert ist, auch wenn ein Erfrieren im Schnee ja eher ein sanfter Tod ist, jedenfalls, wenn man im Schnee einfach einschläft und nichts merkt. Das Sanfte des Schnees, die weiche Schneedecke - und das knallig Erschütternde des Todes: Das Beides soll musikalisch vielleicht genauso wiedergegeben werden; das Balladeske für die Schneeromantik, die Drums für das Brutale, was im Schnee still geschehen ist, und Phils zarter, eindringlicher Gesang für den Schmerz und die Wehmut angesichts all dessen.


  • Hachz, wie schön beide Versionen sind, wobei mir die erste mit Gitarre doch besser gefällt. Und würde ich noch Klavier spielen (können), würde ich snowbound vermutlich als nächstes in Angriff nehmen. Sehr schön, vielen Dank für die Videos, ein wirklich zauberhaftes Stück! :)

    lg mara || fb.com/tamarasparrow


    the pineapple thief: 17. + 18.09.18 || TMB: 23.11.18


    Als Genesis-Fan macht man ja im Grunde den lieben langen Tag nichts anderes als Seelen-Striptease...
    - me.

  • Snowbound erinnert mich zu allererst immer an Schnee, Scneeflocken, Schneefall, an eine hierzulande nunmal typische Wintererscheinung. Und diesbezüglich bin ich mit meinen weit Ü60 immer noch irgendwie Kind geblieben: Ich freue mich noch heute wie vor 60 Jahren, wenn die weißen Flocken fallen und sich die Natur damit wie ein neues, strahlendes Kleid zulegt. Alles erscheint auf einmal anders, alle Geräusche sind plötzlich anders, hören sich viel gedämmter an und wenn man im Gebirge ist und über ein Meter Schnee liegt, nimmt dieser fast alles an Geräuschen auf.

    - Natürlich ist Snowbound ein etwas kitschig-schmalziger Song, aber zugleich liebenswert und für mich in erster Linie auch zart und feinfühlig, eben wie Schneekristalle, die auf der Haut zerschmelzen und ein Lied, was mich an meine noch immer nicht ganz vergangene Kindheit erinnert. Und wenn Phil da immer wieder von "Snowman" singt, denke ich einfach immer noch daran, wie ich bis vor wenigen Jahren noch selbst Schneemänner im Garten hinter meiner Terrasse baute, wenn mal genügend Schnee in Frankfurt gefallen war...und ich dadurch wieder zum Kind werden konnte. Die eigentliche Bedeutung des Songtextes war mir bisher nie wichtig genug, um dieser nachzugehen. Ich bin mit dem Track auch so ganz glücklich.

    Ich finde diesen Snowman-Song von ATTWT schon recht gelungen und man hätte gewiß noch mehr draus machen können. Doch für 11 Punkte reicht es.

    Einmal editiert, zuletzt von SGU ()