TONY BANKS - Neues Album "5" | Vö: 23.02.2018

  • Was mich jetzt doch einmal interessieren würde (weil es Banks ja wiederholt erklärt und verteidigt hat): Warum nimmt man ein Orchesterstück "scheibchenweise" wie ein Popalbum auf? So wie es im letzten Interview klingt ("die Streicher wurden dann in Prag aufgenommen, der Rest in London..."), ist es sogar fraglich, ob es überhaupt EIN Orchester ist, was wir da hören.


    Orchestermusik ist doch geradezu dazu prädestiniert, als Ganzes live gespielt und auch aufgenommen zu werden, oder?


    Vom Endergebnis her mag man da keinen Unterschied heraushören, aber ich frage mich gerade, worin der Vorteil der Bankschen Vorgehensweise liegt. Denn ich nehme mal an, dass es eine Partitur für das komplette Orchester gibt, und da jeder Musiker ohnehin seinen Part lernen muss, weiß ich nicht, warum man es nicht gemeinsam spielt und aufnimmt.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    • Offizieller Beitrag

    Aus dem Bauch heraus: Es ist billiger und einfacher.


    Billiger: Der ... keine Ahnung ... Harfenspieler, der nur in 10 Takten benötigt wird, muss auch nur für 10 Takte ins Studio kommen (und bezahlt werden), statt auch noch die restliche Aufnahmezeit rumzuhängen.


    Einfacher: Wenn du nur die Geigen aufnimmst, und die Geigen klingen nicht gut, nimmst du sie neu auf. Wenn du mit dem ganzen Orchester aufnimmst, und die Geigen klingen nicht gut - musst du alle Musiker neu aufnehmen. Wenn dann die Bratschen doof klingen - erneut. Das Fagott ist schief? Nochmal. Und nochmal. Und nochmal.


    Die Vorstellung, dass das alles in einem Rutsch gespielt wird, ist wohl eher den Vorstellungen, den Livedarbietungen, vorbehalten.


  • Ja, das sind mögliche Erklärungen.
    Habe ich das denn richtig verstanden, dass er das nur DIESES MAL so gemacht hat und SEVEN und SIX noch "traditionell" aufgenommen wurden?

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    • Offizieller Beitrag

    Das steht doch alles in unserem Interview.
    Es geht auch ein wenig auf Nick Ingman zurück, der eben auch so arbeitet


    Wie das gemacht wird ist am Ende auch für den Hörer nicht so relevant
    In unserer Rezension hat Andi Lauer ja geschrieben, er halte das Werk für das beste von Tony


    Darum geht’s ja am Ende auch. Taugt es was?

  • Ich glaube, es war das von t-laudi verlinkte Songfacts-Interview (empfehlenswert, es gibt auch eins mit Mike), wo Tony erklärt, dass man mit dieser Aufnahmetechnik auch falsche Töne (bum notes) besser heraushört und korrigieren kann (durch Partiturkorrektur oder durch schnelles Ermitteln dessen, der falsch spielt).
    Auf die Spitze getrieben hat das scheibchenweise Aufnehmen von Orchesterparts wohl Steve seit Metamorpheus. Da hat bspw. Sue Townsend wohl sämtliche hohen Streicher einzeln eingespielt.

    Understand, Rael: It´s a trick of the tail ...

  • Diese Aufnahmemethode ist übrigens auch in der Klassik-Welt weder untypisch noch neu.
    Dank der modernen Technik fällt das nur zum Glück nicht mehr so auf. Ich erinnere eine Aufnahme von Kurt Masur mit dem Leipziger Gewandhausorchester aus den 70ern, wo man mit geübtem Ohr den ein oder anderen Schnitt hören kann. Und wenn man das einmal hört, dann hört man's immer, so wie das quietschende Kick-Drum-Pedal in "Since I've Been Loving You"...

  • Diese Aufnahmemethode ist übrigens auch in der Klassik-Welt weder untypisch noch neu.


    Völlig richtig. Da wird auch geschnitten und scheibchenweise eingespielt - letztlich kommt es ja wirklich nur auf das klangliche Ergebnis des Endprodukts an. Meine Frau sagt zwar, dass die CD-Aufnahmen ihres Orchesters meist auf Konzertmitschnitten basieren (hinterher wird natürlich noch geschraubt und ggf. korrigiert), weil Studioaufnahmen meist nicht ganz so lebendig klingen, aber Tony hat wahrscheinlich deutlich mehr den Anspruch, dass alles sauber und richtig ist, als dass da die rauschhaften Interpretationen entstünden.

  • Mein Dank für die letzten drei Beiträge!


    Ich habe/hatte da offensichtlich ein falsches Bild, wie im Bereich der Orchestermusik gearbeitet wird.
    Der Hinweis von Og Penson, dass sogar bei Kurt Masur und dem Gewandhausorchester einzelne Teile eines sinfonischen Werkes zu einem Ganzen zusammen geschnitten werden, lässt mich dann kurz schaudern. Fehlt nur noch die Andeutung, dass schiefe Töne per Autotune korrigiert werden, und die Desillusionierung wäre perfekt.:rolleyes:


    Zu der jetzt häufig getroffenen Aussage, das neue sei Tonys bestes Album, fällt mir die salomonische Beobachtung ein, dass dies eine Bewertung ist, die eigentlich jeder Künstler zu seinem neuesten Werk vornimmt. Insofern alles gut!:)


    Nichtsdestotrotz glaube ich, dass man die Pop-Alben und klassischen Alben von Tony nicht wirklich miteinander vergleichen kann.

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