Gerüchte über mögliches Live-Comeback von Phil Collins

  • chapeau!
    :p:drum::drum:


    (Ich hatte den Beipackzettel unter den Regenbogengalas verlegt, phew, wie schnell hat man vergessen, wie so ein Forum funktioniert ^^ )


    SInnvoll wären einige Ausschüsse und Unterausschüsse.
    Puristen geben den Takt vor und referieren nochmals gebündelt alle -absolutberechtigten ! - Fachkritikpunkte. Davon nicht immer strikt getrennt sind die neurologisch Interessierten (Zucken, linke Handhaltung .. ) . Das Orthopäden-Seminar nimmt auch Laien-Mitfühlende Bandscheibler und Rollifahrer auf, aber keine Psychologen. Über den Hof kommt man zu den Management-Analysten. Daneben die Pekunier, oft gescholten (die Parias). Im Untergeschoss Mode & Style, nicht zu verwechseln mit meiner Lieblings-Abteilung Liebe, Suff und wie-ich-aus-dem-selbstgegrabenen-Loch-wieder-heraushumpelte.


    Aah da fällt mir noch was ein. Ich fand den "Promo"film etwas unklug. Mit viel Tadaaa ( 27 Oscars 100 no 1 Hits 3 Frauen ) jazzt der Clip nochmal das fitte, schlanke Megastar-Image durch und schneidet das Früher gegen heute. Tut das Not ? das dann auch noch am Abend nach den MTV MV As. Und trotzdem mochten viele Leute das.


    Ob mir jemand prophezeit hätte, das ausgerechnet ich mal Phil verteidige ...
    (Vllt das endgültige Warnsignal -Dubist endgültig erledigt, wenn Gitti Dir über den Kopf streichelt)

  • Selbst als jemand, der einem Fanboy näher ist als einem Abo-Kritiker, kann ich hier keinen Hass entdecken. Phil polarisiert - und das entspricht schlicht seinem Karriereverlauf.


    Als innovativer Drummer der Prog- und Session-Szene gestartet, hat er sich bei den alten Genesis-Fans als eben dieser einen Namen gemacht. Später als Sänger und Drummer in Personalunion und der Entwicklung von Genesis vom Prog-Elefanten zum Pop-Dino hat sein Standing erste Risse bekommen und er wurde von den "alten" Fans als Kommerz-Treiber stigmatisiert, obgleich er zusammen mit den anderen drei respektive zwei Genesis-Mitgliedern gemeinsam am Fortbestand im Musikkosmos der 1980er-Jahre gefeilt hat, um seine Band im Punk-Sog dieser Zeit wieder interessant zu machen. Dabei haben sie Federn gelassen, aber auch neue Fans hinzugewonnen, die das zugänglichere Element der damals "neuen" Genesis mit den wunderbaren Prog-Elementen der Gabriel-Ära verknüpfen und sich für beide "Genesis-Welten" begeistern konnten.


    Und da gibt es diesen Collins, der sich emanzipierte und seine Zuneigung für Motown und Bigband-Sound zumindest im ersten Solo-Album auslebte. Dabei erschloss er sich wiederum eine verschworene Fangemeinde, die entweder auch dem Genesis-Kosmos angehörte, oder nochmals neue Fans hervorbrachte, die von seiner Vielseitigkeit und Frische auf "Face Value" schlicht angetan waren. Die ihre eigenen Gefühle in den weniger kryptischen Texten von Collins wieder fanden und auf den Zug aufsprangen. Der Zugang zum Mainstream, zur Popwelt der "Neuzeit" war ihm gelungen.


    Seine Parallelwelt Genesis trennte er davon zwar ab, jedoch nicht ohne seinen Einfluss geltend zu machen und seine musikalischen Fähigkeiten, vor allem in Sachen Arrangement, noch mehr einzubringen. Das, was in den 1970ern noch eher selten der Fall war. Tony und Mike hatten erkannt, dass dies der Schlüssel zum Fortbestand von Genesis war, ohne dass sie dabei ihr Gesicht verlieren mussten. "Duke", aber vor allem "Shapes/Genesis" machen das deutlich. Genesis schafften es, die neue Fangemeinde für das Alte zu begeistern, und dennoch ein paar der "Alte" mitzunehmen auf ihre Reise in den kommerziell orientierten, aber nach wie vor (aus meiner Sicht) anspruchsvollen Output. Auch da gab es Aderlass im Fanlager der Gabriel-induzierten ewig Gestrigen, die an "Invisible Touch" den Niedergang der einstmals so großartigen Band Genesis festmachten und am Tellerrand abrutschten, ehe sie den Blick darüber hinaus wagen konnten.


    Genesis und Phil Collins solo wurden zwei eigene Karrieren in einer sich immer schneller drehenden Welt des Rock und Pop. Die MTV-Generation konnte aber ebenso bedient werden ("I Can't Dance" war damals eines der beliebtesten Videos, auch bei den Teenagern und Twens) wie die alten Fans, die Genesis weiterhin treu blieben, weil sie ihre Magie nicht vergessen haben. Glänzende Augen beim "Old Medley" auf der Tour 1992 sind mir da genauso in Erinnerung wie Aussprüche "Hör dir mal Fading Lights auf der neuen Platte an. Das ist wie früher".


    Und inmitten dieses bunten Kosmos an wechselbadartigen Auswürfen wie "Home By The Sea" im Kontrast zu "One More Night", oder "No Son Of Mine" zu "Everyday" stand der kleine, immer kahler werdende, zur Pummeligkeit neigende und omnipräsente Phil. Die 1980er bezeichnete er sinngemäß als eine Zeit, in der er sich selbst am meisten auf den Zeiger ging. Die kontroversen Diskussionen zu seiner Person in diesem Forum sind also hausgemacht, hervorgerufen durch kontrastreiche Elemente seines Schaffens, vor allem innerhalb der Solokarriere. Kompositorische Höchstleistungen wie auf "Face Value" oder "Hello..." werden konterkariert von Homemade-demoartig-daher-gesülzten Schmonzetten wie auf "Both Sides" oder - ganz schlimm - auf "Testify". Was ihn für viele nach wie vor unantastbar sein lässt: Die Live-Auftritte! So stark wie auf der "Serious"-Tour war er zwar vorher und nachher nicht, aber die "Both-Sides"-Tour und "Dance Into The Light" 1997 waren nach wie vor Zuckergüsse auf dem Sahnetörtchen des musikalischen Live-Genusses. Fit wie nie und beflügelt durch neue Liebe und neuen Wohnsitz am Wasser (Schweiz) hat er all jenen Stimmen getrotzt, die ihn auf Grund der mäßigen Alben und dem Genesis-Ausstieg 1996 totgesagt hatten. Das hat er - bei allem Respekt - selbst 2004/2005 auf seiner Abschiedstournee so nicht mehr hinbekommen. Zu gequält wirkten seine musikalisch nach wie vor ansprechenden Darbietungen. Aber seine Ausstrahlung war zunehmender Sattheit am Musik-Business gewichen. 2010 nochmal der Beleg dafür in Form der Veröffentlichung von "Going Back", das er nur auf Grund der Erfüllung des Plattenvertrags - gezeichnet von seinen Leiden mit getapten Sticks an den halb gelähmten Händen - aufgenommen hat. Wenngleich das Album Spaß macht, das muss man sagen!


    Jetzt also wieder live. Mit 65 Jahren, einem geschundenen Körper aber einer innerlichen Lust, wieder auf der Bühne zu stehen, wie es seit 2004 nicht mehr der Fall war. Die einen, die Phil Collins schon seit "No Jacket Required" aus ihrem musikalischen Gourmet-Heft gestrichen haben, fühlen sich bestätigt in ihrer Haltung gegen den Mann aus Chiswick, der nicht mal mehr Schlagzeug spielen kann. Etwas, das Fans aus allen Lagern und Epochen immer an ihm geschätzt haben. Die anderen, darbend nach Output ihres Helden, der doch auch tolle Songs schreiben kann und nicht nur den Radioschrott, freuen sich angesichts eines Lebenszeichens. Frei nach dem Motto "er kann ja noch aufrecht stehen und seinen Text unfallfrei einigermaßen gut intoniert darbieten, ohne dass einem gleich die Fremdscham überkommt". Gut, das ist aus Sicht eines Fanboys hart formuliert, aber die Wahrheit ist nicht weit davon entfernt. Ich selbst habe mich sehr gefreut über die Re-Issues, konnte sogar auf Alben, die ich lange gemieden habe, die eine oder andere Perle wieder entdecken. Und ich freue mich aufrichtig, dass er wieder auftritt - eben "etwas macht". Das kann ich nicht verhehlen. Aber ich verstehe all diejenigen, die ihm eine schöne Rente wünschen und dankbar sind für das, was er in guten Tagen zu leisten im Stande war.


    Die Hoffnung, die ich habe: Ein angemessenes Alterswerk, evtl. eine Art "stripped" Album, eine akustische Offenbarung, altersgerecht und erhaben. Kein "But Seriously", aber auch keine Demo-CD mit unfertigen Kinderliedern. Das wäre nochmal was, um die verschiedenen Gemeinden aus dem Genesis-Kosmos, die in diesem Forum alle eine schöne, gemeinsame Austausch-Plattform gefunden haben, zu vereinen. Not Dead Yet - da kommt noch was. Es wäre zu schön.

    :genesis:

    Einmal editiert, zuletzt von tamatze () aus folgendem Grund: Absätze eingefügt

  • Schön geschrieben, aber:


    ...Auch da gab es Aderlass im Fanlager der Gabriel-induzierten ewig Gestrigen, die an "Invisible Touch" den Niedergang der einstmals so großartigen Band Genesis festmachten und am Tellerrand abrutschten, ehe sie den Blick darüber hinaus wagen konnten.


    Wieso immer diese stereotypische Stigmatisierung als ewig Gestriger weil man die "alten" Songs bevorzugt? Sehr wohl kann auch der ewig Gestrige über den Tellerand schauen... aber zu dem Schluss kommen, dass es einfach "Besseres" für ihn gab.


    Zu Thema- ich finde es toll dass Herr Collins den Weg zurück auf die Bühne sucht - insbesondere um mit seinem Sohn zu spielen. Dafür volle Punktzahl.

    • Offizieller Beitrag

    Wieso immer diese stereotypische Stigmatisierung als ewig Gestriger weil man die "alten" Songs bevorzugt? Sehr wohl kann auch der ewig Gestrige über den Tellerand schauen... aber zu dem Schluss kommen, dass es einfach "Besseres" für ihn gab.


    Wieso Stigmatisierung? Es gibt ja genau die von tamatze beschriebenen Fans. Das hat nichts mit Stigmatisierung zu tun. Das ist für mich eine übertriebene Dramatisierung. Fühlst du dich da etwa angesprochen? Und vielleicht sogar persönlich angegriffen? So ist das doch gar nicht gemeint! Solltest du dich da nicht angesprochen fühlen, wo ist dann das Problem?


    Es gibt sicher auch andere Gabriel-Ära-Fans. Und die hat tamatze ja gar nicht mit in diesen "Generalverdacht" eingeschlossen.


    Sorgfältig lesen! Dann sollte so eine Vermutung von vorn herein überflüssig sein.

  • tamatze:


    Dein Beitrag ist lesenswert, aber da du alles in nur wenige Absätze packst, lässt die Lesbarkeit doch spürbar nach.


    Bitte demnächst mehr Absätze!


    Aber toll geschrieben! :topp:

    Can you tell me where my country lies
    said the unifaun to her true love's eyes

    Einmal editiert, zuletzt von unifaun ()

  • ..
    Genesis schafften es, die neue Fangemeinde für das Alte zu begeistern, und dennoch ein paar der "Alte" mitzunehmen auf ihre Reise in den kommerziell orientierten, aber nach wie vor (aus meiner Sicht) anspruchsvollen Output. Auch da gab es Aderlass im
    Fanlager der Gabriel-induzierten ewig Gestrigen, die an "Invisible Touch" den Niedergang der einstmals so großartigen Band Genesis festmachten und am Tellerrand abrutschten, ehe sie den Blick darüber hinaus wagen konnten.
    ...


    Tamatze, danke für den ausführlichen Artikel, nur mit der Beschreibung des Gabriel-induzierten Teils des Fanlagers als ewig gestrig hast du wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen.


    Zitat


    gestrig


    Adjektiv -
    1. gestern gewesen, von gestern;
    2. altmodisch, nicht fortschrittlich; rückständig


    (Aus Duden)


    Ich als Gabriel-induzierter Fan, der am Tellerrand abgerutscht ist, weil er mit IT nichts anfangen kann, würde mich dennoch auch in Bezug auf die Entwicklung von Genesis nicht als ewig gestrig, also altmodisch und rückständig bezeichnen.
    Das ist wohl einzig und allein Geschmacksache, ob man die Entwicklung der Band nachvollziehen kann und alles gut findet oder nicht.


    Wieso Stigmatisierung? Es gibt ja genau die von tamatze beschriebenen Fans. Das hat nichts mit Stigmatisierung zu tun. Das ist für mich eine übertriebene Dramatisierung. Fühlst du dich da etwa angesprochen? Und vielleicht sogar persönlich angegriffen? So ist das doch gar nicht gemeint! Solltest du dich da nicht angesprochen fühlen, wo ist dann das Problem?


    Es gibt sicher auch andere Gabriel-Ära-Fans. Und die hat tamatze ja gar nicht mit in diesen "Generalverdacht" eingeschlossen.


    Sorgfältig lesen! Dann sollte so eine Vermutung von vorn herein überflüssig sein.


    Richtig, es gibt genau die von tamatze beschriebenen Fans, ich bin so einer. Bin ich deshalb ewig gestrig, deiner Meinung nach?


    (Sorry für Offtopic :rolleyes: )

    I know a farmer who looks after the farm.
    With water clear, he cares for all his harvest.
    I know a fireman who looks after the fire.

    • Offizieller Beitrag

    Richtig, es gibt genau die von tamatze beschriebenen Fans, ich bin so einer. Bin ich deshalb ewig gestrig, deiner Meinung nach?


    Es ging mir gar nicht um ewig gestrig oder nicht. Das ist sicher ohnehin ein dehnbarer Begriff über den man diskutieren könnte. Mir ging es um den Begriff der Stigmatisierung, den ich für fehl am Platze halte. Fühlst du dich etwa stigmatisiert?

  • Nein, wirklich nicht. Ich fand nur "gestrig" unpassend. :rolleyes:

    I know a farmer who looks after the farm.
    With water clear, he cares for all his harvest.
    I know a fireman who looks after the fire.

  • Also das mit "ewig gestrig" war ein wenig überspitzt gemeint und sollte definitiv keinen "alten" Fan diskreditieren. Ich wollte damit den Unterschied verdeutlichen, dass Fans der IT-Phase eher was mit den alten Sachen anfangen können, als die "Gabriel-Fans" mit der Phase ab "Shapes" oder IT. Das spricht allerdings ja eindeutig für die hohe Qualität von Genesis in den alten Tagen. Es war aber auch bei den neueren Platten nicht alles schlecht und ein gewisser "Geist", der auf jeder Genesis-Platte schwebt, ist durchaus nach wie vor zu erkennen.
    Meine persönliche Meinung wollte ich in dem ansonsten objektiv gehaltenen "Bericht" nicht außen vor lassen. Meine Absicht war, die vielen Facetten des Herrn Collins darzustellen, der sicher nicht alles richtig gemacht und mit der einen oder anderen Veröffentlichung eher verstört hat. Aber er ist eine tragende Säule der Band Genesis, wie man sie heute kennt. Sowohl zu den Zeiten als Drummer, als auch später als "Pop-Act".
    Sagen wir es so: Die Faszination dabei ist nicht immer dem puren musikalischen Erguss geschuldet, sondern dem Gesamtpaket an Vielseitigkeit, Mut zum Risiko, das Inkaufnehmen von Verlusten im Fanlager etc. Das spiegelt sich in diesem Forum wieder, das aus allen möglichen unterschiedlichen Geschmäckern, Altersgruppen, Richtungen besteht, aber dennoch eine große Schnittmenge hat. So gibt es das bei anderen Bands nicht. Und das ist doch toll!

  • Zurück zum US Open Gig. Ich hab mich erstmal durch all das hier gepostete gekämpft und dann mit ganz großer Angst youtube bemüht und mit wirklich was ganz schlimmen gerechnet. Die LDF Beiträge auf Youtube fand ich zum Heulen. Das wars jetzt, der endgültige Niedergang, Collins nur noch eine Karikatur seiner selbst, der Schatten eines ehemals ganz Großen, einer meiner Helden. Warum gerade ist er so schlecht geworden? Andere, David Crosby z.B. ist 75 und macht immer noch fantastische Musik, Paul McCartney spielt 3 Stunden Konzerte, singt alles noch original, Elton John macht Alben und spielt Super Konzerte. Und Collins blamiert sich bis aufs Äußerste. Dachte ich.


    Aber was sah ich dann: In The Air Tonight hat er doch sehr gut gemacht. Ich finde gar nicht, dass es gesanglich Welten entfernt von 2004. Ein wenig untrainierter sicher, aber genauso käsig und Nasal singt er das Dingen schon mindestens seit 1994. Das er nicht 100% gibt sei ihm verziehen, bei meinem ersten Auftritt seit Jahren und dann bei den US Open hätte ich auch ein wenig Respekt, trotz oder gerade bei seiner Erfahrung.
    Easy Lover: Auch mehr als ok, wie ich finde.
    Nicholas spielt bei ITAT manchmal bisschen hinterm Beat, aber meine Güte, der ist 15 und spielt das alleine und nicht mit Chester oder Ricky, die schön den Grundbeat mitklopfen.


    Ich finde, Olle Phil hat es vergleichsweise anständig gemacht. Und mein Gott, der mann hat ja wieder Humor! Hatte ich auch lange nicht so bei Live Auftritten erlebt, sowohl die Ansage als auch der Blick auf die Uhr während des GitSolos, find ich extrem lustig.


    Na Phil, geht doch noch was?