Erlaubt einige Worte zum Gedenk-Thread für Nicht-Musiker.
Je älter wir werden, desto mehr Wegbegleiter verlassen uns. Diese Binse erregt nun just eine neue Anti-Gedenk-Bewegung.
Seit den Jahrgängen vor meiner Generation gab es eine kambrische Explosion an Kreativität und Medien-Ausdehnung. Sie erweiterte den Cosmos unserer Eltern/Großeltern mit Radio-und Kinostars, schenkte uns eine pralle Kindheit und Jugend durch TV und Musik. Bebrillte Experten heben heute den Zeigefinger: Statistisch sei es normal, wenn unter den zigtausend Medienpräsenzen hohe Anteile von Todesfällen unter 65 aufträten. Und bei dem belastenden Lebensstil vieler Stars erwartbar. Tröstet uns das?
2015 war schon heftig, 2016 ist unfassbar und die Realisten mahnen, 2017 werde naturgemäß noch tödlicher. Und im echten Leben sterben unsere Verwandten, Nachbarn, Schulkameraden.
Es ist eine Jahrtausende alte Kulturtradition, in Nachrufen zu erinnern. Unsere Seele kann sich besser orientieren, kommt dann besser zurecht mit der Restwelt. In Dörfern entsendet jedes "Haus" mindestens ein Mitglied zur Trauerprozession. Good Bye zu unserer Jugend.
Es ist nicht verwerflich, sich zu wundern, dass 2016 gefühlt mehr Lücken in unserem inneren Kenn-ich-auch-Register entstanden als je zuvor. Menschen wie ich brauchen es, das an einem "Platz" in Echtwelt aufzubewahren. Nennt es gern altbacken, langweilig, vorgestrig, morbide, rückwärtsgewandt. Aber es ist echt.
Ich bitte die Skeptiker, Zyniker, Spaßvögel und Realisten, ihre Ansicht andernorts zu verkünden. Seid lieb und gewährt hier ungestörten Raum. Danke!