Bundeswehr/NVA. Habt ihr Anekdoten oder Geschichten?

  • Zu meiner Zeit herrschte wohl absoluter Mangel an wehrbereiten, jungen Männer
    sodass ich trotz eines kurz zuvor erlittenen Unfalls als "T5 Ersatzreserve" gemustert
    und alsbald – wie Monti – nach Mengen verschleppt wurde.


    Bereits nach dem ersten gemeinsamen Ausflug mit Marschgepäck und G3 glich
    mein linkes Knie einem zum Platzen gefüllten Ballon. Der blutjunge Bataillonsarzt
    stufte dies jedoch als nicht so tragisch ein, entband mich aber dennoch von
    weiteren lustigen Naturerkundungen mit Gepäck und der Teilnahme an NATO-
    Alarmen. Ich muss wohl nicht erwähnen dass er meine Bitte nach Ausmusterung
    als extrem abwegig beschied.


    In meinem Zug war ein junger, ziemlich verschüchterter Mann der an Asthma litt.
    Da mein Vater auch von dieser Krankheit betroffen ist, weiß ich um die Probleme.
    Trotz meiner Intervention beim Zugführer zwang man den bereits keuchenden
    Jungen an der Dichtigkeitsprüfung der Gasmasken teilzunehmen. Es kam wie es
    kommen musste – er kippte mit schwerer Atemnot um.
    Der herbei geeilte Bataillonsarzt sah etwas käsig aus und nach 30 Minuten hielt
    der zwischenzeitlich wieder stabilisierte junge Mann seine Entlassungspapiere in
    der Hand.


    Kurz darauf wurde ich in den Krankenbereich gerufen und besagter Bataillonsarzt
    eröffnete mir, dass die erneute Durchsicht meiner Krankenakte eine andere Ein-
    schätzung ergeben hätte und einer Befreiung wegen Dienstuntauglichkeit stünde
    nichts mehr im Wege.
    Beim Verlassen der Kaserne bat er den Asthmatiker und mich ihn nicht anzuzeigen.
    Auf diese Idee wären wir nie gekommen – wir waren nur happy endlich wieder
    "frei" zu sein.


    Insgesamt hat mich dieses System aus zu frühem Aufstehen, gebellten Anweisungen
    und Vorschriften und daraus resultierenden uneigenständigen Handeln ziemlich
    abgenervt. Und das nach gerade mal 19 Tagen.

  • Zitat

    Das erzähl mal den Müttern von FÜR UNS gefallenen Söhnen.


    Sorry, diese Aussagen sind für mich überhaupt nicht angemessen und nachvollziehbar.

    1) Niemand wird zu Auslandseinsätzen gezwungen. Wenn jemand unbedingt meint Krieg spielen zu wollen und das etwas realistischer braucht als Gotcha oder Xbox, der muss halt damit rechnen, dass der Tod der denkbare Abschluss eines soldatischen Arbeitstages ist. (Ja ja, von Schramm geklaut...)


    2) In Auslandseinsätzen sind bisher um 100 deutsche Soldaten gefallen (seit 1992), davon "gerade mal" 36 durch Feindeinwirkung. Die restlichen haben sich wahrscheinlich alle vor Flutwellen und Sandstürme geworfen, die Deutschland sonst vernichtet hätten. :rolleyes:


    3) Äh... mehr Anekdoten bitte

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    Einmal editiert, zuletzt von Herma ()

  • Mengen ist doch Sommercamp:)
    Ich durfte nach Stetten a.k.M. da war 4°C Hochsommer..

    Sehr interessant fand ich dass morgens die Duschen gefroren waren, wobei täglich Duschen durchzusetzen schon einer Revolution gleich kam. Aber ich habe gewonnen.

    Ich war nach der Schule eigentlich für Elektronik in Memmingen vorgesehen, aber es gab keine Plätze da zu viele und dann "durfte" ich erst studieren gehen. Danach wurde ich zur Strafe, der Mensch im Kreiwehrersatzamt hat das genau so gesagt, nach Stetten als Panzergrenadier eingeteilt.
    Sehr sinnvoll einem nicht fitten studierten total Talent und ausbildungsfremd zu nutzen.

    Naja ich hatte eigentlich vor zu verweigern wurde dann aber bei der Musterung als eigentlich untauglich, aber geh mal hin die schicken dich heim deklariert.
    Ausserdem wurde gedroht eine Verweigerung kann man hinziehen und es wäre ja mein Leben und meine Zeit. Ich wollte einfach nur endlich mal Geld verdienen und hatte auch bedenken ob ich als Zivi den Menschen so helfen kann wie ich es von mir erwarte.

    Naja die zeit war sehr fragwürdig.
    Ich wurde ins BW Krankenhaus nach Ulm geschcikt nachdem mein Rücken nach 2 Tagen schlapp gemacht hat. Der Arzt dort deklarierte mich gleich mal als T4 oder so. Nicht mehr as 3KG tragen. nicht länger 15 min stehen und nicht "wandern". Also Grundi indoor, inklusive kellerübernachtung, aber da Rücken mit meinem Bett :) Wie bescheuert.
    Aber die tolle Rekrutenbesichtigung am Ende habe ich durch gesunden Menschenverstand geschafft, war mir aber egal. Schön war ein Sommertag und ABC Ausbildung, als Augen zu und Gasmaske aufsetzen und Filter anschrauben müssen. Ausbilder macht vor und braucht 8 Sekunden. Er meint er das schafft hat Pause. OK im 2ten Versuch nach 5 Sekunden fertig und ab unter den Baum sitzend Pause machen:)
    Ich erinnere mich an die theoretische Ausbildung zu Atomkrieg. Das war dicht vor Eskalation, aber der Ausbilder war clever genug mein Grinsen und Kopfschütteln zu ignorieren, sonst hätte ich mich gerne mal mit ihm tiefergehend über Atomphysik unterhalten.. Nur so viel. Er meinte Atomschlag kein Problem. Die Hitzewelle der Bombe dauert nur ein paar Momente und da wird es halt etwas warm. Man muss nur kurz warten und dann kommen Kollegen und holen einen, abduschen und alles ist gut. die Strahlung kann man durch den Poncho und eine Zeitung über dem Körper, weil Strahlen da nicht durchkommen vermeiden.

    Nach der Grundi war ich in der Fahrschule, durfte aber wegen Verbot etwas zu tragen keinen Führerschein machen.... War dann am PC und habe beim Schirmeister die Reparaturaufträge usw erfasst. Das war wenigstes etwas sinnvoll und da waren dann auch ein paar echt gute Stories zu erleben... bei Interesse gebe ich die gerne zum Besten...

    ME

    P.s. UND DAS BESTE was ich für mich geschafft habe bei der BW war.. Ich habe NIEMALS eine Waffe benutzt. Keinen einzigen Schuss auf Zielscheibe oder sonst was abgegeben. Habe gesagt ich schiesse nicht auf Menschen und auch nicht auf Zielscheibe um das zu üben!... Und ich weiss nicht wieso ich habe mich damit durchgesetzt. Kann man nungut oder schlecht finden ich bin mit dem Ergebnis sagen wir es pathetisch "etwas für das Land zu tun" und dennoch "nicht andere Menschen Leid zufügen" zu wollen zufrieden... nun erschlagt mich :(

    • Offizieller Beitrag

    Äh... mehr Anekdoten bitte

    Na gut. Hier kommt eine:


    Briesen-Kaserne, Flensburg-Weiche. Raketen-Artillerie-Battallion 650: Etwa in der Mitte der sechswöchigen Grundausbildung hatte man sich einigermaßen in seiner Kaserne eingerichtet und hatte auch eine gewisse Lässigkeit wieder zurückerlangt. Unser "Chef" war Oberleutnant und angeblich schon mit 19 Offizier geworden, was für die Bundeswehr Rekord bedeuten sollte, worauf er so stolz war, dass er uns das öfter erzählte. Wie alt er jetzt war, war schwer zu schätzen, vielleicht Mitte bis Ende 20. Er hatte einen kleinen "Tic": er unterbrach seinen durchaus gewandten Redefluss alle paar Sekunden, um mitten im Satz einen kleinen "krs"-Laut einzuschieben, wie eine Schaltpause. Den Preis hatte er für seine Karriere wahrscheinlich zahlen müssen. - Eigentlich schien er ganz umgänglich. Mich hatte er etwas auf dem Kieker, weil ich der einzige Abiturient in seinem "Zug" war, aber er hatte meist einen jovialen Ton drauf und man hatte sich an ihn gewöhnt.


    Eines Abends nach dem Abendessen, es war längst "Dienstschluss", schlenderte ich, Hände in den Uniformhosentaschen, von der Kantine zurück zum Block, wo wir untergebracht waren. Kurz bevor ich die Tür erreichte, öffnete sie sich von innen und heraus kam mein Oberleutnant, der mich freundlich mit "nabend" grüßte und links an mir vorbeiging. Ich erwiderte den Gruß in gleicher Weise und war schon mit einem Bein in der Tür, als er mich plötzlich und völlig unerwartet von hinten anbrüllte, so dass ich förmlich zusammenzuckte: "WIE GRÜSST MAN EINEN VORGESETZTEN, KANONIER?!"


    Ich brauchte eindreiviertel Sekunden um mich zu fangen und mich wieder umzudrehen, die Beine zusammenzustellen und die eine Hand ans Schiffchen, die andere an die Hosennaht zu halten und, immer noch erschrocken, "Guten Abend, Herr Oberleutnant" zu rufen. Damit schien er zufrieden, brummte irgendwas von 'warum nicht gleich so' und ließ mich stehen. Mein ohnehin kaum vorhandener Respekt vor ihm war danach komplett dahin. Später traf ich dort noch einige weitere Idioten und fand es klasse, nur ein W15er zu sein, während die da ganze Jahre oder Jahrzehnte ihres Lebens verbringen mussten. Geschah ihnen recht, fand ich.


    Mir waren dann schnell selbst die 15 Monate noch zu lang und schon nach 10 Wochen hatte mein Hauptmann meinen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung auf dem Tisch. Die drei Monate bis zur Verhandlung hab ich dann relativ angenehm mit Rumlungern und Kaffeekochen verbracht. Aber das ist eine andere Geschichte...

  • In Stetten war ich auch, in dem elendigem Drecksloch! Die Betten in der Baracke waren voll mit Sperma, Kot und Blut! Gott sei Dank war ich dort nur eine Woche. Das war auch übrigens die Woche, in der ich nach Hause "entlassen" wurde.


    Lustig. Wie klein die Welt doch ist :ratlos:

    It requires that you leave behind everything of human ways, human behaviour, human ignorance, human disinformation.


    Last Chance to evacuate Planet Earth before it is recycled


  • Tja, ich war Sani (wir waren zuständig für ca. 6.000 Soldaten, davon 4.000 Rekruten in der Grundausbildung). Während wir uns mit Ausrüstung, die teilweise noch aus den 60ern stammte, herumschlagen durfen, stand etwa 200m Luftlinie einer Halle schön zugedeckt allermodernste Ausrüstung, die zu einem Reservelazarettzug gehörte und wartete, bis sie auch (komplett ungenutzt) vor sich hin veraltete...


    Dann kursierte noch die Story über ein Lager, für das tatsächlich mal ein Gabelstapler angeschafft wurde, der dann aber mangels Person mit passenden Schein nicht benutzt werden konnte. Als endlich jemand zum Lehrgang war, wurde der Stapler dann wieder abgezogen...


    Schönste -selbst erlebte- Story war aber, als eine andere Einheit auf Manöver "Gegner" benötigte. Also ab in den Blaumann, Koppel um, Sturmhaube auf, dazu möglichst noch eine coole Sonnenbrille. Dann Dachluke vom (Gelände-) Krankentransportwagen auf und oben einen inklusive Maschinengewehr (mit Munitionsgürtel) rausschauen lassen... Und so eine Runde durch die angrenzende Kleinstadt. Zum Glück waren Handykameras damals noch nicht erfunden, ich glaube sonst wären wir definitiv in der Zeitung gelandet... :)


    Gut war auch der Spieß, den wir eines morgens schnarchend vor seiner Zimmertür fanden, mit lang ausgestrecktem Arm, in dem der Schlüssel steckte, das Schlüsselloch hat er offensichtlich nicht gefunden und ist bei den Versuchen eingepennt. Am Vorabend ist er im Puff der Kleinstädtchens (mal wieder) versackt...

  • Ich habe am 6.12. eine Verlustmeldung für meine zu Nikolaus draußen stehenden Schuhe geschrieben.
    Wurde anstandslos erledigt und ich bekam ein zusätzliches Paar.


    Das nach Stetten bestellte U-Boot kam nicht, weil jemand merkte, dass in der Kaserne keine Anlegestelle war und die Lieferung erst nach Bauende dieses zu beantragenden erfolgen kann.


    ME

  • Ich musste einen dreimonatigen Lehrgang für Radarmechaniker in Bayern:eek: nahe Augsburg machen. Sehr schön, mal Pause von dem stumpfsinnigen Schichtdienst in den Radargeräten an der Grenze.
    Das war locker. Vormittags Unterricht, nachmittags Praxis an verschiedenen Geräten, also Fehlersuche. Und das Beste, Bayern war das einzige Bundesland wo 2 Biere maximal;) zum Mittagessen erlaubt waren:prost::).

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • ... Und das Beste, Bayern war das einzige Bundesland wo 2 Biere maximal;) zum Mittagessen erlaubt waren:prost::).


    :topp:
    Aber was nicht erlaubt ist, heisst ja nicht, daß es anders geht. In Tagschichtwochen haben wir immer zünftig das Wochenende Freitags eingeleitet auf einer Tx-Aussenstation, weit ab im Grünen, weil dort ausversehen noch ganz dringend Wartungsarbeiten durchgeführt werden mussten. Das entsprechende Grillzeug wurde als "Werk"-Zeug deklariert!


    Ich hatte einen Bayern als Zugführer, der hatte es allerdings etwas mal übertrieben, kam deswegen trotz der zahlreichen Dienstjahre nicht über den Oberleutnant hinaus. Nach Erzählungen hat er sich wohl vom KvD (Fahrdienst) mitten in der Nacht aus dem 15km entfernten entsprechenden Etablissement für gewisse "Dienst-"-leistungen abgeholen lassen, sturzbetrunken und im offiziellen Ausgeh-Dienstanzug! Das war wohl dann doch ein wenig zu viel des Spasses :rotfl::prost:


    grüssle, dat Erbeerteufelchen :teufelgrins:

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    Alles Gute fängt mit G an: Genesis, Peter Gabriel, Grobschnitt, Gott (welcher auch immer) usw.:topp:

  • …da es sich bei meinen Beiträgen um mein geistiges Eigentum handelt, kann ich sie auch einfach löschen (was ich hiermit getan habe) © by VM

    7 Mal editiert, zuletzt von VinylManiac ()