VIII. Night Of The Prog Festival - Loreley [13.+14.07.2013]

  • Jetzt auch mal ein Kommentar von mir. Nachdem sich die anderen Felsengänger schon zu diversen Ablaufproblemen etc geäußert haben, kann ich mich ja aufs Wesentliche konzentrieren: die Musik. Doch vorher noch was Allgemeines. Mir hat diese Ausgabe wesentlich besser gefallen als meine erste (2011). Das hatte nicht nur mit dem Bandaufgebot oder der Tatsache zu tun, dass ich diesmal nicht auf nen Ring in der Hosentasche aufpassen musste. Diesmal war es eine "Party of the People". Durch die Absprache hier im Forum konnten wir einige bekannte und neue Gesichter antreffen. In der Schlange am Samstag trafen wir schon Ernie und TM. Letzterer hatte seine Frau und David Dunnington im Schlepptau, so dass wir vor dem ersten Ton schon ein solides Genesis-Camp am Start hatten. Ernie hing bei seinen Grobschnitt-Kumpels rum und zwischen den Konzerten bin ich stets ein bisschen hin- und hergeflitzt. Kurz darauf haben wir uns mit PT-Junkie zusammentelefoniert und später hat uns der Earl erkannt und angesprochen. Am Sonntag hat Jazzeke noch scorpion1966 getroffen und ich später auch. MartinC und banjogirl sind ja von jeher vor Ort und immer für ne Nachbesprechung und Insiderinfos gut. Da doch noch andere unterwegs waren, frag ich mich: woran hat's gelegen? ;)


    Einziger Kritikpunkt: Abwechslung beim Catering...sogar ich hab mich schon am Abend des ersten Tages schlecht dabei gefühlt, Currywurst mit Pommes reinzuschaufeln. Ich bin nicht gerade ein Gourmet oder Vorzeigebeispiel für ausgewogene Ernährung, aber ich hab zwischenzeitlich von Obstkörben phantasiert, obwohl ich prinzipiell gleicher Meinung mit einigen Fleischliebhabern in Montis Grill-Thread bin. :eek:


    Zurück zum Positiven: die Bands!


    Sanguine Hum
    Sanguine Hum Concert Setlist at Night of the Prog 2013 on July 13, 2013 | setlist.fm
    Die Aufnahmen, die hier im Forum gepostet wurden, haben durchaus aufhorchen lassen. Deshalb ging die Erwartungshaltung in Richtung Geheimtip. Die Jungs hatten auch nen guten Sound und die Songs machten neugierig. Fazit: Nicht umsonst pünktlich erschienen, diese Band hätte auch ein vollbesetztes Amphitheater unterhalten können.


    Sound Of Contact
    Sound of Contact Concert Setlist at Night of the Prog 2013 on July 13, 2013 | setlist.fm
    Die Armen...da wär soviel mehr drin gewesen. Wir wollten ganz vorne stehen, um David, Simon & Co tatkräftig zu unterstützen, aber der Sound war unerträglich. Durch die mangelnde Power der Gitarren klang Cosmic Distance Ladder so dünn, als hätte es ein Loch in der Lunge. Auf halbem Weg die Treppe hoch war es dann erträglich. Großartig animiert wurde das Publikum leider nicht, denn Simon hat die meiste Zeit die Augen zu und hält sich ein Ohr zu :( Hat das wirklich mit dem Sound zu tun? Ist das die Nervosität gegenüber dem "Prog"-Publikum?:ratlos: Naja, Ende vom Lied war ein viel zu kurzer Set aber immerhin wurde der komplette Möbius-Schlüpfer geboten. Statt Riffgewalt im Mittelteil gabs immerhin jede Menge Effekte auf dem Gesang. Das machen die Jungs auf ihrer angeblichen Herbst-Tour bestimmt alles wieder wett...
    Wie viele andere Bands auch, haben sich die Künstler sofort der Fan-Flut gestellt und signiert und photographieren lassen was das Zeug hält. Leider kann man den Musikern nie mehr als ein kurzes "Hallo, die CD und die Konzerte sind so geil, macht weiter so" sagen, da nach wenigen Sekunden der nächste Fan(boy) mit Stift und CD-Hülle anrückt und einem damit droht, ein Auge auszupieken...


    The Pineapple Thief
    The Pineapple Thief Concert Setlist at Night of the Prog 2013 on July 13, 2013 | setlist.fm
    Eine dieser Bands, über die ich im Vorfeld viel gelesen, aber nichts von gehört habe. Sie wussten durchaus auch zu beeindrucken, auch wenn dieser "Alternative"-Sound mir nicht unbedingt das Herz erwärmt. Dennoch haben sie zünftigen Krach gemacht und der Prog-Connaisseur wird sie wohl langfristig auf den Schirm haben müssen.


    Crippled Black Phoenix
    Crippled Black Phoenix Concert Setlist at Night of the Prog 2013 on July 13, 2013 | setlist.fm
    Wurden noch höher gelobt als die Ananasdiebe (zumindest in einschlägiger Prog-Presse) aber haben mich persönlich gar nicht angetörnt. Kann man nix machen. Dann werde ich dieses Kollektiv halt weiterhin nur in print verfolgen...


    Magma
    Magma Concert Setlist at Night of the Prog 2013 on July 13, 2013 | setlist.fm
    Hehe...hab im Nachhinein schmunzeln müssen, als ich gelesen hab, dass das "nur" 3 Lieder waren. Finde das ganze Prinzip des ZEUHL schon irgendwie geil, musste aber an Hape Kerkelings HUUUURRRZ denken und mir eingestehen, dass ich für diese Kunst offensichtlich (noch?) nicht bereit bin, bzw. ich sie intellektuell noch nicht erfassen kann. Nicht falsch verstehen: wir haben das trotzdem mehr oder weniger aufmerksam verfolgt und abgefeiert. Jazzeke konnte ohne Probleme in ihrer natürlichen Stimmlage mitsingen...und erstklassige Unterhaltung war das allemal. Ich hab mir diese Woche sogar Sachen auf Youtube angehört (Mechanik Destrüktiw Kommandöh oder so...) und die Album-Versionen klingen geradzu eingängig! Ich werde diese Truppe definitiv nicht vergessen und die Ohren steif halten, auch wenn sie bei uns erstmal als Atönal Progressiw Kommandöh abgestempelt sind :lol:


    Man kam auch nicht umhin, zu bemerken, dass sich VOR dem Gitter, das Backstage vom Publikumsbereich trennt, eine Menschenmenge gebildet hat. Wer war das, der sich dort den Fans stellt? Für Mr Wilson war die Haarmatte etwas zu lockig. Nein, es war Mr. Akerfeldt! Wie gut, dass ich als frischgebackener Fan(boy) neben Dimensionaut auch meine Heritage im Rucksack hatte. Schnell hin und was soll ich groß erzählen, ich hab geschlottert wie ein kleines Mädchen. Dabei ist der Akerfeldt-Michel abseits der Bühne der Inbegriff des netten Nachbarn, der alles toll findet und bescheiden abnickt, was man ihm vorschwärmt. Ich hab natürlich versagt, ihm irgendwas Cleveres zu erzählen. Wie z.B., dass ich auf seine Empfehlung Karate Tiger (No Retreat, No Surrender) angeschaut hab und köstlich gelacht...naja, nächstes Mal. Kaum aus dem Pulk gelöst kam ein anderer aufgeregter Fan(boy) und meinte, "da oben" säße die ganze Band. Klaro, kurz noch bei Axe, Herrn Akesson und Senor Mendez angebiedert und schwupps hat die gesamte Stammmannschaft meine Heritage unterschrieben - leider geil!


    Steven Wilson
    Steven Wilson Concert Setlist at Night of the Prog 2013 on July 13, 2013 | setlist.fm
    Vergleich Stuttgart:
    Steven Wilson Concert Setlist at Theaterhaus, Stuttgart on March 25, 2013 | setlist.fm
    Es ist alles gesagt, nur noch nicht von allen. Moment, ich hab mich ja schon mehrfach zu Steven Wilson ergossen. Naja, dann Fokus auf die Besonderheiten: Pin Drop und No Part Of Me sind rausgeflogen (letzteres habe ich mehr bedauert) aber HEY - ich konnte die Show in ihrer Gänze bewundern (das letzte mal in Reihe 1) und die Videos erkennen! Wie herrlich verstörend diese wieder waren...und es gab Radioactive Toy in einer brettharten Version als Zugabe (check) samt Atompilzen auf dem Screen! Spieltechnisch fand ich es auch besser als letztes Mal. Ich kannte Herrn Wackerman zwar im Vorfeld nicht, weiß aber mittlerweile dass er wohl voll die Jazzlegende ist und bei Zappa gespielt hat etc. Dennoch: Ich fand Minnemann hat mehr Showmanship an den Tag gelegt (frei nach Django: "Panache"). Das hatte den angenehmen Nebeneffekt, dass ich mich mehr auf die anderen Musiker hab konzentrieren können, die bei ihren Soli meinen Ohren nach freier improvisiert haben und hörbare Unterschiede zur Studioversion fabriziert haben. Daumen hoch!


    Dirigent Wilson war auch zu Späßen bereit und hat das Festival und vor allem Magma gelobt. Vor Raider II wurden wir gefragt, ob wir lange Songs mögen. Der einstimmige Jubel wurde mit "you're such a prog crowd" kommentiert. Desweiteren wurden wir angewiesen, in Pausen die Klappe zu halten, und nicht wie die amerikanischen Fans zu schreien, wo man herkommt, dass man Wilson geil findet oder will, dass er "Free Bird" spielt. Das haben wir dann auch fast hinbekommen ;-). Dann hat er noch auf das Konzert der Band seines besten Freundes - Opeth - hingewiesen. Dann waren tatsächlich für einen kurzen Moment Wilson und Akerfeldt auf einer Bühne. Wilson hat nämlich Opeth als die schlechteren Musiker betitelt, was Akerfeldt veranlasst hat, kurz auf die Bühne zu flitzen und Wilson grinsend den Mittelfinger zu zeigen. Die Kings of Prog machen halt auch gerne mal Scherze...


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    Tag 2
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    Anima Mundi
    Anima Mundi Concert Setlist at Night of the Prog 2013 on July 14, 2013 | setlist.fm
    noch ein Geheimtip. Wir waren nicht ganz pünktlich und wollten etwas an der Loreley herumspatzieren. Aber die sphärischen Klänge, die wir aus der Ferne vernehmen konnten, machten neugierig. Als wir zur zweiten Hälfte auf dem Gelände ankamen, konnte wir noch das epische Finale genießen. Empfehlenswert!


    Maybeshewill
    Maybeshewill Concert Setlist at Night of the Prog 2013 on July 14, 2013 | setlist.fm
    Postrock auf nem Prog-Festival. Ein Wagnis. Ich hatte den Eindruck, dass viele Proggies mit sowas wenig anfangen können. Die Gitarrenwände leiden besonders unter einem bescheidenen Mix. Auf Konserve kann diese Atombombenmusik jedoch richtig geil sein. Empfehlung: Maserati (fast schon krautig) und God Is An Astronaut (live sehr unterhaltsam mit vielen Atombombenexplosionen als Videoeinspielung!)


    Anglagard
    Änglagård Concert Setlist at Night of the Prog 2013 on July 14, 2013 | setlist.fm
    Wo gehören da jetzt Doppelpunkte und Kringel drüber? Sprich: Englagord? Jedenfalls haben die Damen und Herren gut unterhalten, wobei mir die Passagen, in denen zur Flöte gegriffen wurde stets besser gefielen als die mit Saxophon. Bei Steven Wilson ist es teils umgekehrt. Geschmack ist und bleibt halt subjektiv. Wobei, am geilsten waren eigentlich die Einlagen mit der Melodika ;)


    Amplifier
    Amplifier Concert Setlist at Night of the Prog 2013 on July 14, 2013 | setlist.fm
    Am ehesten vergleichbar mit Pineapple Thief, aber Ernüchterung wie bei Crippled Black Phoenix. Generell war der Auftritt sehr verschleiert, weil die Nebelmaschinen konstant geblasen haben. Davon wurde die Musik leider nicht gefälliger. Sicherlich gut und relevant, mich hat es aber nicht stimuliert.


    Caravan
    Caravan Concert Setlist at Night of the Prog 2013 on July 14, 2013 | setlist.fm
    Endlich mal gestandene Herren! Die Mannen schienen sich auf eine treue Fanbase verlassen zu können und ich war hochgradig neugierig, da ich mich in der "Canterbury-Szene" quasi null auskenne. Vom Lesen her hab ich mit Prog mit stark folkigem Einschlag und kammermusikalischen Ansätzen gerechnet, aber bis auf den letzten "Long-Track-Live-Hit" war alles extrem eingängig und griffig = unterhaltsam und kurzweilig.


    Devin Townsend Project
    Devin Townsend Project Concert Setlist at Night of the Prog 2013 on July 14, 2013 | setlist.fm
    Der verrückte Professor des Prog! Er machte relativ schnell klar, dass es ihn selber verwundert, warum er auf dieses Festival eingeladen wurde: "yesterday we were a cheesy metal band, now we're prog". Und cheesy war es durchaus. Obwohl nur drei Musiker körperlich anwesend waren (der vierte wurde als Pappaufsteller von einem Fan zur Verfügung gestellt) gab es eine Wall of Sound die nur so tropfte. Devins Gitarre war
    runtergestimmt und verzerrt bis zum Gehtnichtmehr und vom Band kam die volle Dröhnung Streicher, Chöre etc (auf Wikipedia kann man lesen, das ist Absicht ;) ). Seine Songs haben zwar Klischee-Metal-Sound aber keine Klischeethemen. Es geht darum, seine eigenen Dämonen auszutreiben, sein Leben in den Griff zu kriegen und den Sinn des Lebens. "It's about love, romance...maybe it's got something to do with boobies." Allgemein gesagt, war es eine unterhaltsame Freakshow/selbstironische Inszenierung, in der die Grenze zwischen Songs und audience participation/interaction verschwamm ("It's a party!"). Ein besonderer Zuschauer, der bereits das gesamte Lineup des Tages ekstatisch abtanzte, lenkte Devins Aufmerksamkeit auf sich: "Hey you with the blue shirt on acid, you're my new friend!". Weiteres Highlight waren die DTP-Boys.
    Doch seht selbst: Devin Townsend Project - DTP Boys on Stage - Night of the Prog Festival - Loreley 14-Jul-2013 - YouTube
    Fazit: ein besseres Warm-Up für Opeth konnte es nicht geben!


    OPETH (Hinweis: in großgeschriebenen Songtiteln wird geschrien)
    Opeth Concert Setlist at Night of the Prog 2013 on July 14, 2013 | setlist.fm
    Vergleich Köln:
    Opeth Concert Setlist at E-Werk, Cologne on November 21, 2012 | setlist.fm
    La grande Finale! Vorab: alle meine Setlistwünsche gingen in Erfüllung. Der Sound war in meiner Position Bombe und die Show war oberste Liga. Sie haben die Setlist der Hallenkonzerte letztes Jahr leicht verändert, um die Juwelen der akkustischen Shows einbauen zu können. Bevor der erste Ton des Openers Devil's Orchard


    Opeth - The Devil's Orchard - Night of the Prog Festival - Loreley 14-Jul-2013 - YouTube


    erklingt (wuchtiger als auf CD), weiß man bereits, dass von (Death-)Metal-Klischees nicht mehr viel übrig ist. Akerfeldt erscheint in Magma-Shirt und Strickjacke und neben dem Schlagzeug ist eine Keyboard-Burg aufgebaut, die mit allem ausgestattet ist, was den Freund der analogen Sounds begeistern kann. Nach der obligatorischen Demonstration von Akerfeldts Deutschkenntnissen ("Bist du verheiratet?", "Mein Hund ist dunkelblau") kommt die Entschuldigung: sie haben eine Death Metal-Vergangenheit und es wird geschrien. Doch Heritage hat nunmal einen Ruf etabliert/gefestigt, der dazu führte, dass Opeth auf dem Felsen spielt. Sicher würden einige denken, sie wären zu hart für die Loreley. Akerfeldt relativiert: Ihr nächstes Festival ist das "Brutal Assault". Dort denken sicher alle, Opeth wären zu Prog. Sie möchten jedoch alle zufriedenstellen. Doch es geht hart weiter, genau wie letztes Jahr. GHOST OF PERDITION fordert vollen Körpereinsatz. Danach haben sie mit WHITE CLUSTER noch ein Brett im Set gelassen, auf das ich beim ersten Konzert noch nicht vorbereitet war, weil es von Still Life stammt ("geklaut von Van der Graaf Generator/Iron Maiden"). Danach das erste Mal durchatmen mit dem zerbrechlichen Hope Leaves. Akerfeldt ist auch in Erzähllaune. Er gibt diesmal zwar keine Details über seine Katzen, doch erklärt er warum sie so oft die Gitarren stimmen müssen. Metalbands müssen nämlich ihre Gitarren runterstimmen, weil ihnen keine guten Riffs einfallen. Und schreien würde er auch nur, weil er nicht singen kann und Opeth irgendwie zu einer Karriere kommen mussten. Mit Atonement kommt die erste Set-Abweichung und ein psychedelischer Wüstenritt. Stilles Highlight! Akerfeldt gibt zu, dass er nicht mehr sagen kann, was eigentlich genau progressiv ist und was nicht. Was sind Opeth? Metal? Prog? "I can say one thing for sure, we're shit!" Durch ein neues "Intro" (eine Art finstere Version des Welcome to the Jungle-Intros) hätte ich beinahe DELIVERANCE verkannt.


    Opeth - Deliverance - Night of the Prog Festival - Loreley 14-Jul-2013 - YouTube (Aussetzer ca 12.00-12.15)


    Hab ich mich letztes Jahr in der Halle noch zurückgehalten, war jetzt Headbangen bis kurz vor der Besinnungslosigkeit/Gleichgewichtsverlust angesagt. Beim stroboskopischen Ende kam auch Jazzeke nicht umhin, die Haare zu schütteln. Akerfeldt ging dabei runter zur Menge doch auf dem Rückweg fiel plötzlich seine Gitarre aus. Ich hab sofort gemerkt, dass die Reduktion zum Grundriff zu früh kam. Doch wenige Momente später setzte er wieder ein und es wurde normal weitergefeiert. Lautes Highlight! Sein Kommentar: Das war wohl ein bisschen Spinal Tap. "Ich bin gestolpert und hab mir am Knie wehgetan. Sowas passiert Axl Rose bestimmt nicht". Danach wurde nochmal das Geschrei thematisiert. Es hätte ihm am Anfang selber widerstrebt und er hätte früher nur Scorpions gehört...haha. Daher kündigte er den nächsten Titel so an: "This is a lullaby I wrote for all the children in the world". Verarscht: mit HEIR APPARENT folgt das härteste Stück im Set. Danach kehrt Ruhe ein und mit Häxprocess wird es akkustisch. Mir ging auch langsam die Puste aus. Als dann die zweite akkustische Gitarre (12-string) umgeschnallt wurde, war der Fall klar. Um genau zu sein: der Demon Of The Fall...im genialen Akkustik-Gewand!


    Opeth - Feel Good Music and Demon of the Fall (live at the Loreley Night of the Prog) - YouTube


    Zuvor wurde noch die Band samt ihren für dieses Lied teilweise speziellen Instrumenten vorgestellt. "Der Keyboarder (scheint schon wieder ein neuer zu sein) spielt ein Mellotron" - WHOOOO usw. Akerfeldt stellt sich auch selbst vor: "I play guitar and my name is Udo Dirkschneider". Nun kam das viel zu frühe Ende. Akerfeldt nennt seine Highlights des Festivals: Magma, Caravan und sein "Buddy...Mrs Wilson". Mit Lines In My Hand kommt nach Demon Of The Fall der zweite zusätzliche Song, da Atonement und HEIR APPARENT jeweils zwei lange Stücke abgelöst haben. Heritage bildet also die Klammer des reulären Sets, der die komplette Bandbreite der einzigartigen Schweden umfasst. Auf die Zugabe BLACKWATER PARK war ich erneut nicht vorbereitet, da ich mich mit dem zugehörigen Album noch nicht intensiv befasst hatte.


    Opeth - Blackwater Park - Night of the Prog Festival - Loreley 14-Jul-2013 - YouTube


    Das habe ich mittlerweile geändert und bin ganz begeistert, da hier quasi eine homogene Mischung aus Deliverance und Damnation vorliegt, bevor diese Apekte auf zwei getrennte Alben destilliert wurden. Der typische Wilson-Sound liefert dabei den gewohnten Hörgenuss.


    Die Masterfrage zum Festival: was will dieses Lineup toppen? :rolleyes:

  • Sehr schön geschrieben, Toni. Auch wenn ich nur die Bands gelesen habe die mich interessierten. Wäre es mit der Anreise, meiner Arbeit und dem momentanem Geldmangel nicht so heftig hätt ichs mir auch überlegt zu kommen. Auch wenn ich Festivals hasse und max. 1 Tag geblieben wäre.


    PS: Warum so lange Haare?

    It requires that you leave behind everything of human ways, human behaviour, human ignorance, human disinformation.


    Last Chance to evacuate Planet Earth before it is recycled


  • Danke an TM, ptjunkie und Käptn Sparrow für die schönen Schilderungen. Es war mein erstes NOTP und auch mein erstes (!) Rockfestival - gleich mit Camping usw. (na gut, kein Schlamm bei der Irrsinnshitze!). Und ich muss sagen, ich bin auf den Geschmack gekommen. Das Line-Up war über weite Strecken entweder nach meinem Geschmack oder hat mir neue Bands eröffnet bzw. man kann über Magma sagen "die habe ich auch mal live gesehen".


    Ich will nicht zu allen Bands wiederholen, was hier schon treffend gesagt wurde. Trotz der Soundprobleme bin ich bei Sound of Contact in der ersten Reihe total abgegangen, es hat einfach Spaß gemacht! Ich habe, als ich mal eine Auszeit brauchte und auf die Terrasse mit wunderbarer Rheinaussicht ging, Matt Dorsey dort sitzen sehen und ihn angesprochen. Ein supersympathischer Typ, den ich dann erstmal mit einem Haufen von Komplimenten für Album und Auftritt überschüttet habe, worüber er regelrecht verlegen wurde. Wir haben ein Weilchen geplauscht und er war total locker drauf ("are we already connected on Facebook?") und deutete etwas von weiteren Europa-Tourplänen im Spätherbst an (ob das eine Headliner-Tour werden könnte...?) Übrigens traf ich in der ersten Reihe während des Gigs auch die sehr engagiert wirkenden Leute vom Simon Collins & Sound Of Contact-Fanclub kennen gelernt - trotz längeren Googlens habe ich die aber noch nicht im Netz ausfindig gemacht. Aber interessant, dass es da eine eigene Truppe gibt...


    Die Grenzen von dem, was unter "Prog" durchgeht, scheinen bewusst weit gefasst zu sein. Der stampfende, immergleiche Bluesrock von Crippled Black Phoenix war mir da irgendwie zu gleichförmig, das gleiche gilt für Maybeshewill.


    Neben dem Anfangsdreier am ersten Tag war Mr. Wilson sicher absolutes Highlight und Anima Mundi und Änglagård [ja, Tony, man spricht sie tatsächlich so aus, wie Du es in Umschrift angegeben hast, allerdings wirklich mit breitem 'Ä'] tolle Überraschungen. Eines meiner absoluten Highlights waren Caravan, die ich für eine mittlere Prog-Legende doch arg dazwischen gequetscht fand und die durchaus einen der beiden längeren Slots verdient gehabt hätten. Aber nun gut. Was die alten Herren da an Spielfreude und Selbstironie (eine ihrer hervorragenden Eigenschaften) hingelegt haben - alle Achtung! Und ich habe diese Band, die ich schon seit einiger Zeit höre, endlich geschafft, live zu sehen. Riesenklasse!


    Der durchgedrehte Knallkopp Townsend war amüsant, aber die Musik wäre sonst für mich unerträglich. Leider musste Herr Åkerfeldt dann doch recht viel herumgrunzen, womit ich einfach nicht warm werde. Aber musikalisch beeindruckend war der zweite Headliner Opeth wirklich.


    Ich bin gespannt auf das Line-Up für das nächste Jahr. Camel stehen ja gerade wieder von den Toten auf, das wär doch mal was. Und in 2, 3 Jahren kommen Sound of Contact als Headliner...naja, man wird ja noch träumen dürfen! :)


    Gruß an all die Forums-Nerds, die auch da waren! Es war eine große Freude!!!


    Nachtrag: Die Shows von Änglagård, Amplifier, Anima Mundi, Crippled Black Phoenix, Magma, Maybeshewill, The Pineapple Thief, Sanguine Hum und Sound Of Contact gibt es als Bootlegs auf DIME

    "Whenever sort of Spinal Tap is on or something, and you see these moments, you think, 'I've been in a band like that'...that's Genesis!'"
    Phil Collins in "Sum Of The Parts", 2014

    Einmal editiert, zuletzt von Earl ()