Literaturklassiker in der Schule

  • Wie ich erwähnte: Mathe, Physik und Chemie an den Schulen ja, alte Literatur nicht, aber da bist du gar nicht drauf eingegangen und hast behauptet: Wenn es nach mir ginge müsste man die Schulen schliessen. Nein, Herr Reich-Ranicki:);), so ist es nun nicht.


    Nein, Herr bukowski, so aber auch nicht. Meine Schulzeit liegt nun schon einige Jahr(zehnt)e zurück. (Dem Himmel sei Dank!) Ich kann Ihnen versichern, dass mir seitdem das Periodensystem nicht ein einziges Mal im Leben weiter geholfen hat. Und auch mit der Formel NaCl wir das Salz in der Suppe nicht köstlicher. Dass ein Apfel auf direktem Weg vom Baum zum Boden fällt, hätte ich auch ohne Isaac Newton heraus gefunden und die dritte Stelle hinterm Komma ist für meine Gehaltsabrechnung mehr als irrelevant. (Schon wieder dieses Wort "irrelevant".) Was ich heute noch genieße, ist eine Live-Darbietung von Beethovens 6. Symphonie ("Pastorale") oder die Theateraufführung von Brechts "Leben des Galiläi". Und das wäre mir ohne den Deutsch- bzw. Musikunterricht wohl nicht möglich.
    Aber egal, fackt Ihr meinetwegen weiterhin Göhte...

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Nein, Herr bukowski, so aber auch nicht. Meine Schulzeit liegt nun schon einige Jahr(zehnt)e zurück. (Dem Himmel sei Dank!) Ich kann Ihnen versichern, dass mir seitdem das Periodensystem nicht ein einziges Mal im Leben weiter geholfen hat. Und auch mit der Formel NaCl wir das Salz in der Suppe nicht köstlicher. Dass ein Apfel auf direktem Weg vom Baum zum Boden fällt, hätte ich auch ohne Isaac Newton heraus gefunden und die dritte Stelle hinterm Komma ist für meine Gehaltsabrechnung mehr als irrelevant. (Schon wieder dieses Wort "irrelevant".) Was ich heute noch genieße, ist eine Live-Darbietung von Beethovens 6. Symphonie ("Pastorale") oder die Theateraufführung von Brechts "Leben des Galiläi". Und das wäre mir ohne den Deutsch- bzw. Musikunterricht wohl nicht möglich.
    Aber egal, fackt Ihr meinetwegen weiterhin Göhte...


    Oh Mann, damit habe ich dich doch nicht angesprochen, sondern martinus. Als ich gestern im Maracana war kostete eine Dose Bier 5.50 Reais. Ich wusste sofort, dass das Wechselgeld von 4.50 Reais korrekt war nachdem ich 10 Reais hinlegte...:p:huhu:

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

    3 Mal editiert, zuletzt von charles bukowski ()

    • Offizieller Beitrag

    Wie du schon richtig bemerktest kann es manchmal in alten Schinken um Themen gehen, die eventuell heute noch aktuell sind.


    Nicht "kann es um Themen gehen", sondern es geht um aktuelle Themen, auch nicht um "eventuell aktuelle" Themen. Vielleicht sind das auch keine aktuelle Themen, sondern (in Ermangelung eines besseren Ausdrucks) ewige Themen.


    Zitat

    Muss ich mir aber diese umständliche, blumige, ausschweifende und daher ermüdende Sprache antun? Nur ein Beispiel: Wenn ich was über Diktatoren wie Adolf lesen will, dann lese ich ¨Hitlers Helfer¨von Guido Knopp, aber doch nicht Wilhelm Tell.... Wenn ich was über eventuelle ethische Bedenken über Wissenschaft lesen will, sollte man alles machen was möglich zu sein scheint, dann suche ich mir was beim Spiegel raus, aber ich lese dazu doch nicht Faust von Goethe.


    Ich fürchte, ich habe mich nicht klar genug ausgedrückt. Wenn Du Knopp liest, erfährst Du etwas über Hitler und seine Zeit (ob das der beste Autor dafür ist, darüber kann man streiten, will ich hier aber nicht); Wilhelm Tell sagt aus naheliegenden Gründen nichts über Hitler, Gaddhafi usw., aber die grundsätzliche Frage, wie man als Bürger mit seinen Machthabern umgehen soll/darf/kann, wenn diese eine Willkürherrschaft errichten, wird dort behandelt. Es geht nicht um die Tyrannei von X, Y oder Z, sondern darum, wie man allgemein dem Typus eines Willkürherrschers umgehen kann.


    Werke wie Faust, Tell usw. beziehen Stellung zu den Themen. Ein großer Vorzug (aber auch ein Nachteil) der Schule ist, dass Lehrer zu aktuellen, besonders zu aktuellen politischen Themen nicht Stellung beziehen dürfen (zumindest nach deutschem Schulrecht, das politische Neutralität vorschreibt) - auf dem Umweg über einen literarischen Text können diese Fragen aber erörtert werden. Anders formuliert: Anhand von 1984 kann man in der Schule ansprechen, was "einfach so" nicht angesprochen werden könnte.

  • Stefan Zweig verübte Selbstmord im brasilianischen Exil, angeblich aus Perspektivlosigkeit. Um sowas zu lesen kann ich natürlich die entsprechenden Klassiker zu diesem Thema durchackern. Brauche ich aber nicht. Es reicht dazu hier ständig die Tageszeitung zu lesen. Klingt vielleicht zynisch, ist aber so.

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    Charles Bukowski

  • Stefan Zweig verübte Selbstmord im brasilianischen Exil, angeblich aus Perspektivlosigkeit. Um sowas zu lesen kann ich natürlich die entsprechenden Klassiker zu diesem Thema durchackern. Brauche ich aber nicht. Es reicht dazu hier ständig die Tageszeitung zu lesen. Klingt vielleicht zynisch, ist aber so.


    Die Zeit die Du hier schon diskutiert hast, mein Lieber, hättest Du schon aufwenden können, um Dir was kleines reinzuziehen, den Törleß z.B., der ist kurz, aber bewegend:topp: (Das klingt übrigens unheimlich gebildet auf einer Party zu sagen, ja, ich habe gerade den "Törleß" gelesen.:cool:Die Frauen bewundern einen darum!:))Wahrscheinlich ist es noch cooler, wenn Du es auf portugiesisch sagst. Klar würde ich auch gerne mal in Maracana sitzen und ein Bier mit Dir trinken.:prost:Aber manchmal kann auch ein Reclamheftchen Lebensgeister wecken! In echt!

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  • Die Zeit die Du hier schon diskutiert hast, mein Lieber, hättest Du schon aufwenden können, um Dir was kleines reinzuziehen, den Törleß z.B., der ist kurz, aber bewegend:topp: (Das klingt übrigens unheimlich gebildet auf einer Party zu sagen, ja, ich habe gerade den "Törleß" gelesen.:cool:Die Frauen bewundern einen darum!:))Wahrscheinlich ist es noch cooler, wenn Du es auf portugiesisch sagst. Klar würde ich auch gerne mal in Maracana sitzen und ein Bier mit Dir trinken.:prost:Aber manchmal kann auch ein Reclamheftchen Lebensgeister wecken! In echt!


    Macht mir eben Spass hier zu diskutieren, besonders wenn es wie hier zivilisiert zugeht:). Da hast du mal was angesprochen. Klingt gebildet...Kann man Eindruck auf einer Party schinden wenn man sagt, man hat Goethe, Schiller, Dürrenmatt, Thomas Mann etc gelesen. Heine fehlt natürlich noch und Günther Grass. Kann man vielleicht in Welkers:p, aber dann doch nicht auf portugiesisch. Hier sagt man auf einer Party, dann auf portugiesisch: Ich habe Charles Bukowski und den Wetterbericht gelesen und feuere ausserdem Botafogo an:cool::). Hoffentlich liest das nicht Frau Bukowski....:party:.
    Vielleicht klappt das ja mit uns und dem Maracana. Schau doch mal vorbei:huhu:

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  • Warum soll man die Schüler mit Goethe, Schiller, Lessing, Thomas Mann, Dürrenmatt etc ¨traktieren¨, bloss weil sie ¨tonangebend¨ in der deutschen Literatur waren oder sind? Kann man von denen sprachlich was lernen, ich meine, wie man heutzutage redet.



    Wie "man heutzutage redet", wissen Schüler, weil da sind die z.T. ja nun wirklich die Experten. Warum sollte denn Schule Energie darauf verwenden, denen das vorzusetzen, was sie schon können???

  • Wie "man heutzutage redet", wissen Schüler, weil da sind die z.T. ja nun wirklich die Experten. Warum sollte denn Schule Energie darauf verwenden, denen das vorzusetzen, was sie schon können???


    Energie wird darauf ja gar nicht verwendet, eben weil die Schüler es schon wissen. Es macht es meiner Meinung nach für die Schüler interessanter, statt irgendwelches gedrechseltes Zeug, das sie entweder nicht verstehen oder bei dem sie fast einschlafen.
    Sinngemäss sagte Bukowski:¨Bei den Gedichten war man fast am Einschlafen. Also beschloss ich selbst welche zu schreiben. Nicht, dass ich so besonders gut war, aber die waren so schlecht, dass ich mir eine Chance ausrechnete. Ich meine, man sah nicht durch wo es bei denen lang ging. Da konnte es meinetwegen in einem Gedicht darum gehen, dass jemand die Fresse poliert kriegte. Aber nein, der Dichter rückte damit nicht raus. Er sagte nicht, der oder der kriegte die Fresse poliert. Nein, man musste das Ding achtzehn mal durchlesen, bis man halbwegs dahinterkam.¨
    Und so geht es mir mit einigen ¨Klassikern¨. Und einigen Schülern wahrscheinlich auch.

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  • Viele Schüler (leider oft die unterhalb des Gymnasiums) schaffen den Sprach-Hub auf die nächste soziale Ebene nicht mehr. Meine Nichte, 18, nur noch fb-nuschelnd, ist wie all ihre Freunde n i c h t in der Lage, mit Normalmenschen zu kommunizieren und ihr Anliegen in Worte zu fassen. Im Kontakt mit Arbeitgebern, mit ihrem Opa, mit Nachbarn, Busfahrern oder mit Krankenversicherungssachbearbeitern ist sie auf Übersetzer angewiesen, Muttern, Tantchen. Es bricht mir das Herz.
    Ziemlich shakespearisch hingegen kann sie wunderbar kontakten in ihren eigenen Netzwerken, sie intrigiert auf höchstem Niveau, verkuppelt Freunde, leiert jedem netten Barmann einen ganzen Abend Freidrinks aus dem Shaker, und zwar für alle, sie tröstet ihre besten, zweitbesten und drittbesten Freundeskreise, eilt an Krankenlager und ist eingedeckt mit Einladungen zu wirklich JEDEM Event.


    Die Worte der Klassiker würde sie nicht verstehen, nicht mal lesen können, aber den inhalt sofort intuitiv verstehen, weil es ihre Welt ist.


    Ich guck mir das noch eine Weile an, bis jetzt bin ich noch nicht zu einem abschließenden Urteil gekommen, welche Bildungsangebote heute wirklich wichtig und zielführend wären, unverzichtbar.


    Törleß z.B., als "Zögling" Schulstoff zur Unterfütterztung des Schlöndorff-Films, hatte mich erschreckt, es war so fern von meiner überhaupt nicht sadistischen Welt. Wir hatten diese kurze magische Phase der 70ger Jahre, in der es überhaupt kein Mobbing und keine Schulquälereien - auch nicht durch Lehrer - gab und uns statt Druck nur fördernde, liebevolle Annahme und Verständnis den Weg öffneten, auch zum Miteinander. Es wurde damals diskutiert, ob wirklich nur des literarischen Kanons wegen jeder sich mit jeder Perversion dieser Welt auseinandersetzen muss, auch wenn er nie im Leben jemals etwas damit zu tun haben wird?

    4 Mal editiert, zuletzt von Get-in-to-get-Out () aus folgendem Grund: plot verschoben

  • Klingt gebildet...Kann man Eindruck auf einer Party schinden wenn man sagt, man hat Goethe, Schiller, Dürrenmatt, Thomas Mann etc gelesen. Heine fehlt natürlich noch und Günther Grass. Kann man vielleicht in Welkers:p,

    Du überschätzt Welkers!:)ich war zwar nur einmal da, aber da bleibt trotzdem keine Zeit für Mann, Brecht, Weill :)Die Zeit geht so schnell dahin, da konnten wir uns zwei Tage lang nur über das Lamm und Serges Film unterhalten, als ich einmal zufällig bemerkte daß mein Gegenüber David Dunnington war, da hätte ich noch einen Tag mehr gebraucht..., allen netten Leuten mal guten Tag sagen, einmal kurz die Ausstellung, das war´s dann auch schon. Ach ja, zum Thema: es kann schon nicht schaden, wenn Du auch mal Heine, Mann oder gar was vom alten Grass gelesen hast, es tut wirklich gut. Gerade fern der (literarischen) Heimat( oder ist sie das nicht mehr!?), wirst Du die Sprache doch missen und alleine deswegen können Bücher schon sprechen. Inhaltlich können sie sogar Mist sein, aber ihre Sprache kann von höchster Magie erstrahlen. Und Heine! lies den mal laut vor! Das ist doch geradezu erregend! Die Deutschlandreise! Ein sprachlicher Tour de Force-Ritt!



    Vielleicht klappt das ja mit uns und dem Maracana. Schau doch mal vorbei:huhu:


    ich empfinde das als Einladung:topp: Ja, solange es noch steht ;), dachte nur gerade an den Prachtschuppen von den Corinthians. Das muß der Horror gewesen sein. Aber dafür bin ich hier im falschen Thread.


    Inzwischen hätten wir auch fast den Tod in Venedig durch, der hat auch nur Groschenheftstärke, allerdings nicht inhaltlich. ;)

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