Die "gute" alte Schallplatte ?

  • Würde mich aber trotzdem interessieren, welche neuen Plattenspieler um 700 € (inkl. System) du empfehlen würdest...

    Hallo Tom,


    will da gar keine riesen Diskussion lostreten. Ich persönlich würde da gar keinen neuen Dreher empfehlen.

    Ein Dual 701/704/721 wären da meine Favoriten. Den 741 hatte ich auch mal, aber durch die Limitierung, was die Auswahl an Tonabnehmern betrifft (die du ja durch den Umbau der Headshell aufgehoben hast) irgendwann wieder verkauft, war mir doch zu viel Plastik.


    Wenn es auch ein Halbautomat sein darf kann ich nur meinen "Hauptdreher" empfehlen, ein Kenwood KD 7010,

    ein richtiges Schlachtschiff, bekommt man auch für 700€.


    Wie man vielleicht lesen kann, ist das ein kleines Hobby von mir.

    Was aber letztendlich zählt, ist das was auf dem Teller liegt...;)


    Schöne Grüße

    Markus

    EVERYTHING YOU KNOW IS WRONG

    • Offizieller Beitrag

    Wenn es auch ein Halbautomat sein darf kann ich nur meinen "Hauptdreher" empfehlen, ein Kenwood KD 7010, ein richtiges Schlachtschiff, bekommt man auch für 700€.

    Den hab ich mir mal angeschaut - sieht elegant aus, das ist schon mal ein Pluspunkt. Was die technischen Daten angeht, ist er dem CS741Q ebenbürtig - beide sind quarzgeregelte Direktantriebe und die Differenzen in den entscheidenden Disziplinen Gleichlaufschwankungen und Rumpelgeräuschabstand sind vernachlässigbar gering. Der Kenwood ist in der Tat (ebenfalls) ein ausgezeichneter Plattenspieler.


    Für den Dual sprechen aus meiner Sicht folgende Kleinigkeiten:

    • er ist ein Vollautomat (ich bin ein bequemer Mensch)
    • alle Funktionen außer der Umschaltung 33-45 lassen sich bei geschlossener Haube bedienen (so kann das Schließen der Haube mit den sich unvermeidlich auf das Ausgangssignal übertragenden Geräuschen vor dem Start der Platte erfolgen)
    • er hat einen einstellbaren Pitch von +- 6% mit Anzeige (für den Digitalisierungsbetrieb eine sehr nützliche Funktion)
    • er ist in allen Dimensionen kleiner (der Kenwood würde nicht in mein Studio passen)
    • die Haube schiebt sich beim Öffnen ein Stück nach vorn, so dass das Gerät nah (bis ca. 1,5 cm) an die Wand gestellt werden kann (bei mir passt er nur deshalb unter die Dachschräge)
  • Bin sehr zufrieden, dass ich keine Schallplatten mehr höre. Ich habe zwar noch einige, seit einiger Zeit sind der Spieler, der Verstärker und die Boxen abgeschmiert, und alle hatte ich über 30 Jahre, Qualität eben. Nach zweimaligem reparieren habe ich alles verschenkt.

    Das alles neu zu kaufen macht, wenigstens hier, keinen Sinn, besonders weil eine Menge meiner LP´s die übliche Lagerfeuerakustik präsentieren.

    Klar, früher gab es ja nur LP´s, und war eben deshalb geil, doch musste man irdendwann mit Kratzern etc leben, was dem Hören nun nicht unbedingt zuträglich war, und es kam schon vor, dass ich mir, wegen zuviel anhören, einige LP´s nochmal gekauft habe, oder sogar musste. Kann ja nicht so der Sinn des ganzen sein.

    Ich denke, dieses neue LP-Fieber, wenn man es so nennen kann, ist auch einem pushen im Internet geschuldet, bringt aber keine Vorteile.

    Man könnte zwar, für mich blödsinnigerweise, die tollsten Geräte kaufen, nutzt aber nichts, wenn die LP am Arsch ist, dann ist sie eben am Arsch, und es gibt LP´s aus den siebziger Jahren, die man kaum mehr findet, und wenn ja, zu Puffpreisen.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Moin,


    Joah, seit November habe ich nun auch endlich einen "neuen" Turntable.

    Meine Intention war, einen Ersatz für meinen Philips 437 zu finden. Dies war und ist zwar ein schöner Halbautomat, doch trotz neuem Antriebsriemen und guten Einstellungen klang er einfach nur "falsch" bei 33 1/3.
    Bei manchen Alben fiel es mal mehr, mal weniger auf. Die "Living Years" lief minimalst langsamer, was sogar eigentlich ganz gut passte, aber natürlich nicht Sinn der Sache war.

    Dazu waren die Verzerrungen doch etwas zu präsent. Zugegeben, die Audio Technica AT95E ist auch nur Mittelmaß, doch insgesamt wollte ich nun mal etwas mit Direktantrieb haben.


    Ich habe daher auf Ebay Ausschau gehalten nach interessanten TTs mit Direktantrieb. Es gibt ganz klar okaye Neuerscheinungen wie den AT LP120, der "Stir It Up" von Marley und heck, die teueren TTs von Crosley sind auch brauchbar, obgleich schwerer in Europa zu bekommen.

    In einem Gebrauchtwarenladen fand ich dann eines Samstags zwei TTs, Einen Mittelmaß-Denon und Technics SL-5.
    Es wurde Letzterer!



    Wieso denn Diesen?

    1. Die Größe ist ja mal knuffig, das Ding ist richtig klein.

    2. "Tangential"? Soll das nicht Verzerrungen etwas verringern? -> Probieren!
    3. Der Tonarm, der Mechanismus, all das funktionierte bereits. Dementsprechend musste ich nur die Nadel nachkaufen.
    Wenn ich eines von Techmoan-Videos gelernt habe, dann dass ein funktionsfähiger TT in so einem hohem Alter zu finden nicht unbedingt die Regel ist. Kein Arm, der repariert werden muss, kein Riemen der getauscht werden muss, da direkt angetrieben. Super!
    4. Ich wollte mal wissen, wie angenehm so ein Vollautomat wirklich ist.

    5. Das Ding bekam ich für 50€, auf Ebay muss man schon etwas mehr Glück haben, da es sehr wenige Auktionen gibt, gepaart mit den überteuerten Angeboten.


    Fast Forward nach einigen Wochen Probehören:


    - Die neue Nadel (~25€ Ebay-Kauf) klingt in etwa wie frühere AT95E Nadeln. Es gibt wohl Einschränkungen bei der Auswahl, sodass manch knorke Ortofon-Nadel gar nicht für diese fixe Headshell existiert.

    - Verzerrungen haben tatsächlich ordentlich abgenommen, sowohl Duke's End als auch die letzte Hälfte von Amarok klingen noch brauchbar.
    Aber auch da, das hängt von der Abmischung ab. Die neue 200g "Beat" von King Crimson verzerrt wirklich merklich. Vermutlich wäre hier eine 80er Pressung besser gewesen für mein Setup.
    Und naja: Ein Mittelmaß TT aus den frühen 80ern ist trotz guter Pflege und "Made in Japan"-Label halt kein Highend.

    - Die Geschwindigkeiten stimmen endlich! AUßER...


    NACHTEILE:
    - Wenn das Loch in der Mitte unsauber verarbeitet ist, oder wenn ich das richtig gelesen habe, nicht genau mittig gestanzt wurde, dann kommt es zu starken Gleichlaufschwankungen.
    Beispiel: Meine "Stupid Dream" von Porcupine Tree spielt Seite C problemlos ab, Seite D "bremst" jedoch immer wieder, nimmt wieder an Fahrt auf, "bremst" usw.


    Die Lösung: Man vergrößert das Loch, ein bisschen Kugelschreiber-Gewalt reichte aus und dann wurde auch Seite D korrekt abgespielt.
    Darauf zu kommen, hat jedoch ein wenig gedauert, denn es gibt echt wenig Erfahrungsberichte zu solchem Verhalten.


    - 10" LPs können nicht abgespielt werden.
    Der TT erkennt automatisch die Größe korrekt, nur bei 10" kann er es nicht. Es gab wohl im Lieferumfang einen Adapter, doch fehlt mir dieser. Das ist ärgerlich, weil ich dieses Jahr mit dem Sammeln von 10" begonnen habe.

    10" werden wie 7" behandelt und entsprechend so abgespielt, manuelles Ausrichten vom Tonarm zur Kompensation erlaubt die Elektronik nicht.


    - Alben, die "rückwärts" abgespielt werden müssen wie Seite A von Jack Whites "Lazaretto" machen auf Dauer nicht mit. Ich denke, mit etwas Anpassung vom Anti-Skating könnte ich das fixen, es ist aber nicht so convient.


    - Wenn die Leerlaufrille einen extrem kleinen Durchmesser hat, dann wird die Wiedergabe gestoppt noch bevor das Stück fertig ist. Das hat zur Folge, dass z.B Seite B von Mike Oldfields "Amarok" ca. 10-20 Sekunden früher endet. Seite "A"s Leerlaufrille ist größer, da passiert es nicht.


    Fazit:
    Auf 10" muss ich erstmal verzichten und ganz selten kann ich eine LP nicht ganz abspielen, ansonsten hat sich der Kauf für mich aber sowas von gelohnt.


    So lange ich auch nur ~200€ LS habe, lohnt sich IMHO auch keine teuere Nadel.


    Meine Prämisse "So billig möglich und gleichzeitig so gut wie möglich" geht hier gut auf.

    LS für 80€ gebraucht, TT für 75€ und Verstärker (Pioneer A-109) für 30€, dafür ist der Klang schon extrem fett.

    <!---

    The rain auditions at my window
    Its symphony echoes in my womb
    My gaze scans the walls of this apartment
    To rectify the confines of my tomb


    -->

    • Offizieller Beitrag

    2. "Tangential"? Soll das nicht Verzerrungen etwas verringern? -> Probieren!


    - Verzerrungen haben tatsächlich ordentlich abgenommen, sowohl Duke's End als auch die letzte Hälfte von Amarok klingen noch brauchbar.
    Aber auch da, das hängt von der Abmischung ab. Die neue 200g "Beat" von King Crimson verzerrt wirklich merklich. Vermutlich wäre hier eine 80er Pressung besser gewesen für mein Setup.

    Die Verzerrungen durch den Spurfehlwinkel sind bei den üblichen, "gekröpften" (sprich: an der Headshell abgewinkelten) Drehtonarmen vernachlässigbar gering - zu hören sollten die jedenfalls nicht sein. Und wie dick die Platte ist, hat ebenfalls keine Auswirkungen auf die Verzerrungen.


    Wenn du also Verzerrungen hörst, ist da mit großer Wahrscheinlichkeit ein anderer Fehler in der Wiedergabekette.


    Übrigens gefällt mir dein Spieler; ich finde Tangentialtonarme faszinierend. Allerdings würde ich mit den von dir aufgeführten Nachteilen nicht leben wollen. Der B790 von Revox würde mir noch besser gefallen... ;)

  • Für den Dual sprechen aus meiner Sicht folgende Kleinigkeiten:...

    Nach deiner detailierten Aufzählung denke ich, dass der 741 für dich wirklich der ideale Plattenspieler ist. Wenn man alle Punkte zusammenzählt, wird es echt schwierig, da was vergleichbares zu finden.

    Weiterhin viel Spaß mit dem Dual!


    @ chinwildchicken:


    Ganz ohne Riemen kommt der Technics trotz Direktantrieb nicht aus, für den Armtransport werkelt ein kleiner Zahnriemen im Deckel.

    Ich hatte bis vor zwei Jahren den SL7, dass nächst größere Modell. Dort war der Zahnriemen ausgeleiert und hat Probleme bei der Wiedergabe verursacht, habe dann einen neuen Riemen eingebaut und die Störungen waren weg. Ob das bei deinem Player evtl. auch der Fall ist, kann ich nicht beurteilen.

    Der SL7 hat im Innendeckel einen kleinen Schalter, mit dem man die automatische Plattengrößenerkennung abschalten kann, vielleicht hat das der SL5 auch...


    BTW, hab kurz vor Weihnachten noch einen top erhaltenen Kenwood KD 3070, für schmale 30€

    ergattert, schönes wertiges Gerät, müsste jetzt mein 10. Dreher sein....8|


    Allen noch einen schönen Feiertag.


    Markus

    EVERYTHING YOU KNOW IS WRONG

  • Ich finde mich auch wieder, insbesonders bei der Bemerkung zu 2001. Die hatten es wirklich drauf, einem Platten- und/oder Buchpakete zu verkaufen, die meistens dann bei mir in der Versenkung verschwanden.:-) (Die MERKHEFTE ab Nr. 36 bis zum Ende hab ich alle noch.)