Das Wort zum Samstag

  • Herma, fulminanter Text und ich bin zuversichtlich, auch Keep it Dark und Man on the Corner ("Where's the rest of the band?!") werden sich Dir noch erschließen und dann gibts kein Halten mehr zur Erkenntnis:

    Abacab ist ihr bestes Ding.

    Mahlzeit.

    you're the ones we've been waiting for...
    Genesis - 98 München - 07 Linz, Düsseldorf x 2, Berlin, München - 22 Berlin x 2, London x 2

  • Muß einfach mal ganz unwissend anfragen, ohne den ganzen Thread durchzuarbeiten:

    Wozu ist dieser Thread da und welches Themenspektrum kann man darin ansprechen?

  • Der Thread wurde von mir vor sechs Jahren ins Leben gerufen um in ziemlich unregelmäßigen Abständen meinen Ansichten zu Alben rund um Genesis Ausdruck zu verleihen.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Der Thread wurde von mir vor sechs Jahren ins Leben gerufen um in ziemlich unregelmäßigen Abständen meinen Ansichten zu Alben rund um Genesis Ausdruck zu verleihen.

    Also mehr oder weniger ein ziemlich "privater" Thread von dir. Ich finde das einfach nur toll, welche Freiheiten man hier hat. Auch z.B. dadurch wird mir das Forum noch sympathischer als es ohnehin schon für mich ist.:)

    Das ist keine Lobhudelei oder sowas, sondern einfach nur mein persönlicher Eindruck, meine persönliche Wahrnehmung.

  • Lobhudelei, sofern sie mich betrifft, ist in diesem Thread ein durchaus gern gesehener Gast. ;)

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • So, mal was kurz hingeschusseltes, damit ich das Tippen trainiere.


    Der Tag neigt sich dem Ende zu. Die Sonne beginnt ihren langsamen Abstieg und wird schon bald hinter dem Kulwitzer See verschwinden. Wobei bald natürlich ein relativer Begriff ist, schließlich haben wir Hochsommer und bei der Hitze geht es auch die Sonne etwas ruhiger an. Irgendwo in der malerischen Kulisse der von mir bewohnten Plattensiedlung bellt ein Hund aus Gründen die ich nicht kenne und die mir auch eigentlich ziemlich egal sind. Noch ist es sinnlos die Schreibtischlampe einzuschalten. Sanftes, goldenes Licht, welches meinen Schreibtisch immer in einen ganz besonderen Glanz taucht, wird erst später gebraucht. Jetzt würde sie mich nur verwirren. Und Verwirrung kann ich gerade nicht brauchen, immerhin möchte ich euch doch über ein Genesisalbum berichten. Lange habe ich gegrübelt, welches Album es denn werden soll und ehrlich gesagt bin ich immer noch am grübeln. Das ist einer der Nachteile, wenn man ohne Vorbereitung einfach drauflos tippt. Man weiß nie, wo es einen hinklappert. Doch schon habe ich mich entschieden: Es wird … hmm … Moment. Es wird „Seconds Out“. Das überrascht mich jetzt mehr, als ihr vermuten würdet, aber immerhin habe ich meine Mindestzahl an Wörtern für das Vorwort erreicht, da kann ich jetzt endlich anfangen.


    Halt, nicht ganz so schnell. Zunächst einmal wie immer und völlig sinnlos ein paar private Worte zu diesem Album. Ich besitze es seit 1994 und zwar, man höre und staune, auf Doppel-MC. Natürlich habe ich inzwischen auch die CD Version (allerdings nur in der DER Version), aber mein erster Kontakt zum Album war via Kassettendeck. Es ist, soweit ich erinnere auch eines von zwei Alben, welches ich nicht selbst kaufte (das andere war Collins‘ Tanzen im Licht), sondern welche ich zum Geburtstag geschenkt bekam. Jetzt aber wirklich los, das Universum altert bereits.


    Squonk

    Klingt fast genau wie auf dem Album. Natürlich wurde es in Nuancen einer Livedarbietung angepasst, aber im Großen und Ganzen sehe ich hier keinen livigen Mehrwert. Das mag natürlich anders sein, wenn man im Stadion dabei war und einem das Trommelfell weggestampft wurde, aber auf einem Tonträger. Da kann ich auch die ATOTT auflegen.



    Carpet Crawlers

    Der Kopf zuckt sich noch aus den letzten Squonktakten, da beginnt Carpet Crawlers. Und um Gottes Willen, was soll das? Das man das Intro wegließ, geschenkt, das machte ohnehin keinen Sinn, wenn man die restliche Story von The lamb weglässt, aber Phils penetranter Zuckergussgesang schabt mir den Schmelz von den Zähnen. Leider nicht in die Ohren. Schlimmer ist da nur noch die Kitschbombe CC99, aber hier gehts ja um die Seconds Out und nicht um „Haargel im ausgehenden Jahrtausend“. Und der Seconds Out Version fehlt leider jeglicher Haken, mit dem sich das Stück positiv im Gedächtnis verankern könnte. So bleibt nur eine gewisse Ratlosigkeit, gepaart mit dem dringenden Wunsch, mich zu waschen.


    Robbery, Assault & Battery

    Viele können dem Stück auf A Trick of the Tail nichts abgewinnen. So ist zumindest mein Eindruck und ja, ein zweites Ripples oder Los Endos ist es mit Sicherheit nicht. Warum auch, beide Stücke sind ja bereits auf dem Album. Ich betrachte Robbery, Assault & Battery daher eher als hervorragende Fortsetzung der abstrus komischen Werke der Band. Happy the man, Harold the Barrel, I know what i like, Who dunnit und vielleicht auch „Counting out time“. Da kann man es als Lied schon deutlich schlechter haben, als mit diesen Stücken verglichen zu werden. Leider tritt auch hier wieder das Problem von Squonk zu Tage. Es unterscheidet sich zu wenig und stellt somit (auf dem Livealbum) keinen wirklichen Mehrwert dar. Aber man hätte den Platz auch schlimmer belegen können. Zum Beispiel mit Aftergl … Mist.



    Afterglow

    Nur ein Stück von Wind & Wuthering hatte es aufs Album geschafft und dann muss es unbedingt Afterglow sein. Warum nicht One for the vine oder All in a mouses night? Ich gebe freimütig zu, diesem Stück noch nie etwas abgewonnen zu haben. Es schunkelt vor sich hin, so wie Herma wenn er ein paar Pitcher intus hat. Am Ende wirds ein wenig laut, dann ist es vorbei. Dabei bin ich dem Stück nicht mal sauer oder finde es komplett scheiße, es berührt mich nur sowas von überhaupt nicht, dass ich genauso gut ein Dinkelbrot essen könnte. Aber es ist ja auch schon wieder vorbei.


    Firth of fith

    Ein Lied bei dem ich über das fehlende Intro deutlich trauriger bin, als bei Carpet Crawlers. Collins singt es routiniert runter, aber ehrlich gesagt interessiert das bei FoF ohnehin niemanden. Gefühlt scheint von diesem Stück ja nur das Solo wahrgenommen zu werden und das finde ich schade. Denn eigentlich hat FoF mehr zu bieten. Zum Beispiel den Flötenpart, welcher hier auf Tonys Tastenkasten reproduziert wird. Nachvollziehbar, aber vielleicht wäre das eher was für Mike … vergesst es. Auch sonst ist eine einzige Freude dem Zusammenspiel der Band zuzuhören, bis dann endlich das Solo einsetzt. Collins verprügelt seine Felle gar ordentlich und Mike war auch da. Das Solo selbst klingt da hingegen fast so, als wäre Steve irgendwie mit den Gedanken woanders. Nein, das ist keine Anspielung auf seinen Abschied, es klingt ja auch nicht falsch oder als hätte er sich verspielt, sondern eher verhalten und wie, ich erwähnte es, mit den Gedanken woanders.


    I know what i like (in your wardrobe)

    Wohl das Stück mit der größten Veränderung im Vergleich zur Originalversion. Diese (Originalversion) hätte ich noch in einer Reihe mit Happy, Harold und Robbery gesehen, aber hier walzt nun ein wahres Popungetüm in des Hörers Ohr. Das ist nicht schlimm und so gefällt mir diese hervorragend zum mitgröhlen geeignete Version, aber vom schrulligen Charme des Originals ist nix mehr übrig. Immerhin gabs auch noch ne Portion Stagnation ohne Oh oho oh Gejaule von Phil oder den Fans, was mir diese Version zur Liebsten mit Collins am Mikrofon macht.


    The lamb lies down on Broadway

    Ebenfalls verpoppt wurde The lamb. Deutlich geradliniger, ohne die latente Kratzbürstigkeit des Originals, welche aber auch zu einem guten Teil an Peters Stimme lag, singt Collins sich souverän durch die Strophen. Wäre in meinen Augen auch die deutlich bessere Auskopplung gewesen, als Carpet Crawlers. Den Puertoricaner nimmt man Phil ohnehin in beiden Stücken nicht ab. Insgesamt also eine tolle Version für die ganze Familie.


    Musical Box (Closing section)

    Meine Fresse Phil, warum hast Du das, was Du da genommen hast, nicht öfter genommen. Einfach nur grandios, was er hier abliefert. Deutlich besser als das Original allemal und fast so gut wie das, was Gabriel 1975 hier ins Mikrofon zauberte. Auch besser als die The way we walk Version, bei der die Technik schon tüchtig mithalf. Ein würdiger Abschluss der ersten Kassette.



    Suppers Ready

    Ich habe es ja schon mehrfach geschrieben. Ich mag SR nicht. Da ist es völlig egal, ob Peter oder Phil mich nun zu langweilen gedenken. Immerhin: Ab Willows Farm gefällt mir diese Version besser als die mit Peter, ob das nun aber an der Wahl des Sängers liegt, kann ich nicht genau sagen. Mit Phil wirkt sie deutlich frischer und leichter. Da mir das Stück als Ganzes aber immer noch nicht gefällt, hab ich jetzt keine Lust mehr.


    The Cinema Show

    Für mich eines der Lieblinge auf diesem Album. Das ist auch nicht weiter schwer, hat „The Cinema Show“ doch schon auf Selling England bei mir ein Stein im Brett. Dennoch gefällt mir die Second out Version dann noch ein Stück besser als das Original. Die Gesangslinie passt einfach viel besser zu Phil, als zu Peter. Auch der Rest ist einfach nur wunderschön und ich bin immer noch erstaunt, dass man auch die leiseren Instrumentalpassagen live so gut arrangieren konnte. Umso verwunderlicher dann, dass Firth of Fith da so reduziert wirkte. Über den Rest mag ich gar nicht schreiben, da ich Angst habe, dass das Klappern der Tasten die wunderbare Musik übertönt. Lasst mich daher mit einem Wort schließen: Orgasmiös!


    Dance on a volcano

    Und dann kam der coitus interuptus. Natürlich klingt Dance on a Volcano hier noch immer nicht so beschissen, wie beim ersten Revisited von Hackett, aber das allein kann ja nun auch kein Anspruch sein. Außerdem gibt sich die Seconds Out Variante ordentlich Mühe, dies dann doch zu schaffen. Es rumpelt und pumpelt durch meine Kopfhörer (Beyerdynamics DT-880, falls es wen interessiert), dass ich mich fühle, als hätte ich sieben Wackersteine gefressen. Und dann haben sie es nicht mal ausgespielt. So verliert Dance on a volcano seinen Abschluss und Los Endos sein Intro. Als Substitut wird des Hörers Ohr mit einem Drum duet behelligt, welches zu nervig ist um gehört zu werden, aber auch zu kurz um Bier zu holen, bzw. wegzuschaffen.


    Los Endos

    Los Intros klingt dafür dann umso knackiger, ist aber halt nicht komplett. Ich muss dazu vielleicht erwählnen, dass mir das Intro von Los Endos immer sehr gut gefallen hat, einer der Hauptgründe, warum mir das Stück in der 76er Variante (egal ob Studio oder live) deutlich mehr gibt. Hier jedoch wurden erste Konzessionen an ein Publikum gemacht, deren Kinder oder Enkel sich Schwiegermutter gesucht anschauen, weil für mehr die Aufnahmefähigkeit fehlt.


    Fazit

    Dann fasse ich mal zusammen. Ich mag Seconds Out deutlich besser, als ich es hier vielleicht zum Ausdruck brachte. Insbesondere The lamb, Cinema show und The musical box erquicken mein Ohr. Auch Squonk, selbst wenn ich das nicht gebraucht hätte. Dennoch halte ich das Album für ein wenig verschwendet. Es sind so viele Stücke von 1976 drauf, diese sind aber alle in der 77er Variante aufgenommen. Nur Cinema Show ist von 1976, wobei das Original drei Jahre älter ist. Was hätte ich für eine 76er Aufnahme von White Mountain gegeben oder bei den gewählten Titeln hätte man zumindest Los Endos und I know what i like in der älteren Version draufpacken können. Nun gut, es sollte nicht sein. So ist für mich Seconds Out das Album der vergebenen Möglichkeiten, aber auch nicht so schlecht wie manch anderes Zeugnis der Band.


    Dieser Text wurde komplett im sitzen geschrieben.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    2 Mal editiert, zuletzt von Herma ()

  • Dieser Text wurdekomplett im sitzen geschrieben.

    :D:D Das hört man auch - speziell bei den hohen Tönen. Du solltest dir ein paar Background-Tippsen zulegen. :)

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • Eltern halten ihre schluchzenden Kinder in den Armen, junge Männer trösten
    ihre Mädchen und alten Leuten fließen bittere Tränen über die
    zitternden Wangen wenn sie an längst vergangene Zeiten denken. Doch
    aufgemerkt: Die Trauer findet nun ein Ende. Denn einem kühlen
    Herbstwind gleich bläst ein frischer Wind durch das Forum. Ja, ihr
    ratet richtig. Ein neues Wort zum Samstag ist fertig.


    Lange habe ich überlegt, welchem Album ich meine Aufmerksamkeit
    zuteil werden lasse. Nach reiflicher Überlegung entschied ich mich
    für And then there were three. Es ist zugleich das erste Wort zum
    Samstag, welches ich auf einem Smartphone schrieb. Wen es
    interessiert: auf einem Lumia 1520.


    Zunächst muss ich jedoch überlegen woher ich das Album damals
    bezog. Und ohne mich darauf festnageln zu lassen bin ich doch recht
    sicher, dass es eines der wenigen ist die ich geschenkt bekam. Das
    einzig andere an das ich mich in dieser Hinsicht erinnere ist Seconds
    out auf Kassette. Inzwischen höre ich es jedoch nur noch als Stream.
    Meine Rechner haben auch gar keine optischen Laufwerke mehr, wo ich
    die CD einschieben könnte. Doch genug des Vorgesülze, auf geht’s.


    Down and out

    Der Opener, ich erwähnte dies bereits an anderer Stelle, erinnert
    mich stets an eine Neuauflage von Watcher of the Skies. Natürlich
    ist das Intro deutlich kürzer, aber auch der restliche Aufbau ruft
    mir immer wieder Watcher ins Gedächtnis. Im direkten Vergleich zieht
    Down and Out bei mir aber nahezu durchweg den Kürzeren. Nicht wegen
    Collins’ Gesang, sondern vielmehr wegen der doch sehr dürren
    Abmischung. Ob am Rechner über das recht wuchtige 2.1 System oder
    über Kopfhörer, das gute Stück klingt unterernährt. Es fehlt
    eindeutig am Bass oder an satten Synthiesounds. Hinzu kommt noch ein
    Übermaß an Hall, das diesen prinzipiell guten Song zu ersäufen
    droht. Vorsicht Spoiler: Diesen Kritikpunkt werdet ihr öfter lesen.


    Undertow

    Ein herrlich ruhiger Anfang. Ein wenig betuliche Burgromantik und
    Collins der wirklich liebreizend dazu schnurrt. Dann setzt das
    Schlagzeug ein und es ist vorbei. Wieder dürre Synthieklänge,
    wieder ein großer Eimer Hall und ein Herma, der sich nach dem Warum
    fragt. Immerhin tröstet die zweite Strophe, auch wenn die
    Gewissheit, dass gleich wieder alles zugekleistert wird den Genuss
    merklich schmälert.


    Ballad of Big

    Bisher also alles noch im Rahmen und ohne größere Ausfälle.
    Dann kommt Ballad of Big, beugt sich zu meinem Ohr hinab und
    flüstert: „Ha, du fettes Rumgehoppe, das glaubst auch nur Du.“
    Meine Fresse, was für eine Platz- und Zeitverschwendung. Erinnert
    mich thematisch immer ein wenig an „Kopfhaut“ von „Die Ärzte“,
    ohne aber dessen erfrischende Albernheit zu besitzen. Für mich ganz
    klar der schwächste Track des Albums. Na ja, fast zumindest.


    Snowbound

    Schlimmer geht es nämlich immer. Und das haben Genesis hier einmal mehr bewiesen.

    Was für ein garstig klebrig süßes Geschmiere. Hier
    stimmt einfach nichts. Pathetischer Text, süßliche Instrumentierung
    und im Refrain dann wieder dieser zentnerweise aufgetragene Hall.
    Liebes bisschen, da bekommt man ja schon vom Zuhören Karies. Ja, mir
    ist bekannt dass es in diesem Lied um einen Erfrorenen gehen soll,
    aber das macht es nicht wirklich besser. Nun, zumindest muss der Arme das nicht
    mehr hören.


    Burning Rope

    Eines der Stücke die nach meinem Eindruck immer wieder hoch
    gelobt werden. Das mag auch nicht mal zu Unrecht der Fall sein, aber
    das was beim komponieren mit den Händen erschaffen wurde, riss man
    beim arrangieren mit dem Arsch wieder ein. Die für dieses Album
    scheinbar typisch dünne Instrumentierung schlägt auch hier wieder
    unbarmherzig zu, vor allem Mikes Gitarre in der Mitte tut einfach nur
    weh im Ohr. Auch scheint das Stück in eben jener Mitte nicht so
    recht zu wissen, wo es eigentlich hin will und torkelt wie ein
    traumatisierter Tanzbär um sich selbst.


    Deep in the Motherlode

    Über die Jahre habe ich das Stück durchaus mögen gelernt. Liebe
    ist es nicht, wird es auch nie, aber immerhin ist zumindest eine Art
    Bass erahnbar und es geht schön straight ins Ohr. Leider bleiben die
    Kritikpunkte die gleichen wie bei den anderen Stücken. Gitarren und
    Synthies klingen furchtbar dünn, außerdem hat Captain Hall wieder
    mal seinen großen Auftritt. Langsam wird’s ein wenig iterativ.


    Many too many

    Ich wundere mich bisweilen weshalb alle auf Follow you, follow me
    rumhacken. In Sachen eingängiger Schmalzigkeit spielt dies hier in
    zumindest der gleichen Liga. Aber es ist, das gebe ich gern zu,
    schöner Schmalz. Mikes Gitarre nervt zum Ende hin ein wenig, aber es
    ist nicht so, als würde er das Solo von Firth of Fith zum Besten
    geben.


    Scenes from a night dream

    Man könnte es für tolle abgedrehte Lyrics im Stil von Giant
    Hogweed handeln, oder als einen eher schwachen Versuch, dies zu
    simulieren. Ein Versuch der Verdeutlichung. Jeder kennt die alten
    Superman Filme mit Christopher Reeve. 1979 gab es, wohl um an den
    Erfolg anzuknüpfen bzw. aufzuspringen den sehr trashigen spanischen
    Film Supersonic Man. Ganz so schlimm ist Scenes zwar nicht, aber an
    die Qualität und Stringenz des Originals kommt es auch bei weitem
    nicht heran. Von dünner Instrumentierung und Hall ohne Ende schrieb
    ich schon? Nein? Nun, muss wohl inzwischen auch nicht mehr gesondert
    erwähnt werden.


    Say its alright Joe

    Ein weiteres Highlight in meinen Ohren. Am Anfang herrlich ruhig,
    Collins singt wunderschön, die Synthies perlen vor sich hin und die
    Gitarre stört nicht weiter. Und dann kommt, wie bei Undertow, der
    Refrain und macht alles kaputt. Warum in Herrgotts Namen? Ein
    Klangbatzen aus Instrumentenmischpoke und Hall. Und Collins der
    dagegen ansingen muss. Immerhin das Outro entschädigt für den
    refrainisierten Klangsalat.


    The Lady lies

    Endlich mal ein Stück, bei dem ich den Meckerfritzen in den Stall
    setzen kann. Sowohl klanglich, als auch in Sachen Text ein artiger
    Spaß. Hier passt auch der Hall und Tonys Tastitarium klingt nicht
    ganz so bulemisch wie auf den vorherigen Stücken. Alles in allem ein
    hervorragender Abschluss für ein nicht immer hervorragendes Album.


    Follow you, Follow me

    Das letzte Stück will so gar nicht zum Album passen und wirkt wie
    ein nachträglicher Einfall. So wie „Ach Scheiße, dann lasst uns
    auch mal Geld verdienen.“ Das ist nicht negativ gemeint, denn
    inzwischen habe ich meine Sturm und Drang Phase hinter mir und ein
    empfinde ein gut geschriebenes Liebeslied deutlich hörenswerter, als
    ein mittelmäßiges Progstück das vor lauter Komplexität nicht mehr
    weiß, wo es hin will und dann ausschließlich Hörer zu begeistern
    weiß, denen nur bei krummen Takten die Hose eng wird. Und Follow you
    hat alles was ein guter Popsong haben muss.

    Eingängige Melodie, Dennoch nicht zu simpel. Da hat man im
    Genesisumfeld deutlich Schlimmeres gehört. Ja, Anthony Phillips,
    damit bist vor allem Du mit deinen bisweilen recht kitschigen
    Auswüchsen gemeint.


    Fazit

    Eigentlich kann man der Attwt nur drei Sachen vorwerfen. Die
    wirklich erschreckend magersüchtige Instrumentierung, die teilweise
    unausgegorene Zweitverwurstung früherer Songideen und vor allem den
    Hall. Besonders letzterer macht sehr viel kaputt, was schade ist,
    denn eigentlich ist das Album viel besser, als ich es in Erinnerung
    hatte. Aber man merkt auch, dass es so nicht weiterging. Noch ein
    Album in dieser Art wäre wohl entweder sehr langweilig geworden,
    oder Genesis wären zu einem Witz verkommen. Von daher kann man den
    angefangenen Stilwechsel bei Duke nur begrüßen. Auch wenn das eine
    oder andere da noch in die Hose ging.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    7 Mal editiert, zuletzt von Herma ()