SQUACKETT - A Life Within A Day (1. Juni 2012)

  • Gibt es die Platte bei itunes oder sonstwo online zu kaufen?

    I am the other half
    And you are what I am for
    I won't lie to you or hurt you
    I'm not like that anymore

    I am with you all the time now
    One soul. One mind. One heart.
    The other half cannot be parted
    From the other half

  • Ja, ich habe gestern auch eine Email von Amazon bekommen (nachdem es am Dienstag bereits eine Versandbestätigung gab), dass die Platte erst am 8. herauskäme und damit auch erst später verschickt werden könne. Die CD kam dafür schon gestern an. Da die aber mein Bruder morgen zum Geburtstag bekommt, konnte ich sie nicht hören :( Naja, vielleicht macht er sie bei seiner Feier an, sonst muss ich mich wohl noch ein bisschen gedulden. Wo man schon für Platten bald doppelt so viel wie für CDs hinlegen muss, wäre eine zeitgerechte Veröffentlichung eigentlich wünschenswert. Aber nachdem ich gestern im "Kulturkaufhaus Dussmann" war und gesehen habe, dass die plötzlich drei Schallplattenregale haben, vor dem die Anzug-Yuppies rumdümpeln, wird CD-hören wohl bald reinster Underground werden :)

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com

  • Bin gerade am Hören, werde vielleicht heute Abend noch mehr schreiben.


    Gleich vorweg: Für mich nicht nur bisher das beste Album in diesem Jahr, sondern auch eines der besten Alben aus dem Genesis-Umfeld seit der Jahrtausendwende!


    Für Hackett-Fans und Squire-Fans ein Muss; auch für Freunde von gut gemachter Rockmusik mit Anteilen von Jazzrock, Prog, AOR, Melodic-Rock kann ich eine klare Kaufempfehlung geben!

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    Einmal editiert, zuletzt von mutzelkönig ()

  • Scheiße, eigentlich habe ich viel zu viel zu tun, um mich jetzt groß über A LIFE WITHIN A DAY von SQUACKETT auszulassen. Aber es hilft nichts, das Album ist so großartig, dass es ein paar lobende Worte verdient – schon allein als Gegengewicht zu diversen Statements babyblauer Progpuristen oder dem wieder einmal unerträglichen Geblubber des führenden Musikmagazins.
    Mag sein, dass meine durch heutiges Dauerhören ausgelöste Euphorie meine Bewertung beeinflusst, aber andererseits ist es doch auch toll, wenn einen ein Album so richtig packt, wenn es genau den eigenen musikalischen Nerv trifft. Momentan liegt diese fast perfekte Scheibe für mich bei 13 – 14 Punkten und damit noch vor Steves SHROUDED HORIZON und TWTS und auch vor Gabriels UP – was für mich die drei besten Alben von (Ex)-Genesis-Leuten seit dem Jahr 2000 waren. SQUACKETT hat damit meine schon recht hohen Erwartungen noch einmal übertroffen. Wahnsinn! Und Steve zeigt einmal mehr, dass er schon seit geraumer Zeit der mit Abstand kreativste Musiker aus dem Genesis-Umfeld ist. Böse Zungen könnten ergänzen: Es braucht ja derzeit auch nicht viel, um diesen inoffiziellen Titel zu erringen...


    Zurück zum Album selbst. In vielen Rezensionen konnte man lesen, dass SQUACKETT über weite Strecken wie ein Hackett-Album klingt. Ich würde sagen: Es klingt AUCH wie Hackett, aber eben in vielerlei Hinsicht auch nicht wie ein typisches Hackett-Album. Der Bass von Squire ist in fast allen Stücken sehr präsent, sowohl was den typischen Squire-Sound angeht, als auch die Bassläufe und Linien. Man muss zugestehen, dass Squires melodisches Bassspiel die ohnehin schon guten Songs auf ein noch höheres Niveau hebt. Eine derart tolle Bassarbeit gab es in dieser Dichte auf keinem der letzten Solo-Alben von Hackett – und das trotz Namen wie Nick Beggs und Co.
    Das mag daran liegen, dass Hackett solo zwar immer wieder mit technisch guten Bassisten kooperierte, aber das Arrangement der Basslinien oft hörbar vernachlässigte – bis hin zum Ersetzen der Bassgitarre durch synthetische Bassspuren. Nun hat Hackett mit Squire einen Bassisten als gleichberechtigten Partner an seiner Seite, und sofort spielt der Bass eine viel bedeutendere Rolle. Gut so, sage ich (und das nicht nur als Bassist)! Wo wir gerade bei der Einzelkritik sind. Neben Hackett und Squire gebührt vor allem auch Roger King ein dickes Lob. Ich bin ja durchaus auch ein Kritiker der Kingschen Soundeskapaden (denn manchmal ist es einfach „too much“), aber auf diesem Album finde ich seine spielerischen und produktionstechnischen Beiträge sehr geschmackvoll. Die Elektronik drängt sich nie zu stark in den Vordergrund, sondern harmoniert wunderbar mit den akustischen Klängen. Auch der Soundmix des Albums gefällt mir sehr gut.
    Nicht vergessen möchte ich auch Jeremy Stacey. Was der hier drumtechnisch zu bieten hat, ist schon allererste Sahne und ziemlich vielseitig. Auch vom Drumming her bietet SQUACKETT damit noch ein wenig mehr als die letzten Solo-Ausflüge von Hackett. Schließlich Hackett selbst. Eine unglaubliche Vielfalt an Rhythmus- und Leadgitarren, tolle Soli und eine insgesamt sehr rockige Grundausrichtung machen dieses Album aus. Ein weiterer Unterschied zu den letzten Hackett-Alben besteht für mich darin, dass die Songs sehr viele Uptempo-Momente und in vielen Fällen einen tollen Groove haben. Auch das ist sicher ein Verdienst der tollen Rhythmusgruppe.


    Nun zu den Songs im einzelnen:
    A LIFE WITHIN A DAY: Ein geradezu hymnisches Gitarrenintro mündet in einen mittelschnellen Groove der aufgrund seiner leicht exotischen Melodik ein wenig an Led Zeppelin erinnert (ja, mir ist bewusst, dass dieser Vergleich in jeder zweiten Rezension zum Album auftauchte...), gleichzeitig aber eben auch wie ein typischer Hackett klingt. Erinnert mich vom Feeling ein wenig an VALLEY OF THE KINGS. Ab ca. Minute 3 gibt es dann einen fusionlastigen Soloteil, in dem besonders Bass, Gitarre und Schlagzeug so richtig die Sau rauslassen, und irgendwie klingt das dann tatsächlich, als würde man ein ganzes Leben in einen einzigen Tag quetschen. Insgesamt ein toller Opener – wunderbar stimmungsvoll und leicht wahnsinnig.
    TALL SHIPS: Ein äußerst locker vor sich hin groovendes Stück, dass aus einem Bassriff von Squire entstand. Hackett spielt hier auch ein paar sehr schöne funkige Rhythmusgitarren, die ich so von ihm noch nicht gehört habe. Der Gesang in der Strophe hat eher „Jam“-Charakter und kontrastiert schön mit dem mehrstimmigen Refrain. King zaubert ein paar schöne Soundeffekte. Toller Ohrwurm und sogar tanzbar! Sicher, das hier ist kein Prog mehr, aber what shalls?
    DIVIDED SELF: Absoluter Ohrwurm! Ein in jeder Hinsicht unglaublich schöner und perfekter Popsong. Auch wenn dieser Song ursprünglich wohl von Hackett stammte, erinnert mich der Refrain harmonisch sehr stark an YES. Ein paar sehr schöne Soli von Hackett. Das zweite etwas längere Solo (welches Instrument (Sitar???) spielt Hackett da?) erinnert mich klanglich an Trevor Rabin. Nach etwas über 3 Minuten darf Roger die Songessenz dann noch ein bisschen durch seine Soundmühle drehen.
    ALIENS: Als ich an das Intro zum ersten Mal hörte, kam mir spontan RIPPLES in den Sinn. Dieses Stück ist stark akustisch angelegt und besitzt ganz tolle Gesangsharmonien. Auch im Albumkontext ein schöner Ruhepol, bevor es rasant weiter geht.
    SEA OF SMILES: Wir kommen zur Single des Albums. Und was für eine Single! Da ist es fast schade, dass dieses Album nicht 30 Jahre früher erscheint. Der Song ist exzellent aufgebaut: Eine geheimnisvoll-dunkle Strophe, eine sich erhebende Bridge und schließlich ein geradezu ausbrechender Refrain mit einem kleinen Meisterwerk an Melodie. Der Song geht gut nach vorne und eignet sich auch hervorragend für Luftgitarre und Air-Drumming (hab ich selbst ausprobiert).
    THE SUMMER BACKWARDS: Wie Christian schon andeutete, könnte dies der kleine Bruder vom SERPENTINE SONG sein. Kurze Nummer, vielleicht etwas unspektakulär und – wenn überhaupt – ein kleiner Schwachspunkt des Albums.
    STORMCHASER: Brachial, rockig, düster, schräg – dieser Song hat wieder einige der typischen Hackett-Trademarks. Wieder sehr viele interessante instrumentale Sequenzen, vor allem der rhythmisch schräge Unisonoteil von Bass und Gitarre (ab 3:44) hat es mir angetan.
    CAN`T STOP THE RAIN: Eine wunderbare Ballade von Herrn Squire, der hier auch stimmlich zu überzeugen weiß. Spätestens hier wird klar, dass dieses Album kein Prog-Album (und auch kein Nur-Hackett-Album) sein will. In den instrumentalen Zwischensequenzen, in denen Hacketts Gitarre wunderschön perlt, wird es harmonisch wunderbar jazzig, da liegt sogar ein Hauch von Steely Dan in der Luft. Jeremy Stacey zeigt, dass er auch dieses Terrain mühelos beherrscht.
    PERFECT LOVE SONG: Ein perfektes Finale! Tolle Gitarrenmelodie von Hackett und dann wiederum ein schöner Harmoniegesang. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass sich die Stimmen von Squire und Hackett gut ergänzen? King legt einen flauschigen Keyboardteppich, und Hackett zeigt hier im Solo sogar eine kurze Tapping-Einlage. Das Drumming wechselt gekonnt zwischen Halftime und Uptempo. Zum Schluss gibt`s einen Fadeout.

    Ein paar letzte Worte ... Es wäre schade, wenn dieses Album (für mich ist es ein kleines Meisterwerk) nicht die Beachtung findet, die es verdient hat. ALSO GEHT RAUS UND KAUFT ES!!! Außerdem möchte ich unbedingt die Herren Hackett, Squire, King und Stacey im Herbst live sehen – und zwar bei uns in Deutschland. Hoffentlich klappt das!

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Vielen Dank für diese ausführliche und euphorische Besprechung, Mutzelkönig :topp:. Ich hab bisher erst zweimal das Album gehört (über simfy, Amazon braucht ja leider noch ne Woche) und es gefällt mir wirklich überraschend gut, passt vor allem hervorragend zum sommerlichen Wetter.:cool:

    Aber als bestes Werk aus dem Genesis-Umfeld aus diesem Jahrtausend? Eher nicht, aber da sind die Geschmäcker halt verschieden ;) .

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’




  • Danke für die tolle Rezi, die mit enormer Begeisterung "ansteckt" und mich jetzt kaum mehr das "Eintrudeln" des guten Stücks abwarten lässt! :winken:
    Habe heute aber wenigstens schon mal die Versand-Bestätigung vom "Hause-Hackett" erhalten und bin ja nun extrem gespannt....:dumdi:

    PACKUNGSBEILAGE MIT WARNHINWEISEN:
    Alle hier von mir geposteten Beiträge stellen lediglich meine ganz persönliche und somit subjektive Ansicht dar! ;)


    "...Download love and download war
    Download the shit you didn´t want
    Download the things that make you mad
    Download the live you wish you had..."


    Nordlichter Stargast ´2012 !

  • Und Steve zeigt einmal mehr, dass er schon seit geraumer Zeit der mit Abstand kreativste Musiker aus dem Genesis-Umfeld ist. Böse Zungen könnten ergänzen: Es braucht ja derzeit auch nicht viel, um diesen inoffiziellen Titel zu erringen...


    In quantitativer Hinsicht gebe ich Dir Recht, und das sollte man durchaus immer wieder mal betonen, wenn man sich anschaut, wie wenig manche seiner Kollegen so veröffentlicht haben.


    In qualitativer Hinsicht kann er aber Peter nicht das Wasser reichen. Dafür wiederholt sich Steve in den letzten Jahren - leider - zu sehr.


  • In qualitativer Hinsicht kann er aber Peter nicht das Wasser reichen. Dafür wiederholt sich Steve in den letzten Jahren - leider - zu sehr.


    Ich sehe da mittlerweile auch durchaus einen qualitativen Vorsprung für Steve.
    Wo hat sich Peter denn nach UP noch kreativ hervorgetan? SCRATCH MY BACK und NEW BLOOD sind in kreativer Hinsicht größtenteils die Leistung von John Metcalfe, das sollte man auch als Gabriel-Fan anerkennen.
    Natürlich wiederholt sich auch Hackett hier und da. Deshalb finde ich ja SQUACKETT so gelungen, weil es Hacketts Musik einige neue Facetten hinzufügt.
    Fakt ist auch, dass nach mehr als 10 Jahren Warterei auf neues Material von Peter die Erwartungen an ein neues Album so unglaublich riesengroß sind. Vielleicht auch ein Grund, warum Gabriel neue Songs immer wieder verwirft, aufschiebt etc.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Bei "Stormchaser" (ca. 2:00 - 2:20) gibt's ein Zitat aus "Larks' Tongues In Aspic" von King Crimson.

    Einmal editiert, zuletzt von Sredni ()