Going Back - Erste Eindrücke

    • Offizieller Beitrag

    Wer auf's Motown-Repertoire, den Motown-Sound und Phils Stimme steht, wird mit diesem Package bestens bedient! Wer nur auf Motown steht, aber nicht auf Phil, der wird trotzdem zugeben müssen, dass Phil seine Sache mehr als ordentlich gemacht hat. Und wer auf Phils Stimme steht, aber nicht auf Motown, kann dies vielleicht als neue Chance sehen, sich mit der einzigartigen Geschichte von Motown, den Funk Brothers und dem Songwriter-Kollektiv zu beschäftigen. Wer natürlich weder auf Motown, noch auf Phil steht, der bräuchte hier eigentlich erst gar nicht reinschauen, geschweige denn das tippen anzufangen.


    Ich seh's mal so: Phil will neues ausprobieren, und lernt auch mit knapp 60 Jahren noch dazu. So ein Coveralbum, noch dazu wenn man es so akribisch angeht wie Phil, ist eine Herausforderung, da man sich mit fremden Material auseinandersetzen muss. Und auch wenn mir sein neuerdings eingesetztes Gesangs-Vibrato nicht wirklich gefällt, merke ich, dass er an seiner sich selbst gestellten Aufgabe gesanglich gewachsen ist. Ebenso sein Drumming: wann hatte zuletzt an so einem spartanischen Set gesessen (1972?)? Den Style der verschiedenen Motown-Drummer musste er sich auch erst mal drauf schaffen...und trotz Handicap hat er sicher eine Menge dazu gelernt!


    Das CD/DVD-Package ist eine wirklich runde Sache, die man so aus dem Hause Genesis gar nicht erwartet hätte. Alle 29 Songs, üppiges und wirklich interessantes Video-Material (lediglich der neue Clip zu "Girl" fehlt) und eine tolle Gestaltung/Aufmachung.

    Got no friends? Got no fun? Listen to SPLIFF and you'll see the sun!

    Club-Mitglied seit 1991
    +++ GENESIS (11x ab 1987)
    + PHIL COLLINS (12x ab 1990) + PETER GABRIEL (20x ab 1987) + STEVE HACKETT (11x ab 2003) + MIKE & THE MECHANICS (11x ab 1989) + RAY WILSON/_CUT (7x ab 1999) + THE MUSICAL BOX (15x ab 2003) +++ Nächste Station: Steve Hackett, 18.07.2024

  • gut zusammengefasst Steffen.



    Ich tue mir nur mit dem "alten" sound schwer wenn er als übersteuerte Töne rüberkommt.
    Da würde ich gerne mal eine weniger alte Version der Songs hören wollen.


    Papa was a rolling stone ist schon ein grandioses Gesamtwerk


    Mit der CD muss man analog zu Scratch my back von Peter bereit sein sich mit dem Ding zu beschäftigen. Einfach rein und berieseln lassen geht hier deutlich schwerer als mit den normalen Collins oder Genesis 3-piece Alben.
    Aber wenn man sich das Video mal angeschaut und sich dann mit den Erklärungen von Phil beschäftigt und seinem Anspruch anhört muss man schon eine tiefe Verbeugung machen.


    ME

  • Die meisten Songs auf dem Album sind ungefähr doppelt so alt wie ich es bin, und da dürfte ich auch nicht alleine mit sein. Es gibt eben auch Menschen wie mich, denen diese Songs bisher unbekannt waren, ich entdecke sie gerade erst für mich. Gleiches gilt für meinen besten Freund, seinen kleinen Bruder, und meinen Cousin, die alle ohne Vorkenntnisse des Motown-Sounds und seiner Geschichte uneingeschränkt von diesem Werk begeistert sind.


    Daher möchte ich zu Steffens sehr ausführlichen Äußerungen noch ergänzen, dass da auch noch die Gruppe derjenigen ist, die bisher nur Collins ohne seine musikalischen Früheinflüsse kannten und nun die späte Chance haben, diese für sich zu entdecken. :)

    • Offizieller Beitrag

    Es ist etwas völlig anderes als Genesis, aber ich als Vollblut-Genesisfan (ich kann jeder Ära genug abgewinnen) freue mich tierisch, dass Phil mal wieder ein großer oder größerer Wurf gelungen ist. Und es freut mich auch, dass dieses Album nichts mit Genesis zu tun hat. Wer das erwartet, ist selber schuld.


    Naja, Phil Collins hatte solo nie viel mit Genesis zu tun, sieht man mal von ganz wenigen Titeln ab. Kann mir auch nicht vorstellen, dass dies jemand ernsthaft erwartet hätte.


    Davon abgesehen kann man natürlich auch nicht viel aus dem Album herausholen, wenn man es "mal eben auflegt und wieder weglegt" und vermutlich nur nebenbei gehört hat.


    Es ist aber auch nicht so, dass man sich unbedingt zwingen sollte, ein Album, das man schon beim ersten Hören nicht mag, so oft zu hören, bis der Eindruck sich endlich gewandelt hat - das ist dann nur Krampf. Wenn Musik keinen Spaß macht, macht sie eben keinen Spaß.


    Damit Musik interessant ist, sollte sie immer auch ein Stück weit überraschend sein, neu und aufregend klingen. Ein Album, das aus Coverversionen von 45 Jahre alten Songs besteht, hat es da natürlich von den Voraussetzungen schon schwer. Der sehr puristische Ansatz dieses Projekts erleichtert es auch nicht gerade. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass mehr hätte drin sein können. Überraschungen gab es hier eindeutig zu wenige - vielleicht war auch zu viel schon vorab durchgesickert. Für mich klingt es jedenfalls überwiegend so, wie ich es auch erwartet hatte - leider jedoch auch zu gleichförmig und zu wenig inspiriert. Es scheint alles recht schnell und vielleicht ein wenig zu hastig eingespielt worden zu sein - Diskussionen um die Arrangements gab es ja sowieso nicht. Mir fehlt da auch ein wenig die Cleverness und die Sorgfalt beim Produzieren. Die Drums gehen oft fast völlig unter, stattdessen gibt es Fingerschnippen, Tambourines, viel Blech und einen Gesamtsound, der oft mehr an Phil Spector erinnert als an Motown.


    Egal, ich freue mich jedenfalls, dass Collins damit offenbar Erfolg hat, nachdem er jahrelang nur schlechte Presse bekam und sich zuletzt sogar die Hausfrauen beim CD-Kauf zurückgehalten hatten. Die Plätze 2 und 7 in den Amazon Charts nach dem ersten Wochenende sind doch sehr beachtlich - Nur Linkin Park hat noch die Nase vorn.
    Ich persönlich werde mich dennoch zurückhalten und das Album vorerst nicht kaufen - beim dritten Durchlauf heute war es noch zäher, weiß daher nicht, wann ich es das nächste Mal hören will - vielleicht ja gar nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Der sehr puristische Ansatz dieses Projekts erleichtert es auch nicht gerade. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass mehr hätte drin sein können. Überraschungen gab es hier eindeutig zu wenige - vielleicht war auch zu viel schon vorab durchgesickert. Für mich klingt es jedenfalls überwiegend so, wie ich es auch erwartet hatte - leider jedoch auch zu gleichförmig und zu wenig inspiriert. Es scheint alles recht schnell und vielleicht ein wenig zu hastig eingespielt worden zu sein - Diskussionen um die Arrangements gab es ja sowieso nicht. Mir fehlt da auch ein wenig die Cleverness und die Sorgfalt beim Produzieren. Die Drums gehen oft fast völlig unter, stattdessen gibt es Fingerschnippen, Tambourines, viel Blech und einen Gesamtsound, der oft mehr an Phil Spector erinnert als an Motown.



    Ok an diesem Punkt sind die Leute klar im Vorteil, die beide Dokus auf der Bonus-DVD gesehen haben. Auf diese Kritikpunkte bzw diese Eindrücke wäre ich im Leben nicht gekommen - und schon gar nicht mehr nach den Informationen, die man durch diese Doku hat.


    Du hast schon recht, man darf sich nicht zwingen, etwas gut zu finden. Aber mir fiel vor Jahren zB der Zugang zu Darktown sehr schwer und ich hab mich damit beschäftigt, weil es mich irgendwie wurmte - und trotzdem interessierte. Über dieses Album wurde ich dann endgültig zum Hackett-Fan.

    • Offizieller Beitrag

    Ok an diesem Punkt sind die Leute klar im Vorteil, die beide Dokus auf der Bonus-DVD gesehen haben. Auf diese Kritikpunkte bzw diese Eindrücke wäre ich im Leben nicht gekommen - und schon gar nicht mehr nach den Informationen, die man durch diese Doku hat.


    Naja, kann auch ein Vorteil sein, wenn man nicht zu viele Infos hat (ich hatte nur die Infos aus diesem Forum, ein paar Previews, sowie die vorab veröffentlichte Single). In diesem Thread war ja nach den ersten Eindrücken gefragt. In meinem Fall sind die also recht unvorbelastet - ich habe nicht einmal ein Cover vorliegen und die Tracks auch nicht in der richtigen, sondern in alphabetischer Reihenfolge gehört. Natürlich ändert sich dadurch auch die Rezeption, das ist klar (so steigert sich z.B. der Nerv-Faktor bei Papa was a rolling stone gewaltig, wenn man direkt nacheinander Normalversion und Remix hört).


    Auch die grundsätzliche Haltung, die man gegenüber einem Künstler und seinem Werk über die Jahre erworben hat, spielt sicher eine Rolle (mit Darktown hättest du dich sicher nicht so intensiv beschäftigt, wenn du Steve doof gefunden hättest). Leider hat Phil bei mir keinen großen Kredit mehr, deshalb bin ich ihm gegenüber generell ziemlich kritisch und wenig enthusiastisch - halt kein Fan.

  • Das Album hat mir schon beim ersten Hören sehr gefallen. Diese Leidenschaft und Unbekümmertheit, die Phil an den Tag legt ist förmlich spürbar und daher ist diese "Echtheit" des Albums wirklich existent und verdient unseren Respekt.
    Phil hatte Spaß daran und das ist doch auch gut so und nun haben wir Teil an diesem Spaß! Wow! So soll es sein!


    Und wer es nicht mag, der soll es halt nicht hören.


    Nachdem ich mir die DVD-Videoschnipsel reingezogen habe, muss ich sagen, dass mein Gehör für dieses Album noch sensibler geworden ist und man die Songs noch intensiver wahrnimmt.
    Ich kann daher jedem nur empfehlen, sich die Spezial-Edition zuzulegen, nicht nur wegen der Videos, sondern auch wegen des umfangreichen Audio-Materials! Wirklich genial!


    Ich danke dir Phil!!!!!!!!!!

  • Als Phil-Collins-Fan, der in erster Linie das Schlagzeugspiel und die Solo-Arbeit der 80er kennen- und schätzengelernt hat ist Going Back endlich mal wieder ein Beleg dafür, warum die Verehrung für PC als Musiker so groß ist. Durch die letzten Alben und das Abdriften in die Hollywood-Filmmusik hat die bedingungslose Treue teilweise Risse bekommen. Mit diesem neuen Album werden sie allerdings wieder gestopft. Hey, er kann es - und er zeigt es!


    Warum Going Back kein unnötiges Album ist
    Sein Verständnis Motown zu covern hat nichts mit Eigeninterpretationsdrang oder der Suche nach neuer künstlerischer Innovation zu tun. Es macht ihm einfach Spaß, eine repräsentative Auswahl seiner damaligen Favoriten neu einzuspielen. Mit dem gleichen Sound, wie er die Songs damals gehört hat. Er ermöglicht seinen Fans, anderen Fans und Musikliebhabern Zugang zu dieser bedeutenden Ära der Popmusik. Er möchte wieder die gleichen Gefühle hervorrufen, als ob man die Songs das erste Mal hört. Und er verändert sie nicht, weil sie das nicht brauchen. "A good Song is a good Song is a good Song" (John Lennon). Ich persönlich bin ihm dafür dankbar, denn viele dieser Schätze muss man einfach im Regal haben. Und man verliert dann schnell die Übersicht. Vorher war mir Motown immer nur halbwegs geläufig, ohne einen Bezug zu haben. Der eine oder andere Song war okay, aber für eine Platte der Temptations oder Supremes hat's dann doch nicht gereicht. Phil Collins hat die Songs nicht nur neu aufgenommen, sondern ihnen die Magie gelassen. Dazu seine grandiose Stimme und der alte Vinyl-Sound. Besser kann man es nicht machen.


    Warum Going Back ein gutes Album ist
    Die Verpflichtung der Funk-Brothers und die akribische Zusammenstellung der einzelnen Parts - seien es Bläser, Background-Gesang oder auch die Drums - haben dem Album den entscheidenden Pfiff gegeben. Gute Entscheidung, die Drums selber zu spielen und später über ProTools zusammenzuschnipseln (siehe auch Doku zu Going Back). Ein programmiertes Schlagzeug hätte den Schwung rausgenommen. Ich bin selber Drummer und habe wahnisinnigen Respekt davor, wie sich Phil durch die Schlagzeug-Recordings gequält hat. Es hat sich gelohnt.


    Anspieltipps
    Natürlich der Opener "Girl", "Uptight", "Heatwave", "Blame It On The Sun", "Papa was A Rolling Stone", "Going To A Go-Go" sind fürs Erste die herausstechenden Songs. Nach mehrmaligem Hören kommen auch so langsam die anderen Songs ins Gehör, so dass man die Platte irgendwann als Dauerläufer im Player hat. So ist es jetzt bei mir.


    Going Back zeigt nicht, dass Phil Collins wieder da ist, sondern dass er noch da ist. Und zwar so, wie wir ihn in unser Herz geschlossen haben: Mit Leidenschaft und Bodenständigkeit. Dass es sich nicht um eigenes Material handelt, finde ich am Ende nicht so wichtig. Für mich als Nicht-Kenner sind ohnehin die meisten Songs neu und ich habe nun eine offenere und bessere Meinung zu dem Motown-Katalog. Good Stuff, Man! Going Back ist ein Schritt nach vorn.


    Danke, Phil.

  • Also zu papa was a rolling stone, das wurde ungefähr schon, keine ahnung, 20x gecovert, also dieses lied jetzt hochzujubeln, sorry...


    allerdings muss ich sagen dass motown nicht meine musik ist, aber trotzdem, mit scratch my back ist es nicht zu vergleichen, da sich Mr Gabriel quasi selbst neu erfunden hat, phil hat leider "nur" gecovert.


    Ich freue mich auf das Konzert am Sonntag in Amnéville und die Haare stehen mir jetzt schon zu Berge wenn ich daran denke.


    Ich hoffe er hat Ane Brun wieder dabei...

    • Offizieller Beitrag

    richtig, Scratch My Back ist ne ganz andere Kiste - vor allem ist es ein langsames Album, während Going Back zum großen Teil fetzt.


    Allerdings hat sich Gabriel mit dem Album kaum neu erfunden, denn wir Collins bediente er sich an Talenten anderer. Die Arrangements stammen schließlich von Metcalfe.


    Beide hatten aber gute Ideen und das gefällt mir sehr. Es wird nie langweilig mit den Genesis-Jungs :)


    OFF Topic: Ane Brun ist dabei