SdW [23.-29.08.10]: PETER GABRIEL - Secret World

    • Offizieller Beitrag

    @ teemeister und martinus
    Klingt reichlich kompliziert. Wer versteckt schon seine Gefühle in der Ehe? Und warum? Wegen einer Lappalie (Sofa)? Gerade da fliegen doch die Fetzen?


    Daß man auch immer dann konkret verstanden wird, wenn man ein allgemeines Beispiel gibt! :augenrollen:
    Ja, da fliegen die Fetzen, und unter Umständen (wenns dumm läuft) tritt kurzzeitig in den Hintergrund, dass man die Person, mit der man da streitet, eigentlich liebt. Ist ein Deutungsvorschlag, und ich glaube hier noch keinen besseren gesehen zu haben.


    Ich werde doch mal eine genauere Biographie lesen. Da liegt ja wohl einiges im Argen. Welche würdet ihr empfehlen?


    Die von Spencer Bright in der Ausgabe von 2000. Den Rest kannst du vergessen.

  • Da habt ihr ja was angerichtet bei mir....


    Seid fast einer Woche läuft dieser - ansonsten immer von mir etwas ignorierte Titel - rauf und runter und geht mir nicht mehr aus dem Kopf.


    Als die CD damals rauskam habe ich gedacht: 'Ach das ist das "Take me Home" vom Peter, da wollte er musikalisch mal so was ähnliches machen wie der Phil.'


    Nachdem ich aber die Live Versionen (oft) gehört und mit der Studioaufnahme (ebenfalls oft) verglichen habe, musste ich feststellen, welche unterschiedliche Qualitäten (Intensität, Intimität, Power und Performance) in allen Ausprägungen die einzelnen Versionen bieten und liefern. Bei der Studioversion muss ich weinen, bei der Secret World Live Version ist die Performance unglaublich intensiv (schaut mal auf PGs Gesicht bei 'In this house of make believe') und die 2003 Version reist mich vor lauter Power und Spielfreude vom Hocker. Der Song berührt mich immens.


    Textlich habe ich mich zunächst nicht weiter mit dem Lied beschäftigt - lediglich eure angeregte Diskussion hat mich zu Spencer Bright greifen lassen, der Peter zitiert, was er mit dem Song meint. Er spricht von seiner schwierigen Zeit im Übergang seine Ehe mit Jill und seiner Beziehung ("powerful relationship") zu Rosanna Arquette (jaja, die aus 'Rosanna' von Toto).
    Aus diesen Erfahrungen heraus ist der Text entstanden (also "Seitensprung" ist wohl eine richtige Vermutung). Er widmet in den Credits das Album unter anderem Jill und Rosanna ("To Rosanna for all your love and support that I didn't properly acknowledge")
    - Spencer Bright (S. 361 TB-Ausgabe 2000)


    Das "Shht ...Listen" spielt wohl darauf an, dass er in diesem emotionalen Durcheinander versucht in sich zu horchen, was eigentlich los ist um mit der Situation klar zu kommen.


    Ich danke dem Forum, dass ich diesem großartigen Song so intensiv wiederentdecken durfte und auch neu kennenlernen konnte. Ach ja - ich habe 13 Punkte vergeben.


    Kabuki

    :pete:

    4 Mal editiert, zuletzt von kabuki ()

  • kabuki: wenn man, wie ich, vom Spencer Bright
    "nur" die Erstausgabe von 1988 hat, in der das
    US-Album thematisch natürlich nicht vertreten ist,
    weiß man halt nix von der Rosanne-Geschichte ....
    Da möchte man doch wissen, warum die Büchersammler
    so einen Kult mit den Erstausgaben betreiben. Fast immer
    sind sie inhaltlich/druckteufeltechnisch viel felerhafter
    bzw. unvollständiger als die Nachauflagen.


    Ich habe in den letzten Tagen "Secret World" ebenfalls in
    allen möglichen Versionen gehört; ebenso das US-Album
    plus umliegende Singles - mit altenativen Mixen.
    Das ist schon eine Platte, die ein tieferes Zuhören erfordert,
    die sich einem nicht sofort beim ersten Hören oder Wiederhören
    erschließt. Die Musik -das dachte ich damals sofort -
    bewegt sich klanglich in verschiedenen, vor allen tiefen Schichten,
    die Frequenzen zeitweise nach oben treibt, oder auch
    wieder, wie in einer Wellenbewegung, nach unten spült;
    was mir sofort als eine Analogie zum Unterbewußtsein
    erschienen ist. Nun würde ich doch einige Punkte mehr
    für den Song vergeben. Peter verwendete auch seine
    alte Genesis-Bass-Trommel, die er ja damals, zum
    Schrecken von Mr. Mayhew und Mr. Collins, mit
    Fußtritten tracktierte. Ob er wohl das dämpfende Zeug
    entdeckt und entfernt hat, dass die anderen damals
    in der Trommel versteckten?


    Als das Album herauskam, arbeitete ich als Verkäufer
    in einem CD-Laden; und wir spielten es von früh bis abend,
    begeisterten Kunden erst für Peter und dann für das
    gesamte Real World Label (Michael Brook, L. Shankar,
    Drummers Of Burundi u.a.). Das waren tolle Zeiten ...

    2 Mal editiert, zuletzt von Der Teemeister ()

  • martinus
    Ich weiß schon ein Beispiel von der Realität zu unterscheiden. Nur erschien mir das Problem ernsthafter.
    Und ich lag da ja wohl nicht ganz daneben ...
    Danke für den Buchtipp, werde die allerneuste Auflage nehmen.

    • Offizieller Beitrag

    martinus
    Ich weiß schon ein Beispiel von der Realität zu unterscheiden. Nur erschien mir das Problem ernsthafter.
    Und ich lag da ja wohl nicht ganz daneben ...


    Was ein Herr Gabriel mit einer Frau Arquette angestellt hat oder mit seiner Frau oder auch nicht, ist ja vielleicht recht reizvoll als gewissermaßen historisch interessierte Forschung daran, wo der Text herkommt. Aber wird der Song nicht erst dadurch für den Einzelnen wirklich relevant, wenn er sich aus der konkreten Situation löst, genereller wird und dadurch auch auf die Lebenswirklichkeit des Einzelnen anwendbar wird (wenn ich hier noch mal Christians Hinweis aus dem Eingangspost aufgreifen darf, dass dieser Song zu einem bestimmten Zeitpunkt auf sein Leben passte wie nur irgendwas...).


    Aber vielleicht führt das schon zu weit weg vom Song der Woche und wäre ein gutes Thema für eine allgemeine Diskussion in einem neuen Faden.

  • Einige interessante Infos zum Text haben mich den Song noch zwei mal hören lassen, weil er mir nie so sehr auffiel. Da hat sich nichts dran geändert. OK: 8 Punkte

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!

  • Ich habe den Song jetzt schon ewig nicht mehr gehört und ich denke, heute würde ich ihn etwas langatmig finden. Ich lege ihn jetzt mit Absicht nicht auf, weil



    ich mich gut daran erinnern kann, was der Song zum Zeitpunkt als er aktuell war in mir (im wahrsten Sinne des Wortes) bewegte.



    Ich habe damals kaum auf Texte geachtet. Kleine Fetzen finden sich derzeit noch in meiner Erinnerung. Jetzt, nachdem ich hier über die Übersetzungen von martinus und dem Teemeister geschaut habe, kann ich schon mal sagen, dass sie meiner inneren Resonanz des Songs erstaunlich gut entsprechen.



    Ich empfand den Song damals als ausgesprochen (und für PG ungewöhnlich) flligran und dicht, seltsam tief sogar. Er war in mir bis heute immer mit einer endlos fließenden, rotierenden und spiralförmigen Bewegung verbunden. Das war in der Tat das, was mich daran regelrecht faszinierte. Gleichzeitig erscheint er aber auch (an den Rändern) diffus und auflösend, nicht zielgerichtet. Ich fand auch, dass er sich von den anderen Songs des Albums deutlich abhob und so am Ende der Scheibe davonflieht, als würde er einen vagen Blick auf die Zukunft erlauben. Im Nachhinein fühle ich mich darin bestätigt, auch wenn das Folgealbum 10 Jahre auf sich warten ließ.



    Also, das war jetzt eine total dellitante Beschreibung rein aus dem Bauch heraus. Ich persönlich finde sie aber so interessant, weil ich weiß, dass ich maßlos enttäuscht sein werde, wenn ich den Song mal wieder auflegen sollte, weil ich das für mich heute nicht mehr nachvollziehen kann.




    Ach ja: 10 Punkte, für den Erinnerungswert