Scratch My Back - allgemeine Eindrücke und Favoriten

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    Ich hatte von Beginn an 2 Favs: "The Boy in the Bubble" und "Apres Moi". Daran hat sich nur geändert, dass "AM" weiter in meiner Gunst steigt.


    Daran schließt sich ein dichtes Feld von mehreren Songs an (hier herrscht eine Art gerangel), die ich alle auf Platz 3 setzen könnte : Mirrorball, Flume, Listening Wind, Heroes. In der Abstimmung hat sich Flume durchgesetzt, heute würde ich vielleicht eher Mirrorball wählen.


    Den größten Wandel hat vielleicht "Street Spirit" durchlaufen. Der Emoschock ist einer Akzeptanz (nicht des Songs sondern des Inhalts) und Melancholie gewichen. Wäre es ein Love-Song, stünde er aufgrund der emotionalten Tiefe, die er erreicht auf Platz 1. Aber ich finde dieser Song steht unvergleichbar ganz alleine da und entzieht sich jedem Ranking.


    Bei Philadelphia habe ich lange gebraucht, Neil Youngs Stimme aus dem Kopf zu bekommen. Gabriels Version, die für mich eine eher angenehme Ruhe ausstrahlt, gefällt mir inzwischen sehr viel besser, als Youngs zwar einzigartiger, aber entrückter Gesang.


    Bei "The Power Of The Heart" und "I Think..." habe ich Probleme mit PGs Gesangsstimme. Ich finde, sie klingt stellenweise angestrengt (sprich: nicht überzeugend) verstellt, was bei "TPOTH" spätestens ab "marry me" nicht mehr der Fall ist und ab da ergreift mich der Song richtig gehend. Das gehauchte "heart" der ersten Strophen fand ich zu Beginn total irritierend (das erste mal hörte ich den Song über Kopfhörer, da fällt es sehr auf) und verursacht in mir immernoch eine leichte Abneigung an diesen Stellen.


    "I think..." gefällt mir von Randy Newman nicht und von PG auch nicht. Das ist einfach nicht mein Ding, ich hab's probiert. Allerdings kann ich mich dem Song zunehmend als ein Teil von "SMB", der hier in einem Zusammenhang steht, ganz gut widmen, seine Atmossphäre und die wirklich guten Lyrics würdigen.


    Die SWD-Version von "The Book Of Love" fand ich kitschig. Das habe ich erst mal nach "SMB" übernommen. Der hier abgeänderte Gesangspart war jedoch eine zunehmende Wohltat.


    "MBIAC" pendelt sehr stark in meiner Gunst. Als ich ihn das erste mal hörte, hat er mich schlichtweg umgeblasen. Aber das war ein einmaliger Eindruck (Irgendwie das typische erste mal). Dramaturgisch ist er mit Sicherheit der Höhepunkt des Albums, als auch der Ausgangspunkt eines Richtungswechsels. "Apres Moi", ein ebenfalls kraftvoller Song, liegt mir mit seinem auf-und-abwogen mehr. Und vielleicht liegt es an meinem eigenen inneren Pendel, dass mich beim Hören von "MBIAC" manchmal eine Gänsehaut überkommt, sich manchmal aber auch die Fußnägel kräuseln, je nachdem, wo mein Pendel gerade steht.


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  • lillywhitelillith: Ein sehr schöner Beitrag. Diese Art der persönlichen Beschreibung finde ich sehr anregend, um die Songs auch immer wieder selbst mit einem anderen "Blick"(?) zu hören; die Auseinandersetzung mit den Songs wird für mich so einfach lebendiger.

  • Power of the Heart, Mirrorball und Apres moi sind immer noch unter meinen Lieblingstiteln, es könnten aber genauso gut Book of Love, Flume und Boy in the Bubble sein. Diese sechs Titel müssen alle aufs Siegerpodest.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Allgemeine Eindrücke: Man muss, meiner Meinung nach, dieses Album öfters hören, als andere (bsp. Pop-) Alben, um einen Zugang zu finden. So war es zumindest bei mir. Aber es hat sich gelohnt, da ich es jetzt ziemlich gut gelungen finde. Sehr edle Musik und auch sehr anspruchsvoll, an den meisten Stellen. Außerdem bewegt sich das koplette Album durchgehend auf einem sehr hohen Niveau.


    Ja, so sieht das aus bei mir...


    Auf einen oder mehrere Favoriten will ich mich aber noch nicht festlegen, habe zwar schon welche, aber ich muss die Scheibe erst noch einige Male hören.

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    lillywhitelillith: Ein sehr schöner Beitrag. Diese Art der persönlichen Beschreibung finde ich sehr anregend, um die Songs auch immer wieder selbst mit einem anderen "Blick"(?) zu hören; die Auseinandersetzung mit den Songs wird für mich so einfach lebendiger.


    Besten Dank und ich gebe das Kompliment zurück. Ich finde Deine Beiträge auch interessannt, zumal es für mich schwierig ist, meine Ansichten über die Arrangements in Gedanken/ Worte umzusetzen. :gruebel:


    Immerhin glaube ich jetzt zu wissen, was "Flageolett-Töne" sind. ;)


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  • (...) zumal es für mich schwierig ist, meine Ansichten über die Arrangements in Gedanken/ Worte umzusetzen. (...)


    Ja, die Beschreibung von Musik und den eigenen ausgelösten Empfindungen ist und bleibt echt schwierig, das geht jedem so. Andererseits müssen wir ja hier alles andere als perfekt sein und deine Postings sind nun wirklich klasse.


    Z.B. habe ich mich mit den Originalversionen und den Texten bislang fast überhaupt nicht beschäftigt. Und wenn du mir da hinsichtlich "The book of love" so eine gedankliche Tür öffnest, um den Song aus einer neuen Perspektive heraus zu begreifen, dann erfüllt das Forum für mich hier einen ganz zentralen Zweck: wechselseitige Bereicherung durch Gedankenaustausch.

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    Da offenbar keiner mehr Lust hat, was zu Christians Anliegen beizutragen und ich gerade ein Weilchen Zeit habe, werde ich diesen Thread jetzt mit einer meiner wilden Ideen anreichern.


    Es wurde hier ja schon mal aufgegriffen, dass die Songs in der Auswahl ihrer Reihenfolge, sich zu einem musikalischen Konzept, einer Figur zusammenfügen.


    Nach meiner Meinung gibt es auch ein thematisches, inhaltliches Konzept.


    Ich hatte eigentlich von Anfang an das Gefühl, dass "Heroes" und "The Boy In The Bubble" eng miteinander verknüpft sind. Das war so mein erster Gedanke an ein mögliches inhaltliches Konzept. Darauf will ich aber jetzt nicht weiter eingehen.


    Pickt man sich die Lovesongs raus, fällt leicht auf, dass sie eine chronologische Abfolge bilden. Nimmt man das als ein zeitliches Gerüst, fügen sich die anderen Songs zumindest zwischen "The Boy In The Bubble" und "The Book Of Love" wie von selbst als allgemeine Stationen eines Lebensweges ein.


    "The Boy In The Bubble": die Welt, in die wir kommen


    "Mirrorball": erste, neue, junge Liebe


    "Flume": Zurücklassen der Kindheit, (Instabilität in der Liebe)


    "Listening Wind": Rebellion (demonstrativ, also die extreme, fatale Variante)


    "Power Of The Heart": feste Bindung, Heirat


    "My Body Is A Cage": Lebenskriese, (sozialer) Druck, Entscheidung


    "The Book Of Love": reife Liebe, allgemeine Reife



    Danach wird es etwas komplexer und geht in eine bestimmte Richtung, der allgemeine Pfad wird verlassen bzw. es taucht eine Schere auf. Der Entscheidung aus "MBIAC" folgen:


    "I Think...": Konsequenzen, Distanzierung bzw. Entkoppelung (von der "Menschenliebe")


    "Après Moi": Festhalten an den eigenen Standpunkten


    "AM" enthält eine gesellschaftliche Komponente. Ob das Festhalten an Standpunkten im Einklang oder Gegensatz zu dieser steht, ist Auslegungssache.

    Philadelphia: Selbstzweifel, Reflexion, Rückversicherung


    Street Spirit: Sackgasse, Verzweiflung. (Abhängig vom Standpunkt bleibt hier der Spielraum zwischen der Betrachtung des einzelnen Schicksals oder eines größeren, z.B. gesellschaftlichen Zusammenhangs oder auch einer umfassenden humanistischen Sichtweise).


    Ich weiß, klingt blöd, aber ich versuche so wenig wie möglich hinein zu interpretieren.


    Bleibt noch


    "Heroes": Einleitung, Reminiszenz, eine Kreis bildende Verbindung (zwischen "Street Spirit" und "The Boy...", Wandel)


    Kleiner Joke am Rande: Das erste Wort von SMB ist "I", das letzte "LOVE".



    Bei "Waterloo Sunset" kann ich mir vorstellen, dass es eventuell als Alternative zu "Heroes" entstand. Zum Glück mußte nicht darauf zurückgegriffen werden, sonst würde bei dem first/last-word-Ding "Dirty Love" rauskommen. :topp:



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  • Bin nicht Deiner Meinung. "The Boy in the Bubble" und "Listing Wind" sind auch im allerweitesten Sinne keine Liebeslieder.


    Ich weiß, klingt blöd, aber ich versuche so wenig wie möglich hinein zu interpretieren.



    Hä? Also mehr Interpretation abseits von allem was die Songtexte hergeben hab ich selten gelesen...

    (Meine Anmerkungen sind nicht böse gemeint, aber das was Du schreibst konnte ich wirklich nicht unwidersprochen stehen lassen.)

  • Wie ist das bei euch? Haben sich bei euch die Favoriten ähnlich verschoben oder sind diese sogar nun komplett anders?



    Meine Tops und Flops haben sich nicht wesentlich geändert, weder durch's öftere Hören (jedenfalls nicht mehr seit dem ca. 3./4. Durchgang nachdem ich bewertet habe), noch durch das Konzert dass ich in Berlin am 24.03.2010 geniessen durfte.


  • Pickt man sich die Lovesongs raus, fällt leicht auf, dass sie eine chronologische Abfolge bilden.


    "Mirrorball", "The Power Of The Love", "The Book Of Love"


    Nimmt man das als ein zeitliches Gerüst, fügen sich die anderen Songs zumindest zwischen "The Boy In The Bubble" und "The Book Of Love" wie von selbst als allgemeine Stationen eines Lebensweges ein.