SdW [30.11.-06.12.09]: GENESIS - Counting Out Time

Es hat mich immer etwas geärgert, dass nach BINYC und HH dieses doch etwas klamaukige und simple Stückl Musik kommt. Schon der Wechsel von Moll auf Dur und der Einsatz der Beat-Age-Drums ist nicht besonders ohrenfreundlich. Klingt überhaupt nicht wie eine Genesis-Komposition. Aber auf "Lamb" scheint nichts zufällig zu sein, daher - und wegen des gelungenen Übergangs - skippe ich den Titel auch nicht weg. (Komischerweise gibt es dann keine Überleitung zu den Crawlers.)

Abstimmung ist vorbei, ich weiß, aber heute haben die Quizzer zur Frage 17-2012 einen Link zu einem wunderbaren Artwork zur US-Single eingestellt, unterlegt mit Bildern aus "Rheims 16.Mai 1975" ( ist Reims gemeint?). Ganz toller Clip!
Deshalb tauche ich nochmal in die Kiste...

Genesis - Counting Out Time (single, vinyl) - YouTube

Ich hab nicht die ganzen teuren DVDs, mit denen die meisten Fans ausgestattet sind. Als visueller Bilderjäger freue ich mich über die wenigen Sekunden kostenlose footage und hab mir mit Vor-und Zurückspulen einen echt schönen, eskapistischen Video-Abend geleistet. Inklusive Trauer, dass das einer der letzten Gigs war.

Auf 1:48 schimmern bei Peter noch einmal die alten Prog-Moves von ’72 durch, im Crossover zum Proto-Punk. 1975 hatten sich wohl noch nicht die typischen Sid-Pogue-Moves etabliert . Peters Suche nach einem neuen, eigenständigen Style ist berührend anzusehen. Langsam abgespielt kommt in 1:35-1:54 ein ferner Hauch der „in-my-wuadroub-ah“-Sequenzen durch. Was für eine Präsenz – sie springt einem direkt aus dem Bildschirm.

Auf 1:36 und 1:44 meine geliebten Augenbrauen-Zucks. Peters Micro-Mimik könnte ich endlos hintereinanderschalten. [Deutliches *augenzwinkern!*: 2:09 wirft eine neue Frage auf: Blieb Rael mit seinem Malen-nach-Zahlen-Bemühungen erfolglos, weil er sie an der falschen Spezies ausprobiert hat? Die Zeiten waren wild 1975..]

Besonders plastisch eingefangen auf 3.36 das Ende: Peter professionell. Seine Schlußsignale sind immer so dynamisch! (Nur 1990 in Chile =Don’t give up mit Sinead O’Connor - hört absolut niemand auf sein FINISH-Signal, Sting buzztt munter weiter...; war halt nicht sein Team). Hier im Mai in Frankreich, das war ein Team, ein so funktionierendes...

Riesenseufzer

Also zum Song , Counting Out Time. 7 Punkte.
Ich kannte zuerst nur die Melodie, war eigentlich lustig, stimmt alles. [Weiß immer noch nicht, ob das, was hier und da als Kazu bezeichnet wird, ein echtes Instrument ist oder ein Effekt?]

Dann kam der Text. Unser Lehrer wollte uns, nunja, zum Teich der Erkenntnis führen und ließ uns B-tells TransComingOut >Ob-la-di-ob-la-dah< und Counting Out Time simultan analysieren. Giggeln hier und da, dann ein Verständnistest. Merken Lehrer eigentlich , was sie mit deutscher Gründlichkeit im Reich der Kunst anrichten können (danach war's vorbei mit COT wie auch mit Desmond + Maudie Jones)

Intelell kann ich den für Lamb gewollten Bruch zwischen dem HERZEN und dem CRAWL nachvollziehen aber aber aber. Nicht mit meinem Herzen: auf Lamb wirkt‘s seit jeher und weiterhin – für mich - störend.

Und: Peter singt trotz des erotischen Textes mit der unerotischsten seiner vielen Stimmen, mit der sozusagen am-Weitest-vom-Erotischen-entferntesten-Modulation-EVER, hu, da springt g a r nichts rüber. Absoluter Kontrast zum Crawl (weich, warm, gefühlig, yummie).

[Naja und ganz privat: Vor meine Augen drängt sich bei Erogenous Zones immer und immer Graham Chapman mit dem Tinny-and-Woody-Words-Sketch : Erogenous Zooone 2:54 und 3:00 :p ]

Nachtrag: Littlewood hat Recht: Graham Chapman's "Erogenoous Zoone" stammt aus der 42. Episode der Flying Circus Show (episode 42; aired 14 November 1974; recorded 26 October 1974), die erst im Monat nach den Genesis Takes zum Lamm-Album aufgenommen wurde. das heißt, entweder haben die Pythons + Genesis zusammen abgefeiert oder beide beziehen sich gleichzeitig auf irgendein heute vergessenes X oder es ist Zufall. :cool:
[FONT=&quot]
[/FONT]
Nachtrag: hei oby, wattissn Frustabbau?

hast Du Frustabbau oder was?

so spät und doch völlig daneben. Einer der besten Songs der Platte. Danke, setzen!;)

[FONT=&quot]:-D auf Anraten meiner Anwälte umgezogen [/FONT]

Was hier so alles angeschwemmt wird.
Für mich ist "Counting" denkbar weit vom besten Song des Albums entfernt, funktioniert aber im Kontext der Geschichte (wie eigentlich alles auf dieser Platte) ausgezeichnet.
Daß es Gabriels Stimme hier an Erotik gebricht, ist wohl wahr, aber eigentlich auch kein Wunder. Würde er diesen überkandidelt expliziten Text mit "echtem" Sex und Schmeichel bringen, wäre die ironische Wirkung dahin. Die ist allerdings durch Musik und Text bereits so übertrieben, daß man im Theater wohl von klassischem over-acting sprechen müßte. Dafür und für die vielleicht etwas einfältige Melodei Punktabzug.
Ansonsten sehe ich den Song so ein wenig als Baustein, der den davor und danach liegenden Perlen das Glänzen ermöglicht. Kontrast muß sein, auch das ist ja ein Reiz dieses Albums, würdeloses Skippen käme nie in Frage.

@ GitgO:
Die Monty Python-Nummer ist fraglos über jeden Zweifel erhaben. Sie mit dem Song zu assoziieren ist eine sicherlich interessante Leistung Deines Unterbewußtseins. Wenn ich das richtig sehe, ist das Album allerdings noch vor dem Sketch erschienen, so daß eine Inspiration in diese Richtung wohl auszuschließen ist. (Aber vielleicht umgekehrt)?

Mal sehen, ob mir diese Verknüpfung nun zukünftig auch widerfährt - und ob es die Rezeption nachhaltig verändert.
Bis das entschieden ist, gebe ich vorerst mal knappe 11 P.

10 Stunden Zugfahrt, hab 'n Ohrwurm von Counting Out Time.
Ab damit auf die Playlist-Sports.
Jetzt 6 Stunden vor Beginn des Weltuntergangs muss ich schnell noch meine Zugfahrt-Gedanken hier reinpressen, dann ist auch Schluss mit COT.

Klar, Littlewood, absolut ! Overacting hoch 10!

Zu den Acts, bei denen Lyrics/Text und die Musik komplett auseinanderfallen zähle ich aktuell Pink - in Try geht es um den Clash, um das Aufeinanderprallen zweier extrem starker, dominanter, auf gleicher Augenhöhe operierender Persönlichkeiten, die sich trotz aller Liebe immer wieder verletzen. Die Musik dazu kommt v i e l zu dünn und zaghaft rüber und trägt die Idee nicht.

In COT geht es um den vielleicht wichtigsten Moment im Leben von Jungs, ob Latino-Punk, Lil' Wow aus Brooklyn oder zarter englischer Internatler: Funktioniert alles gut beim ersten Mal? Versagensängste... Mancher kommt so dermaßen gar nicht darauf klar, dass er sich hinterher etwas antun möchte, weil er meint, statt' ner 15 eine miese 1 abgeliefert zu haben.

Unklar ist, ob Genesis mit Absicht diese Ob-Lah-Di Tralala-Melodie gewählt haben, um augenzwinkernd zu sagen : Mach Dir nichts draus, Junge, auch wenn die Lady nicht zufrieden war, davon geht die Welt nicht unter :p (Oder mussten sie schnell mit dem Doppelalbum fertig werden und haben zwei Schubladen zusammengeschustert...?)

Es wäre zu schön, wenn man die Lyrics, die Idee von Counting out Time COVERN und neu würdigen könnte.

Beginnen würde ich beim Clip, etwa so ausgeleuchtet wie

im Original zu D'Angelo - How does it feel ( hier leider nur eine gechoppte Version)
D'Angelo - How Does It Feel (Chopped 3 Times!) - YouTube

dann die Stimme
Peters Stimme wie in der ersten Hälfte des Phönix-Lamms (weiß nicht ob original oder remastered?)
Genesis - The Carpet Crawlers - Live Phoenix, Arizona 1975 - YouTube

und darauf eine Melodie, die voller Zweifel startet, Sehnsucht, cinema-show-artig, singende Gitarre, dann Erleichterung - aah, man hat eine Bedienungsanleitung downgeloaded, nun kann nichts mehr schiefgehen ! Durch die Zip-Zip-Yippieh- Passage müsste etwas Un-ironisches, Leichtes führen....

Und am Ende *aufmunterndes Schulterklopfen* - easy, now, kein Problem Junge, wird schon ...

Nachtrag : Tschuldige, Tom, ich hatte das vergessen und mich davontragen lassen.
Kannst mich sonst woanders reinpacken? Ich pass nirgends rein ...
Ein Zuhause für einzelne Songs, in die man egal wann etwas schreiben kann,
hab ich noch nicht gefunden. Und - erm- wo finde ich die visuelle Abteilung..?

Alles Gute zum Weltuntergang -
GitgO zum 21.12.2012

Counting Out Time ist einer der ersten 3 Songs, die ich von Genesis vor Jahren kennengelernt hatte...

Finde es an der Stelle der TLLDOB genau passend und frischt hierdurch den Zuhörer, nach der etwas schwereren Kost drum herum, zwischendurch etwas auf. (Aus dem gleichen Grund liebe ich auch ATOTT (den Song). Aber das ist andere Baustelle...