Wie zeitgemäß ist ein Urheberrecht?

Ausgelöst durch die Sperrung von Musikvideos auf youtube bin ich mal wieder ins Grübeln geraten...

Ist der Schutz von geistigem Eigentum, ist ein Urheberrecht eigentlich sinnvoll?
Wem nützt es und wem schadet es? Können oder sollten wir in bestimmten Bereichen nicht darauf verzichten?

Wie legitim ist es, eine Idee für sich zu reklamieren, nur weil man sie (vielleicht) als erster hatte?

Wie legitim ist es, von anderen für die Nutzung dieser Idee Geld zu verlangen?

Gehen wir am Beispiel der Musik einmal ins Detail: Wie kann es sein, dass man ein Urheberrecht an einer Melodie erwerben kann, wenn es für jeden einzelnen Ton dieser Melodie KEIN Urheberrecht gibt und eine Melodie doch stets nur die Summe von mehreren nicht schützbaren Tönen ist?
Ist das nicht widersinnig? Wenn es richtig ist, dass (einzelne) Töne allen gehören (und das wird ja wohl niemand bestreiten), kann es dann sein, dass eine bestimmte Abfolge dieser Töne plötzlich nur noch einem gehören darf?

Ihr seht, je mehr man sich mit dem Urheberrecht beschäftigt, desto fragwürdiger wird seine Existenz...

Zitat von Dead Flower

Beziehst Du die Frage des Threads nur auf die Musikbranche oder hat sie allgemeinen Charakter?

Ich würde das auch weiter fassen.

Nehmen wir zum Beispiel Patente auf Arzneimittel. Kann es sein, dass ein solches Patent dazu führt, dass sich bestimmte bedürftige Menschen ein Medikament, das sie dringend brauchen, nicht leisten können und deshalb sterben müssen? Kann man den Tod dieser Menschen dadurch rechtfertigen, dass ein pharmazeutisches Unternehmen gerne seine Gewinne maximieren möchte?

Ihr seht, da gibt es außerhalb der Musik viel existentiellere Beispiele...

Oder auch der Bereich von Information und Wissen. Was wäre, wenn jemand auf die Idee käme, ein Urheberrecht auf Nachrichten einzuführen? Verträgt sich so etwas mit demokratischen Prinzipien oder müssen in einer Demokratie nicht vielmehr bestimmte Dinge allen kostenlos zur Verfügung stehen?

Zitat von martinus

Ich finde, dass dem Urheber einer Idee auch die Rechte an ihrer Nutzung zustehen, gewissermaßen als Belohnung für seine geistige Leistung.

Aber wie will man eine geistige Leistung messen? Der eine sitzt eine ganze Woche vor dem Klavier und probiert stundenlang, bis er einen Song fertig hat. Der andere träumt die Melodie im Schlaf und muss sich gar nicht anstrengen. Sind beides "geistige Leistungen" und verdienen beide die gleiche Belohnung?

Zitat von Dead Flower

Natürlich, denn wie willst Du nachprüfen, wer wie lange an einer Idee gearbeitet hat? Unmöglich, deshalb natürlich Gleichbehandlung.

Aber wenn ich auf einmal eine Melodie im Kopf habe, worin besteht dann die Leistung?

Und wie kann ich mir anmaßen, zu behaupten, dass niemand vor mir die gleiche Idee/den gleichen Gedanken hatte bzw. niemand dies irgend wann einmal haben wird?

"Die Gedanken sind frei" heißt es so schön, weshalb also soll man Gedanken schützen lassen können?

Zitat von eclipse

Finanzielle Entlohnung für die entsprechende geistige oder wie auch immer geartete Leistung ist eine oder eher sogar die wesentliche Triebfeder unserer Marktwirtschaft.

Willst du ernsthaft behaupten, dass Menschen nur dann schöpferisch/kreativ tätig sind, wenn ihnen ein finanzieller Gewinn in Aussicht gestellt wird? Das wäre ja - entschuldige die Wortwahl - abartig!

Das Gegenteil ist doch der Fall! Die Mehrheit der Menschen betätigt sich künstlerisch aus Spaß an der Sache, zur Selbstverwirklichung, um anderen eine Freude zu machen... Nur eine Minderheit verdient mit ihrer Kunst wirklich Geld. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Der wahre Künstler hat als ersten Antrieb niemals die finanzielle Entlohnung vor Augen, sondern er fühlt sich dazu berufen, kreativ zu sein!