tom Productions: was hältst du denn eigentlich von der guten alten LP? Ist die kein Maß der Dinge mehr bezgl. der 2009 CD bzw. SACD/5.1- Version? Meine ist noch "ziemlich" knackfrei...
Die Knackser sind ja nun nicht das einzige Problem des Mediums Vinyl. Letztlich reden wir über ein Aufzeichnungsprinzip, das im 19. Jahrhundert, also vor etwa 150 Jahren erfunden wurde. Auch wenn die Technik bis 1980 kontinuierlich verbessert worden ist (seitdem übrigens nicht mehr), kommt es nicht einmal ansatzweise in Sachen Klangtreue an die Digitaltechnik heran. Selbst die 14-Bit-Wandler in den allerersten CD-Spielern haben Vinyl damals schon locker abgehängt.
Die Vinylausgabe von "Lamb" klingt daher etwa so, wie man vor 35 Jahren Musik gehört hat, mit Geräten, die sich krampfhaft bemühten, die Forderungen der uralten HiFi-Norm DIN 45500 einzuhalten, die übrigens deshalb so lasch waren, weil Vinyl ja als "HiFi" gelten sollte. Als gelernter Tontechniker und überzeugter nicht-Esoteriker konnte ich dem Medium noch nie etwas abgewinnen, nicht einmal vor dem digitalen Zeitalter. Damals war das Spulentonband das Maß aller Dinge (Viertelzoll, 38 cm/s), deshalb hat man auf diesem Medium ja auch gemastert.
Joe Jackson hat sich mal Anfang der 80er in einem Interview beklagt, dass sein neues Album im Studio toll geklungen habe - "bis sie es dann in dieses beschissene Stück Plastik gepresst haben". Das sagt eigentlich alles.
Fakt ist: Beim Vinyl-Mastering muss(te) man stets große Kompromisse machen, daher wurde das eigentlich fertige Mastertape nochmals durch Kompressor und EQ geschickt und klanglich so zurecht gebogen, dass der Schneidstichel keine Probleme bekam, etwa mit kräftigen Impulsen oder zu tiefen Bässen. Diese Eingriffe waren definitiv nicht künstlerisch intendiert.
Ein Remix von den analogen Multitrack-Tapes ist daher das einzig konsequente Verfahren: nur so bekommt man ein Master, das die Studioaufnahme angemessen repräsentiert. Dass die Genesis-Remixe so spektakulär anders (viele sagen: besser) klingen, ist nicht allein Nick Davis' Verdienst - er hat sich im Gegenteil stets bemüht, die Mischungen getreu zu reproduzieren - es ist vielmehr so, dass man durch den technischen Fortschritt erstmals in der Lage ist, die Qualität der alten Aufnahmen bis zum Hörer getreu und nahezu verlustfrei zu transportieren.
Joe Jackson hat heute sicher mehr Spaß im Studio... 
Aber vor allem dachte ich so an die Weihnachtsgeschenkidee....