Entangled part 2 !!!

  • Bin hier beim Stöbern gelandet und habe mir eben meine ersten Magenta-Eindrücke verschafft.
    Eine spannende Frage hierbei ist ja, auf welchen Grundlagen die Plagiatsdiskussion stattfindet.
    Möglichkeit 1: Der Sound (also die Klangfarben) macht die Musik. Dann wären Magenta in der Tat ein unselbstständiges, eklektizistisches Projekt (das die Welt nicht braucht).
    Möglichkeit 2: Melodik, Harmonik, Rhythmik, Dynamik, Form / Struktur, Motive / Phrasen / Themen machen die Musik. Dann wären (nach meinen ersten Eindrücken) Magenta eine absolut selbstständige und ambitionierte Band, wo soll da das Plagiat sein? Da ist über 90% der gesamten Rock-Pop-Musik viel abgekupferter als gerade diese Band.
    Mein Standpunkt ist ganz klar, dass musikalische Substanz in erster Linie eben nicht durch die Klangfarben entsteht. Wer so argumentieren würde, der müsste ja allen möglichen Ensembles vom klassischen Sinfonieorchester bis hin zu etablierten Rockbesetzungen (z.B. Voc. / Hammondorgel / Bass / verz. E-Git) die Existenzberechtigung absprechen. Das halte ich für offensichtlich nicht haltbar.
    Im Gegenteil: Je mehr ein Stück nur vom Sound "lebt", desto größer die Gefahr von Oberflächlichkeit und auch mangelnder "Haltbarkeit" der Musik. Ich würde mal behaupten, dass viele Popsongs, die ehemals mit vordergründig "innovativen" Synthiesounds für einen neuartigen Höreindruck gesorgt haben, absolut bedeutungslos werden, weil die "Sound-Mode" eben kurzlebig wie andere Moden ist.
    Wenn ein Song aber musikalische Substanz aufweist, dann kann er auch dauerhaftere kulturelle Bedeutung gewinnen - und damit meine ich nicht nur einen sentimentalen Status als "Oldie" ("Weißt du noch, das war ja damals in unserer Jugend...!").
    Die Magenta-Songs sind m.E. absolut gekonnt und eigenständig komponiert, von daher :topp:!

  • townman. Damit sich jeder mal ein Bild machen kann worums mir ging:
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    der instrumentale Zwischenteil ist ganz deutlich als eine Hommage zu verstehen. Insgesamt aber ein eigenständiger, schöner Song mit Ohrwurmqualität.

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    der instrumentale Zwischenteil ist ganz deutlich als eine Hommage zu verstehen. Insgesamt aber ein eigenständiger, schöner Song mit Ohrwurmqualität.


    Eine süße Idee, eine cda-Datei anzubieten. :rolleyes:

  • O.k., ich verstehe. Ist ein bisschen schwierig. Also, ich würde das mit dem Begriff "Hommage" schon nachvollziehen können, mit "Plagiat" hätte ich weiterhin Schwierigkeiten:
    Es geht ja im Wesentlichen um den Sound (der m.E. für Plagiatsvorwürfe zunächst eher sekundär wäre - s.o.) mit den unverzerrten Gitarren und vor allem einem Solo-Keyboardsound.
    Und - schwerwiegender - hier auch um die Töne der Gitarrenbegleitung sowie der Solopassagen.
    Eine Ähnlichkeit zu "Entangled" besteht darin, dass über einem Mollakkord beginnend die Begleitfigur der Gitarre die None sehr stark hervorhebt (wird auf der schweren 1 sowie der 2+ und 4 gespielt). Dies verleiht der Figur eine gewisse Melancholie bei gleichzeitiger orgelpunktartiger Wiederholung des Grundtons. Bei Genesis ist die 9 nämlich auch im Begleitmuster des Anfangs des Instr.-Teils mehrfach enthalten. Zudem werden die Solopassagen dann in beiden Stücken auch diatonisch darüber entfaltet.
    Allerdings ist z.B. "Entangled" ja rhythmisch ganz anders. Entweder haben wir Triolen innerhalb eines 4/4 oder gar einen 6/8 oder sogar 12/8-Takt: auf jeden Fall also deutlich hörbare Dreiergruppen. In "Envy" haben wir einen klaren 4/4 mit Achtelbegleitung mit einer insgesamt naturgemäß "festeren" oder "schwereren" Wirkung. (Einschränkung: Die Tonfolge cis-d-e-cis-d-e-cis-d weist natürlich eine 3+3+2-Aufteilung auf, sodass es nun auch nicht zuuuu schwerfällig wirkt.)
    Nächster Unterschied: Wenn man die ersten - in einigen Punkten ähnlichen - Takte der beiden Instr-Teile "überstanden" hat, geht es harmonisch unterschiedlich weiter: Bei "Envy" pendelt das Stück zwischen I. und VI. Stufe (t-tG-t-tG) zunächst hin und her. Das ist bei "Entangled" anders (hier jetzt mal ohne genaue Analyse). Einschränkung: Am Schluss wird hier der tG doch recht wirkungsvoll eingesetzt.

    Das "Problem" bei "Envy" scheint mir zu sein, dass das musikalische Material nicht so aussagekräftig ist. Es fehlt m.E. mindestens ein kompositorisches Element, das dem Stück noch mehr Individualität / Substanz gibt, das musikalische Material erscheint etwas "austauschbar". Obwohl gerade die Rhythmik nicht von "Entangled" abgekupfert wurde, kann sich das Stück bei den vorhandenen Ähnlichkeiten durch mangelnde Originalität nicht so eigenständig emanzipieren.
    (Zudem finde ich den Teil gar nicht so organisch in den Gesamtsong eingefügt.)