Jethro Tull

  • Das letzte Boxset noch nicht eingetroffen und schon könnte man den nächsten Release vorbestellen: Thick as a Brick live in Iceland von der Brick 1&2 Tour: Formate: SD-Blu-Ray, DVD, 2CD.

    you're the ones we've been waiting for...
    Genesis - 98 München - 07 Linz, Düsseldorf x 2, Berlin, München - 22 Berlin x 2, London x 2

    • Offizieller Beitrag

    So. "A Passion Play" war pünktlich eingetroffen und wurde inzwischen auch bereits komplett in Surround durchgehört. Wie gewohnt ist die Abmischung unspektakulär großartig - Steven Wilson geht wie immer sehr behutsam vor und schafft den Spagat, den Altsound nicht allzu stark zu verändern und trotzdem die neuen Möglichkeiten durch das erweiterte Panorama zu nutzen.


    Bei mir hat es dazu geführt, dass ich das Album erstmals tatsächlich genießen konnte, denn plötzlich ist durch den Wilson-Mix eine klare Struktur erkennbar. Vorher fand ich einfach keinen Zugang dazu, gar nicht mal, weil es etwa zu sperrig gewesen wäre, sondern weil es hier zuwenig zu geben schien, was im Gedächtnis bleiben konnte. Scheinbar fehlten ja für ein Werk dieser Länge die offensichtlichen Themen, die einen Wiedererkennungseffekt bewirken konnten. So gibt es ja oft ein Eingangsthema, das sich dann auch am Ende wiederfindet. Solche Elemente sind bei "A Passion Play" tatsächlich schwieriger auffindbar, aber es gibt sie, verborgen unter einem Überangebot an Ideen, die hier dazu führen, dass viele davon einfach so verpuffen, weil sie nur kurz angerissen werden und dann, von der nächsten gejagt, verschwinden und nie wieder kommen. Soviel Kreativität nutzen andere Bands für vier oder fünf Alben. Umso erstaunlicher, wenn man sich die Entstehungsgeschichte des Albums zu Gemüte führt, wird da doch erst klar, dass es in nur wenigen Tagen komponiert und eingespielt wurde - obwohl bei den vorhergehenden Sessions in Frankreich eigentlich bereits genug Material erarbeitet worden war, hatte man praktisch nochmal bei Null angefangen.


    Die Tapes der Chateau d'Herouville-Sessions sind daher auch die eigentliche Überraschung des Gesamtpakets. Erstmals sind sie vollständig (wenngleich auch darauf verzichtet wurde, die Geschichte vom "Hare who lost his spectacles", die seinerzeit für "A Passion Play" übernommen und überarbeitet wurde, wieder rückzubauen) und in der korrekten Reihenfolge, zudem befreit von den zusätzlichen Flötentönen und der kitschigen Soundanmutung der späten 1980er Jahre, die für die Erstveröffentlichung der meisten Stücke auf diversen Samplern in dieser Zeit hinzugefügt worden waren. Was dazu führt, dass sie jetzt erstmals wirklich anhörbar - und erstaunlicherweise gar nicht unbedingt schlechter als das eigentliche Album sind!


    Wilsons Ziel war, die Sessions so klingen zu lassen wie das reguläre Album - das ist ihm vollauf gelungen und so macht es Spaß, Album und Sessions direkt hintereinander zu hören, zumal jetzt endlich auch die Urversion von Skating away on the thin ice of the new day enthalten ist - immer schon mein Tull-Lieblingssong.


    Design und Ausstattung des Pakets sind vorbildlich, ebenso die Auswahl der Fotos und Memorabilia. Die Texte sind ausführlich und interessant - gut, auf die zwei Seiten mit den Tourdaten 1974 hätte ich verzichten können, aber das war es auch schon, was ich hätte kritisieren können. Schön auch, dass es im selben Format wie TAAB kommt, so stehen die beiden Deluxe-Editionen nett beieinander im Regal. Schade, dass nicht auch "Aqualung", "Benefit" und "Stand Up" in diesem Format erschienen sind.

  • Etwas irritiert hat mich derweil, daß APP jetzt ca. 50 Sekunden länger ist, weil man ein aus "The Foot of our Stairs" ursprünglich herausgeschnittenes Segment wieder eingebaut hat.

    Never overestimate the dreadfulness of the mass market

    • Offizieller Beitrag

    Etwas irritiert hat mich derweil, daß APP jetzt ca. 50 Sekunden länger ist, weil man ein aus "The Foot of our Stairs" ursprünglich herausgeschnittenes Segment wieder eingebaut hat.

    Aber sowas ist doch toll, vor allem, wenn man die Geschichte dazu mitgeliefert bekommt: Steven Wilson hatte das rausgeschnittene Stück Band am Ende des Mehrspurtapes gefunden - offenbar hatte der Techniker, der den Schnitt durchgeführt hat, umsichtigerweise den Schnipsel aufgehoben und hinten dran geklebt. Ian Anderson konnte sich jetzt nicht mehr erinnern oder erklären, warum er seinerzeit rausgeflogen war und so ist er nun wieder drin. ;)


    Was ich klasse finde ist die unbedingte Fan-Attitüde, mit der Wilson an die Arbeit gegangen ist und sich damit auch gegen Andersons Wunsch nach Löschung sämtlicher Sopransaxofonparts gestellt hat - und sich durchsetzen konnte. In den Amazon-Rezensionen gibt es zwar schon Leute, die bedauern, dass die für "Nightcap" nachträglich aufgenommenen Flöten der Chateau-Sessions nicht im Mix enthalten sind und es finden sich sogar welche, die behaupten, der Sound von "Nightcap" sei besser, aber darüber kann man eigentlich nur lachen. Ich habe selbst zum Vergleich nochmal "Nightcap" aufgelegt - es klingt schlimm, vor allem der Riesenhall, der überall draufliegt, macht den Zusammenschnitt ungenießbar über weite Strecken.


    Jetzt finde ich es fast schade, dass Wilson nicht geschafft hat, die Originalversion vom "Hare" zu rekonstruieren, die dem Vernehmen nach ja in Frankreich mit voller Band eingespielt worden war. Gut möglich natürlich, dass man die betreffenden Spuren löschen musste für das Orchester - dummerweise wurde die "Hare"-Sektion nicht kopiert, sondern aus den Chateau-Multitrack-Tapes herausgeschnitten und dann für APP weiterbearbeitet. Übrigens ist der "Hare"-Film auf der DVD wirklich witzig. Ihn gab es ja schon als Quicktime-Datei auf der 2003er CD (da hab ich ihn mir aber nie angeschaut).

  • Mich hat's halt ein bißchen auf dem falschen Fuß erwischt, weil ich's vorher nicht gelesen hab :)


    Ich hab das Original, daß zu meinen absoluten Lieblingsalben gehört, so oft gehört, da war ich einfach nicht auf eine derartige "Abweichung" vorbereitet :D


    Bei den Chateau-Sessions kann man getrost von Quantensprung sprechen. Jetzt ist es so, daß ich von Haus aus Blechohren hab, da hat mich der Nightcap-Sound nie so wirklich gestört (letztlich ist das auch ein Stück weit Geschmackssache, manch einer mag ja den Sound der Achtziger :D ).
    Aber diese Aufnahmen nun quasi im klassischen APP-Sound zu hören, ist schon ziemlich stark. Das wirkt in der Tat sehr rund.


    Und das Hare Video ist auf alle Fälle ein Highlight :D

    Never overestimate the dreadfulness of the mass market

  • Mit "War Child" steht die nächste Remix-Edition ins Haus. Wieder als schönes Buch wie schon Thick As A Brick und A Passion Play.


    Jethro Tull ‘War Child’ 40th anniversary remix – StevenWilsonHQ.com


    https://www.burningshed.com/st…hrotull/product/444/6151/


    Hat schon jemand o.g. War Child-Edition gehört/gesehen und kann mir sagen, dass sich die Anschaffung unbedingt lohnt und dass auch die Bonustracks total lohnenswert sind? bitte,bitte,bitte;):topp:...

    Hier steht nichts wichtiges! Trotzdem danke für's Lesen.

  • Hat schon jemand o.g. War Child-Edition gehört/gesehen und kann mir sagen, dass sich die Anschaffung unbedingt lohnt und dass auch die Bonustracks total lohnenswert sind? bitte,bitte,bitte;):topp:...


    5.1 DVD und 74er-Quadmixe habe ich gerade gehört und kann alle Fragen mit einem eindeutigen "JA" beantworten. ;)


    "Warchild" ist jetzt mein drittes Tull-Album und aufs erste Hören finde ich das Teil genauso geil wie "Thick As A Brick" und "A Passion Play". Andersons Gesang gefällt mir immer besser und auch die Melodien sind wieder sehr schön. Alles aus einem Guß und der Surround-Mix ist wieder mal klasse. Hier hats Wilson einfach weiterhin drauf (im Gegensatz zum etwas misslungenen Tears For Fears "Songs From The Big Chair"-Mix). Aber auch die Quad-Mixe sind geil.


    Dazu kommt die wieder die wunderschöne Aufmachung als Buch. Muss man als interessierter Sammler eigentlich haben. Und nicht nur um des Sammelns Willen, sondern weil es wieder ein Rundumglücklich-Paket ist.