For Absent Friends...

  • Erst jetzt nach Besuch der Camel-Website erfahren.
    Bereits am 27. April ist Guy LeBlanc an Nierenkrebs gestorben.
    Er war seit etwa 2000 der Keyboarder bei Camel.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • Nun also auch dieser großartige Schreib- und Lesekünstler. So langsam bekomme ich Sommer-Depri. :(


    Harry Rowohlt ist tot - SPIEGEL ONLINE


    Nicht nur Harry Rowohlt ist gestorben, auch Wolfgang Jeschke, deutscher SF - Autor, Lektor und Herausgeber ( Heyne - SF). Er wird mir als Liebhaber dieses Genre´s fehlen.


    Zum Tod des Autors und Lektors Wolfgang Jescke

    Einmal editiert, zuletzt von chandelier ()

  • Im November 1998 hatte ich das Vergnügen, Harry Rowohlt bei einem Auftritt im Berliner Kesselhaus zu erleben, einem Nachbargebäude der Stätte übrigens, wohin es kürzlich auch Steve Hackett verschlug.

    Es war großartig. Die Veranstaltung hatte mit einer Lesung im klassischen Sinne nur entfernt zu tun, Rowohlt rezitierte in seinem unnachahmlich knurrigen Baß zwischen Säuseln und Grollen aus seinen Übersetzungen und eigenen Texten, zwischendurch gönnte er sich weitschweifige Ausflüge ins Anekdotische oder brummte irgendwelche Zwischenrufer zur Ordnung. Ich meine mich zu erinnern, daß er u.a. aus "Die Asche meiner Mutter" las, das damals ein riesiger Erfolg war. Rowohlt hatte das Buch, wie er berichtete, quasi simultan übersetzt, der Autor Frank McCourt schickte ihm das jeweils gerade fertiggestellte Kapitel zur Übersetzung per Fax.
    McCourt hatte wohl eine ziemliche Schlagzahl und Rowohlt geriet unter Druck. Er habe dann dem Autoren nach soundsoviel hundert Seiten vorgeschlagen, ob er seinen Protagonisten nicht abtreten lassen wolle. Da es sich bei McCourts Buch um dessen Autobiographie handelte (zumindest deren ersten Teil) kam das wohl nicht so gut an.
    Naja, wer weiß, ob die Story so stimmt, aber wenn nicht, ist sie zumindest gut erfunden.

    Ich habe keine Ahnung, wie lange der Abend am Ende dauerte, nach etwa drei Stunden brachen wir auf, weil wir nicht mehr konnten. Für Rowohlt war erfahrungsgemäß wahrscheinlich gerade Halbzeit, solange was in seiner Whiskey-Flasche war, hatte er konditionell keine Probleme. (Und konnte sich natürlich auch darüber lustig machen: "Seitdem ich über die Käffer tingle und Schausaufen mit Betonung mache, also praktisch fürs Saufen bezahlt werde, trinke ich privat kaum noch was, weil ich dann den Eindruck habe, ich arbeite schwarz an der Steuer vorbei.")
    Dem privaten wie öffentlichen Trinken hat er viel später krankheitsbedingt radikal entsagen müssen.

    Rowohlts Zeit-Kolumne "Pooh's Corner" war uns über die Jahre, das war um die Wende-Zeit, zuverlässiger Quell der Erbauung. Buch- und Hörbuch-Ausgabe kann man nur empfehlen, scheint alles vergriffen, wird aber sicher nun neu aufgelegt.
    Seine Übersetzungen von "Pu der Bär", Flann O'Brien, Kenneth Grahame und wasweißichnochalles sind eine Zierde jedes Bücherregals, zumal sie einen trefflich über das Versäumnis hinwegtrösten, sie nicht im Original zu kennen. Dankenswerterweise hat er kürzlich noch die Autobiograhie von Monty Pythons Graham Chapman übersetzt.

    Rowohlt stänkerte auch immer gern gegen die Etablierten des Literaturbetriebs. Legendär sein lebenslanger Feldzug gegen den Kollegen Wollschläger, den er gern bei jeder passenden Gelegenheit für dessen "Ulysses"-Übertragung rupfte. Er liebte die Sprache(n) und reagierte entsprechend unerbittlich bis zur Selbstgerechtigkeit, wenn jemand in seinen Augen damit Schindluder trieb.

    Mit der Technik der Moderne - Internet, Handy, E-Book - war er erwartungsgemäß eher am Fremdeln. "Ich habe übrigens erfunden, was man gegen Handybenutzer unternehmen kann, die in öffentlichen Verkehrsmitteln unmittelbar neben einem sitzen. Man geht ganz nah ran und sagt: 'Komm zurück ins Bett, mir ist kalt.'"

    Die "Lindenstraße" habe ich nie gesehen, aber wenn es einen Grund zum Einschalten gegeben hätte, wäre er es ganz sicher gewesen.

    In his own words:
    Die F.A.Z. fragt, Harry Rowohlt antwortet (1992)

    Und in Bild & Ton, wer etwas mehr Zeit hat:
    Gregor Gysi befragt Harry Rowohlt (2011)

    Zum Geleit (im Interview mit "Die Woche"):

    Wer soll Ihre Grabrede halten?
    Egon Krenz.
    Welchen Satz erhoffen Sie sich darin?
    Er ist, nicht wahr, tot.

  • Ich habe Harry Rowohlt stets übersehen, aber dann kaufte ich vor ein paar Jahren für meinen Sohn das Kinderbuch "SIE SIND EIN SCHLECHTER MENSCH, MR. GUM" von Andy Stanton, welches von Rowohlt mit viel Witz und Liebe zur Sprache übersetzt worden ist.


    Besser ist nur noch die Hörbuchfassung dieses Buches. Für mich in puncto Erzählerstimme, Vortrag und Dramaturgie eine absolute Referenz, was Hörbücher angeht. Unbedingt anhören!

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Dann empfehle ich mal - ohne Kenntnis der exakten familiären Konstellation - "Schlimmes Ende" von Philip Ardagh.
    Ein Kinderbuch mit diesem Titel kann nicht wirklich verkehrt sein. Und es übertrifft alle Erwartungen. Toll geschrieben, toll übersetzt, toll illustriert und - natürlich - als Hörbuch noch toller gelesen.
    Kann dann bei Gefallen noch fortgesetzt werden.

    Was es noch nachzureichen gilt:


    [Blockierte Grafik: http://i1352.photobucket.com/albums/q659/littlewood66/By%20by%20Harry_zpsp4owosuu.jpg]


    Für die nicht ganz mit der Materie Vertrauten: Die Hommage enthält auch einen doppelten Boden, denn der große Übersetzer war auch für seinen Hang bekannt, gerne etwas freier mit dem Original umzugehen…

  • Helmut Lohner - göttlicher Schauspieler - gestorben im Alter von 82 Jahren.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • Helmut Lohner - göttlicher Schauspieler - gestorben im Alter von 82 Jahren.


    Ja, wieder eine Größe gegangen.....


    ......und Gabriele Wohmann - Schriftstellerin: Zum Tod von Gabriele Wohmann: Kämpferin auf Samtpfoten - Bücher - FAZ


    Ich habe ihren leisen Sarkasmus und die auf den Punkt bringenden Kurzgeschichten gemocht. Sie hat viel für die Emazipation und das Wegpusten des piefigen Miefs der 50er / 60er Jahre Bundesrepublik getan. RIP