Beschreibt was 70-80 Fans nicht gern haben aus der 82-97 Periode

  • Zunächst muss ich sagen, dass ich den Genesis-Pop wirklich sehr mag und z.B. das "Invisible Touch"-Album (abgesehen von In Too Deep) eher durchhören kann als so manches Album der Periode 70-80...
    Dennoch fehlt in der 82-97 Periode einfach die für den Musiker attraktive Ebene...fruchtbare Diskussionen bezüglich der Spieltechnik gibt es hier nicht...benutzt Steve bei Firth Of Fifth einen E-Bow, verschachtelter Fingersatz bei The Lamb Lies Down On Broadway, spielt Tony den Hammond-Part bei In The Cage 2007 zwecks Vereinfachung nebeneinander statt verschachtelt...hat Mike seine Gitarren tiefer gestimmt...sowas gibt´s in der Ära 82-97 nicht mehr...es ist für den Musiker tatsächlich anspruchsloser geworden...ach doch: Second Home By The Sea war laut Tony so schwierig zu spielen, weil er ständig die Sounds wechseln musste :rolleyes: ...naja...die Aussage ist bezeichnend für dieses, in meinen Augen belangloseste Genesis-Instrumental...
    Was mich wirklich stört, ist der Plastiksound auf dem Mama- und IT-Album. Es gibt kein anderes Genesis-Album, das so wenig zeitlos daherkommt...die neuen Mixe der 70er-Alben klingen so gut, dass sie auch in den 90ern hätten produziert sein können...und Peter hat mit seiner SO demonstriert, dass man in diesem Zeitintervall durchaus zeitlose Alben produzieren konnte...
    ...außerdem mag ich die 50% B-Ware auf dem "WCD"-Album nicht...
    Was das CAS-Album anbelangt: das schwächelt genau wie das WCD-Album an der Ideenlosigkeit von Mike und Tony...nur Ray Wilson rettet durch seine Stimme das eine oder andere Stück vor dem Schmalztopf...nach dem IT-Album war meines Erachtens die "innovative Frechheit" weg...

  • Was mich im Besonderen an manchen Stücken, speziell den Single-Hits und Schnulzen, der späteren Ära ärgert, ist diese schematische, ideenlose Zusammenstellung oder nennen wir es eine 'Spielfaulheit' unserer Helden.


    Wenn man sich anhört, was Tony auf vielen Songs vor sich hindudelt, dann kann man nur den Kopf schütteln - sogar die Soli sind fad und fallen als solche gar nicht auf. Auch auf der CAS gibt es Tracks, die ein halbwegs erfahrener Teenager variierter spielen würde. Wenn man in die Siebziger zurückgeht und sich anhört, was er da zum Teil für ein Feuerwerk ablässt - dann fragt man sich, ob das noch der gleiche Keyboarder ist.


    Ich halte Phil für einen der vielseitigsten und allerbesten Pop- und Rock-Drummer der Siebziger und Achtziger. Sein ungemein vielschichtiges, variiertes und melodiöses Drumming ist genial - insbesondere auf Lamb und Selling. Es ist die reine Freude ihm bei diesen Stücken beim Drumming zuzuhören. Beginnend mit Duke liess das aber mehr und mehr nach. Mir kommt es so vor als hätte er den Focus vom Drumming auf Gesang und Songwriting verschoben. (Ehrlich gesagt, muss man hier aber auch anfügen, dass manche der Stücke, um die es mir hier geht ein komplexes Drumming gar nicht erlauben).


    Bei Mike fehlen mir teilweise höchstens die schönen Bassläufe - gute Beispiele findet man TLLOB. Aber das läuft bei vielen Tracks auf die gleiche Situation raus wie beim Drumming. Ein Lead Guitarist war er nie wirklich, was er selber ja auch sagt. Hier kommen wir auch zum letzten Punkt, eine dominantere Lead Gitarre fehlt mir, in vielen Stücken ist man den späteren Jahren stark 'Keyboard-lastig'.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • So, das muß jetzt einfach mal sein : Mir fehlt immer noch eine *offizielle* Veröffentlichung der CAS-Tour.
    Von *jeder* Ära givt es eine offizielle Live-Veröffentlichung - nur davon nicht.
    (Okay, von der Zeit mit Anthony Phillips ja auch nicht wirklich ...)

    "There are crawlers under my lambswool feet..."
    (Quelle)

  • So, das muß jetzt einfach mal sein : Mir fehlt immer noch eine *offizielle* Veröffentlichung der CAS-Tour.
    Von *jeder* Ära givt es eine offizielle Live-Veröffentlichung - nur davon nicht.
    (Okay, von der Zeit mit Anthony Phillips ja auch nicht wirklich ...)


    Da kann man solange warten, bis man schwarz wird. Mike und Tony schweigen das Album tot, und auf knapp 300 Seiten handelt Mike in seiner Autobiographie die CAS in einer halben Seite:eek: ab. Da siehst du schon, was für einen Stellenwert diese Scheibe bei Mike und Tony hat.
    Das ist so wie beim Freddie Mercury Tribut Konzert mit Led Zeppelin. Zum ersten Mal Innuendo live gespielt, aber Led Zeppelin verweigern bis heute eine offizielle Veröffentlichung, da sie glauben, sie wären einfach zu schlecht gewesen.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • ::ot::


    Das ist so wie beim Freddie Mercury Tribut Konzert mit Led Zeppelin. Zum ersten Mal Innuendo live gespielt, aber Led Zeppelin verweigern bis heute eine offizielle Veröffentlichung, da sie glauben, sie wären einfach zu schlecht gewesen.


    Erstens waren's nicht Led Zeppelin sondern nur Robert Plant, und der hat die Veröffentlichung verweigert weil er "Innuendo" einfach vergeigt hat. Man hätte es im Studio reparieren können, wie man es an anderen Stellen getan hat (mir ist Brian May's verstimmte Gitarre bei "Who Wants to Live Forever" noch in Erinnerung, die wurde für die VÖ "repariert"), aber das wollte man (oder Plant) dann eben auch nicht. Jedenfalls liegt es nicht an May/Taylor sondern an Plant, der darum gebeten hat sein "Innuendo/Kashmir" nicht zu veröffentlichen. Ich finde das zwar auch schade, kann es aber nachvollziehen.

  • Da kann man solange warten, bis man schwarz wird. Mike und Tony schweigen das Album tot, und auf knapp 300 Seiten handelt Mike in seiner Autobiographie die CAS in einer halben Seite:eek: ab. Da siehst du schon, was für einen Stellenwert diese Scheibe bei Mike und Tony hat.
    Das ist so wie beim Freddie Mercury Tribut Konzert mit Led Zeppelin. Zum ersten Mal Innuendo live gespielt, aber Led Zeppelin verweigern bis heute eine offizielle Veröffentlichung, da sie glauben, sie wären einfach zu schlecht gewesen.


    Na ja, immerhin gibt Mr. Rutherford zu, daß die offizielle Nicht-Aufnahme des legendären Wiedervereinigungskonzerts von Genesis ein Fehler war.

    "There are crawlers under my lambswool feet..."
    (Quelle)

  • Nun gut, da hätte ich auch ein paar kleinere Kritikpünktchen, doch eines meiner größten ist folgender:


    DAS FEHLENDE ZEIGEN DES VORHANDENEN TALENTS!


    Heute habe ich mir mal wieder die Smallcreeps Day angehört und bin immer wieder überrascht wie gut Mike doch als Steve-Nachfolger funktioniert haben könnte.


    "Romani", "Out Into The Daylight", "Moonshine" und "Working In Line" sind schon so geniale Stücke, in denen Mike aus sich heraus kommt.


    Es hätte keinen Grund geben müssen Steve nachzuweinen, wenn Mike diesem Weg weiterhin gefolgt hätte.
    Zudem zeigen ja auch spätere B-Seiten aus den 80ern-90ern dass er es besser kann, z.B "Do The Neurotic" oder "Naminanu".



    Auch ein "Silver Rainbow" bekam während der Studio Sessions ein kleines Solo spendiert, fehlte aber in der Endfassung. WIESO? :schock2::augenrollen:



    Ebenfalls bekommt man herzlich wenig davon mit, dass Phil in einer verdammten Jazz-Fusion Band nebenbei gespielt hat. Das Drumming klingt weitaus vorhersehbarer mit nur sehr wenigen schöneren Ausnahmen wie "Dodo", "Fading Lights" und "The Brazilian".


    Dazu kommt, dass Tony auch mal mehr Lust bekam auf Popmusik und somit auch Sachen wie "In Too Deep" entstanden. Er kann von Glück sprechen, dass Phil die Schuld für ITP in die Schuhe geschoben bekommt! :D



    Grundsätzlich finde ich den Hang zur Popmusik per se nicht schlimm, solange hierbei auch so Sachen wie TIOA, LOC, NRAA usw. herauskommen. Die Alben verloren damit aber wirklich Ihre Zeitlosigkeit.


    Ehrlich gesagt kann ich mir die Alben zwischen 83-92 kaum am Stück anhören, da bereitet mir CAS weitaus weniger Fremdschämen. Kein Witz! CAS ist nicht perfekt, aber die Alben nach "Abacab" konnte ich mir einfach nicht mehr antun ohne Skipkandidaten.



    "Abacab" ist noch wenigstens eine sich geschlossene Einheit, welche zwar den mit David Hentschels liebgewonnen Klang vermissen lässt, dennoch aber mit Abwechslung und Zeitlosigkeit glänzt. Selbst die Vinyl-Pressungen von "Abacab" klingen in etwa so, als wenn sie Ende der 90er erschienen wären. Leicht sterile, aber doch gute Abmischung, welche danach für den Plastiksound aufgegeben wurden.



    Und was mit dem Drumsound der WCD eigentlich los? Nicht schlecht, doch wirkte es unnatürlich. Ebenfalls war WCD DAS Album, welches am meisten darunter litt, auf CD-Format gestreckt zu werden. Schade.




    Joah, das sind so meine groben Hauptpunkte. Aber nur mal so viel: Hört auf irgendjemanden die Schuld in die Schuhe zu schieben für die "schlechten" Alben der 80er-Phase.
    Ich möchte nur mal daran erinnern, dass plötzlich JEDER mehr in Richtung Pop tendierte, gar sogar der Herr Gabriel und Hackett. Alle Fünf Hauptmitglieder teilten sich diese musikalische Orientierung, die waren alle Idioten! :teufelgrins:

    <!---

    The rain auditions at my window
    Its symphony echoes in my womb
    My gaze scans the walls of this apartment
    To rectify the confines of my tomb


    -->

  • Joah, das sind so meine groben Hauptpunkte. Aber nur mal so viel: Hört auf irgendjemanden die Schuld in die Schuhe zu schieben für die "schlechten" Alben der 80er-Phase.
    Ich möchte nur mal daran erinnern, dass plötzlich JEDER mehr in Richtung Pop tendierte, gar sogar der Herr Gabriel und Hackett. Alle Fünf Hauptmitglieder teilten sich diese musikalische Orientierung, die waren alle Idioten! :teufelgrins:


    Nett gesagt. :)
    Dem kann man eigentlich nur zustimmen.
    (Gut, bei Mr. Hackett kann ich es nicht sagen, da ich bisher noch kein Album von ihm gehört habe, außer Genesis Revisited.)

    "There are crawlers under my lambswool feet..."
    (Quelle)