TONY BANKS - Neues Album "5" | Vö: 23.02.2018

  • Ich habe/hatte da offensichtlich ein falsches Bild, wie im Bereich der Orchestermusik gearbeitet wird.


    So KANN es gemacht werden. Ich hatte einmal die Gelegenheit, bei einer Studio-Aufnahme für eine Klassik-CD dabei zu sein. Da gab es derartiges nicht.


    Vielen Dirigenten, die ja eigentlich Künstler sind, dürfte bei einer solchen Vorgehensweise (scheibchenweises Einspielen) schaudern. Der "Normalkonsument" wird es beim Hören nicht merken, aber "Experten" wird es auffallen.


    Es mag Situationen geben, in denen ein "aseptisches" Vorgehen unumgänglich ist. Wirkliche Kunst entsteht dadurch aber nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Wirkliche Kunst entsteht dadurch aber nicht.


    Dem kann ich nicht recht zustimmen. Wenn wir überhaupt nichts über die Art und Weise der Aufnahmen für Five wüssten, dann würden wir doch alle annehmen, dass da ein Orchester sich zusammengesetzt und die Stücke tutti eingespielt hat.
    Nun wissen wir, wie es aufgenommen worden ist, und die fertige Aufnahme ist absolut dieselbe. Welchen Unterschied macht es? Oder wäre es auch keine "wirkliche Kunst" gewesen, wenn das Orchester als Ganzes die Stücke eingespielt hätte?


    Die Kunst des Komponisten bleibt doch durch die Aufnahmetechnik/-methodik unberührt.


    Allenfalls wird dem Orchester die Möglichkeit verwehrt, seine Kunstfertigkeit als eingroßer Klangkörper unter Beweis zu stellen. Wobei die einzelnen Instrumentalgruppen ja wiederum ihre Kunst durchaus zur Geltung bringen.


    Es ist mir aber auch eigentlich egal. Ich werde mir das Album anhören - mehrmals, da Andreas dies so herzlich empfiehlt - und dann kommt es mir darauf an, ob mir die Musik gefällt. Ob es sich um eine gelungene oder weniger gelungene Aufnahme handelt, kann ich meinesteils erst im Vergleich mit anderen Einspielungen desselben Materials beurteilen; da bin ich nicht der Profi.

  • So KANN es gemacht werden. Ich hatte einmal die Gelegenheit, bei einer Studio-Aufnahme für eine Klassik-CD dabei zu sein. Da gab es derartiges nicht.


    Vielen Dirigenten, die ja eigentlich Künstler sind, dürfte bei einer solchen Vorgehensweise (scheibchenweises Einspielen) schaudern. Der "Normalkonsument" wird es beim Hören nicht merken, aber "Experten" wird es auffallen.


    Es mag Situationen geben, in denen ein "aseptisches" Vorgehen unumgänglich ist. Wirkliche Kunst entsteht dadurch aber nicht.


    Ja, das ist alles ein "KANN". Und wie gesagt: Meine Frau machte gestern auch deutlich, dass es ihrer Erfahrung nach besser kommt, im Ganzen aufzunehmen, weil es dann mehr "Wumms" und Leben habe. Und kein Mensch braucht noch die tausenddreiundzwanzigste Einspielung von Mahlers 9. Sinfonie, wenn es eine lediglich exakte Einspielung ist - da geht es um frische Interpretationen, um ein "so noch nicht gehört" - alles andere kann man sich schenken, wenn es nicht nur marketingtechnische/kommerzielle Veröffentlichungsgründe gibt.
    Insofern müssen wir uns da hinsichtlich "Five" auch nix vormachen: Das wird natürlich keine phänomenale Orchestereinspielung sein, sondern im besten Falle eine saubere, gerade wenn das Ensemble kein wirkliches "Live-Ensemble" ist, das zusammen atmet und den Flow gestaltet.


    Es gibt übrigens auch solche Sachen, dass Wiederholungen längerer Teile (z.B. eine Sonatenexposition) einfach nur einmal eingespielt und dann kopiert werden - da stehen einigen Vollblutmusikern schlicht die Haare zu Berge, während andere so etwas mit Blick auf den Produktionsaufwand nutzen.


    Aber ich halte es für falsch, da jetzt mit "wirkliche Kunst" zu kommen. Und: Auch Fachleute hören eben NICHT, welche Verfahren im Studio angewendet wurden - wenn sie gut waren. Es gibt ein bekanntes Beispiel, bei welchem Glenn Gould Fachleuten eine Klavieraufnahme vorspielte (und das ist ja schon Jahrzehnte her), die recht viele Schnitte aufwies. Ergebnis: Reihenweise wurden die Schnitte an falschen Stellen verortet, dafür aber die echten Schnitte nicht erkannt. Was für den Hörer bleibt: Es kommt auf das Ergebnis an, nicht auf das Verfahren.


    Einmal editiert, zuletzt von townman ()

  • Es ist mir aber auch eigentlich egal. Ich werde mir das Album anhören - mehrmals, da Andreas dies so herzlich empfiehlt - und dann kommt es mir darauf an, ob mir die Musik gefällt. Ob es sich um eine gelungene oder weniger gelungene Aufnahme handelt, kann ich meinesteils erst im Vergleich mit anderen Einspielungen desselben Materials beurteilen; da bin ich nicht der Profi.


    Das vorab: Meine Bemerkung richtete sich nicht gegen "Five", sondern in erster Linie gegen diejenigen Dirigenten, die solche Aufnahmetechniken im Bereich der "wirklichen" Klassik einsetzen.


    Nun wissen wir, wie es aufgenommen worden ist, und die fertige Aufnahme ist absolut dieselbe. Welchen Unterschied macht es? Oder wäre es auch keine "wirkliche Kunst" gewesen, wenn das Orchester als Ganzes die Stücke eingespielt hätte?


    Die Kunst des Komponisten bleibt doch durch die Aufnahmetechnik/-methodik unberührt.


    Allenfalls wird dem Orchester die Möglichkeit verwehrt, seine Kunstfertigkeit als eingroßer Klangkörper unter Beweis zu stellen. Wobei die einzelnen Instrumentalgruppen ja wiederum ihre Kunst durchaus zur Geltung bringen.


    Es macht einen erheblichen Unterschied. Insofern erlaube ich mir, auf townmans Beitrag zu verweisen.


    Wenn man das Stück Instrumentengruppe für Instrumentengruppe aufnimmt, bleibt die Komposition als solche in der Tat unverändert. Ein Orchester ist jedoch (wie eine Band) ein lebendiger Organismus, bei dem ein Teil den anderen beeinflussen kann und soll, so dass das Ergebnis mehr ist als nur die Summe der Einzelspuren. Etwas zugespitzt: Andernfalls ist es einer Aufnahme im Studio mit einem Sampler nur in klanglicher Hinsicht überlegen.


    Es ist mir aber auch eigentlich egal. Ich werde mir das Album anhören - mehrmals, da Andreas dies so herzlich empfiehlt - und dann kommt es mir darauf an, ob mir die Musik gefällt.


    Das ist auch das Wichtigste! Hört Euch das Album an und entscheidet selbst - die Rezension ist - soweit ich sie (bislang nur) quer gelesen habe - sehr tiefgründig.

  • Aber ich halte es für falsch, da jetzt mit "wirkliche Kunst" zu kommen. Und: Auch Fachleute hören eben NICHT, welche Verfahren im Studio angewendet wurden - wenn sie gut waren. Es gibt ein bekanntes Beispiel, bei welchem Glenn Gould Fachleuten eine Klavieraufnahme vorspielte (und das ist ja schon Jahrzehnte her), die recht viele Schnitte aufwies. Ergebnis: Reihenweise wurden die Schnitte an falschen Stellen verortet, dafür aber die echten Schnitte nicht erkannt. Was für den Hörer bleibt: Es kommt auf das Ergebnis an, nicht auf das Verfahren.


    Dabei wurden jedoch verschiedene Versionen (Takes) "kombiniert". Glenn Gould hatte das Stück bestimmt nicht Takt für Takt oder gar linke und rechte Hand getrennt eingespielt.

  • Dabei wurden jedoch verschiedene Versionen (Takes) "kombiniert". Glenn Gould hatte das Stück bestimmt nicht Takt für Takt oder gar linke und rechte Hand getrennt eingespielt.



    Genau so habe ich die Begebenheit in Erinnerung. Ich kann mir auch beim besten Willen weder bei einer Klaviersonate noch bei einer Sinfonie vorstellen, dass sie Stimme für Stimme eingespielt werden können bzw. dass etwas anderes als ein musikalisches Monster dabei rauskommt. Das ist bei Banks, wenn mit Klick aufgenommen wird, was anderes.
    Das wäre aber bei tradierter Klassik nicht vorstellbar, da muss die Rhythmik flexibel bleiben. So subtil ist Banks' Ding bestimmt nicht.

    • Offizieller Beitrag


    Das wäre aber bei tradierter Klassik nicht vorstellbar, da muss die Rhythmik flexibel bleiben. So subtil ist Banks' Ding bestimmt nicht.


    wenn du's denn weißt ....


    Ich hatte beim Lesen der Rezension schon den Eindruck, dass es ein eher raffiniertes Werk ist.


    Übrigens fände ich es super, wenn hier nun mehr die Eindrücke des Albums diskutiert werden, als die hätte, wenn und abers der Aufnahmetechnik dieses und vieler anderer Alben.

  • wenn du's denn weißt ....


    Ich hatte beim Lesen der Rezension schon den Eindruck, dass es ein eher raffiniertes Werk ist.


    Übrigens fände ich es super, wenn hier nun mehr die Eindrücke des Albums diskutiert werden, als die hätte, wenn und abers der Aufnahmetechnik dieses und vieler anderer Alben.


    Was heißt denn "weißt" - wenn es mit Klick eingespielt wurde, dann ist es ja keine Kaffeesatzleserei festzuhalten, dass diese für große Bereiche der Klassik geradezu wesentliche subtile Flexibilität des Tempos natürlich von vornherein nicht möglich ist. Wer mit Klick einspielt, bekommt ein starres Tempo, ganz einfach.