Die Politik ist tot, es lebe die Politik! - kleiner politischer Frühschoppen, Live-Ticker, Austicker und was man sonst noch so zur Meinungsbildung braucht - oder auch nicht...

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    Unabhängig der aktuellen Entwicklungen hoffe ich nach wie vor darauf, dass die SPD-Basis die GroKo mit dem geplanten Personal noch erfolgreich verhindern wird. Nicht weil der geplante Koalitionsvertrag so schlecht wäre (das ist er offenbar nicht), sondern weil eine neue GroKo absehbar in spätestens 4 Jahren zu einem gesamtpolitischen Desaster führen wird, was den politischen Tod der SPD (analog zu der Sozialdemokratie z.B. in Frankreich) und wahrscheinlich auch der CDU und zu einer nicht abzusehenden Stärkung der AfD führen würde.


    Verkürzt gesagt: Jetzt den Weg einer GroKo erneut beschreiten führt aller Voraussicht zu einem späteren politischen Beben der nahen Zukunft, dass man nicht guten Gewissens haben möchte.


    Die Alternative? Jetzt die GroKo verhindern und sich damit des verantwortlichen Personals (Merkel, SPD-Vorstand) entledigen um im Rahmen von Neuwahlen zumindest die Chance auf einen programmatischen Neubeginn beider Parteien mit neuem Personal zu ermöglichen und somit zumindest die Chance auf Verhinderung des großen politischen "Crashes" zu wahren.

  • Ich stimme dir zu. Wenn die GroKo in ihrer jetzigen Form zustande kommt, dann ist das einzige, was in vier Jahren den Aufstieg der AfD noch bremsen kann, die AfD selber. Wenn Höcke, von Storch, Gauland und Co lernen den Mund zu halten, dann sind 20 % in Zukunft durchaus kein unrealistisches Szenario.

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    Ich stimme dir zu. Wenn die GroKo in ihrer jetzigen Form zustande kommt, dann ist das einzige, was in vier Jahren den Aufstieg der AfD noch bremsen kann, die AfD selber. Wenn Höcke, von Storch, Gauland und Co lernen den Mund zu halten, dann sind 20 % in Zukunft durchaus kein unrealistisches Szenario.


    Und davon kann man ausgehen: Wenn es der Verbreitung der Partei-Machtbasis dient, dann lernen diese Personen ganz schnell den jeweils richtigen Umgang mit Medien und der Bevölkerung ("richtig" in dem Sinne "was dienlich ist, mehr Prozente zu bekommen").

  • Ich verstehe diese Angstlust am Untergang in Deutschland nicht. Wenn sich da medial nichts ändert, steht die AfD bald ohnehin bei 20% oder die CDU unterwirft sich einem skrupellosen Populisten mit autoritärem Gehabe, wies die ÖVP in Österreich gemacht hat. Koalition mit den Rechtsextremen inklusive.


    Was ist denn so furchtbar an der GroKo? Steht D am Abgrund?
    Ja, kompromisse sind mühsam....

    you're the ones we've been waiting for...
    Genesis - 98 München - 07 Linz, Düsseldorf x 2, Berlin, München - 22 Berlin x 2, London x 2

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    Was ist denn so furchtbar an der GroKo? Steht D am Abgrund?


    Ich werfe gerne mal ein paar Ideenansätze in die Runde:


    Jahrzehntelang gab es zwei gut austarierte politische Lager: konservativ/wirtschaftsfreundlich (Union / FDP) auf der einen Seite und sozial/liberal/fortschrittlich/arbeitnehmerfreundlich (SPD/FDP/Grüne) auf der anderen Seite.
    Völlig unabhängig ob diese Beschreibung den realen Tatsachen entspricht: dies waren die gefühlten Lager / Politikentwürfe, zwischen denen die Bevölkerung wählen konnte.
    Das Wichtige dabei: Es gab zwei große Parteien, die sich zumindest in der kommunizierten Zielsetzung / Programmatik teils diametral unterschieden haben und somit ein mehr oder minder klares Profil boten.
    Zudem: War die Bevölkerung mit der Politik eines Lagers unzufrieden (sagen z.B. mit der Adenauer-Ära, der Brandt/Schmidt-Ära oder zuletzt der Kohl- und Schröder-Ära), so konnte das jeweilige Lager abgewählt und das andere Lager an die Macht gewählt werden.


    Eine GroKo, vor allem wenn sie wie aktuell eine Art politischer Dauerzustand wird, schafft diese Lager ab, da beide "Alternativen", beide "Lager" gleichzeitig für die jeweilige Politik verantwortlich sind. Somit - und das haben wir an allen letzten Wahlkämpfen gesehen - können beide Lager (Union <> SPD) keinen glaubwürdigen Wahlkampf gegen die bisherige Regierung und für eine bessere Alternative machen, da sie in der Vergangenheit ja für eben diese angeblichen Fehler der Regierung direkt verantwortlich waren und somit automatisch ein Glaubwürdigkeitsproblem haben (siehe SPD; mit welcher Glaubwürdigkeit will man Wahlkampf für mehr soziale Gerechtigkeit machen bzw. der vergangenen Regierung eben diesen Mangel vorwerfen, wenn man es in den Jahren der Regierung doch offenbar doch selbst verzapft hat bzw. es selbst bereits hätte besser machen können und nicht getan hat).


    Somit fehlt eine glaubwürdige Alternative, die die jeweilige große Partei in der Opposition hätte aufbauen können. Da beide großen Parteien ständig zu einer gemeinsamen Kompromisspolitik gezwungen werden, die beide gleichzeitig mit tragen müssen, verschwimmt mit zunehmender Dauer der GroKo zudem das Profil. Die Union wird "sozialdemokratischer", die SPD "konservativer"/"arbeitnehmerunfreundlicher". Am Ende kann man beide Parteien - wie bereits jetzt zu beobachten - nicht mehr wirklich auseinanderhalten.
    Wer als Wähler mit der Regierung unzufrieden ist, hat keine glaubhaft wählbare Alternative mehr.


    Die Folge: Die Wähler wandern zu den radikalen Rändern ab und/oder wählen Parteien, die eine "Alternative" zur bestehenden Politik versprechen. Auch das sehen wir bereits.


    => Will man diese Stärkung der radikalen Rände aufbrechen, so müssen die Volksparteien wieder zurückfinden zu der alten Lagerbildung, in welcher jeweils eine an der Regierung und die andere in der Opposition ist. Zudem müssen sie ihre Profile wieder schärfen und glaubhaft unterscheidbar werden. D.h. die Union konservativer, die SPD wieder linker / arbeitnehmerfreundlicher / sozialer. In einer GroKo geht dies nicht.



    Abschließend:
    Es ist nicht zu übersehen, dass der Politikstil von Angela Merkel (Asymmetrische Demobilisierung, Einlullung, Politikverweigerung; wie auch immer man es nennen mag), also die Politik des Aussitzens, der Verweigerung / Unterbindung jeglicher politischen Diskussion, der gelebten Alternativlosigkeit, die wahllose Übernahme opportuner Politikpositionen und gleichzeitiges Ablegen bisheriger Position sofern es sich anbietet, kurzum: die gewollte völlige Profillosigkeit, an einem toten Punkt angekommen ist und die Politik und Demokratie im Land ernsthaft beschädigt. Das Aufkommen und das Wachstum der AfD, die damit verbundene Zersplitterung des Politikspektrums und vor allem der immer weiter steigende Frust bis hin zum Hass in der Bevölkerung auf "die Politik" sind direkte Folgen.


    => Dass Angela Merkel ein viertes Mal angetreten ist, war ein schwerer Fehler. Der mit ihr verbundene Politikstil muss aufhören, damit wieder lebhafte unterscheidbare Politik gemacht werden kann. Solange Merkel da ist und ihren Politikstil lebt, ist das Wind in den Segeln der radikalen Ränder.



    Will man diesen "Zerfall" des bisher gewohnten politischen Systems aufhalten, will man die Stärkung der radikalen Ränder aufhalten (die bereits so stark sind, dass z.B. Sachsen mit ziemlicher Sicherheit bald den ersten AfD Ministerpräsident stellen wird), dann müssen GroKo und auch Merkel schnellstmöglich ein Ende haben.


    Was es jetzt braucht, sind neue frische Politiker, die glaubhaft die Union wieder konservativer und die SPD "sozialer" machen.



    Ein Weiter-so wird dagegen die SPD in FDP nahe Gefilde stoßen (mindestens), die Union in Richtung 20% absinken lassen und die AfD in noch ungeahnte Höhen katapultieren.

  • Ich halte es für ziemlichen - und auch gefährlichen - Unsinn, eine Koalition nur deshalb abzulehnen, weil das angeblich rechte Parteien stärken würde. Das Wählerpotenzial war letztlich immer schon da, hatte sich in der Vergangenheit aber hübsch und bequem aufgeteilt in NPD, DVU, Rep. und eben auch CDU/CSU, die in den letzten 15 Jahren stark in die Mitte gerückt sind und mittlerweile Themen abdecken, die früher eher bei SPD und teilweise Grünen angesiedelt waren. Der AfD ist es eben gelungen, dieses Wählerpotenzial auf sich zu vereinen und die von der Union hinterlassene Lücke am rechten Rand auszufüllen. Seit mehreren Jahren gibt es europaweit (und darüber hinaus) dazu einen Rollback und ein Erstarken der Rechte. Das hat mit Deutschland selbst wenig zu tun, sind die Rechtspopulisten in anderen Ländern (Polen, Ungarn, Frankreich, Niederlande, Uk, Schweiz, USA.. ) doch deutlich stärker. Die Flüchtlingskrise der letzten 3 Jahre und vor allem auch "Alternative Medien" mit den sozialen Medien als Multiplikator haben diesen Auftrieb nochmals befeuert. Mit GroKo oder Nicht-GroKo hat dieser Zuwachs relativ wenig zu tun. Die AfD hätte 2013 nach 4 Jahren Schwarz-Gelb fast aus dem Stand den Einzug in den Bundestag geschafft.


    Der Koalitionsvertrag sollte nach seinen Inhalten beurteilt werden und nicht danach, ob da GroKo, Jamaika oder sonstwas draufsteht.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

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    Der Koalitionsvertrag sollte nach seinen Inhalten beurteilt werden und nicht danach, ob da GroKo, Jamaika oder sonstwas draufsteht.


    Was bringt ein Koalitionsvertrag mit gut klingenden Inhalten, wenn eine Regierung unter Merkel dafür bekannt ist, vieles davon nicht umzusetzen. Warum sollte die SPD-Basis mit diesem Wissen für diesen Koalitionsvertrag stimmen, wenn sie noch alle Sinne beisammen hat?



    Das Wählerpotenzial war letztlich immer schon da, hatte sich in der Vergangenheit aber hübsch und bequem aufgeteilt in NPD, DVU, Rep. und eben auch CDU/CSU, die in den letzten 15 Jahren stark in die Mitte gerückt sind und mittlerweile Themen abdecken, die früher eher bei SPD und teilweise Grünen angesiedelt waren.


    In der zweiten Hälfte deines Satzes gibst du bereits eines der von mir beschriebenen Kernprobleme wieder: Eine Union, die in den letzten 15 Jahren vieles ihres ursprünglichen Profils aufgegeben hat und mittlerweile von SPD und Grünen kaum mehr unterscheidbar ist. Und dies nicht, weil diese Positionen keine Resonanz mehr in der Bevölkerung hätten (und sich somit überlebt hätten), sondern alleine um des puren Machtwillens bzw. der bewussten programmatischen Kastration des politischen Gegners willens.
    Die Folge dieser Art von "programmatischen Selbstaufgabe" sind eben die drastisch gestiegenen Werte der politischen Rechten, die eben nicht mehr durch die Union in ein demokratisches Korsett eingebunden sind sondern nun offen demokratiefeindlich sind.

  • Also soll die Union versuchen, den rechten Rand zurückzuerobern?


    Genau das hat die CSU unter Seehofer versucht - mit dem historisch niedrigsten Wahlergebnis zur Folge. Die ÖVP in Österreich hat ähnliches probiert, um die FPÖ kleinzuhalten, was auch nicht geklappt hat.


    Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen und die 80er und 90er werden nicht wiederkommen. Sicherlich war es übersichtlicher, als man die Parteienlandschaft noch in konservativ-wirtschaftsliberal und arbeitnehmerfreundlich-ökologisch einteilen konnte (was genau genommen ebenfalls keine so lange Spanne war; Rot-Grün gab es keine zwei Leguslaturperioden und vor der Ära Kohl war die FPD noch Partner der SPD), aber diese Zeiten sind nunmal vorbei, diese sich gegenüberstehenden Lager gibt es schlicht und einfach so nicht mehr, schon weil sich die dahinter stehenden Ideologien heute nicht mehr glaubhaft verkaufen lassen.


    Allen Unkenrufen zum Trotz hat die SPD der letzten GroKo ziemlich viele Stempel aufdrücken können: Mindestlohn, Mütterrente, Regulierung der Zeitarbeit, Mietpreisbremse, Ehe für alle, Rente mit 63, Frauenquote... Natürlich kann man immer noch klagen, was alles nicht umgesetzt wurde. Trotzdem lesen sich die Ergebnisse der letzten GroKo um einiges sozialdemokratischer, als was Rot-Grün zuletzt umgesetzt hatten. Erstaunlich aber, dass die SPD trotz dieser unbestreitbaren Erfolge (ob man diese Ergebnisse im Einzelnen nun für richtig und erstrebenswert hält, steht auf einem anderen Blatt) Ihre Wählerschaft nicht stärker mobilisieren konnte. Unabhängig davon Zweifel ich nicht daran, dass es der SPD erneut gelingen wird, auch die nächste GroKo sehr stark zu prägen, zumal mit dem Koalitionsvertrag schon die Ausgangslage sozialdemokratischer aussieht als vor 4 Jahren.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

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    Wenn dies alles so ist, es also die beschriebenen Lager nicht mehr gibt, die SPD der Politik "ihren" Stempel erfolgreich aufdrücken konnte... ...wie kommt es dann dazu, dass sich viele konservative Menschen derart "unrepräsentiert" von der aktuellen Union fühlen, dass sie sich immer mehr einer vermeindlichen Alternative zuwenden (wenn es doch eben diese Konservative, die all' die Jahre erfolgreich von der Union eingebunden waren, angeblich nicht mehr geben soll)?


    Und wenn die SPD doch so angeblich erfolgreich Politik für ihre Wählerschaft gemacht hat, wie kommt es dann, dass sie trotzdem der politischen Irrelevanz entgegentaumelt?



    Oder kann es nicht doch sein, dass es viel mehr "erzkonservative" (um zu vermeiden, sie "im tiefsten Innern braun denkende" zu nennen) Menschen gibt, als viele wahrhaben wollen, die all die Jahre erfolgreich in einer demokratisch handelnden Union eingebunden waren und jetzt durch die sozialdemokratisierte Union heimatlos gemacht wurden (und somit empfänglich für Parteien nahe der Verfassungsfeindlichkeit geworden sind)?


    Und kann es nicht doch sein, dass durch die neoliberale Politik der SPD der letzten 2 Jahrzehnte die soziale Schere verschärft wurde und gerade die ursprüngliche Kernwählerschaft (Arbeitslose, Arbeiter und Angestellte mit niedrigem bis mittlerem Einkommen) u.a. durch Hartz4, Agenda2010, dem Ausbau der Zeitarbeit, usw. auch dort politisch heimatlos gemacht wurden und nun ebenfalls dadurch empfänglich für politische Rattenfänger sind?


    Warum sollte es nicht möglich sein, beide Wählerklientel durch Rückbesinnung auf den ursprünglichen "Markenkern" beider Parteien, dem Schärfen des ursprünglichen Profils, dem Auseinanderdividieren beider Parteien hin links und rechts der Mitte wieder weg von den Rechten und zurück zu den ursprünglichen Parteien zu führen?


    Zu sagen "Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen" und "weiter so wie bisher" ist gleichbedeutend einer Kapitulation vor den Rechten und einem Wegschauen und Ignorieren der Ursachen deren Aufstiegs.

  • Zitat von Eric

    Allen Unkenrufen zum Trotz hat die SPD der letzten GroKo ziemlich viele Stempel aufdrücken können: Mindestlohn, Mütterrente, Regulierung der Zeitarbeit, Mietpreisbremse, Ehe für alle, Rente mit 63, Frauenquote... Natürlich kann man immer noch klagen, was alles nicht umgesetzt wurde. Trotzdem lesen sich die Ergebnisse der letzten GroKo um einiges sozialdemokratischer, als was Rot-Grün zuletzt umgesetzt hatten.

    Tatsächlich, das stimmt.


    Es verwundert (schon immer), weshalb die SPD ihre eigenen Erfolge sich selbst nicht richtig kommunizieren kann. Der übliche Spruch der Medien: "Die Partei kann sich nicht gut verkaufen" ist leider zu platt, es geht nicht darum, Billigware eines Ramsch-Ladens jemand Naivem anzudrehen (ein Aroma, das das Wort verkaufen leider verstömt)


    Medien spielen für die SPD als GEFAHR eine größere Rolle als für die CDU, weil die besseren demokratischen Strukturen und Prozesse der SPD mehr Möglichkeiten zur "Bericht"erstattung und damit Manipulation bieten. Das kann man im Moment wieder beobachten - bei der JuSo Diskussion in Leipzig stand die Phalanx der Presse hinten und wartete (nur) auf Ätzereien gegen Schulz, die nirgends stattfanden. Als nichts kam, wurden einzelne Diskutanten oder Teilnehmer von Pressevertretern direkt angepiekst zum Thema Personal. Einer der wenigen guten Artikel dazu zeigt auch das: SPD: Keine Personaldebatten |****ZEIT ONLINE


    Die CDU kennt solche Diskussions-Prozesse nicht. Bis heute ist es in der CDU üblich, dass Entscheidungsprozesse von oben kommend in Hinterstuben abgenickt werden und dann wirklich nur noch der eigenen Gefolgschaft verkauft werden. Das geht viel glatter und weniger hämisch über die Bühne. Auch jetzt wieder: Obwohl die sonst gefügige Kundschaft der CDU für ihre Verhältnisse schon recht unruhig reagiert, bietet sie den Medien nicht so viel Futter und Interpretationsspielraum.


    Das Wahlvolk ist immer weniger zu verstehen.
    Meinen die Abwanderer aus SPD und CDU tatsächlich, die AfD würde ihnen Breitbandkabel in abgehängte Gebiete legen und sie von der GEZ befreien?


    Am einfachsten zu deuten ist einer der Konflikte in der Seele von SPD_Arbeitnehmern alter Klasse: Arbeitsplätze in Kurdenmord-Rüstung und bei Diesel-Betrügern sind dennoch Arbeitsplätze - erst kommt das Essen auf dem Tisch und dann die Moral.


    Die Jugend der SPD macht sich ganz andere und berechtigte Sorgen. Ihre NoGroko Bewegung habe ich lange Zeit unterstützt. Und die Ergebnisse im Personalbereich der GroKo gehen teils gar nicht, Martin Schulz mit dem politischen Gefühl einer Dampfwalze und dem Hang zu maßloser Übertreibung in seinen langweiligen Reden ist völlig fehl auf dem Posten des Außenministers. Definitiv eine Verklappung ausgedienter Größen, ebenso wie ein Horst Seehofer auf dem Posten des Innenministers. Der ist dort sogar richtig gefährlich!


    Nimmt man aber wirklich mal die Personalien raus (bin nicht sicher, ob das geht), dann sind die Verhandlungsinhalte nicht schlecht. Erreicht wurden sie aber auch nur, WEIL im Hintergrund die NoGroKo Bewegung so erfolgreich agiert hatte.


    Ob sie umgesetzt werden (Breitbandkabel zum 7. Mal auf Top 1) hängt dann aber wieder ab davon, welches Personal sie umsetzten soll. Hendricks als Umweltministerin ist inhaltlich gut, aber wenig durchsetzungsfähig. Barley (für Familien gesetzt) kenne ich noch nicht. Heiko Maas in der Justiz? Wenig klares Profil, wenig durchsezungsfähig. Trotzdem, vielleicht hat er sich jetzt eingearbeitet.


    Mal den 4.März abwarten. Zuvor kann ja jeder rausgehen und mitdiskutieren, kann die SPD-Mitglieder seiner Nachbarschaft besuchen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Jeder kann etwas dafür tun, dass seine eigene Meinung sich tatsächlich am 4.März abbildet. Nur nicht schimpfen, das hilft nie.