Die Politik ist tot, es lebe die Politik! - kleiner politischer Frühschoppen, Live-Ticker, Austicker und was man sonst noch so zur Meinungsbildung braucht - oder auch nicht...

  • Konkrete: Mein Sohn macht G8 an einem Gymnasium. Die Schule war und ist auf den Ganztagsbetrieb überhaupt nicht eingestellt. Es gibt keine Mensa (Platzgründe) und der mittägliche Besuch in einem Imbiss ist ihm verwehrt, weil er das Schulgelände nicht verlassen darf. So kauft er sich dann vor der Schule was beim Bäcker. Gesund geht anders.


    Ach Göttchen, dein armer Sohn, ich leide mit ihm.....:p
    Schick ihn doch mal zu Schulen, die in der Nähe von Favelas in Rio sind. Da hat er dann Eierschaukeln, denn die Schule fällt jetzt öfter aus wegen konstanten Schusswechseln.....,
    Zum Bäcker kann er da auch gehen, falls der nicht gerade übefallen wird:teufelgrins:

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

    Einmal editiert, zuletzt von charles bukowski ()

    • Offizieller Beitrag

    Neben der Rückkehr zu G9 finde ich es gut, dass immer mehr Bundesländer dieses unsägliche "Schreiben nach Hören" in den ersten beiden Grundschulklassen wieder abschaffen. Welches Professor-Genie auch immer da der Meinung war, dass das eine gute Idee gewesen wäre.

  • Zitat

    Ach Göttchen, dein armer Sohn, ich leide mit ihm.....:p
    Schick ihn doch mal zu Schulen, die in der Nähe von Favelas in Rio sind. Da hat er dann Eierschaukeln, denn die Schule fällt jetzt öfter aus wegen konstanten Schusswechseln.....,
    Zum Bäcker kann er da auch gehen, falls der nicht gerade übefallen wird:teufelgrins:

    Wie lang und oft möchtest Du uns (bzw. mich, die anderen sind mir Wurst) noch mit Deiner "Komm doch mal nach Brasilien, hier ist alles viel schlimmer" Schallplatte erfreuen? :rolleyes:

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Neben der Rückkehr zu G9 finde ich es gut, dass immer mehr Bundesländer dieses unsägliche "Schreiben nach Hören" in den ersten beiden Grundschulklassen wieder abschaffen. Welches Professor-Genie auch immer da der Meinung war, dass das eine gute Idee gewesen wäre.


    Wiso: Wa doch aine gute Ide, da kan man dan aoch nich mea so fiel valsch machn. Isi ab jor laif!

  • Die Entschleunigung im Bildungssystem führt imho u.a. dazu, dass in meinem Unternehmen das Durchschnittsalter der Bewerber zum dualen Studium bei 23 Jahren liegt.
    Mein Sohn hat auch G8 absolviert - nach seinem Bekunden war es nicht "stressig", sogar seine verbleibende freie Zeit konnte er noch entsprechend gestalten und Freundschaften pflegen. By the way - von 74 Mitschülern in seinem Jahrgang haben nur drei die Abschlussprüfung nicht bestanden. Das finde ich jetzt nicht soooo schlecht für Baden-Württemberg.


    Zum Thema Essen in der Schule:
    Auch bei meinem Sohn war die Mensa stets überfüllt und nach seinen Aussagen das Essen zudem grauenhaft.
    Morgens zum Bäcker? Warum das denn? Wir haben unserem Sohn morgens die gute alte Stulle geschmiert, etwas Obst und/oder Rohkost eingepackt.
    Nahrhaft, zudem günstiger als beim Bäcker und auch ich muss bis zum Abendessen auf eine warme Mahlzeit verzichten... lässt sich aber durchaus verkraften wie ich finde.


    "Schneller mit der Schule fertig zu sein ist für sich alleine kein Mehrwert."
    Finde ich schon - sind doch dann früher Rentenbeitragszahler (okay, ist jetzt nicht ganz so ernst gemeint ;)

  • "Schneller mit der Schule fertig zu sein ist für sich alleine kein Mehrwert."
    Finde ich schon - sind doch dann früher Rentenbeitragszahler (okay, ist jetzt nicht ganz so ernst gemeint ;)


    Ich denke, dieser Gedanke, den du hier mit einem Augenzwinkern vorträgst, spielte da durchaus eine Rolle. Eher rein in den Beruf und später raus aus dem Beruf. Mag aus Sicht der Rentenkasse positiv sein, aber ist das auch für den Menschen gut, wenn man ihn nur noch als Rädchen im kapitalistischen Getriebe begreift, welches sich schön lange drehen soll.


    Was die Schulwirklichkeit unter G8 angeht, ist der Nachmittagsunterricht noch das geringste Problem. Für mich hat vor allem die Nachhaltigkeit des Lernens gelitten.
    Den Schülern wurde ein ganzes Schuljahr geklaut. Die Lehrpläne wurden aber vergleichsweise wenig reduziert, so dass nun mehr Stoff innerhalb kürzerer Zeit gelernt werden muss.
    Rein notentechnisch kriegen das die meisten Schüler noch ganz gut hin. Aber mein Eindruck ist, dass oft nur noch für die nächste Klausur gepaukt wird, dass teilweise durch Themenkomplexe gehastet wird und es oft einfach an Zeit fehlt, damit aus Kenntnisse auch Erkenntnisse werden, damit sich Gelerntes "setzen" kann und sich aus vielen Einzelaspekten ein großes Bild formt.


    Dazu kommt das Problem, dass die immer jüngeren Abiturienten anscheinend immer weniger selbständig sind. Es wird berichtet, dass es heute an vielen Universitäten auch Einführungsveranstaltungen für Eltern gibt. So etwas wäre vor 25 Jahren, als ich mit dem Studium anfing, undenkbar gewesen. Die Aufnahme des Studiums, die unmittelbare Klärung von Fragen zur Studienordnung oder Immatrikulation - das alles haben die Studenten früher selbstverständlich alleine geregelt. Abitur stand für "Reifeprüfung" und damit auch für eine gewisse Autonomie. Als ich mit dem Studium begann, war ich 21 Jahre alt. Durch die Verkürzung der Schulzeit, den Wegfall von Wehr- und Zivildienst und gegebenenfalls eine frühere Einschulung sind manche Studienanfänger heute nicht einmal volljährig.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

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    Ein Schlag in die Fresse"

  • Wie lang und oft möchtest Du uns (bzw. mich, die anderen sind mir Wurst) noch mit Deiner "Komm doch mal nach Brasilien, hier ist alles viel schlimmer" Schallplatte erfreuen? :rolleyes:


    Solange ich die Schallplatte hören muss, wie schrecklich doch alles in Deutschland ist....:p:teufelgrins:

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Es mag Dich mit erstaunen, vielleicht auch ein Stück weit mit Neid erfüllen, aber es liegt nun mal in der Natur der Sache, dass sich der Menschen Probleme lokal unterscheiden. Und warum müssen hier erst brasilianische Verhältnisse herrschen (die nach deiner Aussage viel schlimmer sind) bevor man sich darüber aufregt? Und überhaupt, welche Relevanz hat Brasilien für die Mehrzahl der Forenbesucher? Außer Dir wohnt dort ausm Forum niemand, es ist also weder zielführend noch in irgendeiner Weise logisch, Brasilien als Problemmaßstab zu verwenden.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Das mag sein HERMA, aber diese "Jammerkultur" in Deutschland ist tatsächlich unerträglich...

    • Offizieller Beitrag

    Was mich stört, ist eigentlich eher die Beobachtung, dass man heute seine politische Präferenz kaum noch öffentlich nennen kann, weil man in vielen Fällen sofort ein negatives Feedback bekommt.


    Meinem Eindruck stehen Menschen, die von ihrer politischen Präferenz fest überzeugt sind, über solchem "negativen Feedback". (Wobei sich die Frage stellt, ab wann Feedback denn nun "negativ" ist).


    Zitat

    Wenn ich alleine in diesen Thread gucke, dann sind für einige die Nichtwähler Feinde der Demokratie. Die Wähler der AfD sowieso. Und jetzt werden von einigen auch noch diejenigen zu Demokratiefeinden erklärt, die eine Satire-Partei wählen.


    Während mir das Wort "Feinde" missfällt, stehe ich doch dazu, dass ich die genannten Fälle für (in verschiedenen Abstufungen) demokratieschwächend halte. Gründe sind oben nachzulesen.


    Zitat

    Dabei machen alle diese Menschen nur von dem Recht Gebrauch, welches ihnen die Verfassung garantiert. Nämlich eine der zur Wahl antretenden Parteien zu wählen. Oder eben nicht. In einer Demokratie sollte dies möglich sein. Und es sollte eigentlich auch möglich sein, dass man ohne Angst vor blöden Reaktionen sagen kann, wen man wählt.
    Leider ist das aktuell nicht so.


    Stimmt. Wenn sich hier jemand beispielsweise als Merkel-Wähler(in) outen würde, müsste er/sie sich darauf einrichten, dass hier irgendjemand seine "Merkel ist ja so scheiße und überhaupt an allem seit dem Niedergang des Pharaonentums schuld"-Platte auflegt. :D



    Kommen wir zu etwas anderem:


    Zitat

    Erstens bin ich rein "philosophisch" eher für Entschleunigung als für Beschleunigung. Zum Lernen gehört auch das Reifen. Zweitens habe ich nie verstanden, warum man G8 eingeführt hat. Es gab dafür schlicht keine Notwendigkeit. Deutschland hat ein hervorragendes Schul- und Ausbildungssystem, um das uns viele Länder beneiden. Schneller mit der Schule fertig zu sein ist für sich alleine kein Mehrwert.


    Wenn die Schulbildung von Otto Normalschüler nach zwölf Jahren genauso gut ist wie nach dreizehn, dann hieße es die Lebenszeit der Schüler zu verschwenden, indem man sie ein weiteres Jahr an der Schule behält. Klar: Immer gesetzt den Fall, dass die Rahmenbedingungen stimmen.
    Die Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre bedeutet wohlwollend formuliert: "eine Straffung und Streichung überflüssiger Inhalte". Kritischer formuliert, wird das, was am Gymnasium gelehrt wird, auf das Nötig(st)e reduziert. Meinem Eindruck nach wird vor allem gestrichen, "was man im Berufsleben sowieso nie braucht"; dahinter stehen vermutlich Arbeitgeberinteressen. Das halte ich für sträflich falsch. Das Gymnasium soll in erster Linie auf ein Hochschulstudium vorbereiten - viele Abiturienten werden gar nicht unmittelbar in "das Berufsleben" eintreten. Des weiteren hat das Gymnasium* auch den Auftrag, die Schüler zu bilden. Zu bilden. Nicht: Auszubilden. Bildung heißt auch: Mehr zu wissen als man unbedingt braucht. Bildung heißt auch: Befähigung, über den Tellerrand zu schauen, zu wissen, dass es einen Teller gibt und einen Tellerrand, über den man schauen kann. Das geht wahrscheinlich besser in 9 als in 8 Jahren Gymnasium.



    Am Rande bemerkt: Die Diskussion um G8 und G9 ignoriert ganz und gar die Realschulen, Hauptschulen, Mittelschulen ... halt alle Schulformen außer dem Gymnasium, oder, vom Status her, "unter dem Gymnasium".





    *) Übrigens nicht nur das Gymnasium, sondern alle Schulformen; wobei die anderen weiterführenden Schulen eben doch mehr Augenmerk auf eine berufsvorbereitende Wissensvermittlung richten.